Hamburg, 18 Okt. 30.

Liebe u. verehrte Frau Lie Lie! 1

Ich bin ganz bestürzt! Gestern war ich im Konzert Furtwängler, der mir sagte, daß er von Op[p]el einen Brief erhielt, in welchm stand daß Heinrich im Bett liegt? Ich bitte Sie kniefälligst mir gleich ein Wörtchen zu schreiben; die volle Wahrheit natürlich! Seien Sie mir nicht böse, daß ich es verlange. Er ist ein Stück von meiner Welt. Es bleibt Ihnen noch viel, wenn Sie auch mit mir teilen.

Ich hoffe auf gutes. Denn schon an mir weiß ich, daß die Jahre sich melden. Man muß an seinen Leib denken, dann geht es wieder. Tut er es genügend? Ich fürchte daß er nicht einsieht, daß Leibesfrische nicht Schritt halten kann mit Geistesfrische. Also bitte um Nachricht! Grüßen Sie H. so recht von mir!!!


Ihr getreuester
[signed:] M Violin

© Transcription William Drabkin, 2013


Hamburg October 18, 1930

Dear and most honored Lie-Lie, 1

I am crestfallen! Yesterday I was at Furtwängler's concert; he told me that he had a letter from Oppel which said that Heinrich is lying in bed? I beg of you, on my knees, to send me a line immediately; the whole truth, of course! Do not be angry with me for demanding this. He is a part of my life. There will still be much left for you, even if you share him with me.

I hope for good news. For I know from my own experience that the years take their toll. One must think of one's body, then things go well again. Does he do this sufficiently? I fear that he does not realize that freshness of body cannot keep pace with freshness of mind. Therefore, please send news. Give Heinrich my best greetings!!!


Your most faithful
[signed:] M Violin

© Translation William Drabkin, 2013


Hamburg, 18 Okt. 30.

Liebe u. verehrte Frau Lie Lie! 1

Ich bin ganz bestürzt! Gestern war ich im Konzert Furtwängler, der mir sagte, daß er von Op[p]el einen Brief erhielt, in welchm stand daß Heinrich im Bett liegt? Ich bitte Sie kniefälligst mir gleich ein Wörtchen zu schreiben; die volle Wahrheit natürlich! Seien Sie mir nicht böse, daß ich es verlange. Er ist ein Stück von meiner Welt. Es bleibt Ihnen noch viel, wenn Sie auch mit mir teilen.

Ich hoffe auf gutes. Denn schon an mir weiß ich, daß die Jahre sich melden. Man muß an seinen Leib denken, dann geht es wieder. Tut er es genügend? Ich fürchte daß er nicht einsieht, daß Leibesfrische nicht Schritt halten kann mit Geistesfrische. Also bitte um Nachricht! Grüßen Sie H. so recht von mir!!!


Ihr getreuester
[signed:] M Violin

© Transcription William Drabkin, 2013


Hamburg October 18, 1930

Dear and most honored Lie-Lie, 1

I am crestfallen! Yesterday I was at Furtwängler's concert; he told me that he had a letter from Oppel which said that Heinrich is lying in bed? I beg of you, on my knees, to send me a line immediately; the whole truth, of course! Do not be angry with me for demanding this. He is a part of my life. There will still be much left for you, even if you share him with me.

I hope for good news. For I know from my own experience that the years take their toll. One must think of one's body, then things go well again. Does he do this sufficiently? I fear that he does not realize that freshness of body cannot keep pace with freshness of mind. Therefore, please send news. Give Heinrich my best greetings!!!


Your most faithful
[signed:] M Violin

© Translation William Drabkin, 2013

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/4, p. 2526 (October 20, 1930): "Von Floriz (Brief an Lie-Liechen): hat von Furtwängler (Oppel!) erfahren, ich sei krank, bittet umgehend um Nachricht! Ein rührend gehaltener Brief!" ("From Floriz (letter to Lie-Liechen): he has heard from Furtwängler (via Oppel!) that I am unwell, asks immediately for news! A touchingly written letter!")