Browse by
OJ 15/16, [46] - Handwritten letter from Hans and Hertha Weisse to Schenker, dated July 21, 1922
Das Geld kam erst gestern! (Was ich unlängst am Postamte abholte, war Ihr Telegramm[,] dem Kohn 15.000 zu überweisen.) 2 Ich habe demnach Ihre Aufträge sofort erledigt und lege Ihnen hier die beiden Erlagscheine, so wie die Rechnung von Fritz bei, der das Brot sofort abzuschicken versprach. Wenn Sie sonst irgend etwas zu erledigen haben, so bitte ich Sie, nur über mich zu verfügen. Wir waren bei unserer Ankunft in Wien vom Wetter sehr begünstigt, denn es gab Herbststürme und Kälte und der Temperaturunterschied war infolgedessen nicht verspürbar. Nun die Sonne wieder scheint, sind wir froh in St. Veit zu wohnen, es ist da doch ein wenig wie auf dem Lande. Sie müssen jetzt da oben wohl Schnee haben? {2} Als wir Galtür verliessen kamen wir obgleich schweißtaufend am selbigen Tage bis Gaschurn im Montafontal. Sonntag ruhten wir uns in dem reizenden Orte aus und fuhren Montag morgen per Post nach Schruns. Von dort stiegen wir gleich auf die Lindauerhütte auf und machten noch bei herrlichstem Wetter unsere vorgenommene Tour zur Douglashütte am Lünersee. Was wir da sahen, gehörte wohl zu den schönsten Eindrücken unseres ganzen Urlaubs. Als wir nach Schruns zurückkehrten, setzte das schlechte Wetter ein, das uns auch nach Bregenz begleitete. Es vertrieb uns von dort und wir schlugen den in Bregenz eingebüßten Tag unserm Ischler Aufenthalte auf. Hier in Wien sind wir beide wieder sehr fleissig. Die Verhältnisse sind erbärmlich – aber die Arbeit ist doch Gott sei Dank noch ein Mittel[,] sich über alle Preissteigerungsschrecken hinweg zu setzen. Unser liebes Galtür! Es ist uns wie eine zweite Heimat lieb geworden und kein Tag vergeht, da wir nicht seiner und Ihrer gedenken! Wie geht’s Frau Lie-Lie? Ihr Magen hat sich wohl {3} seither brav aufgeführt? Wir hoffens beide. Erfreuen Sie uns, lieber Meister [,] recht bald wieder mit ein paar Zeilen und vergessen nicht, uns über Ihr Befinden zu berichten, sowie über alles andere, was sich in dem stillen Talwinkel ereignet hat. Wir grüßen Sie beide von ganzen Herzen und wünschen Ihnen „bis nachher” schöne erfreuliche Tage. © Transcription William Drabkin, 2008 |
The money did not arrive until yesterday! (It was your telegram telling me to transfer 15,000 to Kohn that I had recently collected from the Post Office.) 2 I then carried out your instructions at once and now enclose herewith the two postal payment forms for you, also Fritz's bill — he promised to dispatch the bread immediately. If you have anything else to see to, please do not hesitate to let me know. On arriving in Vienna we were very fortunate with the weather, for we had autumn storms and cold and the difference in temperature was therefore not noticeable. Now that the sun is shining again, we are glad to be living in St. Veit, it is after all a little like living in the country. You must now have snow up high where you are? {2} After we left Galtür, we managed to reach Gaschurn in the Montafon Valley the same day, despite being bathed in sweat. On Sunday we rested in the charming place and took the post bus on Monday morning to Schruns. From there we climbed straight up to the Lindauer Hut and in the most glorious weather went for the hike we had planned to the Douglas Hut on the Lünersee. The views we had there certainly number amongst the most beautiful impressions of our entire holiday. As we returned to Schruns the bad weather set in and accompanied us to Bregenz. It drove us away from there and we added the forfeited Bregenz day to our stay in Ischl. Here in Vienna we are both hard at work once more. The conditions are wretched ‒ but work is, thank God, still a means of ignoring all the horrors of rising prices. O for Galtür! We took to it like a second home and no day passes without our thinking of it and you! How is Lie-Lie? Her stomach has {3} behaved itself since then? We both hope so. Give us the pleasure really soon, dear Master, of another few lines and do not forget to let us know how you are, as well as everything else that has happened in the quiet corner of the valley. We send you both most heartfelt greetings and wish you pleasant happy days "until we meet again." © Translation Alison Hiley, 2008 |
Das Geld kam erst gestern! (Was ich unlängst am Postamte abholte, war Ihr Telegramm[,] dem Kohn 15.000 zu überweisen.) 2 Ich habe demnach Ihre Aufträge sofort erledigt und lege Ihnen hier die beiden Erlagscheine, so wie die Rechnung von Fritz bei, der das Brot sofort abzuschicken versprach. Wenn Sie sonst irgend etwas zu erledigen haben, so bitte ich Sie, nur über mich zu verfügen. Wir waren bei unserer Ankunft in Wien vom Wetter sehr begünstigt, denn es gab Herbststürme und Kälte und der Temperaturunterschied war infolgedessen nicht verspürbar. Nun die Sonne wieder scheint, sind wir froh in St. Veit zu wohnen, es ist da doch ein wenig wie auf dem Lande. Sie müssen jetzt da oben wohl Schnee haben? {2} Als wir Galtür verliessen kamen wir obgleich schweißtaufend am selbigen Tage bis Gaschurn im Montafontal. Sonntag ruhten wir uns in dem reizenden Orte aus und fuhren Montag morgen per Post nach Schruns. Von dort stiegen wir gleich auf die Lindauerhütte auf und machten noch bei herrlichstem Wetter unsere vorgenommene Tour zur Douglashütte am Lünersee. Was wir da sahen, gehörte wohl zu den schönsten Eindrücken unseres ganzen Urlaubs. Als wir nach Schruns zurückkehrten, setzte das schlechte Wetter ein, das uns auch nach Bregenz begleitete. Es vertrieb uns von dort und wir schlugen den in Bregenz eingebüßten Tag unserm Ischler Aufenthalte auf. Hier in Wien sind wir beide wieder sehr fleissig. Die Verhältnisse sind erbärmlich – aber die Arbeit ist doch Gott sei Dank noch ein Mittel[,] sich über alle Preissteigerungsschrecken hinweg zu setzen. Unser liebes Galtür! Es ist uns wie eine zweite Heimat lieb geworden und kein Tag vergeht, da wir nicht seiner und Ihrer gedenken! Wie geht’s Frau Lie-Lie? Ihr Magen hat sich wohl {3} seither brav aufgeführt? Wir hoffens beide. Erfreuen Sie uns, lieber Meister [,] recht bald wieder mit ein paar Zeilen und vergessen nicht, uns über Ihr Befinden zu berichten, sowie über alles andere, was sich in dem stillen Talwinkel ereignet hat. Wir grüßen Sie beide von ganzen Herzen und wünschen Ihnen „bis nachher” schöne erfreuliche Tage. © Transcription William Drabkin, 2008 |
The money did not arrive until yesterday! (It was your telegram telling me to transfer 15,000 to Kohn that I had recently collected from the Post Office.) 2 I then carried out your instructions at once and now enclose herewith the two postal payment forms for you, also Fritz's bill — he promised to dispatch the bread immediately. If you have anything else to see to, please do not hesitate to let me know. On arriving in Vienna we were very fortunate with the weather, for we had autumn storms and cold and the difference in temperature was therefore not noticeable. Now that the sun is shining again, we are glad to be living in St. Veit, it is after all a little like living in the country. You must now have snow up high where you are? {2} After we left Galtür, we managed to reach Gaschurn in the Montafon Valley the same day, despite being bathed in sweat. On Sunday we rested in the charming place and took the post bus on Monday morning to Schruns. From there we climbed straight up to the Lindauer Hut and in the most glorious weather went for the hike we had planned to the Douglas Hut on the Lünersee. The views we had there certainly number amongst the most beautiful impressions of our entire holiday. As we returned to Schruns the bad weather set in and accompanied us to Bregenz. It drove us away from there and we added the forfeited Bregenz day to our stay in Ischl. Here in Vienna we are both hard at work once more. The conditions are wretched ‒ but work is, thank God, still a means of ignoring all the horrors of rising prices. O for Galtür! We took to it like a second home and no day passes without our thinking of it and you! How is Lie-Lie? Her stomach has {3} behaved itself since then? We both hope so. Give us the pleasure really soon, dear Master, of another few lines and do not forget to let us know how you are, as well as everything else that has happened in the quiet corner of the valley. We send you both most heartfelt greetings and wish you pleasant happy days "until we meet again." © Translation Alison Hiley, 2008 |
Footnotes
1 Receipt of this letter is recorded in
Schenker's diary at OJ 3/3, p. 2445, July 26, 1922: "Von Weisse (Br.): beiliegend zwei
Erlagscheine, Kohn u. Steier[?] u. Rechnung von Fritz; berichtet über die Tour." ("From Weisse
(letter): two postal payment forms enclosed, Kohn and Steier[?] and bill from Fritz; reports
on the tour."). 2 Weisse is helping the vacationing Schenker with a business transaction in Vienna, presumably concerning piano hire. |
|
Commentary
Digital version created: 2011-10-25 |