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Berlin, den 1. Okt. 32

Sehr verehrter Herr Doktor! 1

Ihr Brief 2 kam fast gleichzeitig mit einem Vrieslanders, sowie seinen Liedern vom Verlag. Wiewohl ich die Lieder infolgedessen noch nicht ansehen konnte, will ich Ihnen doch gleich antworten, da Sie ja Montag orientiert sein möchten wegen Hoboken. Er hat mir nur das geschrieben, was ich Ihnen schon mitgeteilt habe: er wollte die Zahl der Subscribenten und die der erforderlichen Exemplare wissen, auf irgendeine bestimmte Zahl von seiner Seite hat er sich garnicht festgelegt. Ich antwortete ihm, daß ich ihm vorläufig natürlich nur die Zahl der erforderlichen Exemplare angeben könne. – 3

Vielen Dank für Ihre Zustimmung zu dem Aufsatz. 4 Ich habe ihn gestern, noch ehe Ihr Brief kam, Furtw. eingeschickt mit der Bitte, es doch selbst damit bei der Musik zu versuchen (Riezlers Aufsatz ist ihm gewidmet!) und muß natürlich jetzt eine Antwort abwarten. Die Musik ist eben jetzt ganz im Fahrwasser Hesses (Riemann, Kurth) – der Aufsatz war fast halb im Auftrag des Eigentümers des Verlages, Prof. Krill, zu dem ich allerlei Empfehlungen hatte, geschrieben – und das Resultat! Es sind eben lauter Praktiken – das kennt man ja. Darauf [illeg]beruht auch die Halbheit Dr. Einsteins, der zu mir von geradezu unerhörter Freundlichkeit ist, im übrigen aber Lektor bei Hesse ist. Was soll er tun? Ich bin neugierig, ob er den Aufsatz annehmen wird, den ich fast fertig habe und der mir sehr viel Freude macht.

{2} [Der Titel:] "Musikalische Meisterhandschriften" 5 mit vielen Beispielen und Versuchen, Zusammenhang von Synthese und Schreibart aufzuzeigen; freilich die Beschränkung, die immer für Notenzitate wegen der Kosten gefordert wird, ist hier gerade sehr hinderlich. Einstein wartet seit 2 Wochen darauf – ich hoffe morgen damit fertig zu sein. Da Sie die “Cäcilia 6 noch nicht erhalten haben, erlaube ich mir, Ihnen die deutsche Grundlage, 7 etwas verändert wurde es dann, beizulegen. Vom Berliner Rundfunk kam eine Absage wegen des Archiv Vortrages, aber es ist möglich, daß es in München stattfinden wird — 8

Ich erwarte noch eine Antwort von dort. Ich lasse bald wieder von mir hören und verbleibe indes


mit ergebensten Grüßen, auch an Ihre Frau Gemahlin
Ihr
[signed:] Oswald Jonas

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


Berlin, October 1, 1932

Greatly revered Dr. [Schenker], 1

Your letter 2 arrived almost simultaneously with one from Vrieslander, as well as his Lieder from the press. Although I have for that reason not yet been able to look at the Lieder, I would like to answer you immediately, since you want to be oriented on Monday concerning Hoboken. He wrote me only what I have already communicated to you: he wanted to know the number of subscribers and the necessary number of copies; he has for his own part by no means settled on any definite number. I replied that I could naturally provide only the necessary number of copies in advance. — 3

Many thanks for your approval of the essay. 4 Yesterday, even before your letter arrived, I sent it to Furtwängler with the request to try at Die Musik with it himself (Riezler's essay is dedicated to him!), and must now, of course, await an answer. Die Musik is now completely of the stripe of Hesse (Riemann, Kurth) ‒ the essay was written almost half at the instigation of the owner of the press, Prof. Krill, to whom I have been recommended by several people ‒ and the result! There'll be nothing but tricks – that we know. That is also the basis for the ambivalence of Dr. Einstein, who shows me quite unprecedented kindness, but who also reads manuscripts for Hesse . What is he to do? I am curious whether he will accept the essay which I have almost ready and which pleases me greatly.

{2} [The title is] "Musikalische Meisterhandschriften," 5 with many examples and efforts to depict the connection between synthesis and notation; admittedly the restriction that is always placed on quotations of music because of the cost is just here a very great handicap. Einstein has waited two weeks for it ‒ I hope to be finished tomorrow. Since you have not yet received Cäcilia , 6 I take the liberty of enclosing the German original, 7 which was later somewhat altered. From Berlin radio a cancelation of the "Archive" lecture arrived, but possibly it will be presented in Munich. 8

I still await an answer from there. I will write again soon and remain,


with most respectful greetings, to your good wife as well,
Your
[signed:] Oswald Jonas

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


Berlin, den 1. Okt. 32

Sehr verehrter Herr Doktor! 1

Ihr Brief 2 kam fast gleichzeitig mit einem Vrieslanders, sowie seinen Liedern vom Verlag. Wiewohl ich die Lieder infolgedessen noch nicht ansehen konnte, will ich Ihnen doch gleich antworten, da Sie ja Montag orientiert sein möchten wegen Hoboken. Er hat mir nur das geschrieben, was ich Ihnen schon mitgeteilt habe: er wollte die Zahl der Subscribenten und die der erforderlichen Exemplare wissen, auf irgendeine bestimmte Zahl von seiner Seite hat er sich garnicht festgelegt. Ich antwortete ihm, daß ich ihm vorläufig natürlich nur die Zahl der erforderlichen Exemplare angeben könne. – 3

Vielen Dank für Ihre Zustimmung zu dem Aufsatz. 4 Ich habe ihn gestern, noch ehe Ihr Brief kam, Furtw. eingeschickt mit der Bitte, es doch selbst damit bei der Musik zu versuchen (Riezlers Aufsatz ist ihm gewidmet!) und muß natürlich jetzt eine Antwort abwarten. Die Musik ist eben jetzt ganz im Fahrwasser Hesses (Riemann, Kurth) – der Aufsatz war fast halb im Auftrag des Eigentümers des Verlages, Prof. Krill, zu dem ich allerlei Empfehlungen hatte, geschrieben – und das Resultat! Es sind eben lauter Praktiken – das kennt man ja. Darauf [illeg]beruht auch die Halbheit Dr. Einsteins, der zu mir von geradezu unerhörter Freundlichkeit ist, im übrigen aber Lektor bei Hesse ist. Was soll er tun? Ich bin neugierig, ob er den Aufsatz annehmen wird, den ich fast fertig habe und der mir sehr viel Freude macht.

{2} [Der Titel:] "Musikalische Meisterhandschriften" 5 mit vielen Beispielen und Versuchen, Zusammenhang von Synthese und Schreibart aufzuzeigen; freilich die Beschränkung, die immer für Notenzitate wegen der Kosten gefordert wird, ist hier gerade sehr hinderlich. Einstein wartet seit 2 Wochen darauf – ich hoffe morgen damit fertig zu sein. Da Sie die “Cäcilia 6 noch nicht erhalten haben, erlaube ich mir, Ihnen die deutsche Grundlage, 7 etwas verändert wurde es dann, beizulegen. Vom Berliner Rundfunk kam eine Absage wegen des Archiv Vortrages, aber es ist möglich, daß es in München stattfinden wird — 8

Ich erwarte noch eine Antwort von dort. Ich lasse bald wieder von mir hören und verbleibe indes


mit ergebensten Grüßen, auch an Ihre Frau Gemahlin
Ihr
[signed:] Oswald Jonas

© Transcription John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011


Berlin, October 1, 1932

Greatly revered Dr. [Schenker], 1

Your letter 2 arrived almost simultaneously with one from Vrieslander, as well as his Lieder from the press. Although I have for that reason not yet been able to look at the Lieder, I would like to answer you immediately, since you want to be oriented on Monday concerning Hoboken. He wrote me only what I have already communicated to you: he wanted to know the number of subscribers and the necessary number of copies; he has for his own part by no means settled on any definite number. I replied that I could naturally provide only the necessary number of copies in advance. — 3

Many thanks for your approval of the essay. 4 Yesterday, even before your letter arrived, I sent it to Furtwängler with the request to try at Die Musik with it himself (Riezler's essay is dedicated to him!), and must now, of course, await an answer. Die Musik is now completely of the stripe of Hesse (Riemann, Kurth) ‒ the essay was written almost half at the instigation of the owner of the press, Prof. Krill, to whom I have been recommended by several people ‒ and the result! There'll be nothing but tricks – that we know. That is also the basis for the ambivalence of Dr. Einstein, who shows me quite unprecedented kindness, but who also reads manuscripts for Hesse . What is he to do? I am curious whether he will accept the essay which I have almost ready and which pleases me greatly.

{2} [The title is] "Musikalische Meisterhandschriften," 5 with many examples and efforts to depict the connection between synthesis and notation; admittedly the restriction that is always placed on quotations of music because of the cost is just here a very great handicap. Einstein has waited two weeks for it ‒ I hope to be finished tomorrow. Since you have not yet received Cäcilia , 6 I take the liberty of enclosing the German original, 7 which was later somewhat altered. From Berlin radio a cancelation of the "Archive" lecture arrived, but possibly it will be presented in Munich. 8

I still await an answer from there. I will write again soon and remain,


with most respectful greetings, to your good wife as well,
Your
[signed:] Oswald Jonas

© Translation John Rothgeb & Heribert Esser, 2006, 2011

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/6, p. 3780, October 3, 1932: "Von Jonas (Br.): ein Aufsatz über das Archiv liegt bei. v.H. will die Zahl der Subscribenten wissen, dann - -; über Einsteins heuchlerisches Gebahren!; über Hesse's, recte Prof. Krill's pro domo auch in der „Musik“ usw." ("From Jonas (letter): an article about the [Photogramm]archiv is enclosed; van Hoboken wants to know the number of subscribers, then . . . ; concerning Einstein's hypocritical behavior; concerning Hesse's ‒ actually Prof. Krill's ‒ [statement of] self-interest also in Die Musik.")

2 A missing letter or postcard. In OJ 12/6, 38, dated September 25, 1932, Jonas asks whether Schenker has received an issue of Cäcilia that he had ordered sent; from the continuation of the present letter it is clear that Schenker has meanwhile ‒ in a message not present in the correspondence now available ‒ advised Jonas that he had not received it.

3 Jonas inserts emdash at this point, then writes continuously without paragraph-break.

4 The continuation suggests that this may have been a response by Jonas to Walter Riezler, "Die Urlinie," in Die Musik XXII/7 (April, 1930); see OJ 5/18, 2 and OJ 12/6, [38]. Obviously Schenker's concurrence was expressed in a letter or postcard that is now lost (see note 2 above).

5 An article of this title by Jonas was published in Der Dreiklang 1-2 (April-May 1937), 22-27, 55-61. See also OC 44/22.

6 See OJ 12/6 [18] and OJ 12/6, [38], and OC 44/22.

7 For Jonas's review of Schenker's third Jahrbuch (Das Meisterwerk in der Musik III); the review appeared, in Dutch translation, in the November 1934 issue of Cäcilia.

8 Jonas inserts emdash at this point, then writes continuously without paragraph-break.

Commentary

Format
2-p letter, holograph message and signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1955)--Jonas, Oswald (c.1955-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs of Oswald Jonas, published by kind permission
License
Permission to publish granted by the heirs of Oswald Jonas October 20, 1913

Digital version created: 2015-08-31