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[Envelope:]
{recto}

An Ihre Hoch. Frau Dr. Lie-Lie Schenker
in Wien I
Reichsratsstrasse 7/19.

Antwort
18. II. 38

[postmark:] || HÖTZELSDORF | 13.XI.37.20 | * c * |||
{verso}

Aufg. Der gesammten Heilkunde
DR WILHELM SCHENKER
in Pernegg bei Horn
Post Hötzelsdorf
N. O.
[Letter:]

Pernegg bei Horn am 12/11 1937.
Post Hötzelsdorf
N. O.


Unsere liebe Lie-Lie!

Wenn guter und ehrlicher Rat Deine sein sollte – so dürfte dies in Deinem Falle unbezahlbar sein. _

Vor Allem – Gesundheit: In Angelegenheit der Augen nehme ich an, dass dieses Leiden keine Gefahr bedeutet – und dürfte mit grosser Anstrengung der Augen mit Lesen u Schreiben in Verbindung stehen. . Dem letzten aehnlichen Fall habe ich bei einem pensionirten Schuldirektor in meiner Gegend mitgemacht. Nachdem er meinem Rat folgend, das Lesen u Schreiben aufgegeben hat – trat bald eine starke Besserung ein. _

Hoffentlich wird Dir auch der Augen-Specialist – dasselbe sagen –falls er erfahren wird, dass Du derzeit nicht mit Singen u Tanzen, sondern mit geistiger Arbeit beschäftigt bist. – Jedenfalls ist eine genaue Diagnose nun von einem Augenarzt zu erwarten (vielleicht nur entsprechende Augengläser?!).

Auch ich war seinerzeit in Kautzen auf einem Auge erkrankt – fuhr nach Wien zum Augenarzt – und nachdem ich entsprechende Glas erhalten habe – war die ganze Krankheit erledigt.

{2} Zum Titel-Ahasver: 1

Das Wandern zu Zweit ist ja sehr angenehm und hat auch viele Vorteile. Hie und da wird zwar durch manche Vorkommnisse – wie Krankheit etc – das Leben [illegible word], worauf dann umsomehr der Anschluss besser erfolgt – und man ergänzt sich so in jeder Lebenslage.

In der Fremde wird man mir solange gerne gesehen, solange die offene Kasse den Fremden zur Verfügung steht. _ Mein Motto: Reich sein und gesund sein - ist besser – als arm u krank sein. _ Das Wort „Reich“ dient ja nur dazu um den Mitmenschen die Augen zu verschmieren.

In einer Welt voll Hass–Neid–Falschheit – Ungemütlichkeit ist wahrlich mit dem Worte Ahasver schwer zu leben – und um jetzt einen Menschen zu finden – benötigt man zwei Laternen. _

Da mir Deine Vermögensverhältnisse ganz unbekannt sind – und ich befürchte diesen Punkt zu berühren – um nicht missverstanden zu werden, kann ich Dir trotz meiner sehr beschränkten Weisheit – nicht mit entsprechenden Rat zu kommen. _

{3} Mein

Beim Wandern findet man aber kein Heim – sondern nur einen kurzen Aufenthalt je nach Menge der Schillinge – um dann eventuell unzufrieden zu sein – wenn wirklich irgendwo ein gemütliches Heim gefunden werden könnte.

Was mein Leben anbelangt – habe ich bereits mit Humor und Geduld den schweren Weg zurückgelegt, manchmal war auch der Weg steil – steinig – rutschig, und jetzt geht der Weg bergab – leichter – aber auch mit Humor – nachdem ich weiter diese Strasse nicht allein marschiere – sondern in Begleitung einer lieben Person – wodurch ich sicherer gehe und nicht einsam bin.


Nun lege ich Dir noch viele herzliche Grüsse und Küsse
meiner lieben Frau – gratis u franco bei –
verbleibe stets Dein aufrichtiger
[signed:] Wilhelm

© Transcription William Drabkin, 2024

[Envelope:]
{recto}

To the highly esteemed Mrs. Lie-Lie Schenker
in Vienna I
Reichsratsstrasse 7/19

Answered
February 18, 1938

[postmark:] || HÖTZELSDORF | 13.XI.37.20 | * c * |||
{verso}

From DR. WILHELM SCHENKER
[Doctor] of the Entire Science of Medicine
in Pernegg, near Horn
Post Office Hötzelsdorf
Lower Austria
[Letter:]

Pernegg, near Horn, on November 12, 1937
Post Office Hötzelsdorf
Lower Austria


Our dear Lie-Lie

If good and honest advice should be yours – then in your case it may be invaluable.

Above all – health: In the matter of your eyes, I assume that the medical condition does not signify a danger, and may be connected to great strain on the eyes through reading and writing. I encountered the latter in a similar case of a retired school principal in my area. After following my advice of giving up reading and writing – a marked improvement set in.

Hopefully, the optical specialist will say the same, should he find out that at the time you were not occupied with singing and dancing but rather with intellectual work. – In any case an exact diagnosis is to be expected from an eye doctor (perhaps merely appropriate lenses?!).

At the time, in Kautzen, I also had an eye problem. I traveled to Vienna to the eye doctor and, after getting the appropriate prescription lens, the entire malady was resolved.

{2} On the title Ahasver 1

Hiking in pairs is of course very pleasant and has many advantages. Because of some occurrences – like illness, etc. – now and then life is [illegible word], whereupon the connection results all the more readily – and one is thus complemented in all of life’s situations.

In foreign lands, I am viewed gladly so long as the open cash register is accessible to the foreigners. My motto: being rich and healthy is better than being poor and sick. The word “rich” serves only to blur the eyes of fellow human beings.

In a world full of hate–envy–deceit–discomfort, it is truly difficult to live with the word Ahasver – and in order to find a person now – one needs two lanterns.

Since your financial circumstances are completely unfamiliar to me – and I fear to touch on this point – in order not to be misunderstood, despite my very limited wisdom I can’t offer you appropriate advice.

{3} I always find my joy in my home – not, though, among unfamiliar people. The home alone – without cherished surroundings – resembles a prison – even if it is very beautifully decorated for the eye.

In journeying, however, we find no home – but rather merely a brief respite according to the quantity of shillings – in order, then, potentially to be dissatisfied – if a cozy home really could be found somewhere.

As far as my life goes – I have already taken the difficult path with humor and patience. Sometimes the path was steep – rocky – slippery, and now the path leads downward – easier – but still with humor – since I am not marching alone on this route – but rather accompanied by a dear person – with whom I walk more securely and am not lonely.


Now, I enclose for you many cordial greetings and kisses
from my dear wife – gratis and post-free –
and I remain ever your sincere
[signed:] Wilhelm

© Translation Lee Rothfarb, 2024

[Envelope:]
{recto}

An Ihre Hoch. Frau Dr. Lie-Lie Schenker
in Wien I
Reichsratsstrasse 7/19.

Antwort
18. II. 38

[postmark:] || HÖTZELSDORF | 13.XI.37.20 | * c * |||
{verso}

Aufg. Der gesammten Heilkunde
DR WILHELM SCHENKER
in Pernegg bei Horn
Post Hötzelsdorf
N. O.
[Letter:]

Pernegg bei Horn am 12/11 1937.
Post Hötzelsdorf
N. O.


Unsere liebe Lie-Lie!

Wenn guter und ehrlicher Rat Deine sein sollte – so dürfte dies in Deinem Falle unbezahlbar sein. _

Vor Allem – Gesundheit: In Angelegenheit der Augen nehme ich an, dass dieses Leiden keine Gefahr bedeutet – und dürfte mit grosser Anstrengung der Augen mit Lesen u Schreiben in Verbindung stehen. . Dem letzten aehnlichen Fall habe ich bei einem pensionirten Schuldirektor in meiner Gegend mitgemacht. Nachdem er meinem Rat folgend, das Lesen u Schreiben aufgegeben hat – trat bald eine starke Besserung ein. _

Hoffentlich wird Dir auch der Augen-Specialist – dasselbe sagen –falls er erfahren wird, dass Du derzeit nicht mit Singen u Tanzen, sondern mit geistiger Arbeit beschäftigt bist. – Jedenfalls ist eine genaue Diagnose nun von einem Augenarzt zu erwarten (vielleicht nur entsprechende Augengläser?!).

Auch ich war seinerzeit in Kautzen auf einem Auge erkrankt – fuhr nach Wien zum Augenarzt – und nachdem ich entsprechende Glas erhalten habe – war die ganze Krankheit erledigt.

{2} Zum Titel-Ahasver: 1

Das Wandern zu Zweit ist ja sehr angenehm und hat auch viele Vorteile. Hie und da wird zwar durch manche Vorkommnisse – wie Krankheit etc – das Leben [illegible word], worauf dann umsomehr der Anschluss besser erfolgt – und man ergänzt sich so in jeder Lebenslage.

In der Fremde wird man mir solange gerne gesehen, solange die offene Kasse den Fremden zur Verfügung steht. _ Mein Motto: Reich sein und gesund sein - ist besser – als arm u krank sein. _ Das Wort „Reich“ dient ja nur dazu um den Mitmenschen die Augen zu verschmieren.

In einer Welt voll Hass–Neid–Falschheit – Ungemütlichkeit ist wahrlich mit dem Worte Ahasver schwer zu leben – und um jetzt einen Menschen zu finden – benötigt man zwei Laternen. _

Da mir Deine Vermögensverhältnisse ganz unbekannt sind – und ich befürchte diesen Punkt zu berühren – um nicht missverstanden zu werden, kann ich Dir trotz meiner sehr beschränkten Weisheit – nicht mit entsprechenden Rat zu kommen. _

{3} Mein

Beim Wandern findet man aber kein Heim – sondern nur einen kurzen Aufenthalt je nach Menge der Schillinge – um dann eventuell unzufrieden zu sein – wenn wirklich irgendwo ein gemütliches Heim gefunden werden könnte.

Was mein Leben anbelangt – habe ich bereits mit Humor und Geduld den schweren Weg zurückgelegt, manchmal war auch der Weg steil – steinig – rutschig, und jetzt geht der Weg bergab – leichter – aber auch mit Humor – nachdem ich weiter diese Strasse nicht allein marschiere – sondern in Begleitung einer lieben Person – wodurch ich sicherer gehe und nicht einsam bin.


Nun lege ich Dir noch viele herzliche Grüsse und Küsse
meiner lieben Frau – gratis u franco bei –
verbleibe stets Dein aufrichtiger
[signed:] Wilhelm

© Transcription William Drabkin, 2024

[Envelope:]
{recto}

To the highly esteemed Mrs. Lie-Lie Schenker
in Vienna I
Reichsratsstrasse 7/19

Answered
February 18, 1938

[postmark:] || HÖTZELSDORF | 13.XI.37.20 | * c * |||
{verso}

From DR. WILHELM SCHENKER
[Doctor] of the Entire Science of Medicine
in Pernegg, near Horn
Post Office Hötzelsdorf
Lower Austria
[Letter:]

Pernegg, near Horn, on November 12, 1937
Post Office Hötzelsdorf
Lower Austria


Our dear Lie-Lie

If good and honest advice should be yours – then in your case it may be invaluable.

Above all – health: In the matter of your eyes, I assume that the medical condition does not signify a danger, and may be connected to great strain on the eyes through reading and writing. I encountered the latter in a similar case of a retired school principal in my area. After following my advice of giving up reading and writing – a marked improvement set in.

Hopefully, the optical specialist will say the same, should he find out that at the time you were not occupied with singing and dancing but rather with intellectual work. – In any case an exact diagnosis is to be expected from an eye doctor (perhaps merely appropriate lenses?!).

At the time, in Kautzen, I also had an eye problem. I traveled to Vienna to the eye doctor and, after getting the appropriate prescription lens, the entire malady was resolved.

{2} On the title Ahasver 1

Hiking in pairs is of course very pleasant and has many advantages. Because of some occurrences – like illness, etc. – now and then life is [illegible word], whereupon the connection results all the more readily – and one is thus complemented in all of life’s situations.

In foreign lands, I am viewed gladly so long as the open cash register is accessible to the foreigners. My motto: being rich and healthy is better than being poor and sick. The word “rich” serves only to blur the eyes of fellow human beings.

In a world full of hate–envy–deceit–discomfort, it is truly difficult to live with the word Ahasver – and in order to find a person now – one needs two lanterns.

Since your financial circumstances are completely unfamiliar to me – and I fear to touch on this point – in order not to be misunderstood, despite my very limited wisdom I can’t offer you appropriate advice.

{3} I always find my joy in my home – not, though, among unfamiliar people. The home alone – without cherished surroundings – resembles a prison – even if it is very beautifully decorated for the eye.

In journeying, however, we find no home – but rather merely a brief respite according to the quantity of shillings – in order, then, potentially to be dissatisfied – if a cozy home really could be found somewhere.

As far as my life goes – I have already taken the difficult path with humor and patience. Sometimes the path was steep – rocky – slippery, and now the path leads downward – easier – but still with humor – since I am not marching alone on this route – but rather accompanied by a dear person – with whom I walk more securely and am not lonely.


Now, I enclose for you many cordial greetings and kisses
from my dear wife – gratis and post-free –
and I remain ever your sincere
[signed:] Wilhelm

© Translation Lee Rothfarb, 2024

Footnotes

1 Ahasver: in Jewish mythology: The Wandering Jew.

Commentary

Format
3p letter (Bogen format), holograph salutation, message, valediction, and signature; envelope: holograph recipient address, annotation in Jeanette Schenker's hand, postage stamp and postmark, recto; stamped and holograph sender address, verso
License
This document is deemed to be in the public domain as of January 1, 2006. Any claim to intellectual rights should be addressed to the Schenker Correspondence Project, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence[at]mus(dot)cam(dot)ac(dot)uk
Provenance
Heinrich Schenker (1930-1935)—Jeanette Schenker (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1955)--Jonas, Oswald (c.1955-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs of Wilhelm Schenker; deemed to be in the public domain

Digital version created: 2024-11-14
Last updated: 2010-03-11