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OJ 6/6, [7] - Handwritten letter from Schenker to Moriz Violin, dated March 20, 1918
Vielen Dank für deinen l. Brief. 2 Der „dicke Strich“ verstand u. versteht sich von selbst. Möge dein Leiden eine leichte u. schmerzlose Übergangsform zu besseren, gesunden Friedenszuständen deines Organismus sein; nur als solche habe ich dir für Kriegsdiener eigentlich immer einen leichten Defekt gewünscht, so paradox es auch klingt. Recht hast du auch damit, daß du in Marburg 3 bleibst; du gewinnst Frühling u. Sommer deiner Familie wie dir, bleibst im Verbande u. hast vielleicht auch die Möglichkeit[,] die Zeit nach Ablauf der 6 Monate günstig für dich zu beeinflussen, wenn bis dahin nicht schon Friede eingezogen ist. 4 Ob du in Anbetracht deines Zustandes gut getan hast, Vr. zuzusagen, kannst ja nur du beurteilen. Geistige Arbeit ist leider wirklich anstrengend, anstrengender, als man es ihr gemeinhin ansieht. Weisse , den Vr. ebenfalls eingeladen, hat bestimmt abgelehnt u. in einem sehr schönen Brief, 5 den er auch mich lesen ließ, dies mit sehr idealen Gesichtspunkten motiviert. Er hätte ganz Recht, wenn nicht dieselben Gesichtspunkte zur Konsequenz haben müssten, daß auch ich selbst die Feder niederlegen müsste, um mich blos damit zu bescheiden, um die Dinge zu wissen, statt darauf hinzuwirken, daß auch Andere etwas davon erfahren. Er möchte nämlich Alles auf die eigene Werbekunst der Arbeiten gestellt wissen, u. meint, daß sie auch ohne fremde Behilfe wurden sie sich die Zukunft erobern würden. Er hat mich kürzlich 2mal besucht; 6 ich hielt an meinem Standpunkt fest, niemanden zu hindern pro oder contra zu schreiben. Referenten fragen mich ja auch nicht zuvor u. ich lasse sie schalten: es steht eben Jeder für sich selbst, der Autor, der Referent. Zu einigen Bemerkungen deines Briefes hätte ich, unbeschadet des dicken Strichs, etwa folgendes zu sagen: Wenn ich mich nicht nach dir erkundigte, so mag es sein, daß deine Frau schon eben selbst durch Mitteilung eine Frage gegenstandlos gemacht hat, oder auch, daß sich die Teilnahme implizite verstand. Ich weiß es heute nicht mehr, wohl aber weiß ich, daß ich dort, wo mir eine wirkliche Hilfeleistung versagt ist, eine solche niemals durch Worte zu ersetzen den Drang habe. Dann schweige ich lieber u. sage damit, da kann ich nichts {2} machen; wozu mich u. den Anderen mit üblichen Wendungen belügen? Daher fließt mir auch die Feder zu einer Korrespondenz nicht, mit der ich nicht dir, nicht mir diene. Der Rest, der Kern versteht sich aber auch ohne solche von selbst. Wenn ich nicht zusagte, gleich zu Seligmann 7 zu gehen, hatte es wirklich den Grund, daß ich die Sache wegen jenes in die Angelegenheit miteinbezogenen Soldaten als gleichsam einer Gegenprämie für undurchführbar hielt, aber noch mehr, weil ich – was ich ausdrücklich sagte – der Meinung war, daß Seligm. deiner Frau selbst dann nicht „Nein“ sagen wird, auch wenn er gleich mir über die Sachen skeptisch denken würde. Am Wege lag es mir nicht, nur am Effekt u. dieser schien mir durch deine Frau verbürgter als durch mich. Daß wir den Inhalt der Tasche nicht gleich aquisziert haben, lag daran, daß wir beide uns ein wenig dessen schämten, zu sehen, welchen Effekt mein auf etwas Anderes zielender Brief hatte. Die Scham war ein Reflex, der als solches vortrat, ganz unbekümmert um die Würdigung des Schrittes deiner Frau, für den wir alle Anerkennung, allen Dank sofort äußerten. Es dauerte dieser Reflex übrigens, wie jeder, nur ein paar Sekunden; es hat also nur gefehlt, daß wir nicht, wie kleine Kinder, gleich in die Tasche hineinsahen. An dieser Stelle mußte ich unterbrechen. Ich setze nach Tisch fort, da wir zum ersten Male bei Lembacher 8 (!) je 5 Kr. für ein kleines Rindfleisch zu zahlen hatten! (Nebenbei habe ich gestern Mittelmann für 3 Gläser Marmelade 30 Kr. gezahlt.) Dies Alles ist zufällig der rechte Hintergrund für das folgende: Zunächst aber noch ergänze ich den unterbrochenen Absatz. Nachdem wir uns von dem Reflex erholt haben, beguckten u. erörterten wir aufs liebevollste jeden einzelnen Gegenstand. Der Reflex führt mich aber auf den Brief zurück, den ich zu unserer Entschuldigung (des Fernbleibenmüssens) schrieb, u. auf dein Stichwort: Repressalien. Ich habe deiner Frau lediglich angedeutet, daß unsere Situation in allem u. jeden heute so ungünstig beschaffen, daß wir selbst den Ausflug nach Schönbrunn, der sonst etwas ausflug-, ferial-, sonntagmäßiges hatte oder auch haben könnte, bereits als situationswürdig unterlassen müssen. Sicher habe ich zur Situation nicht gerne Worte gemacht; sowenig {3} als ich [illeg]Worte machte seinerzeit z.B. dazu, weshalb ich selbst Lieliechen nicht öfter nach Schönbr. fahren ließ, als deine Frau im Wochenbette lag oder sonstwie ihrer vielleicht nötig haben mochte, u. es darauf ankommen ließ, daß Ihr selbst die Gründe des Ausbleibens Euch deutet (was gewiß nicht schwerfiel), sowenig hatte ich Lust zu verdeutlichenden Worten auch in diesem Winter. Indessen schien es mir, als wenn deine Frau unsere Lage nicht recht inne hätte, u. so habe ich mich nicht gescheut, den Stolz zu überwinden u. deutlich zu sagen, weshalb es nicht so fortgehen könnte. 9 Schon im Frieden hatte ich vor dem Kriege jahraus jahrein als vertragsmäßige[s] Pensum: „IX,“ op. „109,“„110,“„111“ nebst so viel Schülern; was nun für mich heißt, weiß du vielleicht am besten doch aus deiner Leutnantsprüfung, was aber erst für Lieliechen, die ganz allein ohne jede Hilfe das Essen suchen (doch auch schon im Frieden mußte sie Alles selbst holen), bereiten, Diktate aufnehmen, zur Korrekturen schreiben, die Korr. mit mir überlegen, noch einmal, u. wieder einmal schreiben, dazu Wäsche ◊ , Kleider in Ordnung setzen mußte, kannst du dir ausmalen. Und gar jetzt, wo sie Jause, Abends kocht u. damit schon von 5h. beginnt, oft auch früher, (!) ganze Vormittage † herumläuft, um etwas zu [illeg]erhaschen, genötigt ist, sich selbst 12 Hemden zu bauen, desgleichen Kravatten für mich, ja sogar Schuhe zu nähen, die [illeg]schrecklich zugerichtete Wäsche sonst zu stopfen u. zu erhalten, u. daneben (!!!) wieder Diktate u. Schreibereien zu II2 , wie darf dieser rastlos arbeitenden, mit letztem Aufgebot tätigen Frau zugemutet werden, daß sie noch darüber hinaus irgend etwas unternehme, das sie nicht in Ruhe bringt! Seit 3 Jahren haben wir keine Erholung Sonntags gesucht, keine Teater [sic], kein Konzert betreten, keine Anschaffung (nicht einmal von Noten oder dgl.) gemacht: alle Vorsicht nötigen uns die Schüler ab, deren Betragen durchaus abscheulich ist. 10 Ich habe mit der Erhöhung gezögert auf das Getue u. Gerede dieser Leute u. es stellt sich beinahe täglich, stündlich heraus, daß [illeg]sie mit allem „wohlversorgt“ sind, „Reisen“ machen, in Theater, Konzerte laufen, Kleider anschaffen u.s.w. Ist das nicht ein Skandal? Wir laufen barfuß herum u. das Gesindel kauft sich alles Nötige um darüber hinaus auch noch Luxus mit meinem Gelde. Das sind ja Schauersachen! [note in margin] cued from lower margin:Nicht blos die Pairamall, sondern auch diejenigen, die ich in mein Mitleid schloß![note in margin] end cue Als ich jenen Brief schrieb war eben {4} strenge Kälte, wir hatten keine Schuhe, Lieliechen nicht einmal einen ordentlichen Wintermantel, ich litt außerdem an einem nervösen Darm, war da an ein solches Unternehmen zu denken? Wir mußten uns auf später vertrösten. Und wenn ich die Notwendigkeit der Arbeit betonte, so kann ich nur sagen: je früher ich von den Schülern unabhängig werde, zumindest zu einem Teil, desto besser. Wir können nicht genug arbeiten, um II2 herauszubringen, so schnell als möglich, – wie tragisch, daß alle Schnelligkeit das Werk nicht vor 3–4 Jahren in die Öffentlichkeit zaubert! Welche Geduld! Und doch muß es geschehen. Ich sage nicht viel, wenn ich erkläre, daß wir beide verhungert wären, wenn ich oder Lieliechen krank geworden wären, u. wenn Sophie nicht (bis heute) 30 Pakete mit Brod u. anderen Eßwaren so pünktlich als nur möglich geschickt hätte. Die Schüler nehmen keine Notiz von mir, aber am liebsten legten sie mir ihr Schiksal, ihr Haus, ihre kleinen Sorgen, auf die Schulter, ganz wie die Deutsch, wie Hans, Brünauer, der [sic] König hat mir mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, wie isoliert ich dastehe u. wie hilflos; wie wenig ich auf die Schüler zu rechnen habe (ja nicht einmal darauf, daß sie ihre Geldpflicht erfüllen), u. wie wenig es mir nützt, ein ¼ Welt zu bevatern u. zu bemuttern. (Du mußtest noch wissen, wie das mit den 10.000 MK der Frau Deutsch geworden ist; nicht weniger als 2 feierliche Verzichte 11 wurden mir abgenommen, wo ich ohnehin schon mündlich u. schriftlich Verzicht geleistet habe: so sichern sich die Herrschaften gegenüber Jemand, der sich vor der Frau D. leider in keiner Hinsicht ähnlich zu sichern für nötig fand.) Wenn ich nun das so anstrengende Bevatern aufgebe, das mich nicht nur augenblicklich schädigt, sondern auch noch von der Arbeit wegführt, die ein weiterer nicht wieder gutzumachender Schaden ist, so wirst du diese Beschränkung kaum Repressalien nennen dürfen. Ich muß an mir halten, um durch Vollendung von II2 etwas mehr Licht, Luft u. {5} Unabhängigkeit zu gewinnen. Ich bin übrigens der festen Überzeugung, daß wenn ich nicht mehr zu unterrichten brauchte, auch der Einfluß meiner Arbeiten sofort steigen würde u. mir indirekt mehr einbrächte. (Dazu kommt ja, daß doch alle Schüler eigentlich „tote Arme“ des Stromes 12 sind!) Dies also ist der Sinn des Briefes gewesen – u. derselbe Sinn soll auch dir dazu dienen, den Begriff: Repressalien zu verbessern. Ich denke durchaus nicht an ein: Etsch, 13 u. eine ähnliche Kindlichkeit; es geht vielmehr um's Leben, um die Gesundheit u. Arbeit, die gegenüber Naschereien (wenn auch wichtigtuenden) meiner Schüler oder anderen Pflichten sogar, wenn sie, wie früh gegenüber, glücklicherweise nicht so im Vordergrunde stehen müssen, verteidigt werden müssen. Euere Kinder „werden da sein,“ u. „wir wer’n nimmer sein,“ 14 also wir werden sie noch sehen, noch öfter sehen, aber jetzt muß ich der sehr gespannten Situation Rechnung tragen u. Alles vermeiden, was das Allernotwendigste überschreitet † . Beim Notwendigen deinerseits kannst du aber – das versteht sich doch wohl auch von selbst!! – immer auf mich rechnen. Das ist was anderes. Irgendwo muß ich schließen, – es gienge dies Alles sonst ins Uferlose. Nach der heutigen Erfahrung im Gasthaus 15 muß ich sagen, daß Ihr außerordentlich klug tut, Euch jetzt aus Wien zurückzuziehen. Ich wollte, ich könnte ähnliches un- {6} ternehmen. Freilich würde wieder die Arbeit darunter leiden, da ich augenblicklich gerade an meine Bibliothek außerordentlich stark gebunden bin. Mittelm. ist unter den Schleichhändler gegangen – was sagt du dazu? Er hat uns schon so manches gebracht zur richtigen Minute. Sollte ich Euch nicht sehen, so wünsche ich vor Allem die angenehme 6 Monate u. sodann deiner Frau Erholung von den Wiener Strapazen. Endlich werden aber auch die Kinder – Landkinder sein dürfen, – ein ganz unendliches Vorteil für sie. Un so grüßen wir Euch beide herzlichst beide dein [signed:] H u. Lielie 20. März 1918 Kommt hoffentlich zu 22.ten an! © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Many thanks for your lovely letter. 2 "Drawing a line [under matters]" goes without saying May your suffering be an easy and painless transitional form to better, healthy peacetime conditions of your bodily system. Only in this sense did I actually ever wish on you, as a wartime serviceman, some slight infirmity, paradoxical as it may sound. You are right, too, in remaining in Marburg; 3 you are gaining spring and summer for your family as well as for you, you remain with your unit and perhaps have the possibility of influencing to your advantage the time after the the six months are over, if by then peace has not already been achieved. 4 Whether in view of your situation you have done the right in committing to Vrieslander is something that you alone can judge. Alas, intellectual work is genuinely arduous, more arduous than is commonly thought. Weisse, whom Vrieslander has just invited, has declined firmly and explains this from highly idealistic standpoints, in a very nice letter 5 that he allowed even me to read. He would have been entirely right, had it not been that these same standpoints would have entailed my also laying down my own pen so as to content myself merely with knowing things, instead of working toward others also learning something of them. That is, he would like to see everything left up to the self-advocacy of the works themselves, and is of the opinion that they would secure the future for themselves even without extraneous help. He recently visited me twice; 6 I stuck firmly to my position that I would hinder no one from writing for or against. Contributors do not ask me in advance, either, and I let them get on with it. Each author, each critic should actually decide for himself. Although we have agreed to draw a line under the matter, I should like to say the following about one or two of the remarks in your letter: If I did not inquire after you, it may be because your wife in some communication had already herself made [the asking of] a question unnecessary, or even that my sympathy was implicitly understood. I no longer remember, but what I do know is that whenever I am denied the opportunity to offer real help, I never feel the urge to compensate for such help through words. In that case, I prefer to hold my tongue, thereby saying that I can do nothing about it; {2} why deceive myself and others with conventional turns of phrase? That is why I don't rush to put pen to paper; I don't serve you or myself by so doing. The rest, the heart of the matter, certainly speaks for itself without that. If I did not agree to go straight way to Seligmann, 7 it was in fact because I considered the cause unworkable on account of that soldier who was drawn into the matter as a booby prize, so to speak; but even more than that because I – and I expressly said this – was of the opinion that Seligmann would not then say "No" to your wife himself, even if, like me, he felt skeptical about the matter. What was of concern to me was not the route that was taken, but the result; and this seemed to me to be more likely to be successful through your wife than through me. The reason we did not immediately identify the contents of the bag was that we were both somewhat embarrassed at seeing what effect my letter (whose purpose was something different) had. Our embarrassment was an involuntary reflex action, entirely unrelated to our appreciation of your wife's action, for which we expressed our full appreciation and thanks on the spot. What is more, this reflex action lasted, as always, only a few seconds. Thus we merely failed, like small children, to look inside the bag immediately. I had to break off at this point. I am [now] continuing after lunch, since, for the first time at Lembacher (!) 8 we had to pay 5 Kronen each for one small piece of beef! (What is more, yesterday I paid Mittelmann> 30 Kronen for three jars of jam.) All of which, coincidentally, provides the right background for what I now have to say: I merely indicated to your wife that our situation today is in every respect so unfavorable that we ourselves were obliged, on account of circumstances, to abandon the excursion to Schönbrunn, which otherwise could be, or could have been, taken on a holiday or Sunday outing. For sure, I did not like to say a word about our situation; just as I did not {3} explain in the past e.g., why I myself did not allow Lieliechen to travel more often to Schönbrunn when your wife was giving birth to a child, or for some other reason, and I left it to the two of you to work out the reasons for our not coming (which would certainly not have been difficult), so I had no desire to find explanatory words, too, for this winter. Meantime, it seemed to me as if your wife did not rightly grasp our position, and so I did not shrink from overcoming my pride and saying clearly why things could not proceed. 9 Even back in peacetime, before the war, year in, year out I had my contractual obligations: Beethoven’s Ninth Symphony , the elucidatory editions of Op. 109 , Op. 110 , Op. 111 , along with so many pupils. What it meant for me you perhaps know best from your lieutenant's examination; but what it meant for Lieliechen you can imagine for yourself: she had to hunt for food entirely by herself, without any help (even in peacetime she had to fetch it entirely on her own), prepare it, take dictation, mark up proofs, review proof corrections with me, mark them up again, then yet again, added to which she had to wash ◊ clothes, and sort them out. And particularly now, when she cooks for teatime and the evening meal, and starts her day at five in the morning, often even earlier,(!) runs around the entire morning † in order to track down something, and is obliged to make twelve shirts herself, ditto cravattes for me, indeed even to sew shoes, also to darn and repair the washing that arrives in a terrible state, and alongside that (!!!) more dictation sessions and endless writing-up of Counterpoint 2 — how can this woman, who works tirelessly and is constantly on the go, be expected to undertake yet something else on top of all this, something that does not afford her some peace of mind. For three years, we have sought no relaxation on Sunday, nor set foot in any theater or concert [hall], nor made any purchases (not even of sheet music or the like). My pupils demand constant vigilance from us, yet the amounts they pay are utterly derisory. 10 I have held back from increasing my fee in the face of all the to-do and tittle-tattle of these people, and I see evidence virtually daily, hourly, that they are "well-provided" with everything, go on "trips", attend theaters and concerts, buy clothes, etc. Is it not a scandal? We go around barefoot while the riffraff buy all they want, even luxury items, with my money. These are shocking things indeed! [cued from lower margin:]Not only Mrs. Pairamall, but also those to whom I offered my compassion![end cue] As I wrote that letter, it was {4} bitterly cold, we had no shoes, Lieliechen did not even have a regular winter overcoat, in addition I was suffering from a nervous digestive system: was that the time to be contemplating such an undertaking? We had to put it off until later. And if I stressed the necessity of work, then I can only say that, the sooner I become independent of my pupils, at least in part, the better. We cannot work hard enough to have Counterpoint 2 published as quickly as possible — how tragic that, however hard we work, the book will not be conjured into existence in less than three to four years' time. What patience this demands! And yet, it has to happen. I am not saying much when I declare that we would both have gone hungry if Lieliechen or I had got sick, or if Sophie had not sent thirty (up to today) packets of bread and food items as punctually as possible. My pupils take no notice of me, but have preferred to lay on my shoulder their fate, their household, their petty troubles, exactly as Mrs. Deutsch, Hans, Brünauer, and Miss König showed me with shocking clarity what an isolated and helpless position I am in. How little I can count on my pupils (indeed not even to fulfill their financial obligation), and how little advantage it is to me to cosset a quarter of the world. (You must surely know how things have gone with the 10,000 Kronen from Mrs. Deutsch; no fewer that two solemn renunciations 11 were wrested from me, when I had in any case already given my renunciation by word of mouth and in writing; this is how the well-to-do protect themselves against someone who, regrettably, did not for a moment think it necessary to protect himself in similar fashion against Mrs Deutsch.) If I give myself over to such strenuous cossetting, which not only damages me at the moment but also distracts me from my work, which does further irreparable damage, then you will hardly need to call this [self-]restriction "reprisals." I must limit myself in order to attain more light, air, and {5} independence through the completion of Counterpoint 2 . I am, by the way, firmly of the conviction that if I were no longer to need to give instruction the influence of my books would also immediately increase and would indirectly bring me in more. (To which I need to add that none of my pupils feeds the stream of my creativity any longer. 12 ) This, then, was the sense of my letter – and that same sense should serve even you to improve on the term "reprisals." I am not for one moment thinking of an "Etsch" 13 or any similar childishness. It is far more a matter of life, of good health and work that must be defended against the petty thievery of my pupils (even if this is [mere] showing-off) or other responsibilities, however much they, fortunately, seem less urgent than they used to. Your children "will be there," and "we shall never be there," 14 thus we will still see them, see them still more frequently, but for now I must cope with the present very tense situation and avoid everything that goes beyond † what is absolutely necessary. But where your needs are concerned, you can always count on me – that goes without saying. That is another matter. I have to stop somewhere, or this will go on for ever and ever . . . After today's incident in the restaurant 15 I must say that it was extraordinarily clever of you all to get away from Vienna now. I wish I could undertake something similar. {6} Obviously, the work would again suffer if I did, since I am utterly dependent on having my library to hand just at the moment. Mittelmann has got sucked into the black market trade – what do you say to that? He has already brought us so much stuff just when we needed it. In case I do not see you, I wish you above all a pleasant six months and, furthermore for your wife, a rest from the stresses and strains of Vienna. At long last, the children will certainly become country children – an immeasurable plus for you. With that, we both send you both our greetings, from the bottom of our hearts, Your [signed:] Heinrich March 20, 1918 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Vielen Dank für deinen l. Brief. 2 Der „dicke Strich“ verstand u. versteht sich von selbst. Möge dein Leiden eine leichte u. schmerzlose Übergangsform zu besseren, gesunden Friedenszuständen deines Organismus sein; nur als solche habe ich dir für Kriegsdiener eigentlich immer einen leichten Defekt gewünscht, so paradox es auch klingt. Recht hast du auch damit, daß du in Marburg 3 bleibst; du gewinnst Frühling u. Sommer deiner Familie wie dir, bleibst im Verbande u. hast vielleicht auch die Möglichkeit[,] die Zeit nach Ablauf der 6 Monate günstig für dich zu beeinflussen, wenn bis dahin nicht schon Friede eingezogen ist. 4 Ob du in Anbetracht deines Zustandes gut getan hast, Vr. zuzusagen, kannst ja nur du beurteilen. Geistige Arbeit ist leider wirklich anstrengend, anstrengender, als man es ihr gemeinhin ansieht. Weisse , den Vr. ebenfalls eingeladen, hat bestimmt abgelehnt u. in einem sehr schönen Brief, 5 den er auch mich lesen ließ, dies mit sehr idealen Gesichtspunkten motiviert. Er hätte ganz Recht, wenn nicht dieselben Gesichtspunkte zur Konsequenz haben müssten, daß auch ich selbst die Feder niederlegen müsste, um mich blos damit zu bescheiden, um die Dinge zu wissen, statt darauf hinzuwirken, daß auch Andere etwas davon erfahren. Er möchte nämlich Alles auf die eigene Werbekunst der Arbeiten gestellt wissen, u. meint, daß sie auch ohne fremde Behilfe wurden sie sich die Zukunft erobern würden. Er hat mich kürzlich 2mal besucht; 6 ich hielt an meinem Standpunkt fest, niemanden zu hindern pro oder contra zu schreiben. Referenten fragen mich ja auch nicht zuvor u. ich lasse sie schalten: es steht eben Jeder für sich selbst, der Autor, der Referent. Zu einigen Bemerkungen deines Briefes hätte ich, unbeschadet des dicken Strichs, etwa folgendes zu sagen: Wenn ich mich nicht nach dir erkundigte, so mag es sein, daß deine Frau schon eben selbst durch Mitteilung eine Frage gegenstandlos gemacht hat, oder auch, daß sich die Teilnahme implizite verstand. Ich weiß es heute nicht mehr, wohl aber weiß ich, daß ich dort, wo mir eine wirkliche Hilfeleistung versagt ist, eine solche niemals durch Worte zu ersetzen den Drang habe. Dann schweige ich lieber u. sage damit, da kann ich nichts {2} machen; wozu mich u. den Anderen mit üblichen Wendungen belügen? Daher fließt mir auch die Feder zu einer Korrespondenz nicht, mit der ich nicht dir, nicht mir diene. Der Rest, der Kern versteht sich aber auch ohne solche von selbst. Wenn ich nicht zusagte, gleich zu Seligmann 7 zu gehen, hatte es wirklich den Grund, daß ich die Sache wegen jenes in die Angelegenheit miteinbezogenen Soldaten als gleichsam einer Gegenprämie für undurchführbar hielt, aber noch mehr, weil ich – was ich ausdrücklich sagte – der Meinung war, daß Seligm. deiner Frau selbst dann nicht „Nein“ sagen wird, auch wenn er gleich mir über die Sachen skeptisch denken würde. Am Wege lag es mir nicht, nur am Effekt u. dieser schien mir durch deine Frau verbürgter als durch mich. Daß wir den Inhalt der Tasche nicht gleich aquisziert haben, lag daran, daß wir beide uns ein wenig dessen schämten, zu sehen, welchen Effekt mein auf etwas Anderes zielender Brief hatte. Die Scham war ein Reflex, der als solches vortrat, ganz unbekümmert um die Würdigung des Schrittes deiner Frau, für den wir alle Anerkennung, allen Dank sofort äußerten. Es dauerte dieser Reflex übrigens, wie jeder, nur ein paar Sekunden; es hat also nur gefehlt, daß wir nicht, wie kleine Kinder, gleich in die Tasche hineinsahen. An dieser Stelle mußte ich unterbrechen. Ich setze nach Tisch fort, da wir zum ersten Male bei Lembacher 8 (!) je 5 Kr. für ein kleines Rindfleisch zu zahlen hatten! (Nebenbei habe ich gestern Mittelmann für 3 Gläser Marmelade 30 Kr. gezahlt.) Dies Alles ist zufällig der rechte Hintergrund für das folgende: Zunächst aber noch ergänze ich den unterbrochenen Absatz. Nachdem wir uns von dem Reflex erholt haben, beguckten u. erörterten wir aufs liebevollste jeden einzelnen Gegenstand. Der Reflex führt mich aber auf den Brief zurück, den ich zu unserer Entschuldigung (des Fernbleibenmüssens) schrieb, u. auf dein Stichwort: Repressalien. Ich habe deiner Frau lediglich angedeutet, daß unsere Situation in allem u. jeden heute so ungünstig beschaffen, daß wir selbst den Ausflug nach Schönbrunn, der sonst etwas ausflug-, ferial-, sonntagmäßiges hatte oder auch haben könnte, bereits als situationswürdig unterlassen müssen. Sicher habe ich zur Situation nicht gerne Worte gemacht; sowenig {3} als ich [illeg]Worte machte seinerzeit z.B. dazu, weshalb ich selbst Lieliechen nicht öfter nach Schönbr. fahren ließ, als deine Frau im Wochenbette lag oder sonstwie ihrer vielleicht nötig haben mochte, u. es darauf ankommen ließ, daß Ihr selbst die Gründe des Ausbleibens Euch deutet (was gewiß nicht schwerfiel), sowenig hatte ich Lust zu verdeutlichenden Worten auch in diesem Winter. Indessen schien es mir, als wenn deine Frau unsere Lage nicht recht inne hätte, u. so habe ich mich nicht gescheut, den Stolz zu überwinden u. deutlich zu sagen, weshalb es nicht so fortgehen könnte. 9 Schon im Frieden hatte ich vor dem Kriege jahraus jahrein als vertragsmäßige[s] Pensum: „IX,“ op. „109,“„110,“„111“ nebst so viel Schülern; was nun für mich heißt, weiß du vielleicht am besten doch aus deiner Leutnantsprüfung, was aber erst für Lieliechen, die ganz allein ohne jede Hilfe das Essen suchen (doch auch schon im Frieden mußte sie Alles selbst holen), bereiten, Diktate aufnehmen, zur Korrekturen schreiben, die Korr. mit mir überlegen, noch einmal, u. wieder einmal schreiben, dazu Wäsche ◊ , Kleider in Ordnung setzen mußte, kannst du dir ausmalen. Und gar jetzt, wo sie Jause, Abends kocht u. damit schon von 5h. beginnt, oft auch früher, (!) ganze Vormittage † herumläuft, um etwas zu [illeg]erhaschen, genötigt ist, sich selbst 12 Hemden zu bauen, desgleichen Kravatten für mich, ja sogar Schuhe zu nähen, die [illeg]schrecklich zugerichtete Wäsche sonst zu stopfen u. zu erhalten, u. daneben (!!!) wieder Diktate u. Schreibereien zu II2 , wie darf dieser rastlos arbeitenden, mit letztem Aufgebot tätigen Frau zugemutet werden, daß sie noch darüber hinaus irgend etwas unternehme, das sie nicht in Ruhe bringt! Seit 3 Jahren haben wir keine Erholung Sonntags gesucht, keine Teater [sic], kein Konzert betreten, keine Anschaffung (nicht einmal von Noten oder dgl.) gemacht: alle Vorsicht nötigen uns die Schüler ab, deren Betragen durchaus abscheulich ist. 10 Ich habe mit der Erhöhung gezögert auf das Getue u. Gerede dieser Leute u. es stellt sich beinahe täglich, stündlich heraus, daß [illeg]sie mit allem „wohlversorgt“ sind, „Reisen“ machen, in Theater, Konzerte laufen, Kleider anschaffen u.s.w. Ist das nicht ein Skandal? Wir laufen barfuß herum u. das Gesindel kauft sich alles Nötige um darüber hinaus auch noch Luxus mit meinem Gelde. Das sind ja Schauersachen! [note in margin] cued from lower margin:Nicht blos die Pairamall, sondern auch diejenigen, die ich in mein Mitleid schloß![note in margin] end cue Als ich jenen Brief schrieb war eben {4} strenge Kälte, wir hatten keine Schuhe, Lieliechen nicht einmal einen ordentlichen Wintermantel, ich litt außerdem an einem nervösen Darm, war da an ein solches Unternehmen zu denken? Wir mußten uns auf später vertrösten. Und wenn ich die Notwendigkeit der Arbeit betonte, so kann ich nur sagen: je früher ich von den Schülern unabhängig werde, zumindest zu einem Teil, desto besser. Wir können nicht genug arbeiten, um II2 herauszubringen, so schnell als möglich, – wie tragisch, daß alle Schnelligkeit das Werk nicht vor 3–4 Jahren in die Öffentlichkeit zaubert! Welche Geduld! Und doch muß es geschehen. Ich sage nicht viel, wenn ich erkläre, daß wir beide verhungert wären, wenn ich oder Lieliechen krank geworden wären, u. wenn Sophie nicht (bis heute) 30 Pakete mit Brod u. anderen Eßwaren so pünktlich als nur möglich geschickt hätte. Die Schüler nehmen keine Notiz von mir, aber am liebsten legten sie mir ihr Schiksal, ihr Haus, ihre kleinen Sorgen, auf die Schulter, ganz wie die Deutsch, wie Hans, Brünauer, der [sic] König hat mir mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, wie isoliert ich dastehe u. wie hilflos; wie wenig ich auf die Schüler zu rechnen habe (ja nicht einmal darauf, daß sie ihre Geldpflicht erfüllen), u. wie wenig es mir nützt, ein ¼ Welt zu bevatern u. zu bemuttern. (Du mußtest noch wissen, wie das mit den 10.000 MK der Frau Deutsch geworden ist; nicht weniger als 2 feierliche Verzichte 11 wurden mir abgenommen, wo ich ohnehin schon mündlich u. schriftlich Verzicht geleistet habe: so sichern sich die Herrschaften gegenüber Jemand, der sich vor der Frau D. leider in keiner Hinsicht ähnlich zu sichern für nötig fand.) Wenn ich nun das so anstrengende Bevatern aufgebe, das mich nicht nur augenblicklich schädigt, sondern auch noch von der Arbeit wegführt, die ein weiterer nicht wieder gutzumachender Schaden ist, so wirst du diese Beschränkung kaum Repressalien nennen dürfen. Ich muß an mir halten, um durch Vollendung von II2 etwas mehr Licht, Luft u. {5} Unabhängigkeit zu gewinnen. Ich bin übrigens der festen Überzeugung, daß wenn ich nicht mehr zu unterrichten brauchte, auch der Einfluß meiner Arbeiten sofort steigen würde u. mir indirekt mehr einbrächte. (Dazu kommt ja, daß doch alle Schüler eigentlich „tote Arme“ des Stromes 12 sind!) Dies also ist der Sinn des Briefes gewesen – u. derselbe Sinn soll auch dir dazu dienen, den Begriff: Repressalien zu verbessern. Ich denke durchaus nicht an ein: Etsch, 13 u. eine ähnliche Kindlichkeit; es geht vielmehr um's Leben, um die Gesundheit u. Arbeit, die gegenüber Naschereien (wenn auch wichtigtuenden) meiner Schüler oder anderen Pflichten sogar, wenn sie, wie früh gegenüber, glücklicherweise nicht so im Vordergrunde stehen müssen, verteidigt werden müssen. Euere Kinder „werden da sein,“ u. „wir wer’n nimmer sein,“ 14 also wir werden sie noch sehen, noch öfter sehen, aber jetzt muß ich der sehr gespannten Situation Rechnung tragen u. Alles vermeiden, was das Allernotwendigste überschreitet † . Beim Notwendigen deinerseits kannst du aber – das versteht sich doch wohl auch von selbst!! – immer auf mich rechnen. Das ist was anderes. Irgendwo muß ich schließen, – es gienge dies Alles sonst ins Uferlose. Nach der heutigen Erfahrung im Gasthaus 15 muß ich sagen, daß Ihr außerordentlich klug tut, Euch jetzt aus Wien zurückzuziehen. Ich wollte, ich könnte ähnliches un- {6} ternehmen. Freilich würde wieder die Arbeit darunter leiden, da ich augenblicklich gerade an meine Bibliothek außerordentlich stark gebunden bin. Mittelm. ist unter den Schleichhändler gegangen – was sagt du dazu? Er hat uns schon so manches gebracht zur richtigen Minute. Sollte ich Euch nicht sehen, so wünsche ich vor Allem die angenehme 6 Monate u. sodann deiner Frau Erholung von den Wiener Strapazen. Endlich werden aber auch die Kinder – Landkinder sein dürfen, – ein ganz unendliches Vorteil für sie. Un so grüßen wir Euch beide herzlichst beide dein [signed:] H u. Lielie 20. März 1918 Kommt hoffentlich zu 22.ten an! © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Many thanks for your lovely letter. 2 "Drawing a line [under matters]" goes without saying May your suffering be an easy and painless transitional form to better, healthy peacetime conditions of your bodily system. Only in this sense did I actually ever wish on you, as a wartime serviceman, some slight infirmity, paradoxical as it may sound. You are right, too, in remaining in Marburg; 3 you are gaining spring and summer for your family as well as for you, you remain with your unit and perhaps have the possibility of influencing to your advantage the time after the the six months are over, if by then peace has not already been achieved. 4 Whether in view of your situation you have done the right in committing to Vrieslander is something that you alone can judge. Alas, intellectual work is genuinely arduous, more arduous than is commonly thought. Weisse, whom Vrieslander has just invited, has declined firmly and explains this from highly idealistic standpoints, in a very nice letter 5 that he allowed even me to read. He would have been entirely right, had it not been that these same standpoints would have entailed my also laying down my own pen so as to content myself merely with knowing things, instead of working toward others also learning something of them. That is, he would like to see everything left up to the self-advocacy of the works themselves, and is of the opinion that they would secure the future for themselves even without extraneous help. He recently visited me twice; 6 I stuck firmly to my position that I would hinder no one from writing for or against. Contributors do not ask me in advance, either, and I let them get on with it. Each author, each critic should actually decide for himself. Although we have agreed to draw a line under the matter, I should like to say the following about one or two of the remarks in your letter: If I did not inquire after you, it may be because your wife in some communication had already herself made [the asking of] a question unnecessary, or even that my sympathy was implicitly understood. I no longer remember, but what I do know is that whenever I am denied the opportunity to offer real help, I never feel the urge to compensate for such help through words. In that case, I prefer to hold my tongue, thereby saying that I can do nothing about it; {2} why deceive myself and others with conventional turns of phrase? That is why I don't rush to put pen to paper; I don't serve you or myself by so doing. The rest, the heart of the matter, certainly speaks for itself without that. If I did not agree to go straight way to Seligmann, 7 it was in fact because I considered the cause unworkable on account of that soldier who was drawn into the matter as a booby prize, so to speak; but even more than that because I – and I expressly said this – was of the opinion that Seligmann would not then say "No" to your wife himself, even if, like me, he felt skeptical about the matter. What was of concern to me was not the route that was taken, but the result; and this seemed to me to be more likely to be successful through your wife than through me. The reason we did not immediately identify the contents of the bag was that we were both somewhat embarrassed at seeing what effect my letter (whose purpose was something different) had. Our embarrassment was an involuntary reflex action, entirely unrelated to our appreciation of your wife's action, for which we expressed our full appreciation and thanks on the spot. What is more, this reflex action lasted, as always, only a few seconds. Thus we merely failed, like small children, to look inside the bag immediately. I had to break off at this point. I am [now] continuing after lunch, since, for the first time at Lembacher (!) 8 we had to pay 5 Kronen each for one small piece of beef! (What is more, yesterday I paid Mittelmann> 30 Kronen for three jars of jam.) All of which, coincidentally, provides the right background for what I now have to say: I merely indicated to your wife that our situation today is in every respect so unfavorable that we ourselves were obliged, on account of circumstances, to abandon the excursion to Schönbrunn, which otherwise could be, or could have been, taken on a holiday or Sunday outing. For sure, I did not like to say a word about our situation; just as I did not {3} explain in the past e.g., why I myself did not allow Lieliechen to travel more often to Schönbrunn when your wife was giving birth to a child, or for some other reason, and I left it to the two of you to work out the reasons for our not coming (which would certainly not have been difficult), so I had no desire to find explanatory words, too, for this winter. Meantime, it seemed to me as if your wife did not rightly grasp our position, and so I did not shrink from overcoming my pride and saying clearly why things could not proceed. 9 Even back in peacetime, before the war, year in, year out I had my contractual obligations: Beethoven’s Ninth Symphony , the elucidatory editions of Op. 109 , Op. 110 , Op. 111 , along with so many pupils. What it meant for me you perhaps know best from your lieutenant's examination; but what it meant for Lieliechen you can imagine for yourself: she had to hunt for food entirely by herself, without any help (even in peacetime she had to fetch it entirely on her own), prepare it, take dictation, mark up proofs, review proof corrections with me, mark them up again, then yet again, added to which she had to wash ◊ clothes, and sort them out. And particularly now, when she cooks for teatime and the evening meal, and starts her day at five in the morning, often even earlier,(!) runs around the entire morning † in order to track down something, and is obliged to make twelve shirts herself, ditto cravattes for me, indeed even to sew shoes, also to darn and repair the washing that arrives in a terrible state, and alongside that (!!!) more dictation sessions and endless writing-up of Counterpoint 2 — how can this woman, who works tirelessly and is constantly on the go, be expected to undertake yet something else on top of all this, something that does not afford her some peace of mind. For three years, we have sought no relaxation on Sunday, nor set foot in any theater or concert [hall], nor made any purchases (not even of sheet music or the like). My pupils demand constant vigilance from us, yet the amounts they pay are utterly derisory. 10 I have held back from increasing my fee in the face of all the to-do and tittle-tattle of these people, and I see evidence virtually daily, hourly, that they are "well-provided" with everything, go on "trips", attend theaters and concerts, buy clothes, etc. Is it not a scandal? We go around barefoot while the riffraff buy all they want, even luxury items, with my money. These are shocking things indeed! [cued from lower margin:]Not only Mrs. Pairamall, but also those to whom I offered my compassion![end cue] As I wrote that letter, it was {4} bitterly cold, we had no shoes, Lieliechen did not even have a regular winter overcoat, in addition I was suffering from a nervous digestive system: was that the time to be contemplating such an undertaking? We had to put it off until later. And if I stressed the necessity of work, then I can only say that, the sooner I become independent of my pupils, at least in part, the better. We cannot work hard enough to have Counterpoint 2 published as quickly as possible — how tragic that, however hard we work, the book will not be conjured into existence in less than three to four years' time. What patience this demands! And yet, it has to happen. I am not saying much when I declare that we would both have gone hungry if Lieliechen or I had got sick, or if Sophie had not sent thirty (up to today) packets of bread and food items as punctually as possible. My pupils take no notice of me, but have preferred to lay on my shoulder their fate, their household, their petty troubles, exactly as Mrs. Deutsch, Hans, Brünauer, and Miss König showed me with shocking clarity what an isolated and helpless position I am in. How little I can count on my pupils (indeed not even to fulfill their financial obligation), and how little advantage it is to me to cosset a quarter of the world. (You must surely know how things have gone with the 10,000 Kronen from Mrs. Deutsch; no fewer that two solemn renunciations 11 were wrested from me, when I had in any case already given my renunciation by word of mouth and in writing; this is how the well-to-do protect themselves against someone who, regrettably, did not for a moment think it necessary to protect himself in similar fashion against Mrs Deutsch.) If I give myself over to such strenuous cossetting, which not only damages me at the moment but also distracts me from my work, which does further irreparable damage, then you will hardly need to call this [self-]restriction "reprisals." I must limit myself in order to attain more light, air, and {5} independence through the completion of Counterpoint 2 . I am, by the way, firmly of the conviction that if I were no longer to need to give instruction the influence of my books would also immediately increase and would indirectly bring me in more. (To which I need to add that none of my pupils feeds the stream of my creativity any longer. 12 ) This, then, was the sense of my letter – and that same sense should serve even you to improve on the term "reprisals." I am not for one moment thinking of an "Etsch" 13 or any similar childishness. It is far more a matter of life, of good health and work that must be defended against the petty thievery of my pupils (even if this is [mere] showing-off) or other responsibilities, however much they, fortunately, seem less urgent than they used to. Your children "will be there," and "we shall never be there," 14 thus we will still see them, see them still more frequently, but for now I must cope with the present very tense situation and avoid everything that goes beyond † what is absolutely necessary. But where your needs are concerned, you can always count on me – that goes without saying. That is another matter. I have to stop somewhere, or this will go on for ever and ever . . . After today's incident in the restaurant 15 I must say that it was extraordinarily clever of you all to get away from Vienna now. I wish I could undertake something similar. {6} Obviously, the work would again suffer if I did, since I am utterly dependent on having my library to hand just at the moment. Mittelmann has got sucked into the black market trade – what do you say to that? He has already brought us so much stuff just when we needed it. In case I do not see you, I wish you above all a pleasant six months and, furthermore for your wife, a rest from the stresses and strains of Vienna. At long last, the children will certainly become country children – an immeasurable plus for you. With that, we both send you both our greetings, from the bottom of our hearts, Your [signed:] Heinrich March 20, 1918 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, pp. 859–60: "An Floriz längerer Brief: einiges zu seinem Leiden, sodann zur Festschrift; berichtige seine Gravamina u. suche neuerlich den Sinn meines Dezemberbriefes an Fr. Wally klarzulegen, schon um das von ihm gebrauchte Wort „Repressalien“ sogleich entkräften zu können; führe aus, wie unsere vielfältige Beschäftigung, namentlich die Lie-Liechens, es unmöglich gemacht hat, einer freundschaftlichen Hingabe jenen Ausdruck zu verleihen, der vielleicht erwartet wurde, daß ich davon ausdrücklich erst zu sprechen nicht für nötig fand, da ich annahm, die Gründe lägen ohnehin klar genug zutage. Nun, während des Krieges, hat sich der Zustand noch ums tausendfache verschärft, was uns erst recht zwingt, an uns zu halten u. jegliche Ueberschreitung des allernotwendigsten zu vermeiden. Namentlich habe auf mich die Haltung der Schüler starken Eindruck gemacht u. die Isoliertheit, in die wir geraten sind u. die uns völlig hilflos machte, dringend nahegelegt, vor allem II2 zuendezuführen, um mindestens zu einem Teil uns von Schülern unabhängig zu machen. Das Bevatern sei nicht mehr am Platze u. müsse abgestellt werden; doch sei eine solche Einsehkränkung nicht als Repressalie zu verstehen." ("To Floriz, long letter: a bit about his suffering, then on to the Festschrift; I correct his complaints and try anew to clarify the meaning of my December letter to Wally, in order right at the outset to soften the force of the word "reprisals," used by him. I impress upon him that our preoccupation on many fronts, particularly that of Lie-Liechen, has made it impossible to extend [to them] the friendly devotion that was perhaps expected [of us], [and] that I did not at first feel it necessary to speak of it expressly since I took the reasons to be in any case obvious enough. Now, during the war, the situation has intensified a thousandfold, and this forces us all the more to keep to ourselves and to avoid going beyond what is absolutely necessary. In particular, the attitude of my pupils has made a strong impression on me, and the isolation into which we have fallen and that has rendered us completely helpless, allied above all with the pressure to finish the second volume of Counterpoint so as to make us at least to some extent independent of pupils. To play the role of father is no longer appropriate and must be stopped; such a sickness of understanding is not to be understood as reprisal."). 2 This letter is not known to survive, but its receipt is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, pp. 858–859, March 19, 1918: "Von Floriz (Br.): schlägt den Ton der Entschuldigung an, bringt aber einige Posten in Gegenrechnung, die wohl allerkleinlichste Empfindlichkeit seiner Frau verraten, eine umso sträflichere, als sie eine berechtigtere in wichtigeren Sachen zu unseren Gunsten offenbar gar nicht für denkbar hält; schlägt vor, einen dicken Strich zu machen; teilt mit, daß er Vrieslander zugesagt habe unter der Bedingung, daß ihm der erste Platz eingeräumt werde; er gedenke Persönliches zur Darstellung zu bringen mit Investiven wider meine Gegner, um die nachfolgende Würdigung meiner Arbeiten als das erscheinen zu lassen, was sie sind: als Rettung der Wahrheit gleichsam in zweiter Auflage." ("From Floriz (letter): strikes an apologetic tone, but raises several points by way of counterbalance that serve only to expose his wife’s sensitivity to the most trivial details, one that is all the more unpardonable in that she apparently does not think it conceivable that we might in the right in more important matters. He proposes that we draw a line [under what has happened]. He tells me that he has accepted Vrieslander's invitation on the condition that his article appear at the beginning: he is thinking of offering some personal observations, together with arguments against my adversaries, from which the subsequent appreciation of my works would reveal them for what they are: the recovery of the truth in, so to speak, a second edition."). 3 Schenker's diary records at OJ 2/10, p. 851, for March 5, 1918: "Frl. Freund erzählt, vormittags von Frau Wally erfahren zu haben, daß Fl. für 6 Monate superarbitriert worden u. daß die Familie nach Marburg zu reisen gedenke." ("Miss Freund reports to have learned from Wally this morning that Floriz has been forced to stay on [in military service] for a further six months, and that the family is thinking of traveling to Marburg."). 4 Austria-Hungary called for an armistice on November 3, 1918, and a ceasefire came into effect on November 11. 5 = OJ 15/16, [34], February 26, 1918, which enclosed Vrieslander's letter and a draft of Weisse's reply. 6 Schenker's diary at OJ 2/10, pp. 857–858, March 16, 1918, reports a letter to Vrieslander in which he says: "Weisse sei ein zweitesmal bei mir gewesen u. habe zu Halms Aufsatz kein Wort gesagt, was nur zu seinem Ungunsten gedeutet werden kann; seine Haltung erinnere mich an die Brünauers in der ersten Zeit, der nur alleine meinen Unterricht genießen wollte, als ob ich davon oder dafür hätte leben können! Solche Schüler nur tote Arme." ("Weisse has been at my place for a second time and said not a single word about Halm's article, which can be interpreted only in his disfavor; his manner brings to mind that of Brünauer in the early days, when he wanted to enjoy my instruction alone, as if I could have lived by or for that! Such pupils are nothing but tributaries [cut off from the main stream]."). 7 No correspondence is known to survive that relates to whatever this paragraph concerns. 8 Schenker reports in his diary at OJ 2/10, p. 859: "Bei Lembacher neuerliche sehr starke Erhöhung der Fleischpreise, Rindfleisch 5. Kronen, Braten 6 Kronen, usw.; ich fasse darauf hin den Entschluß, die für den Oktober angesetzte Erhöhung sofort wirksam werden lassen." ("At Lembacher's, a recent soaring in the price of meat, beef 5 Kronen, roast meat 6 Kronen, etc.; I deduce from this that the price rise designated for October has taken effect immediately.") 9 Schenker continues writing without paragraph-break. 10 Schenker writes continuously, without paragraph-break. 11 Schenker was required to sign a typed "disclaimer" (Cession) on December 27, 1918 (see OJ 14/40b); perhaps he had been made to sign two such before the date of the present letter. This concerns the stipend in aid of "impecunious skilled composers and composition pupils" left by Sofie Deutsch, of which Schenker was to be the sole arbiter. 12 "tote Arme des Stromes" (literally "dead arms of the stream"): the phrase denotes tributaries to a river that have since dried up. 13 Etsch (more often spelled “ätsch”): a term of abuse often used by children to one another, approximately equivalent to “Serves you right!” 14 A quotation from the refrain of a popular Viennese song: Es wird a Wein sein, und mir[=wir] wer'n nimmer sein, / D'rum g'niaß ma 's Leb'n so lang's uns g'freut. / 'S wird schöne Mäderln geb'n, und wir werd'n nimmer leb'n, / D'rum greif ma zua, g'rad ist's no Zeit. (There will [always] be wine, but we will not be around forever, / so let us enjoy life as long as we can. / There will [always] be pretty girls, but we will not live forever, / so let us get on with it while there is still time.) 15 I.e. the sudden rise in price of a piece beef, to 5 Kronen. While there is no record of an “incident in a restaurant” in Schenker's diary for March 20, OJ 2/10, pp. 859–860, Schenker recorded the following on the next day, p. 860: "Im Gasthaus Kaufm. wird der Preis des Rindfleisches von 5 Kronen auf 4.40 Kronen zurückgeschraubt; was also gestern angeblich noch durchaus nicht anders sein konnte, wird plötzlich tags darauf sehr wohl möglich. Welchen betrügerischen Gewinn mag aber der Wirt inzwischen aus nur einem solchen Tag herausgeschlagen haben? — Mittelmann bringt ins Caféhaus 2 kg Nüsse: 14 Kronen." (In the coffee-house Kaufmann, the price of beef has been ratcheted down from 5 Kronen to 4.40 Kronen; so what yesterday was claimed as immutable for the foreseeable future is suddenly the day after perfectly possible. But what unscrupulous profit did the proprietor perhaps wangle meantime out of just one day? Mittelmann brings two kilos of nuts to the coffee-house: 14 Kronen."). |
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Commentary
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