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25. V. 16 Sehr heißer Tag.

6., 2. in Arbeit. —

*

Formen der Liebe als Surrogate für wahren Inhalt. Wechsel in der Liebe: Flucht vor wahrer Liebe. weiß [recte Weiß] man dieses, BBegreift man dieses, so, wie jämmerlich sich das Menschengeschlecht, Männlein wie Weiblein, belügt, wenn da essie, zur wahren Liebe unfähig, nur vom Wechsel in der Liebe, von Glück u. Unglück in der Liebe spricht sprechen!

*

Bei Fl.; der Junge in Höschen! Ein beispiellos knappes Essen! Auf dem Heimweg vom Caféhaus zur J [illeg]Tramway begegnen wir der Frau Hauser u. dem Ehepaar Spiegler; wir mußten aber fort u. konnten uns nicht zurückhalten lassen. Lie-Liechen erhielt Frau Hauser einen Jasminstrauß.

*

Ertappt man einen Reichen bei einer schmutzigen Handlung u. drückt man ihn an die Wand, so haucht der Edle, einer wie der andere, den Gestank seiner Seele in der Wendung aus: „Ich war blos gedankenlos.“ Wahr ist aber, daß der Reiche bei keiner Gelegenheit mehr denkt als dort, wo er sich um eine Geldabgabe drückt, u. sei es auch eine, die er schuldig ist. Der Sachverhalt ist nicht einmal ohne Logik: Einer, der sein Geld nicht verdient hat, bildet sich ein, es andererseits wieder mindestens in der Form zu verdienen, wenn daß er es irgendwo u. irgendwie verweigert. Die Verweigerung ist nun die Art, wie er Geld {262} verdient. Und gar nicht wenig stolz ist der Reiche auf diese Art des Geldverdienens. Schlimmsten Falles nennt er es „ sSparen“. Aber wie immer man es sein Geldgebahren [sic] benenne u. wie immer man ihn bedrücke – unter allen Umständen behält er das Geld in der Tasche, u. wie er sagt, nur aus Gedankenlosigkeit.

*

Allen Reichtum, den die Natur dem Menschentier geschenkt hat, legte sie mit in seinen Organismus gleich hinein, u. so besonders den Reichtum an Kräften der Fortpflanzung: Sie hat die Genitalien oder die [illeg]Extremitäten nicht etwa vom Körper abgesondert u. den Menschen angewiesen, sie sich da oder dort zu holen. Was er zum Leben brauchte, dafür dieses zu erobern, gab sie ihm, d. h. dem Mechanismus seines Körpers die reichsten Möglichkeiten. Im Schädel gab sie ihm auch ein Gehirn mit, mit der Bestimmung, daraus alle Vorteile zu ziehen, die wie sie der Reichtum des Gehirnes mit sich bringen kann. Aber man sehe nur die Anwendung, die die Menschen von all den Möglichkeiten machen. Alle Resourcen [sic] der Natur, soweit sie in den Extremitäten, Genitalien liegen, nützen sie reichlich, überreichlich aus; nur den Reichtum des Gehirnes lassen sie unbenutzt. Ueber jenen Reichtum Reichtümer hinaus stecken sie lieber allen weiteren Reichtum nur in Dinge der Außenwelt, die sie mit sich nicht einmal auf Reisen u. Wegen schleppen nehmen können. Wie sollte denn der Reiche seine Schlösser, Villen, Prunksäle, kostbare Geschirre, wie sollte er das alles diese u. ähnliche als Zeichen des Reichtums mit sich führen? Bestenfalls noch kann er Kleidungsstücke u. Schmuck, soweit auch diese Merkmale des Reichtums sind, zur Schau tragen u. sie müssen daher, wenn sie sich von der ihrer besten reichsten Seite zeigen wollen, dies unter Zuhilfenahme jener Möglichkeiten tun, die ihr Körper ihnen zur Stunde bietet. In erster Linie steht der Geschlechtsakt, den sie als erstes, letztes u. reichstes auspacken, wenn sie sich in der Gegenwart auszeichnen wollen. Zuhause zwar laufen Telephondrähte von Haus zu Haus, von Zimmer zu Zimmer, elektrische Glocken verbinden alle Räume untereinander[,] die sie bewohnen, überall Verschwendung an Drähten u. Netzen der Verbindung, aber niemals fällt es den Reichen ein, einen ähnlichen Reichtum an Drähten u. Netzen ins Gehirn einzupflanzen. Was nützen ihm aber alle Verbindungen, die in den Zimmern herumlaufen, {263} wenn er auf Reisen, oder nachdem er seine Zimmer verlassen, genötigt ist, den leeren Gehirnkasten mitzuschleppen, der völlig ohne Verbindungen in die Weltensphären hineinragt. —

*

© Transcription Marko Deisinger.

May 25, 1916, very hot day.

— Work on section 6, chapter 2. —

*

Forms of love – surrogates for true content. Change in love: fleeing in the face of true love. If one knows this, then one will understand how painfully little men and little women in the human race are untruthful lie to one another, since they are incapable of true love and speak only of change in love and from happiness and unhappiness!

*

At Floriz's; the boy in shorts! A meager meal without equal! On the way from the coffee house to the tram, we encounter Mrs. Hauser and the Spiegler couple; but we had to go on and could not allow ourselves to stay back. Lie-Liechen receives a jasmine bouquet from Mrs. Hauser.

*

If one catches a rich person in a shady deal and presses him against the wall, then the refined chap will emit the stench of his soul with the words: "It was merely thoughtless of me." The truth, however, is that the rich man is never thinking more about something than when he is ducking out of a payment of money, even if it is one for which he is responsible. The matter is not at all without logic: someone who has not earned his money imagines earning at least in the form of somewhere and somehow refusing [to pay]. Refusal [to pay] is just the way in which he earns money. {262} And the rich man is not a little proud of this way of making a living; in the worst case he calls it "saving." But however one calls his behavior with money, and however one presses him, he will in all cases keep the money in his pocket and, as he says, merely out of thoughtlessness.

*

All the wealth that nature gave to humans is placed right into their bodies, and especially the wealth of reproductive powers. It did not separate the genitals or extremities from the body and instructed people to collect them from here or there. What they needed for life, to overcome life, it gave him; that is, it provided the richest possibilities to the mechanism of their bodies. It also put a brain inside the skull, with the determination of drawing all advantages that the wealth of the brain could bring forth. But look now at the use that people made of all these possibilities. All the resources of nature, to the extent that they lie in the extremities and genitals, they exploit amply, excessively; they leave only the wealth of the brain unused. Beyond those riches, they would rather put all further wealth only in things of the external world, which they cannot even take with them when they travel or move about. For how could a rich man take his castles, villas, state rooms, valuable tableware, how could he take all these and similar signs of wealth with him. At best he can put his clothing and jewelry on show, insofar as these, too, are signs of wealth; and they, in order to show their best and wealthiest face, would have to do so with the aid of those possibilities which their body can offer at the time. In the first instance stands the sexual act which is the first, last and richest to be unpacked, if they were to distinguish themselves in the present moment. At home, to be sure, telephone lines run from one house to the next, from one room to the next; electric bells link all the spaces in which they live – everywhere a waste of wires and networks; but never does it occur to rich people to set up a similar wealth of wires and networks in their brains. But of what use are all these connections that encircle the rooms {263} if the rich man is on a trip, or when he is obliged to take his empty brain-box with him after he has left his rooms: a brain-box which, completely devoid of connections, is projected into the spheres of the world. —

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© Translation William Drabkin.

25. V. 16 Sehr heißer Tag.

6., 2. in Arbeit. —

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Formen der Liebe als Surrogate für wahren Inhalt. Wechsel in der Liebe: Flucht vor wahrer Liebe. weiß [recte Weiß] man dieses, BBegreift man dieses, so, wie jämmerlich sich das Menschengeschlecht, Männlein wie Weiblein, belügt, wenn da essie, zur wahren Liebe unfähig, nur vom Wechsel in der Liebe, von Glück u. Unglück in der Liebe spricht sprechen!

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Bei Fl.; der Junge in Höschen! Ein beispiellos knappes Essen! Auf dem Heimweg vom Caféhaus zur J [illeg]Tramway begegnen wir der Frau Hauser u. dem Ehepaar Spiegler; wir mußten aber fort u. konnten uns nicht zurückhalten lassen. Lie-Liechen erhielt Frau Hauser einen Jasminstrauß.

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Ertappt man einen Reichen bei einer schmutzigen Handlung u. drückt man ihn an die Wand, so haucht der Edle, einer wie der andere, den Gestank seiner Seele in der Wendung aus: „Ich war blos gedankenlos.“ Wahr ist aber, daß der Reiche bei keiner Gelegenheit mehr denkt als dort, wo er sich um eine Geldabgabe drückt, u. sei es auch eine, die er schuldig ist. Der Sachverhalt ist nicht einmal ohne Logik: Einer, der sein Geld nicht verdient hat, bildet sich ein, es andererseits wieder mindestens in der Form zu verdienen, wenn daß er es irgendwo u. irgendwie verweigert. Die Verweigerung ist nun die Art, wie er Geld {262} verdient. Und gar nicht wenig stolz ist der Reiche auf diese Art des Geldverdienens. Schlimmsten Falles nennt er es „ sSparen“. Aber wie immer man es sein Geldgebahren [sic] benenne u. wie immer man ihn bedrücke – unter allen Umständen behält er das Geld in der Tasche, u. wie er sagt, nur aus Gedankenlosigkeit.

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Allen Reichtum, den die Natur dem Menschentier geschenkt hat, legte sie mit in seinen Organismus gleich hinein, u. so besonders den Reichtum an Kräften der Fortpflanzung: Sie hat die Genitalien oder die [illeg]Extremitäten nicht etwa vom Körper abgesondert u. den Menschen angewiesen, sie sich da oder dort zu holen. Was er zum Leben brauchte, dafür dieses zu erobern, gab sie ihm, d. h. dem Mechanismus seines Körpers die reichsten Möglichkeiten. Im Schädel gab sie ihm auch ein Gehirn mit, mit der Bestimmung, daraus alle Vorteile zu ziehen, die wie sie der Reichtum des Gehirnes mit sich bringen kann. Aber man sehe nur die Anwendung, die die Menschen von all den Möglichkeiten machen. Alle Resourcen [sic] der Natur, soweit sie in den Extremitäten, Genitalien liegen, nützen sie reichlich, überreichlich aus; nur den Reichtum des Gehirnes lassen sie unbenutzt. Ueber jenen Reichtum Reichtümer hinaus stecken sie lieber allen weiteren Reichtum nur in Dinge der Außenwelt, die sie mit sich nicht einmal auf Reisen u. Wegen schleppen nehmen können. Wie sollte denn der Reiche seine Schlösser, Villen, Prunksäle, kostbare Geschirre, wie sollte er das alles diese u. ähnliche als Zeichen des Reichtums mit sich führen? Bestenfalls noch kann er Kleidungsstücke u. Schmuck, soweit auch diese Merkmale des Reichtums sind, zur Schau tragen u. sie müssen daher, wenn sie sich von der ihrer besten reichsten Seite zeigen wollen, dies unter Zuhilfenahme jener Möglichkeiten tun, die ihr Körper ihnen zur Stunde bietet. In erster Linie steht der Geschlechtsakt, den sie als erstes, letztes u. reichstes auspacken, wenn sie sich in der Gegenwart auszeichnen wollen. Zuhause zwar laufen Telephondrähte von Haus zu Haus, von Zimmer zu Zimmer, elektrische Glocken verbinden alle Räume untereinander[,] die sie bewohnen, überall Verschwendung an Drähten u. Netzen der Verbindung, aber niemals fällt es den Reichen ein, einen ähnlichen Reichtum an Drähten u. Netzen ins Gehirn einzupflanzen. Was nützen ihm aber alle Verbindungen, die in den Zimmern herumlaufen, {263} wenn er auf Reisen, oder nachdem er seine Zimmer verlassen, genötigt ist, den leeren Gehirnkasten mitzuschleppen, der völlig ohne Verbindungen in die Weltensphären hineinragt. —

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© Transcription Marko Deisinger.

May 25, 1916, very hot day.

— Work on section 6, chapter 2. —

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Forms of love – surrogates for true content. Change in love: fleeing in the face of true love. If one knows this, then one will understand how painfully little men and little women in the human race are untruthful lie to one another, since they are incapable of true love and speak only of change in love and from happiness and unhappiness!

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At Floriz's; the boy in shorts! A meager meal without equal! On the way from the coffee house to the tram, we encounter Mrs. Hauser and the Spiegler couple; but we had to go on and could not allow ourselves to stay back. Lie-Liechen receives a jasmine bouquet from Mrs. Hauser.

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If one catches a rich person in a shady deal and presses him against the wall, then the refined chap will emit the stench of his soul with the words: "It was merely thoughtless of me." The truth, however, is that the rich man is never thinking more about something than when he is ducking out of a payment of money, even if it is one for which he is responsible. The matter is not at all without logic: someone who has not earned his money imagines earning at least in the form of somewhere and somehow refusing [to pay]. Refusal [to pay] is just the way in which he earns money. {262} And the rich man is not a little proud of this way of making a living; in the worst case he calls it "saving." But however one calls his behavior with money, and however one presses him, he will in all cases keep the money in his pocket and, as he says, merely out of thoughtlessness.

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All the wealth that nature gave to humans is placed right into their bodies, and especially the wealth of reproductive powers. It did not separate the genitals or extremities from the body and instructed people to collect them from here or there. What they needed for life, to overcome life, it gave him; that is, it provided the richest possibilities to the mechanism of their bodies. It also put a brain inside the skull, with the determination of drawing all advantages that the wealth of the brain could bring forth. But look now at the use that people made of all these possibilities. All the resources of nature, to the extent that they lie in the extremities and genitals, they exploit amply, excessively; they leave only the wealth of the brain unused. Beyond those riches, they would rather put all further wealth only in things of the external world, which they cannot even take with them when they travel or move about. For how could a rich man take his castles, villas, state rooms, valuable tableware, how could he take all these and similar signs of wealth with him. At best he can put his clothing and jewelry on show, insofar as these, too, are signs of wealth; and they, in order to show their best and wealthiest face, would have to do so with the aid of those possibilities which their body can offer at the time. In the first instance stands the sexual act which is the first, last and richest to be unpacked, if they were to distinguish themselves in the present moment. At home, to be sure, telephone lines run from one house to the next, from one room to the next; electric bells link all the spaces in which they live – everywhere a waste of wires and networks; but never does it occur to rich people to set up a similar wealth of wires and networks in their brains. But of what use are all these connections that encircle the rooms {263} if the rich man is on a trip, or when he is obliged to take his empty brain-box with him after he has left his rooms: a brain-box which, completely devoid of connections, is projected into the spheres of the world. —

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© Translation William Drabkin.