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OC 54/305 - Typewritten letter from Deutsch to Schenker, dated June 19, 1930
Wenn ich heute drei Briefe 2 kumulativ und mit Hitzferien beantworte, so dürfen Sie nicht glauben, dass ich in Ihrer Sache müssig war. Ich habe natürlich die DMV-Sache immer sogleich erledigt. Vorausschicken möchte ich, dass bei Hoboken ein Druck von Ph E Bach liegt, den Sie noch vor Ihrer Abreise ansehen sollten und nach Wunsch mitnehmen wollen, wenn er Sie soweit interessiert, Sie ihn noch nicht kennen. Falls Sie nicht die Absicht haben, Freitag oder Samstag, auch Sonntag gegen 5 Uhr hinzukommen, so werde ich Ihnen den Druck zu einer bestimmten Stunde schicken, damit er eventuell gleich wieder zurückkommen kann. Jedenfalls bitte ich um raschen Bescheid. Ich nehme an, Sie wiessen [sic], worum es sich handelt. Zum Druck der Noten: ich hatte das schon bedacht, als ich dem DMV am 16. antwortete. Nun läuft die dritte Woche der ersten Autographien m. W. erst Mittwoch ab, und eine vierte wäre noch gut zu überstehen. Wenn die Sache nicht nächster Tage so weit ist, dass Tomay seine ersten Blätter an Röder schicken kann, so muss das Vorhandene nächste Woche zu Piller kommen. Das Papier mögen ihm die Münchener oder Leipziger später schicken; eine Weile kann er die Steine wohl entbehren. Sollte die Entscheidung nicht vor Ihrer Abfahrt fallen, so überlassen Sie mir, bitte, auch diese Crux. Bedauerlich ist, dass Sie nun die Korrektur der übrigen Tafeln (ausser den Figuren) 3 erst Anfang September machen wollen. Das kann alles stark verzögern. Freilich ist der Worttext vorher zu erledigen. Aber – könnte Ihnen Tomay, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, nicht die weiteren Korrekturen seiner Schrift (vor der Lithographie) nach Galtär [sic] schicken, wo Sie dann die Fehler auf Hilfsblätter so lange ausbessern, bis alles stimmt? Die Verpackung wird hin durch Tomay geleistet und ist dadurch zurück für Ihre Frau Gemahlin leichter. {2} Hauptgrund: was nicht im September fertig ist, bleibt oft durch den Weihnachtsrummel lange liegen beim Drucker und Binder, etc. Wir sind heuer in Trofaiach wieder, Steiermark. Nähere Adresse nicht nötig. Ich wohl erst im August. Dazu habe ich mir (in Wien) einen Ventilator gekauft. Hobokens sind noch zwei Jahre sicher Wiener. Das weitere dürfte vom Mietvertrag, der Behandlung durch die Regierung, vor allem der Laune abhängen. Ich hoffe aber, ihn hier zu erhalten. Die C Ph E Bach-Ausgabe, 4 wenn sie zustande kommt, wird Sie besonders freuen. Ich erfuhr nur gelegentlich und im Vertrauen davon, nehme an, dass Dr. Fritz Schmid 5 beteiligt ist. Und Vrieslander? Seine Kunstwart-Arbeit 6 ist stilistisch besser als andere. Beethovens Erklärung gegen Zulehner 7 kenne ich, brauchte sie neulich für eine Arbeit. Leider hat das Programme der 2. Serenade 8 bei Kritik und Publikum besonderen Erfolg gehabt. Es ist also möglich, dass ich meine „Kammerlauge“ 9 (so nannte Sebastian Brant den Inhalt des Gefässes der Nacht) auf die von mir reaktiv[i]erten Wiener Serenade schütte. Für Ihre Hinweise auf Weingartner und d’Albert bin ich sehr dankbar. Ein Wiener Musikverleger, dem ich neulich von der Frage der Schubert-Märsche sprach, 10 meinte: Lehar. Mein Bub scheint die Prüfung recht gut bestanden zu haben und dürfte im Herbst nach Traiskirchen kommen. Habels Auftrag scheint eine überflüssige Störung Tomays gewesen zu sein, da die Mozartstücke in der alten Waisenhauskirche am Rennweg erst im Herbst aufgeführt werden sollen. Bitte, mir das Wort-Manuskript vor Ihrer Abreise zu übergeben, wenn nicht etwa DMV schon bis dahin es verlangt. Ich glaube, es ist besser, den Vertrag erst unter Dach zu bringen, was jetzt möglich sein dürfte. Den müsste ich eventuell auch nach Galtür nachsenden. Leben Sie recht wohl mit Ihrer Frau Gemahlin, wenn ich Sie vor dem Sommer nicht mehr sehen sollte. © Transcription William Drabkin, 2023 |
If today I answer three letters 2 cumulatively and in the heat of the holidays, then you may not think that I have been idle in your cause. I have of course dealt with the Drei Masken Verlag issue immediately. Let me begin by saying that there is a printed edition of C. P. E. Bach in Hoboken’s [library] which you ought to see before you depart and might like to take with you if it interests you and if you do not yet know it. In case you do not intend to come on Friday or Saturday (or even Sunday) towards 5 o’clock, then I will send you the print at a specified time so that it can be returned immediately if necessary. In any event, I ask you to decide quickly. I assume that you know what it is about. Concerning the printing of the music examples: I had already thought so when I replied to D. M. V. on the 16th. Now the third week of the first stage of [Tomay’s] autography is, I believe, about to come to an end; and it would be good if one could ride out a fourth week. If in the coming days the matter progresses far enough for Tomay to send his first leaves to Röder, then what is available must come the following week to Piller. The paper could be sent to him from Munich or Leipzig at a later date; he can probably do without the [lithographic] stones for a while. Should the decision not be made by the time you leave, then please leave this crucial decision to me, too. It is regrettable that you do not want to proofread the remaining graphs (only the figures) 3 until the beginning of September. This can delay everything considerably. Of course, the verbal text should be done first. However: could Tomay, without interrupting his work, not send the further corrections of his autography (prior to the lithographic process) to Galtür, from where you could then indicate the mistakes on supplementary pieces of paper until everything is correct? Tomay will take care of the packaging, and that will make things easier for your wife. {2} The main reason for this is as follows: what is not ready in September often left behind at the printer or the binder, in the rush towards Christmas. We are again staying in Trofaiach, in Styria. A more precise address is unnecessary. I will probably not get there until August. For this reason I have bought myself (in Vienna) a fan. The Hobokens will certainly remain Viennese for another two years. What happens after that will depend on his lease, the way he is treated by the government, and above all his mood. But I hope to keep him here. The C. P. E. Bach edition, 4 if it materializes, will please you in particular. I learned only by chance, and in confidence, and understand that Dr. Fritz Schmid 5 is taking part. And Vrieslander? Stylistically, his article in Der Kunstwart 6 is better than his other work. I know Beethoven’s declaration to Zulehner 7 and need it again for a piece of work. Unfortunately, the program of the second evening concert 8 was a particular success with the critics and the audience. It is thus possible that I shall pour my “chamber liquor” 9 (as Sebastian Brant called the contents of a night vessel) onto the Viennese program of serenades which I have reactivated. I am very grateful for your tip on Weingartner and d’Albert. A Viennese music publisher, with whom I recently spoke about the question of the Schubert marches, 10 recommended Lehar. My son seems to have passed the test very well and will be allowed to come to Traiskirchen in the autumn. Habel’s assignment appears to be an unnecessary interruption on the part of Tomay, as the Mozart pieces are not supposed to be performed at the orphanage church in the Rennweg until the autumn. Please give me the verbal manuscript [of the “Eroica” monograph] before your departure, if Drei Masken Verlag does not actually ask for it sooner. I believe that it is better to get the contract settled first, and that now seems possible: I can, if necessary, forward it to Galtür. I bid farewell to you and your wife, in case I no longer see you before the summer holiday. © Translation William Drabkin, 2023 |
Wenn ich heute drei Briefe 2 kumulativ und mit Hitzferien beantworte, so dürfen Sie nicht glauben, dass ich in Ihrer Sache müssig war. Ich habe natürlich die DMV-Sache immer sogleich erledigt. Vorausschicken möchte ich, dass bei Hoboken ein Druck von Ph E Bach liegt, den Sie noch vor Ihrer Abreise ansehen sollten und nach Wunsch mitnehmen wollen, wenn er Sie soweit interessiert, Sie ihn noch nicht kennen. Falls Sie nicht die Absicht haben, Freitag oder Samstag, auch Sonntag gegen 5 Uhr hinzukommen, so werde ich Ihnen den Druck zu einer bestimmten Stunde schicken, damit er eventuell gleich wieder zurückkommen kann. Jedenfalls bitte ich um raschen Bescheid. Ich nehme an, Sie wiessen [sic], worum es sich handelt. Zum Druck der Noten: ich hatte das schon bedacht, als ich dem DMV am 16. antwortete. Nun läuft die dritte Woche der ersten Autographien m. W. erst Mittwoch ab, und eine vierte wäre noch gut zu überstehen. Wenn die Sache nicht nächster Tage so weit ist, dass Tomay seine ersten Blätter an Röder schicken kann, so muss das Vorhandene nächste Woche zu Piller kommen. Das Papier mögen ihm die Münchener oder Leipziger später schicken; eine Weile kann er die Steine wohl entbehren. Sollte die Entscheidung nicht vor Ihrer Abfahrt fallen, so überlassen Sie mir, bitte, auch diese Crux. Bedauerlich ist, dass Sie nun die Korrektur der übrigen Tafeln (ausser den Figuren) 3 erst Anfang September machen wollen. Das kann alles stark verzögern. Freilich ist der Worttext vorher zu erledigen. Aber – könnte Ihnen Tomay, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, nicht die weiteren Korrekturen seiner Schrift (vor der Lithographie) nach Galtär [sic] schicken, wo Sie dann die Fehler auf Hilfsblätter so lange ausbessern, bis alles stimmt? Die Verpackung wird hin durch Tomay geleistet und ist dadurch zurück für Ihre Frau Gemahlin leichter. {2} Hauptgrund: was nicht im September fertig ist, bleibt oft durch den Weihnachtsrummel lange liegen beim Drucker und Binder, etc. Wir sind heuer in Trofaiach wieder, Steiermark. Nähere Adresse nicht nötig. Ich wohl erst im August. Dazu habe ich mir (in Wien) einen Ventilator gekauft. Hobokens sind noch zwei Jahre sicher Wiener. Das weitere dürfte vom Mietvertrag, der Behandlung durch die Regierung, vor allem der Laune abhängen. Ich hoffe aber, ihn hier zu erhalten. Die C Ph E Bach-Ausgabe, 4 wenn sie zustande kommt, wird Sie besonders freuen. Ich erfuhr nur gelegentlich und im Vertrauen davon, nehme an, dass Dr. Fritz Schmid 5 beteiligt ist. Und Vrieslander? Seine Kunstwart-Arbeit 6 ist stilistisch besser als andere. Beethovens Erklärung gegen Zulehner 7 kenne ich, brauchte sie neulich für eine Arbeit. Leider hat das Programme der 2. Serenade 8 bei Kritik und Publikum besonderen Erfolg gehabt. Es ist also möglich, dass ich meine „Kammerlauge“ 9 (so nannte Sebastian Brant den Inhalt des Gefässes der Nacht) auf die von mir reaktiv[i]erten Wiener Serenade schütte. Für Ihre Hinweise auf Weingartner und d’Albert bin ich sehr dankbar. Ein Wiener Musikverleger, dem ich neulich von der Frage der Schubert-Märsche sprach, 10 meinte: Lehar. Mein Bub scheint die Prüfung recht gut bestanden zu haben und dürfte im Herbst nach Traiskirchen kommen. Habels Auftrag scheint eine überflüssige Störung Tomays gewesen zu sein, da die Mozartstücke in der alten Waisenhauskirche am Rennweg erst im Herbst aufgeführt werden sollen. Bitte, mir das Wort-Manuskript vor Ihrer Abreise zu übergeben, wenn nicht etwa DMV schon bis dahin es verlangt. Ich glaube, es ist besser, den Vertrag erst unter Dach zu bringen, was jetzt möglich sein dürfte. Den müsste ich eventuell auch nach Galtür nachsenden. Leben Sie recht wohl mit Ihrer Frau Gemahlin, wenn ich Sie vor dem Sommer nicht mehr sehen sollte. © Transcription William Drabkin, 2023 |
If today I answer three letters 2 cumulatively and in the heat of the holidays, then you may not think that I have been idle in your cause. I have of course dealt with the Drei Masken Verlag issue immediately. Let me begin by saying that there is a printed edition of C. P. E. Bach in Hoboken’s [library] which you ought to see before you depart and might like to take with you if it interests you and if you do not yet know it. In case you do not intend to come on Friday or Saturday (or even Sunday) towards 5 o’clock, then I will send you the print at a specified time so that it can be returned immediately if necessary. In any event, I ask you to decide quickly. I assume that you know what it is about. Concerning the printing of the music examples: I had already thought so when I replied to D. M. V. on the 16th. Now the third week of the first stage of [Tomay’s] autography is, I believe, about to come to an end; and it would be good if one could ride out a fourth week. If in the coming days the matter progresses far enough for Tomay to send his first leaves to Röder, then what is available must come the following week to Piller. The paper could be sent to him from Munich or Leipzig at a later date; he can probably do without the [lithographic] stones for a while. Should the decision not be made by the time you leave, then please leave this crucial decision to me, too. It is regrettable that you do not want to proofread the remaining graphs (only the figures) 3 until the beginning of September. This can delay everything considerably. Of course, the verbal text should be done first. However: could Tomay, without interrupting his work, not send the further corrections of his autography (prior to the lithographic process) to Galtür, from where you could then indicate the mistakes on supplementary pieces of paper until everything is correct? Tomay will take care of the packaging, and that will make things easier for your wife. {2} The main reason for this is as follows: what is not ready in September often left behind at the printer or the binder, in the rush towards Christmas. We are again staying in Trofaiach, in Styria. A more precise address is unnecessary. I will probably not get there until August. For this reason I have bought myself (in Vienna) a fan. The Hobokens will certainly remain Viennese for another two years. What happens after that will depend on his lease, the way he is treated by the government, and above all his mood. But I hope to keep him here. The C. P. E. Bach edition, 4 if it materializes, will please you in particular. I learned only by chance, and in confidence, and understand that Dr. Fritz Schmid 5 is taking part. And Vrieslander? Stylistically, his article in Der Kunstwart 6 is better than his other work. I know Beethoven’s declaration to Zulehner 7 and need it again for a piece of work. Unfortunately, the program of the second evening concert 8 was a particular success with the critics and the audience. It is thus possible that I shall pour my “chamber liquor” 9 (as Sebastian Brant called the contents of a night vessel) onto the Viennese program of serenades which I have reactivated. I am very grateful for your tip on Weingartner and d’Albert. A Viennese music publisher, with whom I recently spoke about the question of the Schubert marches, 10 recommended Lehar. My son seems to have passed the test very well and will be allowed to come to Traiskirchen in the autumn. Habel’s assignment appears to be an unnecessary interruption on the part of Tomay, as the Mozart pieces are not supposed to be performed at the orphanage church in the Rennweg until the autumn. Please give me the verbal manuscript [of the “Eroica” monograph] before your departure, if Drei Masken Verlag does not actually ask for it sooner. I believe that it is better to get the contract settled first, and that now seems possible: I can, if necessary, forward it to Galtür. I bid farewell to you and your wife, in case I no longer see you before the summer holiday. © Translation William Drabkin, 2023 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker’s diary for June 20, 1930: “Von Deutsch (Br.): spricht von einem Em. Bach Trio, das v. H. für mich bestimmt habe.”) (“From Deutsch (letter): he speaks of a trio by C. P. E. Bach, which Hoboken has intended for me.”). 2 The first letter, to Deutsch (not surviving), recorded in the diary for June 13: “betreffs des von mir angeführten Ausspruchs aus Thayer II über Arrangementes; für die Schubert-Märsche käme Weingarten oder d’Albert in Betracht” (“concerning the quotation, cited by me, from Thayer’s vol. 2, on arrangements; for the Schubert marches, Weingarten or d’Albert could be considered”). The second, an express letter to Deutsch (not surviving), is recorded in the diary for June 15: “bin mit Röder einverstanden, klage aber über Tomay” (“I am in agreement about Röder but complain about Tomay”). The third is Drei Masken Verlag’s letter of June 11 to Deutsch (OC 54/227). 3 The “Figuren” are the individual music illustrations accompanying the text of the “Eroica” analysis; the “Tafeln” are the Urlinie-Tafeln (“foreground graphs”) of each of the four movements of the symphony. 4 A collected edition of the works of C. P. E. Bach, planned as part of the activities associated with the Photogram Archive. 5 Ernst Fritz Schmid (1904–1960), the author of Carl Philipp Emanuel Bach und seine Kammermusik (Kassel: Bärenreiter, 1931). 6 An article on Schenker published in the June 1930 issue of Der Kunstwart and noted on page 80 of Schenker’s scrapbook (OC 2). 7 Carl Zulehner (1770–1841) had published an unauthorized “collected edition” of Beethoven’s piano works, which led to the composer issuing a “Warning” in 1803, published in the Wiener Zeitung, repudiating Zulehner’s work. 8 The second of two outdoor concerts given in the Leopoldplatz, Vienna, in the summer. The Vienna Philharmonic made significant changes to Deutsch’s projected program. 9 Kammerlauge, a word made from Kammer (chamber) and Lauge (lye, liquor); Deutsch is poking fun at his own fondness for chamber music. 10 In previous letters to Schenker, Deutsch expresses the hope that Schubert’s marches for piano duet could be arranged for orchestra, or for military band. |
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Commentary
Digital version created: 2023-03-27 |