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28.

Wilhelms Namenstag wird gefeiert, zugleich der der kleinen Wilma, orts- u. hausüblich, mit persönlichen Gratulationen, Torten u. dgl. Der kleinen Wilma schenken die Brüderchen Blumen. Mit W. nach Ilmau, wo wir im Schlosse das Flüchtlingslager besichtigen. Zu Tisch wieder mit dem Franzosen u. Rumänen gegessen. 350 Stück Eier mitgenommen u. 100 Kronen gleich erlegt; außerdem gab uns W. 2 Stückchen Schichtseife u. 1 kg Butterschmalz mit. — Abreise; beschwerlicher als die Reise nach K. In Schwartzenau trägt sich auf dem Perron folgendes zu: Etwa ½ Stunde vor Ankunft des Schnellzuges werden die vielen Menschen, die draußen standen, alle auf den Perron zurückgedrängt u. mehr wie 100 Menschen standen da wie eine Viehherde zusammengepfercht in drückendster Hitze, ohne daß sie den Grund dieser Maßregel hätten erfahren können. Dazu kam, daß der {683} Stationsbeamte nicht durch eine entsprechende Maßnahme zugleich dafür gesorgt hatte, daß der Perron anderseits doch nur den Fahrgästen vorbehalten bleibt u. daß wegen Mangels einer solchen ergänzenden Maßnahme sich sehr viele Landleute aus Ort oder Umgebung auch ohne Perronkarten nun ebenfalls im Perron zusammendrängten, ja sogar die wenigen Plätze, die es gab, einnahmen. Lange genug hielten in dieser Luft die bedrängten Fahrgäste an sich, bis endlich ein paar mutige Menschen, die ganz vorne standen, den ersten Schritt über das Gitter zu machten sich entschlossen u. sich so dann auch der Rest der Gäste wieder ins Freie ergoß, als hätte gar niemals der Portier seines Amtes gewaltet und das Verbot verkündet. Es gelingt uns zunächst zwar nicht, einen Platz in der 2. Kl. zu erreichen; nachdem wir aber mit einem Trinkgeld nachgeholfen, waren wurden uns sogar noch zwei Plätze in der 1. Klasse beschieden, so daß wir hinlänglich bequem bis Wien fuhren. Nun aber, in Wien angelangt, fanden wir keinen Wagen, der uns mit der kostbaren Eierfracht nachhause hätte beförder tn können. Ein kleiner Junge stellte sich in unsern Dienst u. lief lange hin u. her, bis er einen Einspänner auftrieb; für diesen Dienst glaubte ich ihn mit 70 h genügend entlohnt zu haben, was aber der Knirps zurückwieß [sic] mit den Worten: „Ich krieg’ 1 Krone 50 Heller“ u. als ich ihn zur Rede stellte: Von wem hast Du das gelernt?, antwortete er so schlagfertig als brutal: „Vom Dienstmann!“ Der Kutscher führte uns Wege, auf denen wir niemals zur Franz-Josephsbahn zu fahren gewohnt waren u. ich nahm daher als sicher an, daß er es zur seinem Vorteil tue. Ich zahlte schließlich 7.50 Kronen u. strafte ihn damit, daß ich ihm kein Trinkgeld gab. Wir fuhren bei mir vor, um die Eier abzuladen u. gingen sodann ins Caféhaus, wo wir leider nichts mehr zu essen, ja nicht einmal mehr Café zu trinken bekamen! — Vorgefunden von Dr. Plattensteiner eine Karte, in der er sich zur Unterstützung des Beethoven bereit erklärt. — Von „ U.-E. “ (Br.): preistreiberische Rechnung: 5.80 Kr. für op. 111, das einen Monat vorher mit 3.40 Kr. angesetzt worden war.

© Transcription Marko Deisinger.

28.

Wilhelm's name day is celebrated, at the same time that of little Wilma, in keeping with the custom of the village and the house, with personal congratulations, cakes, and the like. Wilma was given flowers by her little brothers. With Wilhelm to Illmau, where we view the refugee camp in the castle. Lunch again with the Frenchman and the Rumanian. 350 eggs taken with us, and 100 Kronen paid immediately; Wilhelm also gave us two pieces of soap formed in layers, and a kilogram of butterfat. — Return journey: more difficult than the trip to Kautzen. In Schwarzenau, the following occurs on the platform: about half an hour before the express train arrives, the many people who were standing outside are pushed back onto the platform; and more than 100 people are standing there like a herd of cattle, jammed together in the most oppressive heat without being able to discover why. In addition, {683} the station master does not take care of this with appropriate action at the same time, to ensure that the platform remains reserved for passengers; in the absence of such supplementary measures, many locals from the town or the vicinity are likewise pushed onto the platform, even without platform tickets, and even take over the few available spaces. The oppressed passengers have to control themselves long enough in this atmosphere, until a few courageous people who are standing at the very front decide to take the first step over the grating; then the remaining passengers spill over to freedom, as if the station guard has never exercised his authority and proclaimed the prohibition. We don't actually succeed at first in obtaining seats in second class; but with the help of a gratuity, two places in the first class were made available to us, so that we travelled to Vienna in sufficient comfort. But once we had arrived in Vienna, we could find no wagon that would take us with our valuable egg freight to our home. A small boy offered his services to us and ran up and down the street for a long time, until he came across a one-horse carriage; for this service I thought that I had rewarded him sufficiently with 70 Heller, but the nipper refused it with the words: "I'm getting 1 Krone, 50 Heller." And when I confronted him with: "From whom have your learned that?", he replied with as much speed as brutality: "From the porter!" The coach driver took us along roads which we were never accustomed to taking to get to the Franz Joseph train station; and I was thus certain that he did it to his advantage. In the end, I paid 7.50 Kronen and punished him by not giving him a tip. We passed my place in order to drop off the eggs, and then went to the coffee house where, unfortunately, we got nothing more to eat and not even any coffee to drink! — At home, I find a postcard from Dr. Plattensteiner in which he says he will be willing to offer support to Beethoven. — Letter from U. E. with an extortionate invoice: 5.80 Kronen for Op. 111 , which had been set a price of 3.40 Kronen a month earlier.

© Translation William Drabkin.

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Wilhelms Namenstag wird gefeiert, zugleich der der kleinen Wilma, orts- u. hausüblich, mit persönlichen Gratulationen, Torten u. dgl. Der kleinen Wilma schenken die Brüderchen Blumen. Mit W. nach Ilmau, wo wir im Schlosse das Flüchtlingslager besichtigen. Zu Tisch wieder mit dem Franzosen u. Rumänen gegessen. 350 Stück Eier mitgenommen u. 100 Kronen gleich erlegt; außerdem gab uns W. 2 Stückchen Schichtseife u. 1 kg Butterschmalz mit. — Abreise; beschwerlicher als die Reise nach K. In Schwartzenau trägt sich auf dem Perron folgendes zu: Etwa ½ Stunde vor Ankunft des Schnellzuges werden die vielen Menschen, die draußen standen, alle auf den Perron zurückgedrängt u. mehr wie 100 Menschen standen da wie eine Viehherde zusammengepfercht in drückendster Hitze, ohne daß sie den Grund dieser Maßregel hätten erfahren können. Dazu kam, daß der {683} Stationsbeamte nicht durch eine entsprechende Maßnahme zugleich dafür gesorgt hatte, daß der Perron anderseits doch nur den Fahrgästen vorbehalten bleibt u. daß wegen Mangels einer solchen ergänzenden Maßnahme sich sehr viele Landleute aus Ort oder Umgebung auch ohne Perronkarten nun ebenfalls im Perron zusammendrängten, ja sogar die wenigen Plätze, die es gab, einnahmen. Lange genug hielten in dieser Luft die bedrängten Fahrgäste an sich, bis endlich ein paar mutige Menschen, die ganz vorne standen, den ersten Schritt über das Gitter zu machten sich entschlossen u. sich so dann auch der Rest der Gäste wieder ins Freie ergoß, als hätte gar niemals der Portier seines Amtes gewaltet und das Verbot verkündet. Es gelingt uns zunächst zwar nicht, einen Platz in der 2. Kl. zu erreichen; nachdem wir aber mit einem Trinkgeld nachgeholfen, waren wurden uns sogar noch zwei Plätze in der 1. Klasse beschieden, so daß wir hinlänglich bequem bis Wien fuhren. Nun aber, in Wien angelangt, fanden wir keinen Wagen, der uns mit der kostbaren Eierfracht nachhause hätte beförder tn können. Ein kleiner Junge stellte sich in unsern Dienst u. lief lange hin u. her, bis er einen Einspänner auftrieb; für diesen Dienst glaubte ich ihn mit 70 h genügend entlohnt zu haben, was aber der Knirps zurückwieß [sic] mit den Worten: „Ich krieg’ 1 Krone 50 Heller“ u. als ich ihn zur Rede stellte: Von wem hast Du das gelernt?, antwortete er so schlagfertig als brutal: „Vom Dienstmann!“ Der Kutscher führte uns Wege, auf denen wir niemals zur Franz-Josephsbahn zu fahren gewohnt waren u. ich nahm daher als sicher an, daß er es zur seinem Vorteil tue. Ich zahlte schließlich 7.50 Kronen u. strafte ihn damit, daß ich ihm kein Trinkgeld gab. Wir fuhren bei mir vor, um die Eier abzuladen u. gingen sodann ins Caféhaus, wo wir leider nichts mehr zu essen, ja nicht einmal mehr Café zu trinken bekamen! — Vorgefunden von Dr. Plattensteiner eine Karte, in der er sich zur Unterstützung des Beethoven bereit erklärt. — Von „ U.-E. “ (Br.): preistreiberische Rechnung: 5.80 Kr. für op. 111, das einen Monat vorher mit 3.40 Kr. angesetzt worden war.

© Transcription Marko Deisinger.

28.

Wilhelm's name day is celebrated, at the same time that of little Wilma, in keeping with the custom of the village and the house, with personal congratulations, cakes, and the like. Wilma was given flowers by her little brothers. With Wilhelm to Illmau, where we view the refugee camp in the castle. Lunch again with the Frenchman and the Rumanian. 350 eggs taken with us, and 100 Kronen paid immediately; Wilhelm also gave us two pieces of soap formed in layers, and a kilogram of butterfat. — Return journey: more difficult than the trip to Kautzen. In Schwarzenau, the following occurs on the platform: about half an hour before the express train arrives, the many people who were standing outside are pushed back onto the platform; and more than 100 people are standing there like a herd of cattle, jammed together in the most oppressive heat without being able to discover why. In addition, {683} the station master does not take care of this with appropriate action at the same time, to ensure that the platform remains reserved for passengers; in the absence of such supplementary measures, many locals from the town or the vicinity are likewise pushed onto the platform, even without platform tickets, and even take over the few available spaces. The oppressed passengers have to control themselves long enough in this atmosphere, until a few courageous people who are standing at the very front decide to take the first step over the grating; then the remaining passengers spill over to freedom, as if the station guard has never exercised his authority and proclaimed the prohibition. We don't actually succeed at first in obtaining seats in second class; but with the help of a gratuity, two places in the first class were made available to us, so that we travelled to Vienna in sufficient comfort. But once we had arrived in Vienna, we could find no wagon that would take us with our valuable egg freight to our home. A small boy offered his services to us and ran up and down the street for a long time, until he came across a one-horse carriage; for this service I thought that I had rewarded him sufficiently with 70 Heller, but the nipper refused it with the words: "I'm getting 1 Krone, 50 Heller." And when I confronted him with: "From whom have your learned that?", he replied with as much speed as brutality: "From the porter!" The coach driver took us along roads which we were never accustomed to taking to get to the Franz Joseph train station; and I was thus certain that he did it to his advantage. In the end, I paid 7.50 Kronen and punished him by not giving him a tip. We passed my place in order to drop off the eggs, and then went to the coffee house where, unfortunately, we got nothing more to eat and not even any coffee to drink! — At home, I find a postcard from Dr. Plattensteiner in which he says he will be willing to offer support to Beethoven. — Letter from U. E. with an extortionate invoice: 5.80 Kronen for Op. 111 , which had been set a price of 3.40 Kronen a month earlier.

© Translation William Drabkin.