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OJ 5/38, [22] - Handwritten letter from Heinrich to Wilhelm Schenker, dated February 11, 1926
Vielen Dank für Deinen l. Brief. 2 Zunächst einmal ließ ich Dir durch die Kunsthandlung Artaria das Bild 3 sowie die Plakette 4 von mir übersenden. Nimm beide freundlich auf! Gewiss sind diese Stücke Zeichen einer gewissen allgemeinen Anerkennung, doch darfst du nicht glauben, daß ich nach Ruhm strebe. Ich bin glücklich in meiner Aufgabe, in meiner Pflicht gegenüber der Kunst u wann der Ruhm mitkommt, so geschieht das von selbst ohne mein Zutun. Der Nichtruhm sch würde meine Freude an die Musik nicht schmälern, {2} u. der Ruhm tut auch nichts dazu. Nicht einmal Geld. Aber wenn wir zu essen haben, was fragen wir auch Geld! Übrigens geht es jetzt etwas besser als in den beiden verflossenen Jahren. Neue Schüler sind da u. ich verdiene eben mehr, kann also auch für spätere Tage etwas zurücklegen. Über die Bilder erzähle ich mehr, bis du zu uns kommst. Auch über den Radio Apparat möchte ich mit Dir unterhalten. Hast Du jemand, der dir den Apparat aufstellen könnte? Das Ohrensausen wird nicht schlechter durch den Apparat. Ich litt ja entsetzlich darunter, habe {3} es aber schon seit geraumer Zeit verloren, nur wenn ich (in den Stunden) viel spreche oder sonst eine große Aufregung erlebe, kommt es wieder für kurze Zeit. Es würde mir eine Freude machen, dir einen Apparat zu verehren, wenn ich nur wüsste, ob ihn dir jemand ihn aufstellen kann. Wenn du in Wien bist, besprechen u. ordnen wir diese Angelegenheit. Augenblicklich hört der ganze III Bezirk etwas schlechter, aber das wird sich hoffentlich geben. Du könntest leichte, leichteste Musik hören, Vorträge, usw. usw. {4} Vergiß nur nicht zu kommen! Bald erscheint ein neues Werk von mir. 5 Wir arbeiten inzwischen schon an einem neuen. LieLiechen hat wieder 4 Kg verloren vor lauter Plage u. Küche, Haus u. an meinen Arbeiten. Ich sehe das nicht gern, u. bestehe darauf, daß sie mehr ißt. Meine letzten beiden Analysen waren sehr erfreulich: 0 Zucker, 0 Aceton. Jetzt habe ich vielleicht wieder eine Kleinigkeit (Arbeit, Arbeit!), aber das gibt sich wieder. Vergiß nicht zu kommen! Und – schreibe recht bald. © Transcription William Drabkin, 2024 |
Many thanks for your kind letter. 2 First and foremost, I have had the picture 3 as well as the medallion 4 sent from me to you through the art dealer Artaria. Kindly accept both! These pieces are surely a sign of a certain general recognition, but you ought not to believe that I am pursuing fame. I am content in my mission, in my obligation vis-à-vis art, and if fame follows, it happens on its own, without my help. The lack of fame would not diminish my joy in music, {2} and fame doesn’t add anything to it. Not even money. But if we have something to eat, why are we asking for money too! By the way, things are now somewhat better than in the past two years. New students have come and I am simply earning more, can thus put away something for future times. I will tell more about the pictures when you come to us. I also want to talk to you about the radio. Do you have anyone who could set it up for you? The aural whooshing won’t worsen because of the radio. I suffered terribly from it, {2} but got rid of it some time ago. It returns for a short time only when (in lessons) I speak a lot or otherwise experience great excitement. It would bring me joy to honor you with a radio if I only knew whether someone could set it up for you. When you are in Vienna, let’s discuss and arrange the matter. At the moment, listening in the entire third district is somewhat worse, but that will hopefully soon resolve itself. You could listen to light music, the most popular music, lectures, etc., etc. {4} Just don’t forget to come! A new work of mine will soon appear. 5 In the meantime, we’re already working on a new one. LieLiechen has lost an additional 4 kilograms from pure hard work and kitchen duty, housework, and my projects. I don’t like seeing that and insist that she eat more. My last two blood tests were very gratifying: 0 sugar, 0 acetone. Now, I perhaps again have a little bit (work, work!), but that will again take care of itself. Don’t forget to come! And – write really soon. © Translation Lee Rothfarb, 2024 |
Vielen Dank für Deinen l. Brief. 2 Zunächst einmal ließ ich Dir durch die Kunsthandlung Artaria das Bild 3 sowie die Plakette 4 von mir übersenden. Nimm beide freundlich auf! Gewiss sind diese Stücke Zeichen einer gewissen allgemeinen Anerkennung, doch darfst du nicht glauben, daß ich nach Ruhm strebe. Ich bin glücklich in meiner Aufgabe, in meiner Pflicht gegenüber der Kunst u wann der Ruhm mitkommt, so geschieht das von selbst ohne mein Zutun. Der Nichtruhm sch würde meine Freude an die Musik nicht schmälern, {2} u. der Ruhm tut auch nichts dazu. Nicht einmal Geld. Aber wenn wir zu essen haben, was fragen wir auch Geld! Übrigens geht es jetzt etwas besser als in den beiden verflossenen Jahren. Neue Schüler sind da u. ich verdiene eben mehr, kann also auch für spätere Tage etwas zurücklegen. Über die Bilder erzähle ich mehr, bis du zu uns kommst. Auch über den Radio Apparat möchte ich mit Dir unterhalten. Hast Du jemand, der dir den Apparat aufstellen könnte? Das Ohrensausen wird nicht schlechter durch den Apparat. Ich litt ja entsetzlich darunter, habe {3} es aber schon seit geraumer Zeit verloren, nur wenn ich (in den Stunden) viel spreche oder sonst eine große Aufregung erlebe, kommt es wieder für kurze Zeit. Es würde mir eine Freude machen, dir einen Apparat zu verehren, wenn ich nur wüsste, ob ihn dir jemand ihn aufstellen kann. Wenn du in Wien bist, besprechen u. ordnen wir diese Angelegenheit. Augenblicklich hört der ganze III Bezirk etwas schlechter, aber das wird sich hoffentlich geben. Du könntest leichte, leichteste Musik hören, Vorträge, usw. usw. {4} Vergiß nur nicht zu kommen! Bald erscheint ein neues Werk von mir. 5 Wir arbeiten inzwischen schon an einem neuen. LieLiechen hat wieder 4 Kg verloren vor lauter Plage u. Küche, Haus u. an meinen Arbeiten. Ich sehe das nicht gern, u. bestehe darauf, daß sie mehr ißt. Meine letzten beiden Analysen waren sehr erfreulich: 0 Zucker, 0 Aceton. Jetzt habe ich vielleicht wieder eine Kleinigkeit (Arbeit, Arbeit!), aber das gibt sich wieder. Vergiß nicht zu kommen! Und – schreibe recht bald. © Transcription William Drabkin, 2024 |
Many thanks for your kind letter. 2 First and foremost, I have had the picture 3 as well as the medallion 4 sent from me to you through the art dealer Artaria. Kindly accept both! These pieces are surely a sign of a certain general recognition, but you ought not to believe that I am pursuing fame. I am content in my mission, in my obligation vis-à-vis art, and if fame follows, it happens on its own, without my help. The lack of fame would not diminish my joy in music, {2} and fame doesn’t add anything to it. Not even money. But if we have something to eat, why are we asking for money too! By the way, things are now somewhat better than in the past two years. New students have come and I am simply earning more, can thus put away something for future times. I will tell more about the pictures when you come to us. I also want to talk to you about the radio. Do you have anyone who could set it up for you? The aural whooshing won’t worsen because of the radio. I suffered terribly from it, {2} but got rid of it some time ago. It returns for a short time only when (in lessons) I speak a lot or otherwise experience great excitement. It would bring me joy to honor you with a radio if I only knew whether someone could set it up for you. When you are in Vienna, let’s discuss and arrange the matter. At the moment, listening in the entire third district is somewhat worse, but that will hopefully soon resolve itself. You could listen to light music, the most popular music, lectures, etc., etc. {4} Just don’t forget to come! A new work of mine will soon appear. 5 In the meantime, we’re already working on a new one. LieLiechen has lost an additional 4 kilograms from pure hard work and kitchen duty, housework, and my projects. I don’t like seeing that and insist that she eat more. My last two blood tests were very gratifying: 0 sugar, 0 acetone. Now, I perhaps again have a little bit (work, work!), but that will again take care of itself. Don’t forget to come! And – write really soon. © Translation Lee Rothfarb, 2024 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker’s diary for February 11, 1926: “An Wilhelm (Br.): zur Sendung; trage ihm auch einen Rf.-Apparat an.” (“To Wilhelm (letter): on the package I sent; I also offer him a radio.”). 2 Schenker’s diary entry for January 23 records the receipt of a letter from his elder brother: “Von Wilhelm (Br.): Lisl Schenker zahlt für Karli monatlich 70 Schilling; verspricht seinen Besuch.” (“From Wilhelm (letter): Lisl Schenker is paying 70 shillings a month for Karli; he promises to visit.”). 3 A mezzotint portrait of Schenker, made by Viktor Hammer in 1925. 4 A small bronze medallion of Schenker, designed and engraved by Alfred Rothberger in the first months of 1925. 5 Das Meisterwerk in der Musik , vol. I (Munich: Drei Masken Verlag, 1925), released on June 21, 1926 (OC 54/90). |
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Commentary
Digital version created: 2024-06-15 |