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Lauenstein (Hannover)
d. 1. Okt 1908.
diktiert!

Lieber, verehrter Herr Schenker! 1

Erschrecken Sie nicht, daß ich schon heute wieder auf Ihren lieben vorgestern erhaltenen Brief 2 eine Antwort schreibe! Sie soll Ihnen nicht etwa eine neue Verpflichtung auferlegen! Ich bin noch hier in meiner ländlichen Heimat, befinde mich nach wie vor in einem unangenehm gesteigerten nervösen Zustand, und muß deshalb diktiren. So könnte es vernünftiger scheinen, wenn ich einstweilen einige Wochen schwiege, bis ich vielleicht Ihr vortreffliches Brief gründlicher gelesen hätte. Aber ein paar Dinge, die ich, durch Ihre Zeilen angeregt, {2} Ihnen aussprechen möchte, laßen mich nicht zur Ruhe kommen, und so leiste ich keinen Widerstand.

Zuerst der Doppelschlag bei Haydn. 3 Ich habe, was Sie verwundern wird, das Beyschlag’sche Werk 4 fertig noch nicht vor Augen gehabt. Härtels schickten mir ein Freiexemplar nach Lichterfelde, und durch einen Zufall ist gerade diese Sendung von der Post nicht hieher nachgeschickt, sondern in meiner dortigen Wohnung abgegeben worden. Ich ließ mir das Buch nicht nachkommen, weil ich mündlich den Stoff so reichlich mit Beyschlag erörtert, sowie einzelne Partieen gelesen habe, daß ich mich leicht gedulden konnte. Natürlich bin ich durchaus Ihrer Meinung, daß jener Doppelschlag in der Regel so zu verstehen ist, {3} daß die kleinen Noten als Auftakt der Hauptnote vorausgehen. Eben so weiß ich, daß Joachim dieser Ansicht war. Wie Sie sich denken werden, habe ich dergl. Fragen oft genug mit ihm durchgesprochen. Wir empfanden und urteilten, wie überhaupt in künstlerischen Dingen, so auch auf diesem Gebiet, so übereinstimmend, daß kaum irgend einmal eine kleinste Abweichung zu Tage trat. Nun aber glaube ich mich zu erinnern, daß wir doch gelegentlich eines Gesprächs über Haydn ’s “Jahreszeiten” zu dem Resultat kamen, daß man nicht ausnahmslos an jener Ausführungsweise festhalten könne. Natürlich ist das ein sehr heikler Punkt, denn äußerlich unumstößliche Gründe lassen sich hier nicht ins Feld führen. {4} Joachim wollte die letzte Entscheidung in Fällen solcher Art dem künstlerischen Gefühl des Ausführenden überlassen. Könnte dieser Ausführende immer Joachim selbst sein, so wäre man ja gut geborgen, aber es giebt freilich leider auch Bülows. Mehr kann ich heute nicht sagen, da ich, wie erwähnt, das Beyschlag’sche Buch nicht einsehen kann.

Nun ein Zweites, Wichtigeres: nämlich Gluck! 5

Es braucht ja kein Wort darüber verloren zu werden, daß Mozart ihn in kunstvoller Meisterschaft als absoluter Musiker turmhoch überragt. Aber die Frage „Wagner“ darf meines Erachtens hier in keiner Weise zu einem Vergleich herangezogen werden. Ich kann nicht {5} zugeben, daß Gluck durch Mozart abgethan wäre. Er ist es schon rein tatsächlich nicht; denn bis in meine Jugendzeit hinein lebten die Gluck’schen Opern neben den Mozart’schen, abgesehen von andern Bühnen, namentlich auf der Berliner Hofbühne, in lebendigster Wirkung fort. Wir haben nur leider Gottes jetzt keine Künstlerinnen mehr, die wie die Milder , die Schröder-Devrient und zuletzt die Köster, im Stande wären, eine Gluck’sche Gestalt dramatisch wie musikalisch zum Leben zu erwecken. Was haben die heutigen Wagnerweiber mit dem Adel der tiefen Empfindung jener Heldinnen gemein!! Gluck mutet an wie ein dorischer Tempel, Mozart wie ein herrlich reich geschmückter, fein gegliederter italienischer Re- {6} -naissance-Palast. Aber die einfache Größe dorischer Säulen wird in ihrem Eindruck nicht im mindesten in den Schatten gestellt durch eine reichere spätere Kunst. Ja, ich kann Ihnen versichern, daß der „Idomeneo “, wo Mozart sich in die Gluck’sche Sphäre begiebt, die ihm nicht ansteht, mir seinerzeit auf dem Theater einen blaßen, kleinen Eindruck machte, im Vergleich zu der tiefen, tragischen Gewalt der beiden „Iphigenien“, der „Alceste“, des „Orpheus“, ja, auch der „Armide“, trotz ihres nicht antiken Stoffes. 6

Denken Sie auch daran, in welchem Maß Beethoven von Gluck begeistert war, und wie bewundernd Mendelssohn, der doch wahrhaftig ein eminenter, absoluter Musiker war, über die ergreifende {7} Schönheit der Gluck’schen Musik in mehreren seiner Briefe sich ausspricht. Gluck ist eine Größe für sich; Mozart ein umfaßenderes und anders geartetes Genie; beide aber gehören der einen Reihe echter, edler, reiner Geister an, die unsere Kunst zu einem Heiligtum machen. Wagner jedoch ‒ und das ist das Entscheidende, ‒ steht außerhalb dieser Reihe; seine Kunst ist nicht eine der verschiedenen Arten guter Kunst, sondern sie ist schlechte Kunst. Sie ist durchaus unwahr, unecht, geschwollen, und verzeihen Sie das harte Wort: im tiefsten Grunde gemein, gerade so wie eine prunküberladene verschnörkelte Kirche im Jesuitenstyl verlogen und gemein ist. Und eines: bei Gluck, welch eine Fülle herrlichster, ergreifender, melodischer Erfindung, während Wagner an eigentlicher Er- {8} -findung nichts aufzuweisen hat, als ein paar Brocken, deren Ursprung teils auf Weber, teils auf Schumann und auch Mendelssohn zurückzuführen ist. Ganz eigen ist ihm nur jene gewisse, unerträgliche, falsche Chromatik und Enharmonik, die ihn zu allem Übrigen zu dem ärgsten Manieristen macht, die die gesamte Musikgeschichte aufzuweisen hat. Sie sagen mit vollstem Recht: „nicht Beethoven und Wagner, sondern Beethoven oder Wagner“. Zuzugeben, daß hier und da bessere Regungen bei Wagner mit unterlaufen, aber das genügt nicht, um Frieden mit ihm zu schließen. Mit der gleichen Wahrheit läßt sich sagen: entweder Gluck oder Wagner.

Doch nun endlich Schluß und herzlichsten Gruß


Ihres
wahrhaft ergebenen
[signed:] Ernst Rudorff

© Transcription Ian Bent, 2017


Lauenstein (Hannover)
October 1, 1908
dictated!

Dear, revered Mr. Schenker, 1

Don't be alarmed that it is only today that I am writing in reply to your nice letter, 2 received the day before yesterday! You should not feel under any fresh obligation! I am still here, at my country place. As before, I am in an unpleasantly acute nervous condition, and must on that account resort to dictation. It might seem more sensible if I were meanwhile to remain silent for a few weeks until I have perhaps read your excellent letter more thoroughly. But a couple of things that caught my eye in what you wrote, which {2} I should like to discuss with you, just won't leave me in peace, so I can't resist [raising them now].

First the turn in [the music of] Haydn. 3 I no longer have the Beyschlag book 4 to hand ‒ that will come as a surprise to you! Härtel sent a complimentary copy to me at Lichterfelde, and by mistake the package was not forwarded to this address by the post, but was instead delivered to my apartment there. I didn't have the book forwarded to me because I had discussed its contents with Beyschlag so fully, as well as having read several sections, that I could easily wait [for it to arrive]. Naturally, I am thoroughly of the same mind as you that the latter turn is, by the rule, to be understood such {3} that the small notes are to precede the main note as an upbeat. Moreover I know that Joachim took this view. As you may imagine, I often talked such matters through with him. We felt, and adjudged, ‒ as generally in artistic matters, so also in this area ‒ unanimously that scarcely the smallest deviation ever came to light. But now I think I recall that when talking once about Haydn's Seasons we did conclude that it was not possible to adhere exclusively to that mode of performance. Of course, that is a very tricky point because outwardly indisputable grounds can be brought to bear in this field. {4} Joachim wanted the final decision in cases of this sort to be left to the artistic sensibility of the performer. If that performer could always have been Joachim himself then one would be in safe hands; but unfortunately there are admittedly also the Bülows of this world. I can't say anything more today, since I, as mentioned, can't consult the Beyschlag book.

Now a second, more important matter, namely Gluck! 5

There is no point whatsoever in arguing otherwise: Mozart towers way above him in artistic mastery as a composer of absolute music. But, to my mind, the "Wagner" question ought in no way get drawn into a comparison. I cannot {5} concede that Gluck should be cast aside as result of Mozart. Factually that is just not the case; for right up to the time of my youth the Gluck operas survived alongside those of Mozart with the most lively effect, with the exception of other stages, namely on the Berlin Court [Opera] stage. Nowadays, sadly we no longer have female singers such as Milder, Schröder-Devrient and lastly Köster, who are in a position to bring a Gluck character to life dramatically as well as musically. What have today's Wagner women in common with the nobility and deep feeling of those heroines!! Gluck invokes the feeling of a Doric temple, Mozart that of a magnificently richly ornamented, finely proportioned Italian Renaissance {6} palace. But, in impact the simple glory of Doric pillars is not in the least cast into the shadows by a more lavish later art. I can assure you that Idomeneo , where Mozart enters into the Gluckian realm, which does not suit him, made a pale, insignificant impression on me in the theater at that time, in comparison to the profound, tragic power of the two Iphigenie operas, Alceste , Orfeo , yes and even Armide despite its non-classical subject matter. 6

Consider also to what extent Beethoven was inspired by Gluck, and how admiringly Mendelssohn, who was indeed truly a leading practitioner of absolute music, expressed himself over the touching {7} beauty of Gluck's music in several of his letters. Gluck has a greatness all of his own; Mozart is an all-encompassing genius of a different sort; both however belong to a succession of true, noble, pure spirits who render our art a sacred temple. Wagner, however ‒ and this is the decisive thing ‒ stands outside that succession; his art is not one of the different types of good art: rather, it is bad art. It is thoroughly untrue, inauthentic, pretentious, and ‒ pardon the harsh word ‒ at its heart common, every bit as mendacious and common as an ornate church in the Jesuit style, overladen with ornament. And another thing: with Gluck what an abundance of magnificent, inspiring melodic invention, while with Wagner there is no trace of intrinsic invention {8} other than a few fragments whose origin goes back in part to Weber, in part to Schumann and even Mendelssohn. What is entirely home-grown in him is only that certain unbearable, false chromaticism and enharmonicism that makes him, on top of all the other things, the worst mannerist in the whole history of music. You were absolutely right: not "Beethoven and Wagner," but "Beethoven or Wagner." Admittedly, here and there better impulses occasionally emerge in Wagner, but that doesn't suffice to make one's peace with him. With the same truth, let it be said: "Gluck or Wagner."

But now finally here's an end, and my most cordial greetings,


from your
truly devoted
[signed:] Ernst Rudorff

© Translation Ian Bent, 2017


Lauenstein (Hannover)
d. 1. Okt 1908.
diktiert!

Lieber, verehrter Herr Schenker! 1

Erschrecken Sie nicht, daß ich schon heute wieder auf Ihren lieben vorgestern erhaltenen Brief 2 eine Antwort schreibe! Sie soll Ihnen nicht etwa eine neue Verpflichtung auferlegen! Ich bin noch hier in meiner ländlichen Heimat, befinde mich nach wie vor in einem unangenehm gesteigerten nervösen Zustand, und muß deshalb diktiren. So könnte es vernünftiger scheinen, wenn ich einstweilen einige Wochen schwiege, bis ich vielleicht Ihr vortreffliches Brief gründlicher gelesen hätte. Aber ein paar Dinge, die ich, durch Ihre Zeilen angeregt, {2} Ihnen aussprechen möchte, laßen mich nicht zur Ruhe kommen, und so leiste ich keinen Widerstand.

Zuerst der Doppelschlag bei Haydn. 3 Ich habe, was Sie verwundern wird, das Beyschlag’sche Werk 4 fertig noch nicht vor Augen gehabt. Härtels schickten mir ein Freiexemplar nach Lichterfelde, und durch einen Zufall ist gerade diese Sendung von der Post nicht hieher nachgeschickt, sondern in meiner dortigen Wohnung abgegeben worden. Ich ließ mir das Buch nicht nachkommen, weil ich mündlich den Stoff so reichlich mit Beyschlag erörtert, sowie einzelne Partieen gelesen habe, daß ich mich leicht gedulden konnte. Natürlich bin ich durchaus Ihrer Meinung, daß jener Doppelschlag in der Regel so zu verstehen ist, {3} daß die kleinen Noten als Auftakt der Hauptnote vorausgehen. Eben so weiß ich, daß Joachim dieser Ansicht war. Wie Sie sich denken werden, habe ich dergl. Fragen oft genug mit ihm durchgesprochen. Wir empfanden und urteilten, wie überhaupt in künstlerischen Dingen, so auch auf diesem Gebiet, so übereinstimmend, daß kaum irgend einmal eine kleinste Abweichung zu Tage trat. Nun aber glaube ich mich zu erinnern, daß wir doch gelegentlich eines Gesprächs über Haydn ’s “Jahreszeiten” zu dem Resultat kamen, daß man nicht ausnahmslos an jener Ausführungsweise festhalten könne. Natürlich ist das ein sehr heikler Punkt, denn äußerlich unumstößliche Gründe lassen sich hier nicht ins Feld führen. {4} Joachim wollte die letzte Entscheidung in Fällen solcher Art dem künstlerischen Gefühl des Ausführenden überlassen. Könnte dieser Ausführende immer Joachim selbst sein, so wäre man ja gut geborgen, aber es giebt freilich leider auch Bülows. Mehr kann ich heute nicht sagen, da ich, wie erwähnt, das Beyschlag’sche Buch nicht einsehen kann.

Nun ein Zweites, Wichtigeres: nämlich Gluck! 5

Es braucht ja kein Wort darüber verloren zu werden, daß Mozart ihn in kunstvoller Meisterschaft als absoluter Musiker turmhoch überragt. Aber die Frage „Wagner“ darf meines Erachtens hier in keiner Weise zu einem Vergleich herangezogen werden. Ich kann nicht {5} zugeben, daß Gluck durch Mozart abgethan wäre. Er ist es schon rein tatsächlich nicht; denn bis in meine Jugendzeit hinein lebten die Gluck’schen Opern neben den Mozart’schen, abgesehen von andern Bühnen, namentlich auf der Berliner Hofbühne, in lebendigster Wirkung fort. Wir haben nur leider Gottes jetzt keine Künstlerinnen mehr, die wie die Milder , die Schröder-Devrient und zuletzt die Köster, im Stande wären, eine Gluck’sche Gestalt dramatisch wie musikalisch zum Leben zu erwecken. Was haben die heutigen Wagnerweiber mit dem Adel der tiefen Empfindung jener Heldinnen gemein!! Gluck mutet an wie ein dorischer Tempel, Mozart wie ein herrlich reich geschmückter, fein gegliederter italienischer Re- {6} -naissance-Palast. Aber die einfache Größe dorischer Säulen wird in ihrem Eindruck nicht im mindesten in den Schatten gestellt durch eine reichere spätere Kunst. Ja, ich kann Ihnen versichern, daß der „Idomeneo “, wo Mozart sich in die Gluck’sche Sphäre begiebt, die ihm nicht ansteht, mir seinerzeit auf dem Theater einen blaßen, kleinen Eindruck machte, im Vergleich zu der tiefen, tragischen Gewalt der beiden „Iphigenien“, der „Alceste“, des „Orpheus“, ja, auch der „Armide“, trotz ihres nicht antiken Stoffes. 6

Denken Sie auch daran, in welchem Maß Beethoven von Gluck begeistert war, und wie bewundernd Mendelssohn, der doch wahrhaftig ein eminenter, absoluter Musiker war, über die ergreifende {7} Schönheit der Gluck’schen Musik in mehreren seiner Briefe sich ausspricht. Gluck ist eine Größe für sich; Mozart ein umfaßenderes und anders geartetes Genie; beide aber gehören der einen Reihe echter, edler, reiner Geister an, die unsere Kunst zu einem Heiligtum machen. Wagner jedoch ‒ und das ist das Entscheidende, ‒ steht außerhalb dieser Reihe; seine Kunst ist nicht eine der verschiedenen Arten guter Kunst, sondern sie ist schlechte Kunst. Sie ist durchaus unwahr, unecht, geschwollen, und verzeihen Sie das harte Wort: im tiefsten Grunde gemein, gerade so wie eine prunküberladene verschnörkelte Kirche im Jesuitenstyl verlogen und gemein ist. Und eines: bei Gluck, welch eine Fülle herrlichster, ergreifender, melodischer Erfindung, während Wagner an eigentlicher Er- {8} -findung nichts aufzuweisen hat, als ein paar Brocken, deren Ursprung teils auf Weber, teils auf Schumann und auch Mendelssohn zurückzuführen ist. Ganz eigen ist ihm nur jene gewisse, unerträgliche, falsche Chromatik und Enharmonik, die ihn zu allem Übrigen zu dem ärgsten Manieristen macht, die die gesamte Musikgeschichte aufzuweisen hat. Sie sagen mit vollstem Recht: „nicht Beethoven und Wagner, sondern Beethoven oder Wagner“. Zuzugeben, daß hier und da bessere Regungen bei Wagner mit unterlaufen, aber das genügt nicht, um Frieden mit ihm zu schließen. Mit der gleichen Wahrheit läßt sich sagen: entweder Gluck oder Wagner.

Doch nun endlich Schluß und herzlichsten Gruß


Ihres
wahrhaft ergebenen
[signed:] Ernst Rudorff

© Transcription Ian Bent, 2017


Lauenstein (Hannover)
October 1, 1908
dictated!

Dear, revered Mr. Schenker, 1

Don't be alarmed that it is only today that I am writing in reply to your nice letter, 2 received the day before yesterday! You should not feel under any fresh obligation! I am still here, at my country place. As before, I am in an unpleasantly acute nervous condition, and must on that account resort to dictation. It might seem more sensible if I were meanwhile to remain silent for a few weeks until I have perhaps read your excellent letter more thoroughly. But a couple of things that caught my eye in what you wrote, which {2} I should like to discuss with you, just won't leave me in peace, so I can't resist [raising them now].

First the turn in [the music of] Haydn. 3 I no longer have the Beyschlag book 4 to hand ‒ that will come as a surprise to you! Härtel sent a complimentary copy to me at Lichterfelde, and by mistake the package was not forwarded to this address by the post, but was instead delivered to my apartment there. I didn't have the book forwarded to me because I had discussed its contents with Beyschlag so fully, as well as having read several sections, that I could easily wait [for it to arrive]. Naturally, I am thoroughly of the same mind as you that the latter turn is, by the rule, to be understood such {3} that the small notes are to precede the main note as an upbeat. Moreover I know that Joachim took this view. As you may imagine, I often talked such matters through with him. We felt, and adjudged, ‒ as generally in artistic matters, so also in this area ‒ unanimously that scarcely the smallest deviation ever came to light. But now I think I recall that when talking once about Haydn's Seasons we did conclude that it was not possible to adhere exclusively to that mode of performance. Of course, that is a very tricky point because outwardly indisputable grounds can be brought to bear in this field. {4} Joachim wanted the final decision in cases of this sort to be left to the artistic sensibility of the performer. If that performer could always have been Joachim himself then one would be in safe hands; but unfortunately there are admittedly also the Bülows of this world. I can't say anything more today, since I, as mentioned, can't consult the Beyschlag book.

Now a second, more important matter, namely Gluck! 5

There is no point whatsoever in arguing otherwise: Mozart towers way above him in artistic mastery as a composer of absolute music. But, to my mind, the "Wagner" question ought in no way get drawn into a comparison. I cannot {5} concede that Gluck should be cast aside as result of Mozart. Factually that is just not the case; for right up to the time of my youth the Gluck operas survived alongside those of Mozart with the most lively effect, with the exception of other stages, namely on the Berlin Court [Opera] stage. Nowadays, sadly we no longer have female singers such as Milder, Schröder-Devrient and lastly Köster, who are in a position to bring a Gluck character to life dramatically as well as musically. What have today's Wagner women in common with the nobility and deep feeling of those heroines!! Gluck invokes the feeling of a Doric temple, Mozart that of a magnificently richly ornamented, finely proportioned Italian Renaissance {6} palace. But, in impact the simple glory of Doric pillars is not in the least cast into the shadows by a more lavish later art. I can assure you that Idomeneo , where Mozart enters into the Gluckian realm, which does not suit him, made a pale, insignificant impression on me in the theater at that time, in comparison to the profound, tragic power of the two Iphigenie operas, Alceste , Orfeo , yes and even Armide despite its non-classical subject matter. 6

Consider also to what extent Beethoven was inspired by Gluck, and how admiringly Mendelssohn, who was indeed truly a leading practitioner of absolute music, expressed himself over the touching {7} beauty of Gluck's music in several of his letters. Gluck has a greatness all of his own; Mozart is an all-encompassing genius of a different sort; both however belong to a succession of true, noble, pure spirits who render our art a sacred temple. Wagner, however ‒ and this is the decisive thing ‒ stands outside that succession; his art is not one of the different types of good art: rather, it is bad art. It is thoroughly untrue, inauthentic, pretentious, and ‒ pardon the harsh word ‒ at its heart common, every bit as mendacious and common as an ornate church in the Jesuit style, overladen with ornament. And another thing: with Gluck what an abundance of magnificent, inspiring melodic invention, while with Wagner there is no trace of intrinsic invention {8} other than a few fragments whose origin goes back in part to Weber, in part to Schumann and even Mendelssohn. What is entirely home-grown in him is only that certain unbearable, false chromaticism and enharmonicism that makes him, on top of all the other things, the worst mannerist in the whole history of music. You were absolutely right: not "Beethoven and Wagner," but "Beethoven or Wagner." Admittedly, here and there better impulses occasionally emerge in Wagner, but that doesn't suffice to make one's peace with him. With the same truth, let it be said: "Gluck or Wagner."

But now finally here's an end, and my most cordial greetings,


from your
truly devoted
[signed:] Ernst Rudorff

© Translation Ian Bent, 2017

Footnotes

1 Receipt of this letter is not recorded in Schenker's diary (there are no entries for the month of October). Transcriptions of two long excerpts (from "Natürlich bin ich ..." to "... leider auch Bülows" and "Nun ein Zweites ..." to the end) are given in Hellmut Federhofer, Heinrich Schenker nach Tagebüchern ... (Hildesheim: Georg Olms, 1985), pp. 202 and 203‒05, and these were used as an initial basis for the present transcription. Where they occur, archaic spellings have been restored. — The document numbers for OJ 13/37 (1‒15) were established by Oswald Jonas in his inventory of the Schenker/Rudorff correspondence at OJ 59/15.

2 = OJ 5/35, [3], September 28, 1908.

3 In paragraph 4 of OJ 5/35, [3], Schenker questions Beyschlag's interpretation of the turn in the music of Haydn.

4 Adolf Beyschlag, Die Ornamentik der Musik (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1908), already referred to in OJ 13/37, 2, September 12, and OJ 5/35, [3], September 28.

5 This vigorous defense comes in response to the latter half of the second paragraph of Schenker's OJ 5/35, [3].

6 No paragraph-break at this point in the original. "two Iphigenie operas": Iphigénie en Aulide and Iphigénie en Tauride .

Commentary

Format
8p letter, Bogen format, stenographically written salutation and message, holograph valediction and signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1955)--Jonas,Oswald (c.1955-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs of Ernst and Elisabeth Rudorff; permission being sought, but deemed to be in the public domain
License
The heirs or representatives of Ernst and Elisabeth Rudorff are being sought, but the material is deemed now to be in the public domain. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk.

Digital version created: 2017-10-25
Last updated: 2012-09-26