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Lieber verehter Meister!

Besten 1 Dank für Ihre beiden lieben Karten; 2 an den 4 händigen Klavierauszug 3 habe ich schon selbst gedacht, ja ihn sogar schon im Frühling angefangen, nur ist er dann im Hochzeitsrummel 4 liegen geblieben. Ich will ihn im Herbst machen. Denn jetzt ist die Zeit der neuen Produktion. 2 Sätze einer Klavier-Klarinettensonate sind schon fertig. Ich arbeite fast den ganzen Tag – dabei geht es mir, wie Sie Sich vorstellen können[,] ausgezeichnet. Daß Sie das Streichquartett nochmals sehen wollen ist hoffentlich nur das Interesse für die Sätze, die Sie nicht kennen, und nicht auf eine Korrektur Ihres ersten Eindrucks {2} zurückzuführen! Augenblicklich werden die Stimmen aus der Partitur reingeschrieben (Preis 2000K!!) und dann wandert sie zu Ihrem [?assyrischen] Freunde Rosé 5 nach Weissenbach am Attersee. 6

Frau Pairamall 7 hat gestern die erste Stunde genommen, natürlich zum Preise von 500 K. Sie hat mir zwar gleich eröffnet, sie wisse nicht, ob sie den Sommer nicht doch verreise, ich habe den Unterricht jedoch nur unter der Bedingung begonnen, daß Sie sich verpflichtet, ihn, falls sie jetzt unterbricht, im Herbst oder Winter zu Ende zu führen.

Vorige Woche bevorderte Adler 8 mich zu sich und eröffnete mir unter ehrwürdiger Liebkosung seines Prophetenbartes, daß Rabindranath Tagore 9 in Indien eine Musikhochschule errichte, und daß Adler mich als Lehrkraft für ihn vorschlagen möchte. {3} Das Projekt scheiterte für ihn am Mangel meiner englischen Sprachkenntnisse, wäre natürlich von mir nie angenommen worden! Geht doch die Musik in die europäischen Köpfe schwer ein, geschweige erst in die indischen! -

Nun bitte ich Sie um etwas! Wir werden Sie gerne[,] verehrter Meister[,] Ende August auf 2-3 Tage besuchen. Können Sie mir sagen, wie lange zeitlich für die Reise bis Galtür in Anschlag bringen muß? Wieviel eventuell ein Wagon kosten würde – und vor allem, ob wir Sie nicht stören? Wir würden freilich Ihre Arbeit in allen Ehren halten, Sie brauchen nicht zu fürchten, daß wir uns allzu klettenmässig benehmen würden!

Was ist mit op. 101. Zu haben ist sie noch in keiner Notenhandlung! Auch den Tonwillen habe {4} ich von der U. E. noch nicht zugeschickt bekommen. Ist die Mondscheinsonate in der Liebhaberausgabe schon draussen? 10

Ich wünsche Ihnen und Ihrer lieben Frau Lie-Lie auch weiterhin die beste Erholung und sende Ihnen beiden von uns beiden die allerherzlichsten Grüsse.


20. Juli 21..

Ihr getreuer und dankbarer
[signed:] Hans

© Transcription William Drabkin, 2008



Dear revered Master!

Many 1 thanks for both your kind postcards; 2 I too have already thought about the piano reduction for four hands, 3 indeed I even started on it in the spring, but it then got set aside in the wedding turmoil. 4 I want to do it in the autumn. For just now is a time of fresh production. Two movements of my clarinet sonata are already finished. I am working almost all day – as you can imagine, I am therefore in the best of spirits. The fact that you wish to see the string quartet once more has been motivated, I hope, out of interest for the movements which you do not know, and not in order to correct your first impressions! {2} At the moment the parts of the score are being copied out (at a cost of 2,000 Kronen!) and then it will find its way to your [?Assyrian] friend Rosé 5 in Weissenbach on the Attersee. 6

Frau Pairamall 7 had her first lesson yesterday, for a fee of 500 Kronen of course. She revealed to me right away, however, that she did not know whether she might be away for the summer after all; I only started the lessons on the condition that she should commit herself to complete them in the autumn or winter if she was going to be take a break now.

Last week Adler 8 summoned me to him and, whilst venerably stroking his prophet's beard, revealed to me that Rabindranath Tagore 9 was building a music academy in India and that Adler would like to recommend me to him for a teaching post. {3} As far as he was concerned, my lack of English language skills put paid to the project, but of course I would never have accepted the post! It's hard enough to imbue European heads with music, let alone Indian ones!

Now I have a request! We will happily visit you, honored master, for two to three days at the end of August. Can you tell me how long one should allow for the journey to Galtür? How much would the coach fare be – and above all, will we really not disturb you? We would of course respect your need to work; you do not need to fear that we would behave too much like limpets!

How do things stand with Op. 101 ? It is not to be had in any music store! UE has not sent me the Tonwille either. {4} Has the connoisseur edition of the "Moonlight" Sonata come out yet? 10

I wish you and your dear wife Lie-Lie a most relaxing vacation, and send you both most heartfelt greetings from us both.


July 20, 1921.

Your faithful and grateful
[signed:] Hans

© Translation Alison Hiley, 2008



Lieber verehter Meister!

Besten 1 Dank für Ihre beiden lieben Karten; 2 an den 4 händigen Klavierauszug 3 habe ich schon selbst gedacht, ja ihn sogar schon im Frühling angefangen, nur ist er dann im Hochzeitsrummel 4 liegen geblieben. Ich will ihn im Herbst machen. Denn jetzt ist die Zeit der neuen Produktion. 2 Sätze einer Klavier-Klarinettensonate sind schon fertig. Ich arbeite fast den ganzen Tag – dabei geht es mir, wie Sie Sich vorstellen können[,] ausgezeichnet. Daß Sie das Streichquartett nochmals sehen wollen ist hoffentlich nur das Interesse für die Sätze, die Sie nicht kennen, und nicht auf eine Korrektur Ihres ersten Eindrucks {2} zurückzuführen! Augenblicklich werden die Stimmen aus der Partitur reingeschrieben (Preis 2000K!!) und dann wandert sie zu Ihrem [?assyrischen] Freunde Rosé 5 nach Weissenbach am Attersee. 6

Frau Pairamall 7 hat gestern die erste Stunde genommen, natürlich zum Preise von 500 K. Sie hat mir zwar gleich eröffnet, sie wisse nicht, ob sie den Sommer nicht doch verreise, ich habe den Unterricht jedoch nur unter der Bedingung begonnen, daß Sie sich verpflichtet, ihn, falls sie jetzt unterbricht, im Herbst oder Winter zu Ende zu führen.

Vorige Woche bevorderte Adler 8 mich zu sich und eröffnete mir unter ehrwürdiger Liebkosung seines Prophetenbartes, daß Rabindranath Tagore 9 in Indien eine Musikhochschule errichte, und daß Adler mich als Lehrkraft für ihn vorschlagen möchte. {3} Das Projekt scheiterte für ihn am Mangel meiner englischen Sprachkenntnisse, wäre natürlich von mir nie angenommen worden! Geht doch die Musik in die europäischen Köpfe schwer ein, geschweige erst in die indischen! -

Nun bitte ich Sie um etwas! Wir werden Sie gerne[,] verehrter Meister[,] Ende August auf 2-3 Tage besuchen. Können Sie mir sagen, wie lange zeitlich für die Reise bis Galtür in Anschlag bringen muß? Wieviel eventuell ein Wagon kosten würde – und vor allem, ob wir Sie nicht stören? Wir würden freilich Ihre Arbeit in allen Ehren halten, Sie brauchen nicht zu fürchten, daß wir uns allzu klettenmässig benehmen würden!

Was ist mit op. 101. Zu haben ist sie noch in keiner Notenhandlung! Auch den Tonwillen habe {4} ich von der U. E. noch nicht zugeschickt bekommen. Ist die Mondscheinsonate in der Liebhaberausgabe schon draussen? 10

Ich wünsche Ihnen und Ihrer lieben Frau Lie-Lie auch weiterhin die beste Erholung und sende Ihnen beiden von uns beiden die allerherzlichsten Grüsse.


20. Juli 21..

Ihr getreuer und dankbarer
[signed:] Hans

© Transcription William Drabkin, 2008



Dear revered Master!

Many 1 thanks for both your kind postcards; 2 I too have already thought about the piano reduction for four hands, 3 indeed I even started on it in the spring, but it then got set aside in the wedding turmoil. 4 I want to do it in the autumn. For just now is a time of fresh production. Two movements of my clarinet sonata are already finished. I am working almost all day – as you can imagine, I am therefore in the best of spirits. The fact that you wish to see the string quartet once more has been motivated, I hope, out of interest for the movements which you do not know, and not in order to correct your first impressions! {2} At the moment the parts of the score are being copied out (at a cost of 2,000 Kronen!) and then it will find its way to your [?Assyrian] friend Rosé 5 in Weissenbach on the Attersee. 6

Frau Pairamall 7 had her first lesson yesterday, for a fee of 500 Kronen of course. She revealed to me right away, however, that she did not know whether she might be away for the summer after all; I only started the lessons on the condition that she should commit herself to complete them in the autumn or winter if she was going to be take a break now.

Last week Adler 8 summoned me to him and, whilst venerably stroking his prophet's beard, revealed to me that Rabindranath Tagore 9 was building a music academy in India and that Adler would like to recommend me to him for a teaching post. {3} As far as he was concerned, my lack of English language skills put paid to the project, but of course I would never have accepted the post! It's hard enough to imbue European heads with music, let alone Indian ones!

Now I have a request! We will happily visit you, honored master, for two to three days at the end of August. Can you tell me how long one should allow for the journey to Galtür? How much would the coach fare be – and above all, will we really not disturb you? We would of course respect your need to work; you do not need to fear that we would behave too much like limpets!

How do things stand with Op. 101 ? It is not to be had in any music store! UE has not sent me the Tonwille either. {4} Has the connoisseur edition of the "Moonlight" Sonata come out yet? 10

I wish you and your dear wife Lie-Lie a most relaxing vacation, and send you both most heartfelt greetings from us both.


July 20, 1921.

Your faithful and grateful
[signed:] Hans

© Translation Alison Hiley, 2008

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/2, p. 2368, July 24, 1921: "Von Weisse (Br.): neue Arbeit unter der Hand; Adler wollte ihn an die indische Musik-Hochschule schikken; bittet Ende August uns besuchen zu dürfen; Frau Pairamall nimmt Stunden, 500 Kronen." ("From Weisse (letter): new work in hand; Adler wanted to send him to the Indian music highschool; asks if they may visit us at the end of August; Mrs. Pairamall is taking lessons, 500 Kronen.").

2 These postcards are not known to survive. The writing of a postcard is recorded in Schenker's diary at OJ 3/2, p. 2362, July 7, 1921: "An Weisse (K.): empfehle vierhandigen Satz zu den Variationen." ("To Weisse (postcard): recommend four-handed arrangement of the Variations.")

3 Clearly a response to Schenker's recommendation in his postcard on July 7, 1921.

4 Weisse married Hertha [maiden name?] earlier that year.

5 The reference to an "Assyrian friend" is probably a light-hearted comment on Rosé's origin, as a Jew from Jassy on the eastern fringe of the Austrian empire (now Romania).

6 Weissenbach: small town on the southern tip of the Attersee in the Salzkammergut (Upper Austria).

7 It appears that Weisse took over her tuition from Schenker in the summer of 1921.

8 Adler was Weisse's doctoral supervisor.

9 Rabindranath Tagore (1861-1941), Indian poet, winner of the Nobel Prize for Literature in 1913. With Leonard Elmhirst, he founded in 1921 the Institute for Rural Reconstruction – later renamed Shriniketan (Abode of Peace) – in the village of Surul, to which he recruited a large number of Western teachers. The music school to which Adler refers was probably a part of this Institute.

10 These three works of Schenker's were all published by UE in the same year: the fourth and final volume of the Erläuterungausgabe of Beethoven's late piano sonatas; the first issue of Der Tonwille; and the facsimile edition of Beethoven's "Moonlight" Sonata, Op. 27, No. 2, the first in the series of "Musikalische Seltenheiten: Wiener Liebhaberdrucke" under the general editorship of Otto Erich Deutsch.

Commentary

Format
4p letter, holograph message and signature
Provenance
Schenker, Heinrich (document date-1935)--Schenker, Jeanette (1935-c.1942)--Ratz, Erwin (c.1942-c.1945)--Jonas, Oswald (c.1945-1978)--University of California, Riverside (1978--)
Rights Holder
Heirs of Hans Weisse, reproduced with kind permission
License
Permission to publish granted on March 10, 2008 by the heirs of Hans Weisse. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Documents Online, Faculty of Music, University of Cambridge, at schenkercorrespondence[at]mus(dot)cam(dot)ac(dot)uk

Digital version created: 2009-03-13
Last updated: 2011-01-13