Browse by
OC 54/133 - Copy of a letter from Otto Vrieslander to Alfred Einstein (DMV), dated February 15, 1927
nochmals auf unser Gespräch wegen Sch[enker] ’s Tafeln zurückzukommen, möchte ich Sie bitten, sich vor allem mit dem Stecher auch deshalb persönlich in Beziehung zu setzen, damit er frei heraus bekenne, ob ihm zu lesen gleich sei Sch[enker] ’s eigenes Original (Chaos Haydn’s und die weitern Sätze der g moll Sinfonie Mozart’s), oder meine Kopie, auch natürlich inbezug darauf, dass er eventuell bei Sch[enker] 's Original mehrere Korrekturen lesen müsste, als bei meiner Kopie, was dann wieder wesentlich kostspieliger würde. Denn auf keinen Fall und unter keinen Umständen soll Dr. Schenker’s noch Kosten haben für Extrakorrekturen, weil diese ja beim ersten Jahrbuch ausserordentlich hohe waren & es denn doch nicht angängig ist, bei einer Sache, in welcher er pekuniär tatsächlich draufzahlt, noch hohe Extrakosten zu bemessen. Ich mache gerne die Kopie, sofern der Setzer sich damit wesentlich leichter tut. Nochwas mehr wichtiges: Die sehr langen Bögen, welche ich aus
begreiflichen Gründen
linienähnlich gestalten musste, weil sie ja mit der Hand nicht gewölbt gezogen werden
können, sollten wohl beim Stich im ganzen gewölbter ausfallen, nicht also so: [long slur: straight line with rounded edges]
Denn ausser der allgemeinen Deutlichkeit ist dies auch insofern besser, weil sonst leicht eine Verwechslung mit Linien passieren könnte, welcher es ja auch so zahlreiche giebt (mit anderer Bedeutung, als jene von den Bögen), dass man hier nicht vorsichtig genug verfahren kann. Nur selbstverständlich dann ist ein linienhafter Bogen nicht zu umgehen, wenn derselbe sich über 10, 15 und mehr Takte legt. Es wäre mir angenehm, wie schon besprochen, wenn ich recht bald das Resultat Ihres Hauptsetzers für die Sache wüsste. Am allerliebsten freilich wäre es mir, wenn besagter Setzer einmal mit den Manuskripten persönlich zu mir käme. Man kann in ½ Stunde mehr erledigen zu beiderseitigen Einverständnis, als wenn man nur schriftliche Angaben macht, – leider gestattet mein Fuss eben nur wenig Ausgang, sonst gienge ich selber einmal in die Setzerei. Ich würde den Setzer auch sonst noch auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen, welche sich auf die genaue Anordnung beziehen. Ich habe heute an Herrn Dr. Schenker das Resultat geschrieben, indem wir uns doch für den Stich entschieden haben und ich selber glaube freilich, dass handschriftlich niemals eine solche Genauigkeit zu erreichen ist, wie es dem Stiche mühelos gelingt, zumal das gedruckte Notenpapier in der Platzanordnung sehr energische Grenzen zieht. Man müsste sich da schon selber Papier rastern. Zudem bekommt der Stecher den Stoff doch vielenger, also übersichtlicher zusammen, weil er das Format der Beilage, ja so bequem ins Breite ziehen kann, welches beim Notenpapier auch nicht möglich ist. Die Korrekturen würde ich dann lesen. Und nur die allerletzte gienge der Genauigkeit wegen noch an Dr. Schenker nach Wien, vielleicht v. Ihnen aus. Mit freundlichstem Grusse München 38, Walhallastrasse 9. 15.II.1927. ⇧ Wir haben auch besprochen, das Format breitest zu nehmen, damit die Uebersichtlichkeit gewinnt, so daß z. B. die Fuge nur 3 Zeilen ausmaß zum Vorteile der Uebersicht [Signed:] OV © Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
To return once again to our conversation about Schenker’s graphs, I should like to ask you above all to get in touch personally with the engraver, so that he can declare candidly whether it is just as easy to read Schenker’s own original (Haydn’s “Chaos” and the remaining movements of Mozart’s Symphony in G minor) as it is my copy, bearing in mind of course that he would have to read more proofs of Schenker’s original than of my copy – something that would then be significantly more expensive. For in no case and under no circumstances should Dr. Schenker still have costs for additional corrections; for these were indeed extremely high for the first Yearbook, and it is then not appropriate to continue to apply high additional costs to an enterprise in which he is indeed stretched financially. I shall gladly make the copy, so long as this makes the engraver’s task significantly easier. Something else more important: the very long slurs which I
understandably had to shape like straight lines, simply because they could not be drawn
curved by hand, should end up in the engraving more curved. Thus not like this: [long slur: straight line with rounded edges]
For apart from the general clarity, the latter is better because otherwise a confusion with straight lines could occur, which are indeed so numerous (with a different meaning from that of the slurs), that one cannot proceed carefully enough. However, it goes without saying that one should not avoid a line-like slur when it encompasses a passage of ten, fifteen or more bars. I would be grateful, as already agreed, if I could have the decision of your principal engraver on this matter rather quickly. What would suit me most of all, of course, was if the engraver concerned could come to me personally with the manuscripts. More can be accomplished in half an hour of mutual agreement than if one makes merely written annotations – unfortunately, my foot allows me only limited mobility, otherwise I would myself go once to the printing house. In addition, I would alert the engraver to other details, which refer to the precise arrangement [on the page]. I have today informed Dr. Schenker of the decision that we will opt after all for the engraving; and I myself believe, admittedly, that such precision can never be achieved by hand as effortlessly as in the engraphing, all the more so that printed music manuscript paper sets severe limits on the arrangement of space. One would then have to draw the staff lines on paper oneself. In addition, the engraver can make the material much narrower, i.e. visually more connected, since he can decide upon the format of the appendix, making it as wide as necessary – something that cannot be done with music manuscript paper. I would then read the proof sheets. And only the very last set would, for sake of precision, still go to Dr. Schenker in Vienna, perhaps sent by yourself. With the most cordial greetings. Munich 38, Walhallastraße 9. 15.II.1927. ⇧ We have also spoken about making the format as wide as possible, to gain in overall clarity, so that for example the Fugue will take up only three systems, with the advantage of a synoptic view. [Signed:] OV © Translation William Drabkin, 2013 |
nochmals auf unser Gespräch wegen Sch[enker] ’s Tafeln zurückzukommen, möchte ich Sie bitten, sich vor allem mit dem Stecher auch deshalb persönlich in Beziehung zu setzen, damit er frei heraus bekenne, ob ihm zu lesen gleich sei Sch[enker] ’s eigenes Original (Chaos Haydn’s und die weitern Sätze der g moll Sinfonie Mozart’s), oder meine Kopie, auch natürlich inbezug darauf, dass er eventuell bei Sch[enker] 's Original mehrere Korrekturen lesen müsste, als bei meiner Kopie, was dann wieder wesentlich kostspieliger würde. Denn auf keinen Fall und unter keinen Umständen soll Dr. Schenker’s noch Kosten haben für Extrakorrekturen, weil diese ja beim ersten Jahrbuch ausserordentlich hohe waren & es denn doch nicht angängig ist, bei einer Sache, in welcher er pekuniär tatsächlich draufzahlt, noch hohe Extrakosten zu bemessen. Ich mache gerne die Kopie, sofern der Setzer sich damit wesentlich leichter tut. Nochwas mehr wichtiges: Die sehr langen Bögen, welche ich aus
begreiflichen Gründen
linienähnlich gestalten musste, weil sie ja mit der Hand nicht gewölbt gezogen werden
können, sollten wohl beim Stich im ganzen gewölbter ausfallen, nicht also so: [long slur: straight line with rounded edges]
Denn ausser der allgemeinen Deutlichkeit ist dies auch insofern besser, weil sonst leicht eine Verwechslung mit Linien passieren könnte, welcher es ja auch so zahlreiche giebt (mit anderer Bedeutung, als jene von den Bögen), dass man hier nicht vorsichtig genug verfahren kann. Nur selbstverständlich dann ist ein linienhafter Bogen nicht zu umgehen, wenn derselbe sich über 10, 15 und mehr Takte legt. Es wäre mir angenehm, wie schon besprochen, wenn ich recht bald das Resultat Ihres Hauptsetzers für die Sache wüsste. Am allerliebsten freilich wäre es mir, wenn besagter Setzer einmal mit den Manuskripten persönlich zu mir käme. Man kann in ½ Stunde mehr erledigen zu beiderseitigen Einverständnis, als wenn man nur schriftliche Angaben macht, – leider gestattet mein Fuss eben nur wenig Ausgang, sonst gienge ich selber einmal in die Setzerei. Ich würde den Setzer auch sonst noch auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen, welche sich auf die genaue Anordnung beziehen. Ich habe heute an Herrn Dr. Schenker das Resultat geschrieben, indem wir uns doch für den Stich entschieden haben und ich selber glaube freilich, dass handschriftlich niemals eine solche Genauigkeit zu erreichen ist, wie es dem Stiche mühelos gelingt, zumal das gedruckte Notenpapier in der Platzanordnung sehr energische Grenzen zieht. Man müsste sich da schon selber Papier rastern. Zudem bekommt der Stecher den Stoff doch vielenger, also übersichtlicher zusammen, weil er das Format der Beilage, ja so bequem ins Breite ziehen kann, welches beim Notenpapier auch nicht möglich ist. Die Korrekturen würde ich dann lesen. Und nur die allerletzte gienge der Genauigkeit wegen noch an Dr. Schenker nach Wien, vielleicht v. Ihnen aus. Mit freundlichstem Grusse München 38, Walhallastrasse 9. 15.II.1927. ⇧ Wir haben auch besprochen, das Format breitest zu nehmen, damit die Uebersichtlichkeit gewinnt, so daß z. B. die Fuge nur 3 Zeilen ausmaß zum Vorteile der Uebersicht [Signed:] OV © Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
To return once again to our conversation about Schenker’s graphs, I should like to ask you above all to get in touch personally with the engraver, so that he can declare candidly whether it is just as easy to read Schenker’s own original (Haydn’s “Chaos” and the remaining movements of Mozart’s Symphony in G minor) as it is my copy, bearing in mind of course that he would have to read more proofs of Schenker’s original than of my copy – something that would then be significantly more expensive. For in no case and under no circumstances should Dr. Schenker still have costs for additional corrections; for these were indeed extremely high for the first Yearbook, and it is then not appropriate to continue to apply high additional costs to an enterprise in which he is indeed stretched financially. I shall gladly make the copy, so long as this makes the engraver’s task significantly easier. Something else more important: the very long slurs which I
understandably had to shape like straight lines, simply because they could not be drawn
curved by hand, should end up in the engraving more curved. Thus not like this: [long slur: straight line with rounded edges]
For apart from the general clarity, the latter is better because otherwise a confusion with straight lines could occur, which are indeed so numerous (with a different meaning from that of the slurs), that one cannot proceed carefully enough. However, it goes without saying that one should not avoid a line-like slur when it encompasses a passage of ten, fifteen or more bars. I would be grateful, as already agreed, if I could have the decision of your principal engraver on this matter rather quickly. What would suit me most of all, of course, was if the engraver concerned could come to me personally with the manuscripts. More can be accomplished in half an hour of mutual agreement than if one makes merely written annotations – unfortunately, my foot allows me only limited mobility, otherwise I would myself go once to the printing house. In addition, I would alert the engraver to other details, which refer to the precise arrangement [on the page]. I have today informed Dr. Schenker of the decision that we will opt after all for the engraving; and I myself believe, admittedly, that such precision can never be achieved by hand as effortlessly as in the engraphing, all the more so that printed music manuscript paper sets severe limits on the arrangement of space. One would then have to draw the staff lines on paper oneself. In addition, the engraver can make the material much narrower, i.e. visually more connected, since he can decide upon the format of the appendix, making it as wide as necessary – something that cannot be done with music manuscript paper. I would then read the proof sheets. And only the very last set would, for sake of precision, still go to Dr. Schenker in Vienna, perhaps sent by yourself. With the most cordial greetings. Munich 38, Walhallastraße 9. 15.II.1927. ⇧ We have also spoken about making the format as wide as possible, to gain in overall clarity, so that for example the Fugue will take up only three systems, with the advantage of a synoptic view. [Signed:] OV © Translation William Drabkin, 2013 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/9, p. 3038, February 16, 1927: "Von Vrieslander (Br.): Brief an Dr. Einstein (Copie); Einstein habe sich für das Stechen entschlossen; der Brief an Einstein enthält Bemerkungen u. Wünsche an den Stecher." ("From Vrieslander (letter): letter to Dr. Einstein (copy); Einstein has decided on engraving; the letter to Einstein contains observations and recommendations for the engraver."). |
|
Commentary
Digital version created: 2014-03-24 |