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17. II. 33

Mein lieber Herr van Hoboken ! 1

Endlich eine Nachricht, 2 danke herzlichst!

Haben Sie auch Trübes zu melden, so überwiegt schließlich doch Freudiges, Allerfreudigstes, dessen wir uns auch hier freuen, für Sie u. Frl. Boy! Sie wiederzusehen, wird mir eine große Freude sein, fehlen Sie mir doch in so vielen Dingen ‒ Sie dürfen erröten u. wie eine Jungfrau lispeln: „Mir hat das noch Niemand gesagt!“ -‒ vor Allem als das schöne Echo in Musiksachen, auch sonst im Hin u. Her der außermusikalischen Gedanken.

{2} Danke der Nachfrage wegen Kalmus . Wenn man ihm Glauben schenken darf, ist das Brahms-Stück schon in der Druckerei, also in Sicht. Er hat mich u. Prof. Deutsch hineingelegt: zuerst hat er sich als selbstzahlender Verleger geriert, u. machte die Bestellung auf die umfassendere Fassung; als ich diese einschickte, meinte er ‒ Hertzka redivivus ‒, er könne die Kosten nicht aufbringen. Uns blieb nichts übrig, als in den Vertrag zu beißen, wenn die Arbeit auch für den „fr. S.” gerettet werden sollte. Trotzdem er nur Kommissionär ist, hat er 70% für sich verlangt, Deutsch ist es gelungen, ihn auf 60% zu setzen, oben im Vertrag heißt es 1200 S, dazu eine Fußnote: „* bis 1300S.“! {3} Es versteht sich, daß die Kosten des Brahms-Stückes von denen des „fr. S.” in Abzug zu bringen sind. Wenn es Ihnen Mühe machen sollte, den Betrag flüssig zu machen, so lege ich ihn inzwischen selbst aus. Viel Intrigue gab es dabei, u. gibt es vielleicht noch jetzt. Es wird sich zeigen!

Bezüglich des „fr. S.,” dessen Sie erwähnen, bestätigen sich meine Erfahrungen von den früheren Bänden: unter 2 Jahren ist ein solcher Band nicht herauszubringen; bringe ich schon das Mscpt in den nächsten Monaten, spätestens im Sommer zu Ende, so nimmt der Druck das 2. Jahr in Anspruch, ich glaube nicht, daß Sie vor 1935 Veranlassung haben werden, Ihre Güte an dem Werk zu betätigen!

Ein Kuriosum sei angemerkt: Vom „großen Brockhaus“ (Lexikon) erhielt ich gestern eine Anfrage, {4} wo der „fr. S.” erscheine, von der „U.E.“ erhalte sie, die Redaktion, die Mitteilung, dass der III. Bd. nicht bei ihr erscheine. Über den Ausgang, den ich selbst noch nicht kenne, erzähle ich Ihnen, wenn Sie in Wien sind. Möglich, daß ich wieder zu Cotta 3 gehe.

Marx hat sich in seiner Naivität eine „Hmlehre“ von mir in gekürzter Fassung so vorgestellt: Vorn auf 100 S. „Schenker“-Text, hinten aber seinen gewohnten Schul- [illeg. word] Stöhr “: 4 Aufgaben“!!! Ich habe abgebrochen. Da haben Sie doch etwas zum Lachen, das ganz gewiß zur Kur gehört.

Noch etwas: Soweit ich orientiert bin, steht Ihr Jahrb. II auf 149 Ex. ‒ Prof. D. dürfte vielleicht nicht mehr in der Lage sein, Ihnen den Stand zu melden ‒ (Jb I 190, Jb III 60). 5

Nun aber genug. Danke nochmals für die Nachricht u. die Freuden, die Sie in Aussicht stellen! Beste Wünsche u. Grüße Ihnen u. Frl. Boy von uns Beiden.


Ihr
[signed:] H Schenker

© Transcription John Rothgeb and Heribert Esser, 2017


February 17, 1933

My dear Mr. van Hoboken, 1

A report at last, 2 warmest thanks!

Although you have sad news as well, in the end it is the joyous, completely joyous news that predominates and that we here celebrate as well, for you and Miss Boy! To see you again will give me great pleasure, as I do miss you in so many things – you may redden and murmur like a maiden: "nobody ever said that to me before!" – most of all the beautiful echo in musical matters, also in the back-and-forth of the musical ideas.

{2} Thank you for your inquiry regarding Kalmus. If one can grant him credence, the Brahms study is already at the printer, thus imminent. He hoodwinked Prof. Deutsch and me: first he represented himself as a paying publisher and placed the order for the more comprehensive version; when I sent the latter in, he said – Hertzka all over again – that he wouldn't be able to raise the money to cover the costs. There remained nothing left for us but to swallow the contract whole, if the work was to be salvaged for Free Composition as well. Although he is but a commissioning agent, he wanted 70% for himself; Deutsch succeeded in reducing his share to 60%, early in the contract it says 1,200 shillings, with an added footnote: "* up to 1,300 shillings."! {3} Of course, the costs of the Brahms study are to be subtracted from those of Free Composition . In case it will be a hardship for you to make the payment, I will for the present disburse it myself. There was and perhaps may still be much intrigue around it. We'll see how it works out!

Concerning Free Composition , which you mention, my experiences with previous volumes are confirmed: such a volume cannot be produced in less than two years; if I complete the manuscript in the next months, at latest in the summer, then the printing will require two years. I do not believe that you will have cause before 1935 to provide your support for the work!

Here a curiosity: from the Grosse Brockhaus (encyclopedia) I received yesterday an inquiry {4} as to which publisher would bring out Free Composition ; the Brockhaus editors have communication from the Universal Edition that the third volume is not to be published by them. About the upshot of this, which I myself don't yet know, I will tell you when you are in Vienna. It is possible that I will go again to Cotta. 3

Marx, in his naiveté, has imagined an abridged version of a Theory of Harmony by me as follows: in front 100 pp. of "Schenker" text, but in back his usual school [illeg. word] " Stöhr ": 4 "Exercises"!!! I broke off the discussion. There, however, you have something to laugh at, which most certainly is part of the cure.

Moreover: to the extent that I am properly oriented, your Yearbook II stands at 149 copies – Prof. D. may no longer be in a position to report to you on the situation – Yearbook I 190, Yearbook III 60). 5

But enough for now. Thank you for the report and for the glad tidings that you preview! Best wishes and greetings to you and Frl. Boy.


Your
[signed:] H. Schenker

© Translation John Rothgeb and Heribert Esser, 2017


17. II. 33

Mein lieber Herr van Hoboken ! 1

Endlich eine Nachricht, 2 danke herzlichst!

Haben Sie auch Trübes zu melden, so überwiegt schließlich doch Freudiges, Allerfreudigstes, dessen wir uns auch hier freuen, für Sie u. Frl. Boy! Sie wiederzusehen, wird mir eine große Freude sein, fehlen Sie mir doch in so vielen Dingen ‒ Sie dürfen erröten u. wie eine Jungfrau lispeln: „Mir hat das noch Niemand gesagt!“ -‒ vor Allem als das schöne Echo in Musiksachen, auch sonst im Hin u. Her der außermusikalischen Gedanken.

{2} Danke der Nachfrage wegen Kalmus . Wenn man ihm Glauben schenken darf, ist das Brahms-Stück schon in der Druckerei, also in Sicht. Er hat mich u. Prof. Deutsch hineingelegt: zuerst hat er sich als selbstzahlender Verleger geriert, u. machte die Bestellung auf die umfassendere Fassung; als ich diese einschickte, meinte er ‒ Hertzka redivivus ‒, er könne die Kosten nicht aufbringen. Uns blieb nichts übrig, als in den Vertrag zu beißen, wenn die Arbeit auch für den „fr. S.” gerettet werden sollte. Trotzdem er nur Kommissionär ist, hat er 70% für sich verlangt, Deutsch ist es gelungen, ihn auf 60% zu setzen, oben im Vertrag heißt es 1200 S, dazu eine Fußnote: „* bis 1300S.“! {3} Es versteht sich, daß die Kosten des Brahms-Stückes von denen des „fr. S.” in Abzug zu bringen sind. Wenn es Ihnen Mühe machen sollte, den Betrag flüssig zu machen, so lege ich ihn inzwischen selbst aus. Viel Intrigue gab es dabei, u. gibt es vielleicht noch jetzt. Es wird sich zeigen!

Bezüglich des „fr. S.,” dessen Sie erwähnen, bestätigen sich meine Erfahrungen von den früheren Bänden: unter 2 Jahren ist ein solcher Band nicht herauszubringen; bringe ich schon das Mscpt in den nächsten Monaten, spätestens im Sommer zu Ende, so nimmt der Druck das 2. Jahr in Anspruch, ich glaube nicht, daß Sie vor 1935 Veranlassung haben werden, Ihre Güte an dem Werk zu betätigen!

Ein Kuriosum sei angemerkt: Vom „großen Brockhaus“ (Lexikon) erhielt ich gestern eine Anfrage, {4} wo der „fr. S.” erscheine, von der „U.E.“ erhalte sie, die Redaktion, die Mitteilung, dass der III. Bd. nicht bei ihr erscheine. Über den Ausgang, den ich selbst noch nicht kenne, erzähle ich Ihnen, wenn Sie in Wien sind. Möglich, daß ich wieder zu Cotta 3 gehe.

Marx hat sich in seiner Naivität eine „Hmlehre“ von mir in gekürzter Fassung so vorgestellt: Vorn auf 100 S. „Schenker“-Text, hinten aber seinen gewohnten Schul- [illeg. word] Stöhr “: 4 Aufgaben“!!! Ich habe abgebrochen. Da haben Sie doch etwas zum Lachen, das ganz gewiß zur Kur gehört.

Noch etwas: Soweit ich orientiert bin, steht Ihr Jahrb. II auf 149 Ex. ‒ Prof. D. dürfte vielleicht nicht mehr in der Lage sein, Ihnen den Stand zu melden ‒ (Jb I 190, Jb III 60). 5

Nun aber genug. Danke nochmals für die Nachricht u. die Freuden, die Sie in Aussicht stellen! Beste Wünsche u. Grüße Ihnen u. Frl. Boy von uns Beiden.


Ihr
[signed:] H Schenker

© Transcription John Rothgeb and Heribert Esser, 2017


February 17, 1933

My dear Mr. van Hoboken, 1

A report at last, 2 warmest thanks!

Although you have sad news as well, in the end it is the joyous, completely joyous news that predominates and that we here celebrate as well, for you and Miss Boy! To see you again will give me great pleasure, as I do miss you in so many things – you may redden and murmur like a maiden: "nobody ever said that to me before!" – most of all the beautiful echo in musical matters, also in the back-and-forth of the musical ideas.

{2} Thank you for your inquiry regarding Kalmus. If one can grant him credence, the Brahms study is already at the printer, thus imminent. He hoodwinked Prof. Deutsch and me: first he represented himself as a paying publisher and placed the order for the more comprehensive version; when I sent the latter in, he said – Hertzka all over again – that he wouldn't be able to raise the money to cover the costs. There remained nothing left for us but to swallow the contract whole, if the work was to be salvaged for Free Composition as well. Although he is but a commissioning agent, he wanted 70% for himself; Deutsch succeeded in reducing his share to 60%, early in the contract it says 1,200 shillings, with an added footnote: "* up to 1,300 shillings."! {3} Of course, the costs of the Brahms study are to be subtracted from those of Free Composition . In case it will be a hardship for you to make the payment, I will for the present disburse it myself. There was and perhaps may still be much intrigue around it. We'll see how it works out!

Concerning Free Composition , which you mention, my experiences with previous volumes are confirmed: such a volume cannot be produced in less than two years; if I complete the manuscript in the next months, at latest in the summer, then the printing will require two years. I do not believe that you will have cause before 1935 to provide your support for the work!

Here a curiosity: from the Grosse Brockhaus (encyclopedia) I received yesterday an inquiry {4} as to which publisher would bring out Free Composition ; the Brockhaus editors have communication from the Universal Edition that the third volume is not to be published by them. About the upshot of this, which I myself don't yet know, I will tell you when you are in Vienna. It is possible that I will go again to Cotta. 3

Marx, in his naiveté, has imagined an abridged version of a Theory of Harmony by me as follows: in front 100 pp. of "Schenker" text, but in back his usual school [illeg. word] " Stöhr ": 4 "Exercises"!!! I broke off the discussion. There, however, you have something to laugh at, which most certainly is part of the cure.

Moreover: to the extent that I am properly oriented, your Yearbook II stands at 149 copies – Prof. D. may no longer be in a position to report to you on the situation – Yearbook I 190, Yearbook III 60). 5

But enough for now. Thank you for the report and for the glad tidings that you preview! Best wishes and greetings to you and Frl. Boy.


Your
[signed:] H. Schenker

© Translation John Rothgeb and Heribert Esser, 2017

Footnotes

1 Writing of this letter is not recorded in Schenker's diary.

2 = OJ 89/6, [2], February 15, 1933.

3 The original publisher of Harmonielehre (1906) and Kontrapunkt I (1910).

4 Reference is probably to Richard Stöhr, Praktische Leitfaden der Harmonielehre (Vienna: Universal Edition, 1906), a copy of which was in Schenker's personal library at the time of his death: see Musik und Theater enthaltend die Bibliothek des Herrn † Dr. Heinrich Schenker (Vienna: Heinrich Hinterberg, [1936]).

5 Unfortunately, no Drei Masken Verlag correspondence surives from 1933 with which to corroborate these figures.

Commentary

Rights Holder
Heirs of Henrich Schenker, deemed to be in the public domain.
License
All reasonable steps have been taken to locate the heirs of Heinrich Schenker. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk.
Format
4p letter, Bogen format, holograph salutation, message, valediction, and signature
Provenance
Hoboken, Anthony van ([document date]-1983)--Schneider, Hans (19??-2007)--University of California, Riverside (2007--)

Digital version created: 2017-12-05
Last updated: 2012-10-08