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Sehr geehrter Herr Direktor! 1

Mitten in die letzten Eintragungen kam Ihre Karte. 2

Erschrecken Sie nicht: 9 Blätter! Sie sind mit kleinem Druck u. in den Anmerkungen sogar mit dem kleinsten zu drucken, u. können höchstens 6 Seiten ausmachen!

Wie der alte Rabbi Hillel 3 über die jüdische Religion in einem Satz Auskunft gegeben hat, habe ich selbst in nur 4 §§ den ganzen Inhalt der Inst.-Lehre wiedergegeben, u. nur § 2 wird von vier Anmerkungen (blau angestrichen, kleinster Druck !!) gefolgt. 4

Damit wird die Tabelle fast ein Lehrbuch, da in den 4§§ Alles, Alles enthalten ist; die Resultate sind zum Greifen plastisch u. was sonst vor den Augen der Leser bei Berlioz, 5 Geväert, 6 etc. verschwimmt, hebt sich in der lapidaren Kürze vortrefflich ab. Nur mehr als dies: Anm. 4 enthält eine Erläuterung der Praxis unserer Klassiker, u. den Gegensatz der Moderne, wie sie kein Lehrbuch bietet; also eine kompositionelle Erläuterung. Auch geschichtliche Notizen geben Auskunft über das Orchester, kurz, ich getraue mir zu sagen, daß es kaum eine {2} Frage giebt, die in diesen wenigen Blättern nicht erledigt wäre.

Doch denke ich, daß ich gegen meiner humanen Akt gar nicht verstoße, wenn ich meine, daß das opus nun doch um 80Kr, vielleicht auch um einen 1Fl. 7 verkauft werden sollte, denn solange es Tabelle war, hatte der erste Preis Sinn; nun haben Sie das Recht, in Anbetracht Ihrer eigenen neuen Kosten, mehr zu fordern, umso mehr, als selbst um 80 Kr oder 1 Fl. kaum 3 Fl 50, bez. 18 Fl . kaum Besseres eingekauft werden kann (Berlioz, Geväert, Strauss, etc.) als eben um 80 Kr. oder einen 1 Fl. Es würden ja nur fehlen die Beisp. in Noten, statt in bloßen Hinweisen, u. Worte, Worte auf 200–300 Seiten, statt auf 6 Seiten, um unser opus, selbst für den vorgeschrittensten Musiker, noch immer anregend u. belehrend erscheinen zu lassen neben den ausgedehntesten Werken.

Die wenigen ergänzenden Literaturbsp. u. sonstigen Nachweise (Act, Scene, Satz u. dgl.) folgen spätestens Samstag früh. Alles konnte ich wahrhaftig auf einmal nicht machen u. was an Mühe die Abfassung der 4 § gekostet hat, will ich gar nicht erst sagen.

Bei dieser Gelegenheit aber eine bescheidene Frage:
Wenn Sie die Tabelle, nunmehr ein ganz originelles Lehrbuch + Tabelle, {3} um 80 Kr, oder 1 Fl. zu verkaufen sich entschliessen würden, wozu ich Sie nunmehr selbst veranlassen möchte, müßte das nicht irgend eine Änderung in meiner Stellung zur „ U.E. “ herbeiführen? Vor [illeg]dem Publikum durch die Mehrauslagen des Druckes gerechtfertigt, würde der erhöhte Preis es nicht möglich machen, daß entweder mein Anteil früher begänne, als ursprünglich, beim Preis von 60 Kr, vereinbart werden müßte, oder die Abschlagszahlung eine Erhöhung erfahre, oder endlich daß ich jetzt irgend für die gegenwärtige Mehrarbeit entlohnt würde? Denken Sie darüber nach, über diese oder jene Form, die ich Ihnen ganz überlasse.


Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergeb.
[signed:] H Schenker

16 .12. 08.

Vielleicht betitele Sie die weitere Ausgabe: „1 – 5. Tausend“?

© Transcription Ian Bent, 2005, 2016



Dear Director, 1

Your postcard 2 arrived just as I was making the final insertions.

Do not take fright: it is only nine leaves! They are to be set in small type, with the commentaries in the very smallest type, and will amount at most to six sides .

As Rabbi Hillel the Elder 3 did for the Jewish religion in a single sentence, I myself have described the entire content of instrumentation theory in only four paragraphs, and only §2 is followed by four commentaries (marked in blue: the smallest type!!). 4

With this, the Table becomes a veritable textbook, since everything, everything is contained within its four paragraphs. The results are readily comprehensible, and what otherwise goes blurry before the readers' eyes in Berlioz, 5 Gevaert, 6 etc. comes wonderfully into focus here, in its succinctness. What is more, Commentary 4 contains an elucidation such as no other textbook offers of the practice of our Classical masters and how that contrasts with the practice of the moderns: it is thus a compositional elucidation. Historical notes, too, give information on the orchestra. In brief, I venture to say that there is almost no {2} question that is not dealt with in these pages.

Therefore I do not think it immoderate of me to contend that this opus ought now clearly to be sold for 80 Kronen, perhaps even for 1 Florin; 7 for, as long as it was [only] a table, the first price made sense; now, in view of your own new costs, you have a right to demand more, all the more so because even at 80 Kronen or 1 Florin 3 Florins 50 as against 18 Florins scarcely anything better can be bought (Berlioz, Gevaert, etc), let alone at 80 Kronen or 1 Florin.. All that would be missing in fact would be examples in musical notation instead of in mere citation form, and words, words [to fill] 200–300 pages instead of six pages, for our opus to appear far more stimulating and instructive, even for the most advanced musician, by comparison with the lengthiest works.

The handful of expanded examples from the repertory and similar indications (act, scene, movement, et al) will be with you at the latest by Saturday morning. I really could not have done it all in one go, and I will not begin to tell you what effort the composition of the four paragraphs has cost me.

Let me take this opportunity to ask you a humble question:
If you were to decide to sell the Table , henceforth a wholly original textbook + table, {3} at 80 Kronen or 1 Florin, which I should myself like to urge you to do forthwith, ought that not to bring about some kind of change in my status vis-à-vis UE? Justified in the eyes of the public by the higher expense of this printing, might the increased price not have made it possible either that my share should have begun earlier than originally must have been agreed on the basis of a price of 60 Kronen, or that the part payment should be raised, or lastly that I might perhaps now be remunerated for the current additional work? I leave it entirely up to you to decide which form [this should take].


With kind regards,
Your devoted
[signed:] H. Schenker

December 16, 1908

Perhaps you might entitle the next edition “1st–5th Thousand”?

© Translation Ian Bent, 2005, 2016



Sehr geehrter Herr Direktor! 1

Mitten in die letzten Eintragungen kam Ihre Karte. 2

Erschrecken Sie nicht: 9 Blätter! Sie sind mit kleinem Druck u. in den Anmerkungen sogar mit dem kleinsten zu drucken, u. können höchstens 6 Seiten ausmachen!

Wie der alte Rabbi Hillel 3 über die jüdische Religion in einem Satz Auskunft gegeben hat, habe ich selbst in nur 4 §§ den ganzen Inhalt der Inst.-Lehre wiedergegeben, u. nur § 2 wird von vier Anmerkungen (blau angestrichen, kleinster Druck !!) gefolgt. 4

Damit wird die Tabelle fast ein Lehrbuch, da in den 4§§ Alles, Alles enthalten ist; die Resultate sind zum Greifen plastisch u. was sonst vor den Augen der Leser bei Berlioz, 5 Geväert, 6 etc. verschwimmt, hebt sich in der lapidaren Kürze vortrefflich ab. Nur mehr als dies: Anm. 4 enthält eine Erläuterung der Praxis unserer Klassiker, u. den Gegensatz der Moderne, wie sie kein Lehrbuch bietet; also eine kompositionelle Erläuterung. Auch geschichtliche Notizen geben Auskunft über das Orchester, kurz, ich getraue mir zu sagen, daß es kaum eine {2} Frage giebt, die in diesen wenigen Blättern nicht erledigt wäre.

Doch denke ich, daß ich gegen meiner humanen Akt gar nicht verstoße, wenn ich meine, daß das opus nun doch um 80Kr, vielleicht auch um einen 1Fl. 7 verkauft werden sollte, denn solange es Tabelle war, hatte der erste Preis Sinn; nun haben Sie das Recht, in Anbetracht Ihrer eigenen neuen Kosten, mehr zu fordern, umso mehr, als selbst um 80 Kr oder 1 Fl. kaum 3 Fl 50, bez. 18 Fl . kaum Besseres eingekauft werden kann (Berlioz, Geväert, Strauss, etc.) als eben um 80 Kr. oder einen 1 Fl. Es würden ja nur fehlen die Beisp. in Noten, statt in bloßen Hinweisen, u. Worte, Worte auf 200–300 Seiten, statt auf 6 Seiten, um unser opus, selbst für den vorgeschrittensten Musiker, noch immer anregend u. belehrend erscheinen zu lassen neben den ausgedehntesten Werken.

Die wenigen ergänzenden Literaturbsp. u. sonstigen Nachweise (Act, Scene, Satz u. dgl.) folgen spätestens Samstag früh. Alles konnte ich wahrhaftig auf einmal nicht machen u. was an Mühe die Abfassung der 4 § gekostet hat, will ich gar nicht erst sagen.

Bei dieser Gelegenheit aber eine bescheidene Frage:
Wenn Sie die Tabelle, nunmehr ein ganz originelles Lehrbuch + Tabelle, {3} um 80 Kr, oder 1 Fl. zu verkaufen sich entschliessen würden, wozu ich Sie nunmehr selbst veranlassen möchte, müßte das nicht irgend eine Änderung in meiner Stellung zur „ U.E. “ herbeiführen? Vor [illeg]dem Publikum durch die Mehrauslagen des Druckes gerechtfertigt, würde der erhöhte Preis es nicht möglich machen, daß entweder mein Anteil früher begänne, als ursprünglich, beim Preis von 60 Kr, vereinbart werden müßte, oder die Abschlagszahlung eine Erhöhung erfahre, oder endlich daß ich jetzt irgend für die gegenwärtige Mehrarbeit entlohnt würde? Denken Sie darüber nach, über diese oder jene Form, die ich Ihnen ganz überlasse.


Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergeb.
[signed:] H Schenker

16 .12. 08.

Vielleicht betitele Sie die weitere Ausgabe: „1 – 5. Tausend“?

© Transcription Ian Bent, 2005, 2016



Dear Director, 1

Your postcard 2 arrived just as I was making the final insertions.

Do not take fright: it is only nine leaves! They are to be set in small type, with the commentaries in the very smallest type, and will amount at most to six sides .

As Rabbi Hillel the Elder 3 did for the Jewish religion in a single sentence, I myself have described the entire content of instrumentation theory in only four paragraphs, and only §2 is followed by four commentaries (marked in blue: the smallest type!!). 4

With this, the Table becomes a veritable textbook, since everything, everything is contained within its four paragraphs. The results are readily comprehensible, and what otherwise goes blurry before the readers' eyes in Berlioz, 5 Gevaert, 6 etc. comes wonderfully into focus here, in its succinctness. What is more, Commentary 4 contains an elucidation such as no other textbook offers of the practice of our Classical masters and how that contrasts with the practice of the moderns: it is thus a compositional elucidation. Historical notes, too, give information on the orchestra. In brief, I venture to say that there is almost no {2} question that is not dealt with in these pages.

Therefore I do not think it immoderate of me to contend that this opus ought now clearly to be sold for 80 Kronen, perhaps even for 1 Florin; 7 for, as long as it was [only] a table, the first price made sense; now, in view of your own new costs, you have a right to demand more, all the more so because even at 80 Kronen or 1 Florin 3 Florins 50 as against 18 Florins scarcely anything better can be bought (Berlioz, Gevaert, etc), let alone at 80 Kronen or 1 Florin.. All that would be missing in fact would be examples in musical notation instead of in mere citation form, and words, words [to fill] 200–300 pages instead of six pages, for our opus to appear far more stimulating and instructive, even for the most advanced musician, by comparison with the lengthiest works.

The handful of expanded examples from the repertory and similar indications (act, scene, movement, et al) will be with you at the latest by Saturday morning. I really could not have done it all in one go, and I will not begin to tell you what effort the composition of the four paragraphs has cost me.

Let me take this opportunity to ask you a humble question:
If you were to decide to sell the Table , henceforth a wholly original textbook + table, {3} at 80 Kronen or 1 Florin, which I should myself like to urge you to do forthwith, ought that not to bring about some kind of change in my status vis-à-vis UE? Justified in the eyes of the public by the higher expense of this printing, might the increased price not have made it possible either that my share should have begun earlier than originally must have been agreed on the basis of a price of 60 Kronen, or that the part payment should be raised, or lastly that I might perhaps now be remunerated for the current additional work? I leave it entirely up to you to decide which form [this should take].


With kind regards,
Your devoted
[signed:] H. Schenker

December 16, 1908

Perhaps you might entitle the next edition “1st–5th Thousand”?

© Translation Ian Bent, 2005, 2016

Footnotes

1 Writing of this letter is not recorded in Schenker's diary. All underlining and double-underlining is by Schenker.

2 = OC 52/30, December 16.

3 Rabbi Hillel (60BC–AD9): the reference is probably to his statement: "That which is hateful to you, do not do to your neighbor. That is the whole Torah; the rest is commentary. Go and study it."

4 Following the Introduction ("Zur Einführung"), the structure is: § 1. Von der Einteilung der Instrumente (The Classification of Instruments) | § 2. Von der Erzeugung der Tonhöhe (The Generation of Pitches), followed by four Anmerkungen (Commentaries) [untitled] | § 3. Das Auftreten der Instrumente als Familien (The Proliferating of Instruments as Families) | § 4. Von der sogenannten „transponierenden“ Instrumenten (The so-called "Transposing" Instruments).

5 Hector Berlioz, Grand traité d’instrumentation et d’orchestration modernes (Paris: Schonenberger, 1844).

6 François-Auguste Gevaert, Traité general d’instrumentation (Ghent: Gevaert, 1863).

7 The originally agreed price was 1 Mark: see OC 52/399–401, December 18. In 1910, 250 Florins = 1 Mark.

Commentary

Rights Holder
Heirs of Heinrich Schenker, in the public domain
License
This document is deemed to have been in the public domain as of January 1, 2006. All reasonable steps have been taken to locate the heirs of Heinrich Schenker. Any claim to intellectual rights should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence[at]mus(dot)cam(dot)ac(dot)uk.
Format
3p letter, Bogen format, holograph salutation, message, valediction, and signature, postscript
Provenance
Universal Edition Archive (document date-1976)—on permanent loan to the Wienbibliothek im Rathhaus (1976-)

Digital version created: 2016-07-08
Last updated: 2010-03-01