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12.

Zum erstenmal flattert eine Notiz über die Verständigung Oesterreichs mit Italien auf; es ist von Verhandlungen die Rede, die im besten Gange wären. Daß solche überhaupt nötig geworden, gereicht den Italienern sicher zur ewigen Schande. Wieder einmal hat sich ihre angeborene Niedrigkeit gezeigt, feig den Dolch zu zücken, wenn der Bundesgenosse gerade in Gefahr schwebt! Die Italiener hatten nicht einmal so viel Ehrenhaftigkeit abzuwarten, bis Oesterreich den Krieg zuende geführt hat; es sollte also gerade die Not ausgewuchert werden. Im übrigen steht auf der Höhe solcher Gemeinheiten die Unbildung der Italiener, die nicht einmal wissen, wen sie zu hassen haben u. aus welchem Grunde. Sie sagen, daß sich ihr Haß nur gegen die Oesterreicher richte, u. zw. weil diese sich in {878} früheren Zeitläufen bis zum äußersten Grade feindselig wider sie gestellt haben. Weist man aber demgegenüber auf die Entladungen des Hasses, wie sie gegenwärtig auch wider die Deutschen des deutschen Reiches sich richten, so meinen sie wieder, daß sie die oesterreichischen Deutschen von jenen nicht zu unterscheiden vermögen. Daraus folgt, daß Deutschland u. Oesterreich gemeinsam den Schaden auf sich zu nehmen haben, den Tücke u. Unbildung zu gleichen Teilen verursachen. Indessen hat auch der Haß der Italiener jene giftigen Augen des Neides, wie sie jeglichem Haß angeboren sind; es haßt der Italiener die Ueberlegenheit des Deutschen so gut wie auch andere Nationen es tun. Ihm selbst können die Motive naturgemäß nicht klar werden, daher er sich, wie jedes niedrige Individuum, im Gegenteil als dem Deutschen überlegen fühlt. Gründe der Logik versagen in solchen Fällen u. es bleibt meines Erachtens nur die eine Möglichkeit übrig, in absehbarer Zeit ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Reichlich, ja überreichlich würde der Italiener die Strafe verdienen[,] wenn man bedenkt, daß er Jahrzehnte lang Bundesgenossenschaft heuchelte u. Vorteile daraus empfing, obgleich er – wenn seine Gründe von heute giltig sind – genau dieselben Gründe schon all die Jahre her hatte. Schließlich müssen sich beide Kaisermächte davor bewahren, daß eine italienische Bundesgenossenschaft auf eine La landes- u. nationalübliche Schnorrerei hinauslaufe. Es ist zu erwarten, daß ein siegreiches Deutschland so viel Selbstbewußtsein aufbringen wird, den kleinen niedrigen Italiener nicht um seine Freundschaft zu bitten. Und was England u. Frankreich aus ihrem Dünkel heraus vermochten, sollte Deutschland, meine ich, aus der Fülle seines wahren u. großen Wesens sich erst recht erlauben dürfen. ? Ergibt doch die gegenwärtige Sachlage die Pointe, daß die niedrige u. unfähige Nation niemals anders zur Raison gebracht werden kann, als nur durch Uebermacht, u. daß es Pflicht des Mächtigen ist, dem Schwächeren seine Gesetze zu diktieren, ergibt sich auch wieder mit Notwendigkeit aus den Ereignissen des Weltkrieges. Was hat denn dem deutschen Kaiser all die Liebenswürdigkeit genutzt, mit der er die Franzosen, Engländer oder Russen zu beeinflussen suchte? Auf dem Im Zirkus der Menschheit ist die Peitsche noch immer das wirksamste Mittel in der Hand des überlegene nr Dompteur se; versäumt der Dompteur seine Aufgabe, so wird er – aufgefressen!

*

{879} Weisse berichtet, daß Adler seine Arbeit, insbesondere die Analyse der Brahms’schen Walzer (!), außerordentlich gelobt, ja ihm sogar für die große Mühe u. den sichtbaren Fleiß gedankt habe. Dadurch in Verlegenheit gebracht, mußte W. umgekehrt für die Anleitung danken, die er in wissenschaftlicher Hinsicht von A. erfahren, worauf dieser mit Gönnermiene meinte: „Ja, dazu lernen Sie ja hier bei mir“. Am amüsantesten wirkte freilich, wie A. für „Causalität“[,] „Synthese“, also für jene Ausdrücke, die ich selbst im Verkehr mit Schülern u. in meinen Arbeiten gebrauche, unter allen Umständen den Begriff „Stil“ durchsetzen möchte, den wieder er selbst in seiner eigenen Arbeit propagierte. Umso grotesker wirkte aber diese Sucht Adlers, als er nicht einmal noch versteht, was W., bezw. ich unter Causalität oder Synthese verstehen. Schließlich resultiert aber auch noch dieses, daß A. offenbar mit dem Begriff „Stil“ selbst nichts Genaues, nichts Richtiges verbindet, da er doch sonst ja wissen müßte, ob er diesen Begriff überhaupt dort anwenden darf, wo ich von Mus musikalischer Kausalität u. „Synthese“ Sspreche.

*

Abends Eingabe an die Steuerbehörde aus Anlass einer Ratenzahlung. — Noch immer stürmisches Wetter.

*

© Transcription Marko Deisinger.

12.

For the first time, news about Austria's agreement with Italy is in the wind; it concerns negotiations that are already proceeding in the best way. That such things were even necessary surely brings eternal shame to the Italians. Once again it has shown its innate baseness, too cowardly to pull out its dagger when real danger hangs over its ally! The Italians did not have the honor to wait until Austria led the war to its conclusion; the danger should now have verily been heightened. Moreover, capping such base behavior is the lack of education of the Italians, who do not even know whom they should hate and on what grounds. They say that their hatred is directed only against the Austrians, and indeed because the latter {878} presented themselves in earlier times as hostile to them in the extreme. But if we refer by comparison to their discharges of hatred, as they at present direct against the Germans of the German empire, they then say that they are unable to differentiate the Austrian Germans from the other [Germans]. From this it follows that Germany and Austria have collectively to take upon themselves the damage that originate in malice and ignorance in equal measure. Meanwhile, the Italians' hatred also has those poisonous eyes of envy, as are inherent in all hatred; the Italian hates the superiority of the German, just as other nations do. For himself, the motives cannot by nature be clear, since he, like every lower individual, on the contrary feels superior to the German. Reasons of logic fail in such cases, and in my view only one possibility remains: to call him to account in the near future. The Italian would rightly – indeed, over-rightly – earn this punishment when one considers that for decades he feigned partnership and received the benefits from it, although – if his reasons today are valid – he had exactly the same reasons all those years ago. In the end, both imperial powers must be on their guard that an Italian alliance proceeds from a typical provincial and national scrounger mentality. It is to be expected that a victorious Germany would bring so much self-consciousness that they would not beg the friendship of the small, lowly Italian. And that which England and France wish, in their arrogance: should Germany, I ask, from the fullness of the true and great being, now agree to this more than ever? Yet the present situation provides the crux: that a lower and incapable nation can never be brought to a state of reason except by superior might. And that it is the duty of the powerful to dictate its laws to the weaker again results, with urgency, from the events of the world war. What good, then, has all his kindness served to the German emperor, with which he sought to influence the French, the English, or the Russians? In the circus of humanity, the whip is still the most effective means in the hands of a superior trainer; if the trainer fails in his duty, he will be – eaten up!

*

{879} Weisse reports that Adler praised his work extraordinarily, especially the analysis of the Brahms waltzes (!), even thanking him for his great effort and his evident industriousness. Thus brought into a state of embarrassment, Weisse for his part had to thank Adler for his musicological guidance, whereupon the latter said, with a patronizing smile, "Yes, that's something you are learning here with me." Most amusing, of course, was that Adler, when confronted by "causality" and "synthesis," i.e. those terms that I myself use with my pupils and in my writings, wanted in all cases to replace them with the concept of "style," which he propagated in his own writings. Adler's obsession is all the more grotesque in its effect as he still does not understand at all what Weisse – what I – mean by causality or synthesis. The end result is also this: that Adler himself apparently does not connect "style" with anything precise, correct; for otherwise he would have to know whether he can use this concept at all where I speak about causality and "synthesis."

*

In the evening, petition to the tax authorities while paying an installment. — The stormy weather still persists.

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© Translation William Drabkin.

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Zum erstenmal flattert eine Notiz über die Verständigung Oesterreichs mit Italien auf; es ist von Verhandlungen die Rede, die im besten Gange wären. Daß solche überhaupt nötig geworden, gereicht den Italienern sicher zur ewigen Schande. Wieder einmal hat sich ihre angeborene Niedrigkeit gezeigt, feig den Dolch zu zücken, wenn der Bundesgenosse gerade in Gefahr schwebt! Die Italiener hatten nicht einmal so viel Ehrenhaftigkeit abzuwarten, bis Oesterreich den Krieg zuende geführt hat; es sollte also gerade die Not ausgewuchert werden. Im übrigen steht auf der Höhe solcher Gemeinheiten die Unbildung der Italiener, die nicht einmal wissen, wen sie zu hassen haben u. aus welchem Grunde. Sie sagen, daß sich ihr Haß nur gegen die Oesterreicher richte, u. zw. weil diese sich in {878} früheren Zeitläufen bis zum äußersten Grade feindselig wider sie gestellt haben. Weist man aber demgegenüber auf die Entladungen des Hasses, wie sie gegenwärtig auch wider die Deutschen des deutschen Reiches sich richten, so meinen sie wieder, daß sie die oesterreichischen Deutschen von jenen nicht zu unterscheiden vermögen. Daraus folgt, daß Deutschland u. Oesterreich gemeinsam den Schaden auf sich zu nehmen haben, den Tücke u. Unbildung zu gleichen Teilen verursachen. Indessen hat auch der Haß der Italiener jene giftigen Augen des Neides, wie sie jeglichem Haß angeboren sind; es haßt der Italiener die Ueberlegenheit des Deutschen so gut wie auch andere Nationen es tun. Ihm selbst können die Motive naturgemäß nicht klar werden, daher er sich, wie jedes niedrige Individuum, im Gegenteil als dem Deutschen überlegen fühlt. Gründe der Logik versagen in solchen Fällen u. es bleibt meines Erachtens nur die eine Möglichkeit übrig, in absehbarer Zeit ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Reichlich, ja überreichlich würde der Italiener die Strafe verdienen[,] wenn man bedenkt, daß er Jahrzehnte lang Bundesgenossenschaft heuchelte u. Vorteile daraus empfing, obgleich er – wenn seine Gründe von heute giltig sind – genau dieselben Gründe schon all die Jahre her hatte. Schließlich müssen sich beide Kaisermächte davor bewahren, daß eine italienische Bundesgenossenschaft auf eine La landes- u. nationalübliche Schnorrerei hinauslaufe. Es ist zu erwarten, daß ein siegreiches Deutschland so viel Selbstbewußtsein aufbringen wird, den kleinen niedrigen Italiener nicht um seine Freundschaft zu bitten. Und was England u. Frankreich aus ihrem Dünkel heraus vermochten, sollte Deutschland, meine ich, aus der Fülle seines wahren u. großen Wesens sich erst recht erlauben dürfen. ? Ergibt doch die gegenwärtige Sachlage die Pointe, daß die niedrige u. unfähige Nation niemals anders zur Raison gebracht werden kann, als nur durch Uebermacht, u. daß es Pflicht des Mächtigen ist, dem Schwächeren seine Gesetze zu diktieren, ergibt sich auch wieder mit Notwendigkeit aus den Ereignissen des Weltkrieges. Was hat denn dem deutschen Kaiser all die Liebenswürdigkeit genutzt, mit der er die Franzosen, Engländer oder Russen zu beeinflussen suchte? Auf dem Im Zirkus der Menschheit ist die Peitsche noch immer das wirksamste Mittel in der Hand des überlegene nr Dompteur se; versäumt der Dompteur seine Aufgabe, so wird er – aufgefressen!

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{879} Weisse berichtet, daß Adler seine Arbeit, insbesondere die Analyse der Brahms’schen Walzer (!), außerordentlich gelobt, ja ihm sogar für die große Mühe u. den sichtbaren Fleiß gedankt habe. Dadurch in Verlegenheit gebracht, mußte W. umgekehrt für die Anleitung danken, die er in wissenschaftlicher Hinsicht von A. erfahren, worauf dieser mit Gönnermiene meinte: „Ja, dazu lernen Sie ja hier bei mir“. Am amüsantesten wirkte freilich, wie A. für „Causalität“[,] „Synthese“, also für jene Ausdrücke, die ich selbst im Verkehr mit Schülern u. in meinen Arbeiten gebrauche, unter allen Umständen den Begriff „Stil“ durchsetzen möchte, den wieder er selbst in seiner eigenen Arbeit propagierte. Umso grotesker wirkte aber diese Sucht Adlers, als er nicht einmal noch versteht, was W., bezw. ich unter Causalität oder Synthese verstehen. Schließlich resultiert aber auch noch dieses, daß A. offenbar mit dem Begriff „Stil“ selbst nichts Genaues, nichts Richtiges verbindet, da er doch sonst ja wissen müßte, ob er diesen Begriff überhaupt dort anwenden darf, wo ich von Mus musikalischer Kausalität u. „Synthese“ Sspreche.

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Abends Eingabe an die Steuerbehörde aus Anlass einer Ratenzahlung. — Noch immer stürmisches Wetter.

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© Transcription Marko Deisinger.

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For the first time, news about Austria's agreement with Italy is in the wind; it concerns negotiations that are already proceeding in the best way. That such things were even necessary surely brings eternal shame to the Italians. Once again it has shown its innate baseness, too cowardly to pull out its dagger when real danger hangs over its ally! The Italians did not have the honor to wait until Austria led the war to its conclusion; the danger should now have verily been heightened. Moreover, capping such base behavior is the lack of education of the Italians, who do not even know whom they should hate and on what grounds. They say that their hatred is directed only against the Austrians, and indeed because the latter {878} presented themselves in earlier times as hostile to them in the extreme. But if we refer by comparison to their discharges of hatred, as they at present direct against the Germans of the German empire, they then say that they are unable to differentiate the Austrian Germans from the other [Germans]. From this it follows that Germany and Austria have collectively to take upon themselves the damage that originate in malice and ignorance in equal measure. Meanwhile, the Italians' hatred also has those poisonous eyes of envy, as are inherent in all hatred; the Italian hates the superiority of the German, just as other nations do. For himself, the motives cannot by nature be clear, since he, like every lower individual, on the contrary feels superior to the German. Reasons of logic fail in such cases, and in my view only one possibility remains: to call him to account in the near future. The Italian would rightly – indeed, over-rightly – earn this punishment when one considers that for decades he feigned partnership and received the benefits from it, although – if his reasons today are valid – he had exactly the same reasons all those years ago. In the end, both imperial powers must be on their guard that an Italian alliance proceeds from a typical provincial and national scrounger mentality. It is to be expected that a victorious Germany would bring so much self-consciousness that they would not beg the friendship of the small, lowly Italian. And that which England and France wish, in their arrogance: should Germany, I ask, from the fullness of the true and great being, now agree to this more than ever? Yet the present situation provides the crux: that a lower and incapable nation can never be brought to a state of reason except by superior might. And that it is the duty of the powerful to dictate its laws to the weaker again results, with urgency, from the events of the world war. What good, then, has all his kindness served to the German emperor, with which he sought to influence the French, the English, or the Russians? In the circus of humanity, the whip is still the most effective means in the hands of a superior trainer; if the trainer fails in his duty, he will be – eaten up!

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{879} Weisse reports that Adler praised his work extraordinarily, especially the analysis of the Brahms waltzes (!), even thanking him for his great effort and his evident industriousness. Thus brought into a state of embarrassment, Weisse for his part had to thank Adler for his musicological guidance, whereupon the latter said, with a patronizing smile, "Yes, that's something you are learning here with me." Most amusing, of course, was that Adler, when confronted by "causality" and "synthesis," i.e. those terms that I myself use with my pupils and in my writings, wanted in all cases to replace them with the concept of "style," which he propagated in his own writings. Adler's obsession is all the more grotesque in its effect as he still does not understand at all what Weisse – what I – mean by causality or synthesis. The end result is also this: that Adler himself apparently does not connect "style" with anything precise, correct; for otherwise he would have to know whether he can use this concept at all where I speak about causality and "synthesis."

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In the evening, petition to the tax authorities while paying an installment. — The stormy weather still persists.

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© Translation William Drabkin.