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OJ 14/23, [18] - Handwritten lettercard from Seligmann to Schenker, postmarked August 1, 1916
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[Absender:] ⇧ A. F. Seligmann O Ö. Tänzlgasse 15. [An:] Hw. Herrn Dr. Heinrich Schenker St. Anton a/Arlberg Hôtel Post Tirol [postmark:] || BAD ISCHL 1 | 1. VIII. 16 – 6 | * 6a * || {verso} ⇧ Lieber Freund! 1 Schönsten Dank für Ihre freundliche Sendung u. den mir sehr interessanten Begleitbrief. 2 Ich wollte Ihnen nicht schreiben, bevor ich nicht die Erläuterungen zu den beiden Sonaten gelesen hatte (op. 109 habe ich s. Z. nicht erhalten!). Ich habe sehr viel Genuß davon gehabt. Daß Sie gegen Ihre Gegner mit den ganz schweren Wörtern auffahren ist ja für mich u. viele andere Gesinnungsgenossen sehr ergötzlich. Auch Ihnen halber muß es Spaß gemacht haben – womit nur gesagt sein soll, daß einem etwas Spaß machen kann, was man sehr ernst nimmt! – ob es indessen vom taktischen Standpunkt aus richtig ist, möchte ich fast bezweifeln. Inhaltlich ließe sich das Gleiche in einer concilianteren Form auch sagen u. wäre für bewußte Schriften vielleicht sogar wirkungsvoller gewesen, weil dann nicht die ganze Armee der Gegner mit so viel scheinbaren Recht mobil gemacht werden könnte. Item – das ist Ihre Sache! Mich freut’s daß ein wirklicher Musiker wirkliche Musikkritik treibt – Apropos Sie werden doch bei op. 106 nicht [word deleted] ankündigen? Auf eine Analyse dieses Stücks von Ihnen freue ich mich schon seit Jahren! Ende September bin ich wieder in Wien (IX. Garnisongasse 22!) © Transcription William Drabkin, 2022 |
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[From:] ⇧ A. F. Seligmann, Upper Austria Tänzlgasse 15 [To:] Dr. Heinrich Schenker, Esq. St. Anton am Arlberg Hôtel Post Tyrol [postmark:] || BAD ISCHL 1 | 1. VIII. 16 – 6 | * 6a * || {verso} ⇧ Dear friend, 1 Most grateful thanks for kindly sending me the parcel, and for the accompanying letter which interests me greatly. 2 I did not want to write to you until I had read the commentary on the two sonatas. (I did not receive Op. 109 at the time it was published!) I have had a great deal of enjoyment from them. That you attack your opponents with very strong language is, for me and many other like-minded people, thoroughly delightful. And it must have been fun for you, too – to which it should only be said that one can be amused about that which one takes very seriously! But whether it is correct from a tactical point of view, that is something I should almost wish to doubt. In terms of content, the same thing could also be said in a more conciliatory tone, and this would perhaps even be more effective for the writings in question; for then, the entire army of your opponents could not mobilize themselves with so much apparent justification. However – that is your affair! I am delighted to see that a true musician practices true music criticism. While we are on the subject: Will you not be [word deleted] announcing Op. 106? I have been looking forward to an analysis of this piece by you for years! At the end of September, I shall be back in Vienna (IX, Garnisongasse 22!) © Translation William Drabkin, 2022 |
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[Absender:] ⇧ A. F. Seligmann O Ö. Tänzlgasse 15. [An:] Hw. Herrn Dr. Heinrich Schenker St. Anton a/Arlberg Hôtel Post Tirol [postmark:] || BAD ISCHL 1 | 1. VIII. 16 – 6 | * 6a * || {verso} ⇧ Lieber Freund! 1 Schönsten Dank für Ihre freundliche Sendung u. den mir sehr interessanten Begleitbrief. 2 Ich wollte Ihnen nicht schreiben, bevor ich nicht die Erläuterungen zu den beiden Sonaten gelesen hatte (op. 109 habe ich s. Z. nicht erhalten!). Ich habe sehr viel Genuß davon gehabt. Daß Sie gegen Ihre Gegner mit den ganz schweren Wörtern auffahren ist ja für mich u. viele andere Gesinnungsgenossen sehr ergötzlich. Auch Ihnen halber muß es Spaß gemacht haben – womit nur gesagt sein soll, daß einem etwas Spaß machen kann, was man sehr ernst nimmt! – ob es indessen vom taktischen Standpunkt aus richtig ist, möchte ich fast bezweifeln. Inhaltlich ließe sich das Gleiche in einer concilianteren Form auch sagen u. wäre für bewußte Schriften vielleicht sogar wirkungsvoller gewesen, weil dann nicht die ganze Armee der Gegner mit so viel scheinbaren Recht mobil gemacht werden könnte. Item – das ist Ihre Sache! Mich freut’s daß ein wirklicher Musiker wirkliche Musikkritik treibt – Apropos Sie werden doch bei op. 106 nicht [word deleted] ankündigen? Auf eine Analyse dieses Stücks von Ihnen freue ich mich schon seit Jahren! Ende September bin ich wieder in Wien (IX. Garnisongasse 22!) © Transcription William Drabkin, 2022 |
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[From:] ⇧ A. F. Seligmann, Upper Austria Tänzlgasse 15 [To:] Dr. Heinrich Schenker, Esq. St. Anton am Arlberg Hôtel Post Tyrol [postmark:] || BAD ISCHL 1 | 1. VIII. 16 – 6 | * 6a * || {verso} ⇧ Dear friend, 1 Most grateful thanks for kindly sending me the parcel, and for the accompanying letter which interests me greatly. 2 I did not want to write to you until I had read the commentary on the two sonatas. (I did not receive Op. 109 at the time it was published!) I have had a great deal of enjoyment from them. That you attack your opponents with very strong language is, for me and many other like-minded people, thoroughly delightful. And it must have been fun for you, too – to which it should only be said that one can be amused about that which one takes very seriously! But whether it is correct from a tactical point of view, that is something I should almost wish to doubt. In terms of content, the same thing could also be said in a more conciliatory tone, and this would perhaps even be more effective for the writings in question; for then, the entire army of your opponents could not mobilize themselves with so much apparent justification. However – that is your affair! I am delighted to see that a true musician practices true music criticism. While we are on the subject: Will you not be [word deleted] announcing Op. 106? I have been looking forward to an analysis of this piece by you for years! At the end of September, I shall be back in Vienna (IX, Garnisongasse 22!) © Translation William Drabkin, 2022 |
Footnotes
1 Receipt of this
letter is recorded in Schenker’s diary for August 3, 1916: “Von Seligmann (Kbf.); beantwortet
so Brief u. Sendung von op. 110 u. 111; (op.
109 hat er nicht erhalten). In den wenigen Zeilen, die er schreibt, begrüßt er
dankbar eine Musikkritik, die nun wirklich einmal Musikkritik ist, verliert aber auch einige
Worte über meinen polemischen Stil, von indem er meint, ein konzilianterer Ton täte dieselben
Dienste, wenn nicht vielleicht noch bessere. Der Karte heftet etwas Flüchtiges an, das sicher
auf Verlegenheit des Schreibers zurückzuführen ist. Weniger deutlich liegen indessen die
Gründe der Verlegenheit zutage; sollte darin nur das Ueberraschende der Wiederanknüpfung nach
so langen Jahren des Abbruches der Beziehungen seinen Ausdruck finden oder nicht vielleicht
auch noch ein stiller unbewußter Neid wegen meiner Arbeiten, wie sie sofern ähnliche
vielleicht auch ihm auf dem speziell kritischen Gebiete vorgeschwebt haben mögen, ihm leider
aber unerreichbar blieben?!” 2 Schenker’s letter of July 24, 1916 (WSLB-Hds 95654) announced the dispatch of his critical editions of Op. 110 and Op. 111. |
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Commentary
Digital version created: 2022-11-28 |