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OJ 15/16, [73] - Handwritten letter from Weisse to Schenker, dated April 7, 1931
vielen Dank für Ihre Einladung, 2 der ich aber leider nicht folge leisten kann. Die Vorträge, die ich gehalten habe, 3 haben mir das zweifelhafte Vergnügen eingetragen, in die Kurie der Privatmusiklehrer berufen zu werden und da ist grade Donnerstag eine Sitzung, von der ich nicht fern bleiben kann. Ich muss also Sonntag vormittag, etwa gegen ½10, wenn es Ihnen recht ist, kommen. 4 Wegen Furtwängler möchte ich Sie dringend bitten, mit dem Schreiben zu warten. Und zwar aus folgendem Grunde: {2} Fällt seine Antwort negativ aus, so ist mir die Möglichkeit gegeben, ihm noch andere Vorschläge zu machen, was Sie ja in Ihrer eigenen An Ggelegenheit nicht machen können. Ich mag das nicht gern zu Papier bringen, bin aber durchdrungen davon, dass Sie mir Recht geben werden, wenn Sie sich die Sache überlegen. Übrigens hat F. versprochen[,] die Sache gleich nach seiner Figaro Aufführung in Angriff zu nehmen; die Antwort erwarte ich im Laufe der Woche. Ist sie bis Sonntag nicht eingelangt, können wir gemeinsam alles weitere besprechen. Für die Karte für Dr. Salzer danke ich einstweilen herzlich, denn Dr. Salzer weilt noch tief im Süden und kommt erst in zwei Wochen zurück. {3} Ich grüsse Sie beide aufs Herzlichste und komme also Sonntag! © Transcription William Drabkin, 2008 |
Many thanks for your invitation, 2 which I am, regrettably, unable to accept. The lectures that I gave 3 have had as a consequence the dubious pleasure of being summoned by the Curia of private music teachers, and on that very Thursday there is a session that I cannot miss. I must therefore come on Sunday morning, towards half past nine, if that is all right with you. 4 With regard to Furtwängler might I urgently request that you put off sending your letter, for the following reason: {2} If his answer is negative, I still have the possibility of making other suggestions to him, which is something you cannot do in your own capacity. I do not want to set this down in writing, but am convinced that, when you consider the matter, you will think me right. Moreover, F. has promised to get to the matter immediately after his performance of Figaro ; I expect the answer in the course of the week. If it has not arrived by Sunday, we can talk further over everything else when we are together. For the time being, I thank you cordially for the card for Dr. Salzer, who is still in the deep south and will not return for another two weeks. {3} I send my most cordial greetings to the two of you, and will be coming on Sunday! © Translation William Drabkin, 2008 |
vielen Dank für Ihre Einladung, 2 der ich aber leider nicht folge leisten kann. Die Vorträge, die ich gehalten habe, 3 haben mir das zweifelhafte Vergnügen eingetragen, in die Kurie der Privatmusiklehrer berufen zu werden und da ist grade Donnerstag eine Sitzung, von der ich nicht fern bleiben kann. Ich muss also Sonntag vormittag, etwa gegen ½10, wenn es Ihnen recht ist, kommen. 4 Wegen Furtwängler möchte ich Sie dringend bitten, mit dem Schreiben zu warten. Und zwar aus folgendem Grunde: {2} Fällt seine Antwort negativ aus, so ist mir die Möglichkeit gegeben, ihm noch andere Vorschläge zu machen, was Sie ja in Ihrer eigenen An Ggelegenheit nicht machen können. Ich mag das nicht gern zu Papier bringen, bin aber durchdrungen davon, dass Sie mir Recht geben werden, wenn Sie sich die Sache überlegen. Übrigens hat F. versprochen[,] die Sache gleich nach seiner Figaro Aufführung in Angriff zu nehmen; die Antwort erwarte ich im Laufe der Woche. Ist sie bis Sonntag nicht eingelangt, können wir gemeinsam alles weitere besprechen. Für die Karte für Dr. Salzer danke ich einstweilen herzlich, denn Dr. Salzer weilt noch tief im Süden und kommt erst in zwei Wochen zurück. {3} Ich grüsse Sie beide aufs Herzlichste und komme also Sonntag! © Transcription William Drabkin, 2008 |
Many thanks for your invitation, 2 which I am, regrettably, unable to accept. The lectures that I gave 3 have had as a consequence the dubious pleasure of being summoned by the Curia of private music teachers, and on that very Thursday there is a session that I cannot miss. I must therefore come on Sunday morning, towards half past nine, if that is all right with you. 4 With regard to Furtwängler might I urgently request that you put off sending your letter, for the following reason: {2} If his answer is negative, I still have the possibility of making other suggestions to him, which is something you cannot do in your own capacity. I do not want to set this down in writing, but am convinced that, when you consider the matter, you will think me right. Moreover, F. has promised to get to the matter immediately after his performance of Figaro ; I expect the answer in the course of the week. If it has not arrived by Sunday, we can talk further over everything else when we are together. For the time being, I thank you cordially for the card for Dr. Salzer, who is still in the deep south and will not return for another two weeks. {3} I send my most cordial greetings to the two of you, and will be coming on Sunday! © Translation William Drabkin, 2008 |
Footnotes1 Receipt of this express letter and Schenker's reply are recorded in his diary at OJ 4/4, p. 3604, April 7, 1931: "Von Weisse (expreß Br.): werde Sonntag um ½10h kommen. [...] An Weisse (K.): erwarte ihn Sonntag." ("From Weisse (express letter): he will come on Sunday at 9:30. [...] To Weisse (postcard): I expect him Sunday."). 2 Schenker's invitation is not known to survive. 3 Weisse's lectures at the Society for Music Pedagogy in Vienna, given on February 4, 18 and 25, 1931.
4 The visit is
recorded in Schenker's diary at OJ 4/4, p. 3605, April 12, 1931: "Weisse von
¾10–½12h; er versichert, daß Furtwängler sein Wort
halten werde! Ich bringe den Schaden zur Sprache, den sein Abgang der Sache bringt, sein
Platz ist verweist. Ich frage, ob eine Annonçe zu einem Resultat führen würde, ich würde
dann selbst den Platz behaupten, denn die Unverbundenheit aller mich angehenden Plätze ist
schon an sich ein großer Nachteil, wie sich das z. B. gleich an den Urlinie-Blättern
erweist. Weisse schlägt mir vor, vier Schüler seines Seminars zu übernehmen, die auch bei
der Niederschrift der Blätter behilflich sein könnten, wofür er aber die Begünstigung
fordert, die Urlinie-Blätter aus erster Hand zu bekommen u. sie erst dann an Floriz zu
leiten. Schließlich wenden wir uns dem Thema Bruckner zu u. wieder bemerke ich die
Hilflosigkeit u. Unsicherheit. Sind nun mit dieser Unterredung die Kämpfe an allen Fronten
zuende, die ich von Qualen aller Art Verfolgter bis jetzt auszutragen hatte?"
5 On p. 4, otherwise blank, Schenker has written "Dienst 106." |