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10. X. 16

Die Hausbesorgerin überbringt mir die Mahnung des Wasseres [sic] vom gegenüberliegenden Hause wegen eines Restes. Da wir abreisten, hatte der greise Dienstmann sich der Hilfe des Wasserers bedient, für die er selbstverständlich von dem empfangenen Gelde aufzukommen hatte. Mit welchem Anteil der {464} Wasserer an den 8 Kronen beteiligt war, war mir nicht bekannt, auch ging es mich nichts an. Aus eigenem habe ich dem Helfenden Mithelfer trotzdem noch 1 Krone Trinkgeld beigelegt u. auf der Westbahn noch etwas außerdem ein weiteres Trinkgeld zugesagt aus Freude darüber, daß sie er beitrug, unsere beide[n] Stücke immerhin noch rechtzeitig zur Bahn zu geschaff ten hatten. Dieses zugesagten Restes erinnerte sich nun heute der Wasserer u. mahnte mich des Betrages, als wäre ich ihm einen solchen wirklich schuldig.

*

Zu Tisch Fr. Deutsch; plötzlich erscheint auch Frau Mendel mit Tochter Marianne. In ihrer irrlichternden Art bringt sie unter anderem wie aus einer Pistole feuernd auch die Bitte vor, Unterricht bei mir zu nehmen. Ein Gewoge von tausend Punkten in der Unterhaltung, das ein Ende findet erst, bis der Chauffeur zum Aufbruch mahnt, da der von der Jagd heimkehrende Gatte von der Südbahn abgeholt werden sollte. — 1

Lie-Liechen vormittags bei Gerngroß auf einer Razzia, von der sie einiges mitbringt. —

*

Von Fr. Gutherz (Br.): teilt mit, daß sich Hans wohlfühlt wohl fühlt. —

— An der amerikanischen Küste taucht ein deutsches Unterseeboot auf u. verbreitet Schrecken. 2

— In einem Prozess gegen Schuhpreistreiber erklärt der Experte des k. k. Handelsministeriums (s. den „Abend“ von heute!), daß Leder fortwährend produziert werde u. auch genügend vorhanden sei; nur habe man zu viel, viel zu viel verdient, was sich nicht mehr gutmachen läßt! 3

Brünauer nimmt bei der gegenwärtigen Preissteigerung undefinierbare „psychische Ursachen“ an, bemerkt aber bald darauf, ohne sich des Widerspruches bewußt zu werden ,: „Da wurde plötzlich … im Preis erhöht, man weiß aber wirklich nicht warum der Preis gestiegen.[“]

*

© Transcription Marko Deisinger.

October 10, 1916.

The janitor's wife brings me the reminder from the horse attendant in the house opposite, regarding a sum of money remaining to be paid. As we were leaving [for our holiday], the old porter had availed himself of the horse attendant's help, for which he was of course obliged to pay from the money he received. {464} The portion of the 8 Kronen that was due to the horse attendant was not known to me, nor did it concern me. Nonetheless I gave the man who had lent his assistance a tip of 1 Krone and, at the Western Railway Station, promised him a further tip in my joy that he contributed to getting our two pieces of luggage to the train on time. The horse attendant now remembered this remaining sum today and reminded me of the sum, as if I were actually in his debt to that amount.

*

Mrs. Deutsch at lunch; suddenly Mrs. Mendel also arrives, with her daughter Marianne. In her aimless way, she also expresses among other things – as if fired from a gun – the request to have tuition with me. A web of a thousand points in the discussion, which reaches a conclusion only when the chauffeur advises that her husband, who is coming home from a hunt, ought to be collected from the Southern Railway Station. — 1

Lie-Liechen makes a raid on Gerngroß, from which she brings a few things. —

*

Letter from Mrs. Gutherz: she says that Hans is feeling well. —

— A German submarine surfaces on the American coast and spreads terror. 2

— In a court case against shoe extortionists, the expert from the royal and imperial Ministry for Trade (see today's Abend !) declares that leather has been produced continually and that there is also plenty on hand; one has merely been earning too much, far too much, something which can no longer be justified! 3

Brünauer assumes undefinable "psychological causes" for the current rise in prices; but then quickly remarks, without being aware of the contradiction: "Suddenly the price of … was raised, but one does really know why the price went up."

*

© Translation William Drabkin.

10. X. 16

Die Hausbesorgerin überbringt mir die Mahnung des Wasseres [sic] vom gegenüberliegenden Hause wegen eines Restes. Da wir abreisten, hatte der greise Dienstmann sich der Hilfe des Wasserers bedient, für die er selbstverständlich von dem empfangenen Gelde aufzukommen hatte. Mit welchem Anteil der {464} Wasserer an den 8 Kronen beteiligt war, war mir nicht bekannt, auch ging es mich nichts an. Aus eigenem habe ich dem Helfenden Mithelfer trotzdem noch 1 Krone Trinkgeld beigelegt u. auf der Westbahn noch etwas außerdem ein weiteres Trinkgeld zugesagt aus Freude darüber, daß sie er beitrug, unsere beide[n] Stücke immerhin noch rechtzeitig zur Bahn zu geschaff ten hatten. Dieses zugesagten Restes erinnerte sich nun heute der Wasserer u. mahnte mich des Betrages, als wäre ich ihm einen solchen wirklich schuldig.

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Zu Tisch Fr. Deutsch; plötzlich erscheint auch Frau Mendel mit Tochter Marianne. In ihrer irrlichternden Art bringt sie unter anderem wie aus einer Pistole feuernd auch die Bitte vor, Unterricht bei mir zu nehmen. Ein Gewoge von tausend Punkten in der Unterhaltung, das ein Ende findet erst, bis der Chauffeur zum Aufbruch mahnt, da der von der Jagd heimkehrende Gatte von der Südbahn abgeholt werden sollte. — 1

Lie-Liechen vormittags bei Gerngroß auf einer Razzia, von der sie einiges mitbringt. —

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Von Fr. Gutherz (Br.): teilt mit, daß sich Hans wohlfühlt wohl fühlt. —

— An der amerikanischen Küste taucht ein deutsches Unterseeboot auf u. verbreitet Schrecken. 2

— In einem Prozess gegen Schuhpreistreiber erklärt der Experte des k. k. Handelsministeriums (s. den „Abend“ von heute!), daß Leder fortwährend produziert werde u. auch genügend vorhanden sei; nur habe man zu viel, viel zu viel verdient, was sich nicht mehr gutmachen läßt! 3

Brünauer nimmt bei der gegenwärtigen Preissteigerung undefinierbare „psychische Ursachen“ an, bemerkt aber bald darauf, ohne sich des Widerspruches bewußt zu werden ,: „Da wurde plötzlich … im Preis erhöht, man weiß aber wirklich nicht warum der Preis gestiegen.[“]

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© Transcription Marko Deisinger.

October 10, 1916.

The janitor's wife brings me the reminder from the horse attendant in the house opposite, regarding a sum of money remaining to be paid. As we were leaving [for our holiday], the old porter had availed himself of the horse attendant's help, for which he was of course obliged to pay from the money he received. {464} The portion of the 8 Kronen that was due to the horse attendant was not known to me, nor did it concern me. Nonetheless I gave the man who had lent his assistance a tip of 1 Krone and, at the Western Railway Station, promised him a further tip in my joy that he contributed to getting our two pieces of luggage to the train on time. The horse attendant now remembered this remaining sum today and reminded me of the sum, as if I were actually in his debt to that amount.

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Mrs. Deutsch at lunch; suddenly Mrs. Mendel also arrives, with her daughter Marianne. In her aimless way, she also expresses among other things – as if fired from a gun – the request to have tuition with me. A web of a thousand points in the discussion, which reaches a conclusion only when the chauffeur advises that her husband, who is coming home from a hunt, ought to be collected from the Southern Railway Station. — 1

Lie-Liechen makes a raid on Gerngroß, from which she brings a few things. —

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Letter from Mrs. Gutherz: she says that Hans is feeling well. —

— A German submarine surfaces on the American coast and spreads terror. 2

— In a court case against shoe extortionists, the expert from the royal and imperial Ministry for Trade (see today's Abend !) declares that leather has been produced continually and that there is also plenty on hand; one has merely been earning too much, far too much, something which can no longer be justified! 3

Brünauer assumes undefinable "psychological causes" for the current rise in prices; but then quickly remarks, without being aware of the contradiction: "Suddenly the price of … was raised, but one does really know why the price went up."

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© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 In the left margin, der Reiche "the rich man" in Schenker's hand.

2 "‚U 53' in den amerikanischen Gewässern. Aufbringung eines Dampfers," Neue Freie Presse, No. 18728, October 10, 1916, morning edition, p. 7. "Deutsche Unterseeboote in der Höhe von Amerika," Neue Freie Presse, No. 18728, October 10, evening edition, 1916, p. 1.

3 "Gerichtssaal. Warum die Schuhe so teuer sind," Der Abend, No. 232, October 10, 1916, 2nd year, p. 4.