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OJ 6/6, [6] - Handwritten letter from Schenker to Moriz Violin, dated February 17, 1918
Dein Brief 2 hat mich sehr überrascht, durch Tonfall u. Inhalt. Ich will aber Ruhe bewahren u. der Reihe nach, was augenblicklich zu sagen nötig ist, sagen. Vor Allem: Vor wenigen Tagen kam mir von Vrieslander 3 die Kopie eines an Hertzka gleichzeitig abgegangenen Briefes, worin diesem eine „Festschrift“ zu meinem 50. Geburtstag (mit Bild), 4 von verschiedenen Autoren geschrieben, angetragen wird. Und schon gestern erhielt ich die ergänzende Mittteilung, 5 daß H. überraschenderweise: Ja gesagt hat, mit Dank für Anregung u.s.w. In eben dieser Karte erkundigt sich Vr. auch nach deiner Adresse, die ich heute selbstverständlich auch zuschicke. 6 Er dürfte also auch dich um einen Beitrag angehen, was dich aber nicht hindern darf, nach deiner augenblicklichen Möglichkeit allein den Entschluß zu fassen. Nachdem die Sache hinter meinem Rücken geschehen, steht mir nicht zu, ein Urteil darüber abzugeben, was sich nur mehr um eine denkbare Anerkennung von im [recte in] meinem Interesse getragener Mühen handeln kann. 7 Unter uns kann ich wohl aber sagen: eben dieses Verlagsgeld hätte H. lieber auf „op. 101“ 8 draufschlagen sollen zu Ehren Beeth 's u. Allen wäre damit doch ohne Zweifel mehr gedient, auch mir selbst. Sage also flott: Nein, wenn die Sache nach Nein liegt. 9 So und nun zu deinem Schreiben: Nicht nur aber in Ruhe will ich schreiben, sondern zum Voraus will ich ausdrücklich {2} bitten, auch mir „das Vertrauen, Begreifen u. Verständnis“ 10 entgegenzubringen, das ich dir, selbst ohne daß du mich darum erst ersuch st hättest, nach deinem eigenen Zeugnis entgegengebracht habe. Ebenso bitte ich dich, auch mir das Recht auf „Eigenwürde“ 11 zuzugestehen, das du für dich in Anspruch nimmst. Und damit du in Ruhe lesen kannst, schicke ich das Ergebnis aus Freundlichkeit voraus u. sage: du u. deine Frau sind beide etwas lässig mir gegenüber, eine zwar harmlose Spielart von „Schlampigkeit,“ um deinen Ausdruck zu gebrauchen, die mir aber dennoch nahelegt, mir es nicht wieder bequem zu machen u. auf Euere Ein- oder besser Nachsicht genauso zu rechnen, wie ich sie bisher mit einiger Verdrießlichkeit dennoch leistete. Mir liegt es vollständig ferne, einen Keil zwischen dich u. deine Frau zu treiben, u. ich habe [illeg]auch in der Affäre Fanny seinerzeit zu genau gesehen, als daß ich etwas Anderes bezwecken könnte, als blos dir meine Haltung zu motivieren u., wie hier öfters wiederholt wurde, dein „Begreifen“ selbst für den Fall in Anspruch zu nehmen, wenn dir das Gesagte nicht ganz angenehm ist wäre (Tragisch ist das Alles nach alldem je eben nicht, wenn du siehst, daß ich blos dort hinauswill, wo du selbst stehst, womit dir kein Unrecht geschehen kann). Im Einzelnen bedarf dein Brief folgender einfacher Richtigstellungen: 1) Was das „Thema“ anlangt, so war deine Aufregung ganz kindisch. Es bezieht sich das, auf unser beider Gespräch im Caféhaus. Ich sagte dir damals (das letzte oder {3} vorletze Mal) - sehr oft sprach ich davon auch deiner Frau gegenüber, u. auch übrigens du selbst schreibst unter 21. XI: 12 „So recht offen kann man doch nur mündlich reden“, daß mir im Hinterlande es schwer fällt, dir oder den Anderen im Felde zu schreiben, da ich mit Boldrio| 13 nicht kommen kann, von Eueren Berufssorgen schweigen muß, meine Freude besser unterdrücken muß (Freuden wollen mitgenossen, nicht blos gelesen werden) u.s.w. 2) daß deine Frau uns die Tasche ins Kaféhaus zu bringen die Freundlichkeit hatte, war ein weniger spontaner Akt, als du offenbar annimmst; er hängt mit einem Briefe von mir 14 zusammen, in dem ich die Gründe darlegte, weshalb wir fürchten, nicht sobald hinauskommen zu können. 3) Es freut mich, deinem Briefe zu entnehmen, daß du nicht mit einem Wort mich verdächtigst, ich hätte mit Glatt... etwa dich michmir selbst gegenüber gemeint. Was für Sinn hätte es aber, deine Beziehung zu Anderen unter diesem Stichwort zu kritisieren? Könnte so etwas Gegenstand einer Reklamation von mir zu dir bilde? Unsinn! Bleibt also übrig, daß ich eben von mir selbst die unverdiente Rolle abtun will, auf die du auch selbst in einem beiläufigen Fragesatz zurückkommst. In diesem Punkte will ich als dem Kernpunkte will ich lieber in Tatsachen sprechen, u. ganz offen, deiner erbetenen Nachsicht von vornherein sicher: Ich habe mich bei dir draußen offen gestanden auf 20 Mal etwa 2 Mal wirklich satt essen können, was nach den so anstrengenden Stunden - du weißt ja selbst ein Lied davon, u. mein Lied ist wirklich kakaphoner - keine geringe Zumutung an mein Gehirn war. Mit einem wirklich unbefangenen Wort: „bitte, l. Frau Wally, ich habe noch Hunger, ich muß noch essen,“ hätte ich sicher noch was gekriegt, aber es fiel mir das Wort schwer, wenn {4} ich Zeuge war, wie einmal deine eigene Aufregung, auch einmal übrigens der Frau Hauser nichts zuwege brachte. Eine Absicht liegt gewiß nicht vor, das brauchst du mir nicht zu sagen, aber ich erwarte auch, daß du mir nicht den Hunger bestreitest, oder du es taktlos sper findest, wenn ich davon spreche (Nachsicht! Wie ich dir, so du mir! s. oben). Nun schreibst du aber selbst, deine Frau wäre „geldschlampig,“ - muß mich dann aber jenes Versäumnis nicht doppelt schmerzen u. herabsetzen: sollten in deinem Hause in Friedenszeiten 8-10 Kronen monatlich eine solche Rolle gespielt haben? Unmöglich zu denken. Oder: In allen, allen Jahren ist es niemals, sage u. schreibe: niemals vorgekommen, daß wir je zuerst eine Anfrage, irgendeine Erkundigung aus Schönbr. erhalten hätten. Vielmehr waren es wir, die, obgleich älter - u. kannst es mir glauben, meistens doch viel, viel beschäftigter - den Faden fortzuspinnen hätten. Bedenke ich, daß deine Frau nicht gerne schreibt - das sei ihr gewiß nicht übel genommen werden -, so weiß ich doch aus so viel Einblick in Familien, daß sie doch zumindest einmal 4-5 Worte schon nur aus purem Gedenken zuerst an uns hätte richten können, wenn sie daran nur gedacht hätte. (Eben das meine ich!) Es ist vorgekommen, daß ich selbst einmal 3 Karten schreiben müßte, wo sie dann lachend ins Caféhaus trat u. sich mit den Worten rechtfertigte: „Ich gebe zu, es war von mir eine arge Schweinerei.“ Oder: haben wir je Anspruch auf Sonntag Abend erhoben? doch niemals, weil wir Euch bei Frau H. wußten u. Euch beiden die Freude von Herzen gönnten. Aber dann Sonntag Vormittag oder Nachmittag - meine einzige fortlaufende Arbeitszeit, die einzige Ausflugsmöglichkeit (im Kriege friedlich auch {5} mit Einkäufen belastet) habe ich aus purer Schonung des Sonntag Abends Euch doch zur Verfügung gestellt, wenn ich nicht anders hätte das Wiedersehen unmöglich machen wollen. Alles wie du siehst Kleinigkeiten, die aber im Laufe der Jahre recht viel Unbequemlichkeiten verursachen. Von hier aus fällt aber auch auf die Marmeladengeschichte ein ganz anderes Licht: Ich bestreite durchaus nicht den Vorrang der Frau H. u. jener Frau, der deine Frau verpflichtet ist - es ist so, wie ich sage u. keine Ziererei -, aber du selbst weiß es ja, der mir am 21. XI, mir völlig Ahnungslosem, Marmelade spontan angetragen. Dann höre ich von Euch beiden von 150-170 Kg, u. du sagst 2 mal mündlich aufs bestimmteste die M. zu, u. zw. eine direkte Sendung über deinen eigenen Vorschlag. Und nun frage ich dich: ist es nicht [illeg]herabsetztend für mich, ganz ungeziemend, wenn ich schließlich von all der großen Gelegenheit, von deinen u. deine[r] Frau Versprechungen zunächst blos ein kleines Glas Marmelade davontrage? Ihr brauchtet ja nichts zu sagen - ich maße mir aus Eigenem gewiß solcher Rechte nicht an -, aber tatet Ihrs (u. Augen wir haben doch auch, um zu sehen, Ohren um zu hören, 15 was Ihr selbst erzählt), so war es Euere Pflicht, Wort zu halten. Und da schreibst du mir einen Bf. in solchem Tonfall? Kommt dir „herauszuzahlen“? Was ist denn das? Die Konklusion lautet also: (s. ob.) Ich muß desgleichen auch selbst tun lernen, u. rechne auf Nachsicht. Es bleibe Alles beim {6} Alten, nur daß ich mirs ein wenig bequemer machen will, wie es die Zeit u. Umstände fordere. Und das wirst du wohl begreifen. Es ist selbstverständlich, daß ich keinerlei Geschenke solcher Art in einer Zeit wie der gegenwärtigen anzunehmen gesonnen bin - du wirst mich doch nicht zu solchen Kleinigkeiten notzüchtigen? -, um so weniger, als du schreibst: „das Meiste ist gekauft. Wenn Wally manche geringe Vorräte hat, so hat sie dieselben während meiner Abwesenheit in entsagungsvoller Lebensweise gesammelt.“ Leider weiß ich nicht, wie viel Marillenmarmelade da war u. was der Inhalt der Tasche - ganz genau, wie wir es ja auch mit der Sophie halten, haben wir sofort am l. I. die Gegenstände fixiert - an Kosten verursacht hat. Bei Gelegenheit soll die Gesammte Rechnung mit herzlichsten Dank beglichen werden. Nichts für ungut. Ich habe mir wohl das Recht erworben, ganz offen zu sprechen u. du schuldest mir ganz bestimmt dasselbe, was ich dir [illeg]an Entgegenkommen, an Verständnis 16 geboten habe. Viele Grüße von uns Beiden Dein [signed:] Heinrich 17. II. 1918 © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Your letter 2 surprised me greatly in tone and content. I will, however, maintain my composure and say, point by point, what needs to be said at this moment. First of all: a few days ago, I received from Vrieslander 3 a copy of a letter sent simultaneously to Hertzka proposing to him a "Festschrift" for my fiftieth birthday (with picture), 4 written by various authors. Yesterday I received the additional information 5 that Hertzka has, astonishingly, said "Yes," with thanks for having taken the initiative, etc. In this very same postcard, Vrieslander inquires after your address, which I am of course sending to him today. 6 He will thus be approaching you yourself for a contribution, but this need not prevent you from making up your own mind solely on the basis of your current commitments. Since the matter has ensued behind my back, it is not my place to pronounce a verdict on it, which can only take the form of due recognition of the effort that has been made on my behalf. 7 Between you and me, though, let me say: Hertzka would do better to throw the publishing house's money at Op. 101 8 to the greater glory of Beethoven , and everybody would without question be better served by that -- me too. So just say a quick "No" if that is your inclination. 9 And so, now on to your letter. Not only do I want to maintain my composure while writing, but from the outset I will expressly {2} ask you to show me, too, the "the trust, sympathy, and understanding" 10 that I myself, by your own witness, showed you without your having first asked it of me. Likewise, I ask you to grant me the right to the "self-esteem" 11 that you invoke for yourself. And so that you may read with composure, I will place the outcome right up front, in the spirit of friendship, and say: you and your wife are both somewhat lax toward me, an admittedly harmless variety of "carelessness" (to use your own term), which nevertheless encourages me not to take the easy way out, and to count on your understanding, or better your forebearance, every bit as much as I nevertheless, with some peevishness, previously rendered it [to you]. The last thing I want to do is drive a wedge between you and your wife, and I saw all too clearly also at the time of the Fanny affair that there was nothing I could hope to achieve other than simply to explain my stance to you and, as has often been reiterated here, to take your "understanding" into consideration even in the case that what I have to say may not be altogether welcome to you. (After all, that is really not all so very tragic if you see that I want to get away and be merely where you are, so that no injustice can befall you.) In matters of detail, your letter needs the following simple corrections: 1) As far as "topic" is concerned, the way you got worked up was completely childish. It goes back to the conversation the two of us had in the coffee-house. I said to you then (the last or {3} previous time) -- I spoke about it very often to your wife also, and what's more, under [the date] November 21 you write: 12 "To speak so frankly and openly is something that one can really only do face to face" -- that it is hard for me away from the front line to write to you or others in the field since I cannot come with Boldrio, 13 I must be silent about the professional troubles of the two of you [and] must better suppress my joy (joys need to be shared, not just read), etc. 2) that your wife was so kind as to bring the bag to us in the coffee-house was less of a spontaneous act than you evidently suppose; it relates to a letter from me 14 in which I explained the reasons why we feared we could not come out at that time. 3) I am pleased to see from your letter that you do not for a moment suspect that, in using the name Glattauer, I was referring to your relationship to me. But what sense would there have been in criticizing your relationship to others under this epithet? Could such a thing constitute the subject of a claim by me against you? Sheer nonsense! Hence it remains for me to undertake myself the relinquishment of the unwarranted role to which even you yourself return, in a passing interrogative sentence. On this point, I prefer as the central point to speak in facts, and quite openly, assured at the outset of the forebearance for which you ask: I have freely admitted that, when at your place out there [in Schönbrunn] that I can truly say that I have had enough to eat perhaps twice out of twenty times, which after such strenuous hours [of collaboration] -- you have a song to sing about this, and my song is even louder -- was no small affront to my brain. Had I come out quite unabashedly with "Please, Wally dear, I am still hungry, I need more to eat," I would certainly have got more; but it was hard for me to say such a thing when {4} I was a witness to how once your own agitation, even once incidentally [that] of Mrs. Hauser, yielded no result. Nothing is intended, to be sure -- you do not need to say that to me -- but at the same time I expect you not to dispute my hunger, or that you find it tactless when I speak about it. (Forebearance! Do unto me as I do unto you! See above.) But now you yourself write that your wife is "careless with money," -- but must not that negligence be doubly painful and disparaging to me: would not eight or ten Kronen a month have played a similar role in your household in times of peace? An impossible thought. Or: in all the years that have gone by, we were never -- I repeat, never -- the first to receive an inquiry, nor any kind of solicitation, from Schönbrunn. Instead, it was we who, despite being older -- and, believe me, mostly far, far busier -- had to maintain the contact. Aware as I am that your wife does not like writing -- I certainly think no less of her for that --, nevertheless I know perfectly well from all that I have seen of families that she could at least have directed a few words to us first -- purely out of thoughtfulness -- if only it had crossed her mind. (That's really what I think!) There was an occasion when I myself once had to write three postcards, whereupon she came into the coffee-house laughing and justified herself with the words "I admit, it was really rotten of me." Besides: Have we ever laid claim to Sunday evening? No, never, because we knew you were both at Mrs. Hauser's place, and did not in the least begrudge you both that pleasure. But then, out of sheer preservation of [your] Sunday evening, I placed Sunday morning or afternoon -- my one and only uninterrupted work time, [and] the only possibility for getting out (in wartime as well as peace, taken up {5} with shopping) at your disposal, if I were not otherwise to make it impossible for us to see each other again. As you see, these are all trifling matters, but over the course of the years they give rise to a great many awkwardnesses. But even the jam saga at this point takes on a quite different aspect: Not for a moment do I question the precedence of Mrs. Hauser or that other lady to whom your wife is obligated -- it is just as I say, and no posturing --, but you yourself, who on November 21 offered the jam spontaneously, completely out of the blue, know it full well. Then I hear from the two of you about 150-170 kilograms, and you yourself twice to my face most emphatically promise me the jam, what's more a direct delivery at your suggestion. And now I ask you: is it not disparaging for me, downright improper, when ultimately out of this big opportunity, after your wife's and your promises, all I come away with is one measly jar of jam? There was no need for you to say anything at all -- I certainly do not arrogate such rights to myself --, but you did do so (and we do have eyes to see with, ears to hear with, 15 as you yourself say), so it was your duty to keep to your word. And then you go and write me a letter in such a tone? Is it time for you to "pay up"? What is it, then? The conclusion, thus, is: (see above.) I too must likewise learn to act, and I count on forebearance. Let things remain as they were, {6} except that it will make me a little more comfortable as it demands time and [the right] conditions. And that you will well appreciate. It goes without saying that I am not prepared to accept any presents whatsoever of this kind in a time such as the present. -- you will surely not violate me with such small items -- all the less since you write: "most were purchased. If Wally has many small provisions, in her self-denying style of life she has accumulated them during my absence." Unfortunately, I do not know how much apricot jam there was, or how much the contents of the bag cost -- in exact terms, as we did with Sophie, too, settling matters right away on January 1 -- gave rise to costs. The entire bill will then be settled with cordial thanks. No hard feelings. I have permitted myself to speak entirely frankly, and you owe me nothing less than what I have offered you by way of courtesy and understanding. 16 Greetings from us both, Your [signed:] Heinrich February 17, 1918 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Dein Brief 2 hat mich sehr überrascht, durch Tonfall u. Inhalt. Ich will aber Ruhe bewahren u. der Reihe nach, was augenblicklich zu sagen nötig ist, sagen. Vor Allem: Vor wenigen Tagen kam mir von Vrieslander 3 die Kopie eines an Hertzka gleichzeitig abgegangenen Briefes, worin diesem eine „Festschrift“ zu meinem 50. Geburtstag (mit Bild), 4 von verschiedenen Autoren geschrieben, angetragen wird. Und schon gestern erhielt ich die ergänzende Mittteilung, 5 daß H. überraschenderweise: Ja gesagt hat, mit Dank für Anregung u.s.w. In eben dieser Karte erkundigt sich Vr. auch nach deiner Adresse, die ich heute selbstverständlich auch zuschicke. 6 Er dürfte also auch dich um einen Beitrag angehen, was dich aber nicht hindern darf, nach deiner augenblicklichen Möglichkeit allein den Entschluß zu fassen. Nachdem die Sache hinter meinem Rücken geschehen, steht mir nicht zu, ein Urteil darüber abzugeben, was sich nur mehr um eine denkbare Anerkennung von im [recte in] meinem Interesse getragener Mühen handeln kann. 7 Unter uns kann ich wohl aber sagen: eben dieses Verlagsgeld hätte H. lieber auf „op. 101“ 8 draufschlagen sollen zu Ehren Beeth 's u. Allen wäre damit doch ohne Zweifel mehr gedient, auch mir selbst. Sage also flott: Nein, wenn die Sache nach Nein liegt. 9 So und nun zu deinem Schreiben: Nicht nur aber in Ruhe will ich schreiben, sondern zum Voraus will ich ausdrücklich {2} bitten, auch mir „das Vertrauen, Begreifen u. Verständnis“ 10 entgegenzubringen, das ich dir, selbst ohne daß du mich darum erst ersuch st hättest, nach deinem eigenen Zeugnis entgegengebracht habe. Ebenso bitte ich dich, auch mir das Recht auf „Eigenwürde“ 11 zuzugestehen, das du für dich in Anspruch nimmst. Und damit du in Ruhe lesen kannst, schicke ich das Ergebnis aus Freundlichkeit voraus u. sage: du u. deine Frau sind beide etwas lässig mir gegenüber, eine zwar harmlose Spielart von „Schlampigkeit,“ um deinen Ausdruck zu gebrauchen, die mir aber dennoch nahelegt, mir es nicht wieder bequem zu machen u. auf Euere Ein- oder besser Nachsicht genauso zu rechnen, wie ich sie bisher mit einiger Verdrießlichkeit dennoch leistete. Mir liegt es vollständig ferne, einen Keil zwischen dich u. deine Frau zu treiben, u. ich habe [illeg]auch in der Affäre Fanny seinerzeit zu genau gesehen, als daß ich etwas Anderes bezwecken könnte, als blos dir meine Haltung zu motivieren u., wie hier öfters wiederholt wurde, dein „Begreifen“ selbst für den Fall in Anspruch zu nehmen, wenn dir das Gesagte nicht ganz angenehm ist wäre (Tragisch ist das Alles nach alldem je eben nicht, wenn du siehst, daß ich blos dort hinauswill, wo du selbst stehst, womit dir kein Unrecht geschehen kann). Im Einzelnen bedarf dein Brief folgender einfacher Richtigstellungen: 1) Was das „Thema“ anlangt, so war deine Aufregung ganz kindisch. Es bezieht sich das, auf unser beider Gespräch im Caféhaus. Ich sagte dir damals (das letzte oder {3} vorletze Mal) - sehr oft sprach ich davon auch deiner Frau gegenüber, u. auch übrigens du selbst schreibst unter 21. XI: 12 „So recht offen kann man doch nur mündlich reden“, daß mir im Hinterlande es schwer fällt, dir oder den Anderen im Felde zu schreiben, da ich mit Boldrio| 13 nicht kommen kann, von Eueren Berufssorgen schweigen muß, meine Freude besser unterdrücken muß (Freuden wollen mitgenossen, nicht blos gelesen werden) u.s.w. 2) daß deine Frau uns die Tasche ins Kaféhaus zu bringen die Freundlichkeit hatte, war ein weniger spontaner Akt, als du offenbar annimmst; er hängt mit einem Briefe von mir 14 zusammen, in dem ich die Gründe darlegte, weshalb wir fürchten, nicht sobald hinauskommen zu können. 3) Es freut mich, deinem Briefe zu entnehmen, daß du nicht mit einem Wort mich verdächtigst, ich hätte mit Glatt... etwa dich michmir selbst gegenüber gemeint. Was für Sinn hätte es aber, deine Beziehung zu Anderen unter diesem Stichwort zu kritisieren? Könnte so etwas Gegenstand einer Reklamation von mir zu dir bilde? Unsinn! Bleibt also übrig, daß ich eben von mir selbst die unverdiente Rolle abtun will, auf die du auch selbst in einem beiläufigen Fragesatz zurückkommst. In diesem Punkte will ich als dem Kernpunkte will ich lieber in Tatsachen sprechen, u. ganz offen, deiner erbetenen Nachsicht von vornherein sicher: Ich habe mich bei dir draußen offen gestanden auf 20 Mal etwa 2 Mal wirklich satt essen können, was nach den so anstrengenden Stunden - du weißt ja selbst ein Lied davon, u. mein Lied ist wirklich kakaphoner - keine geringe Zumutung an mein Gehirn war. Mit einem wirklich unbefangenen Wort: „bitte, l. Frau Wally, ich habe noch Hunger, ich muß noch essen,“ hätte ich sicher noch was gekriegt, aber es fiel mir das Wort schwer, wenn {4} ich Zeuge war, wie einmal deine eigene Aufregung, auch einmal übrigens der Frau Hauser nichts zuwege brachte. Eine Absicht liegt gewiß nicht vor, das brauchst du mir nicht zu sagen, aber ich erwarte auch, daß du mir nicht den Hunger bestreitest, oder du es taktlos sper findest, wenn ich davon spreche (Nachsicht! Wie ich dir, so du mir! s. oben). Nun schreibst du aber selbst, deine Frau wäre „geldschlampig,“ - muß mich dann aber jenes Versäumnis nicht doppelt schmerzen u. herabsetzen: sollten in deinem Hause in Friedenszeiten 8-10 Kronen monatlich eine solche Rolle gespielt haben? Unmöglich zu denken. Oder: In allen, allen Jahren ist es niemals, sage u. schreibe: niemals vorgekommen, daß wir je zuerst eine Anfrage, irgendeine Erkundigung aus Schönbr. erhalten hätten. Vielmehr waren es wir, die, obgleich älter - u. kannst es mir glauben, meistens doch viel, viel beschäftigter - den Faden fortzuspinnen hätten. Bedenke ich, daß deine Frau nicht gerne schreibt - das sei ihr gewiß nicht übel genommen werden -, so weiß ich doch aus so viel Einblick in Familien, daß sie doch zumindest einmal 4-5 Worte schon nur aus purem Gedenken zuerst an uns hätte richten können, wenn sie daran nur gedacht hätte. (Eben das meine ich!) Es ist vorgekommen, daß ich selbst einmal 3 Karten schreiben müßte, wo sie dann lachend ins Caféhaus trat u. sich mit den Worten rechtfertigte: „Ich gebe zu, es war von mir eine arge Schweinerei.“ Oder: haben wir je Anspruch auf Sonntag Abend erhoben? doch niemals, weil wir Euch bei Frau H. wußten u. Euch beiden die Freude von Herzen gönnten. Aber dann Sonntag Vormittag oder Nachmittag - meine einzige fortlaufende Arbeitszeit, die einzige Ausflugsmöglichkeit (im Kriege friedlich auch {5} mit Einkäufen belastet) habe ich aus purer Schonung des Sonntag Abends Euch doch zur Verfügung gestellt, wenn ich nicht anders hätte das Wiedersehen unmöglich machen wollen. Alles wie du siehst Kleinigkeiten, die aber im Laufe der Jahre recht viel Unbequemlichkeiten verursachen. Von hier aus fällt aber auch auf die Marmeladengeschichte ein ganz anderes Licht: Ich bestreite durchaus nicht den Vorrang der Frau H. u. jener Frau, der deine Frau verpflichtet ist - es ist so, wie ich sage u. keine Ziererei -, aber du selbst weiß es ja, der mir am 21. XI, mir völlig Ahnungslosem, Marmelade spontan angetragen. Dann höre ich von Euch beiden von 150-170 Kg, u. du sagst 2 mal mündlich aufs bestimmteste die M. zu, u. zw. eine direkte Sendung über deinen eigenen Vorschlag. Und nun frage ich dich: ist es nicht [illeg]herabsetztend für mich, ganz ungeziemend, wenn ich schließlich von all der großen Gelegenheit, von deinen u. deine[r] Frau Versprechungen zunächst blos ein kleines Glas Marmelade davontrage? Ihr brauchtet ja nichts zu sagen - ich maße mir aus Eigenem gewiß solcher Rechte nicht an -, aber tatet Ihrs (u. Augen wir haben doch auch, um zu sehen, Ohren um zu hören, 15 was Ihr selbst erzählt), so war es Euere Pflicht, Wort zu halten. Und da schreibst du mir einen Bf. in solchem Tonfall? Kommt dir „herauszuzahlen“? Was ist denn das? Die Konklusion lautet also: (s. ob.) Ich muß desgleichen auch selbst tun lernen, u. rechne auf Nachsicht. Es bleibe Alles beim {6} Alten, nur daß ich mirs ein wenig bequemer machen will, wie es die Zeit u. Umstände fordere. Und das wirst du wohl begreifen. Es ist selbstverständlich, daß ich keinerlei Geschenke solcher Art in einer Zeit wie der gegenwärtigen anzunehmen gesonnen bin - du wirst mich doch nicht zu solchen Kleinigkeiten notzüchtigen? -, um so weniger, als du schreibst: „das Meiste ist gekauft. Wenn Wally manche geringe Vorräte hat, so hat sie dieselben während meiner Abwesenheit in entsagungsvoller Lebensweise gesammelt.“ Leider weiß ich nicht, wie viel Marillenmarmelade da war u. was der Inhalt der Tasche - ganz genau, wie wir es ja auch mit der Sophie halten, haben wir sofort am l. I. die Gegenstände fixiert - an Kosten verursacht hat. Bei Gelegenheit soll die Gesammte Rechnung mit herzlichsten Dank beglichen werden. Nichts für ungut. Ich habe mir wohl das Recht erworben, ganz offen zu sprechen u. du schuldest mir ganz bestimmt dasselbe, was ich dir [illeg]an Entgegenkommen, an Verständnis 16 geboten habe. Viele Grüße von uns Beiden Dein [signed:] Heinrich 17. II. 1918 © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Your letter 2 surprised me greatly in tone and content. I will, however, maintain my composure and say, point by point, what needs to be said at this moment. First of all: a few days ago, I received from Vrieslander 3 a copy of a letter sent simultaneously to Hertzka proposing to him a "Festschrift" for my fiftieth birthday (with picture), 4 written by various authors. Yesterday I received the additional information 5 that Hertzka has, astonishingly, said "Yes," with thanks for having taken the initiative, etc. In this very same postcard, Vrieslander inquires after your address, which I am of course sending to him today. 6 He will thus be approaching you yourself for a contribution, but this need not prevent you from making up your own mind solely on the basis of your current commitments. Since the matter has ensued behind my back, it is not my place to pronounce a verdict on it, which can only take the form of due recognition of the effort that has been made on my behalf. 7 Between you and me, though, let me say: Hertzka would do better to throw the publishing house's money at Op. 101 8 to the greater glory of Beethoven , and everybody would without question be better served by that -- me too. So just say a quick "No" if that is your inclination. 9 And so, now on to your letter. Not only do I want to maintain my composure while writing, but from the outset I will expressly {2} ask you to show me, too, the "the trust, sympathy, and understanding" 10 that I myself, by your own witness, showed you without your having first asked it of me. Likewise, I ask you to grant me the right to the "self-esteem" 11 that you invoke for yourself. And so that you may read with composure, I will place the outcome right up front, in the spirit of friendship, and say: you and your wife are both somewhat lax toward me, an admittedly harmless variety of "carelessness" (to use your own term), which nevertheless encourages me not to take the easy way out, and to count on your understanding, or better your forebearance, every bit as much as I nevertheless, with some peevishness, previously rendered it [to you]. The last thing I want to do is drive a wedge between you and your wife, and I saw all too clearly also at the time of the Fanny affair that there was nothing I could hope to achieve other than simply to explain my stance to you and, as has often been reiterated here, to take your "understanding" into consideration even in the case that what I have to say may not be altogether welcome to you. (After all, that is really not all so very tragic if you see that I want to get away and be merely where you are, so that no injustice can befall you.) In matters of detail, your letter needs the following simple corrections: 1) As far as "topic" is concerned, the way you got worked up was completely childish. It goes back to the conversation the two of us had in the coffee-house. I said to you then (the last or {3} previous time) -- I spoke about it very often to your wife also, and what's more, under [the date] November 21 you write: 12 "To speak so frankly and openly is something that one can really only do face to face" -- that it is hard for me away from the front line to write to you or others in the field since I cannot come with Boldrio, 13 I must be silent about the professional troubles of the two of you [and] must better suppress my joy (joys need to be shared, not just read), etc. 2) that your wife was so kind as to bring the bag to us in the coffee-house was less of a spontaneous act than you evidently suppose; it relates to a letter from me 14 in which I explained the reasons why we feared we could not come out at that time. 3) I am pleased to see from your letter that you do not for a moment suspect that, in using the name Glattauer, I was referring to your relationship to me. But what sense would there have been in criticizing your relationship to others under this epithet? Could such a thing constitute the subject of a claim by me against you? Sheer nonsense! Hence it remains for me to undertake myself the relinquishment of the unwarranted role to which even you yourself return, in a passing interrogative sentence. On this point, I prefer as the central point to speak in facts, and quite openly, assured at the outset of the forebearance for which you ask: I have freely admitted that, when at your place out there [in Schönbrunn] that I can truly say that I have had enough to eat perhaps twice out of twenty times, which after such strenuous hours [of collaboration] -- you have a song to sing about this, and my song is even louder -- was no small affront to my brain. Had I come out quite unabashedly with "Please, Wally dear, I am still hungry, I need more to eat," I would certainly have got more; but it was hard for me to say such a thing when {4} I was a witness to how once your own agitation, even once incidentally [that] of Mrs. Hauser, yielded no result. Nothing is intended, to be sure -- you do not need to say that to me -- but at the same time I expect you not to dispute my hunger, or that you find it tactless when I speak about it. (Forebearance! Do unto me as I do unto you! See above.) But now you yourself write that your wife is "careless with money," -- but must not that negligence be doubly painful and disparaging to me: would not eight or ten Kronen a month have played a similar role in your household in times of peace? An impossible thought. Or: in all the years that have gone by, we were never -- I repeat, never -- the first to receive an inquiry, nor any kind of solicitation, from Schönbrunn. Instead, it was we who, despite being older -- and, believe me, mostly far, far busier -- had to maintain the contact. Aware as I am that your wife does not like writing -- I certainly think no less of her for that --, nevertheless I know perfectly well from all that I have seen of families that she could at least have directed a few words to us first -- purely out of thoughtfulness -- if only it had crossed her mind. (That's really what I think!) There was an occasion when I myself once had to write three postcards, whereupon she came into the coffee-house laughing and justified herself with the words "I admit, it was really rotten of me." Besides: Have we ever laid claim to Sunday evening? No, never, because we knew you were both at Mrs. Hauser's place, and did not in the least begrudge you both that pleasure. But then, out of sheer preservation of [your] Sunday evening, I placed Sunday morning or afternoon -- my one and only uninterrupted work time, [and] the only possibility for getting out (in wartime as well as peace, taken up {5} with shopping) at your disposal, if I were not otherwise to make it impossible for us to see each other again. As you see, these are all trifling matters, but over the course of the years they give rise to a great many awkwardnesses. But even the jam saga at this point takes on a quite different aspect: Not for a moment do I question the precedence of Mrs. Hauser or that other lady to whom your wife is obligated -- it is just as I say, and no posturing --, but you yourself, who on November 21 offered the jam spontaneously, completely out of the blue, know it full well. Then I hear from the two of you about 150-170 kilograms, and you yourself twice to my face most emphatically promise me the jam, what's more a direct delivery at your suggestion. And now I ask you: is it not disparaging for me, downright improper, when ultimately out of this big opportunity, after your wife's and your promises, all I come away with is one measly jar of jam? There was no need for you to say anything at all -- I certainly do not arrogate such rights to myself --, but you did do so (and we do have eyes to see with, ears to hear with, 15 as you yourself say), so it was your duty to keep to your word. And then you go and write me a letter in such a tone? Is it time for you to "pay up"? What is it, then? The conclusion, thus, is: (see above.) I too must likewise learn to act, and I count on forebearance. Let things remain as they were, {6} except that it will make me a little more comfortable as it demands time and [the right] conditions. And that you will well appreciate. It goes without saying that I am not prepared to accept any presents whatsoever of this kind in a time such as the present. -- you will surely not violate me with such small items -- all the less since you write: "most were purchased. If Wally has many small provisions, in her self-denying style of life she has accumulated them during my absence." Unfortunately, I do not know how much apricot jam there was, or how much the contents of the bag cost -- in exact terms, as we did with Sophie, too, settling matters right away on January 1 -- gave rise to costs. The entire bill will then be settled with cordial thanks. No hard feelings. I have permitted myself to speak entirely frankly, and you owe me nothing less than what I have offered you by way of courtesy and understanding. 16 Greetings from us both, Your [signed:] Heinrich February 17, 1918 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2009 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, pp. 842-843, February 15, 1918: An Fl. (Br.): erwähne zuerst der Festschrift, wie ich Vrieslander gegenüber auf seine Bitte nicht anders konnte, als auch seine Adresse anzugeben, überlasse es aber ganz ihm selbst, ob er unter den gegenwärtigen Umständen etwas dafür tun wolle oder nicht. Nun übergehe ich zur eigentlichen Antwort auf sein letztes Schreiben: Vor allem berichtige ich das Mißverständnis bezüglich des Briefthemas u. zwar mit dem Hinweis auf unser beider Gespräch im Cafehaus, wiederholte Aeußerungen seiner Frau gegenüber u. auch auf eine Stelle seiner eigenen Karte an mich. Sodann formuliere ich den Vorwurf einer Lässigkeit gegenüber uns; seine Frau habe uns bei Gelegenheit unserer Besuche zu wenig zu essen gegeben, was ich als eine umso schwerere Versäumnis empfinden muß, als sie nach seiner eigenen Aussage im übrigen geldschlampig wäre; sie habe uns noch kein einzigesmal als erste geschrieben, auf unsere Anfragen aber sogar öfter länger als nötig warten lassen. Wir hätten immer darauf Rücksicht genommen, daß sie Sonntag abends zu Frau Hauser gehen u. unserseits das Opfer die Sonntag-Vormittage gebracht, nur um den Faden zu spinnen. Von hier aus betrachtet stelle sich die Angelegenheit der Marmelade doch anders dar, denn wenn auch Frau H. u. jene andere Frau, bei der Fr. Wally als Mädchen gewohnt, vorausgehen, so wäre es doch seine Pflicht gewesen, uns gegenüber Wort zu halten, nachdem er uns völlig spontan, obendrein mehreremals, aufs bestimmteste die Einsendung der Marmelade zugesichert hatte. Der Tonfall des Briefes sei daher unmotiviert usw." ("To Floriz (letter): First, regarding the Festschrift, I mention that when faced with Vrieslander's request for his address I had no alternative than to give it to him, but that I leave it entirely up to him whether or not under current circumstances he wants to do anything for it. Now I move on to my actual answer to his latest letter. First and foremost, I rectify the misunderstanding over letter-topic, in particular by referring to the conversation the two of us had in the coffee-house, repeated utterances concerning his wife, and also to one passage in his postcard to me. I then formulate my reproach of a certain indifference [that they exhibit] toward us; [I allege that] his wife gave us too little to eat on the occasion of our visit, which I am bound to feel all the greater a neglect since in his own phrase she was "careless over money" with others; that she has still not once taken the initiative to write to us first, [and] has often delayed longer than necessary in responding to our inquiries; [that] we had always shown consideration for the fact that they go to visit Mrs. Hauser on Sunday evenings, and for our part have sacrificed Sunday mornings in order to maintain contact. Considered from this angle, I present the question matter of the jam in a different light, for even though Mrs. Hauser and that other woman with whom Wally lived as a girl take precedence, it would still have been his duty to abide by his word to us, since he had completely spontaneously, what's more several times, assured us most emphatically that the jam would be sent. The tone of his letter was thus uncalled-for, etc."). 2 = OJ 14/45, February 5, 1918; Violin did, in fact, write an essay in Schenker's honor: Notebooks containing the twenty-page handwritten text of "Zu Dr. Heinrich Schenker's 50ten Geburtstage" are among Violin's papers in the Oswald Jonas Memorial Library (OJ 70/53) and the "Schenker Scrapbook" in the Oster Collection (OC, File 2), at page 54. 3 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, p. 835, February 5, 1918: "Von Vrieslander (Br.): Copie eines an Hertzka abgegangenen Briefes, worin V. eine Festschrift unter Mitwirkung von Halm, Dahms, Roth zu meinem 50. Geburtstag anregt. In der Nachschrift gibt er mir bekannt, daß er die Schrift selbst für den Fall, wenn daß Hertzka ablehnen sollte, herauszugeben gesonnen sei. Ich fürchte, daß dieser Plan in allen Teilen scheitern wird, vor allem an Hertzka, sodann aber auch hauptsächlich an V. selbst, der, offenbar von meiner Freundlichkeit eingenommen, irgendwie eine Dankesschuld abtragen möchte, hierbei nur aber seine Tatkraft überschätzt." ("From Vrieslander (letter): copy of a letter sent to Herzka in which Vrieslander proposes a Festschrift for my fiftieth birthday with contributions by Halm, Dahms, [and] Roth. In his annotation, he gives me to understand that in the event that Hertzka declined he would be willing to publish the Festschrift himself. I fear that this plan will founder on all fronts, above all on Hertzka, but also chiefly on Vrieslander himself, who, dazzled by my friendship, would like to discharge a debt of gratitude in some way, but in this overrates his powers.") 4 A book of musical studies commemorating Schenker's fiftieth birthday: one of several projects proposed by Otto Vrieslander around this time that came to nothing. Cf. Hans Weisse's letter of February 26, 1918 (OJ 15/16, [34]. 5 Receipt is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, p. 841, February 15, 1918: " Von Vrieslander (K.): Hertzka habe „Ja“ gesagt u. für die Anregung sogar gedankt; Mitwirkung von Schülern wäre ihm willkommen." ("From Vrieslander (postcard): Hertzka has said 'Yes' and even thanked [him] for the initiative; contributions by pupils would be welcome to him."). 6 This is recorded in Schenker's diary at OJ 2/10, p. 842, February 16, 1918: " An Vrieslander (K.): danke für die auf sich genommene Mühe u. füge die Adressen von Weisse, Violin, Dahms bei." ("To Vrieslander (postcard): I thank him for the effort he has taken upon himself, and enclose the addresses of Weisse, Violin, and Dahms."). From this can perhaps be deduced that the present letter was written across February 15-17. 7 Schenker recorded in his diary at OJ 2/10, p. 840, February 13, 1918: " An Vrieslander (Br.): danke für seine Absicht, erkläre aber skeptisch bleiben zu müssen u. verweise auf die jüngste Affaire mit Hertzka " ("To Vrieslander (letter): I thank him for his intentions, but declare that I must remain skeptical and notify him of the recent spot of bother with Hertzka"). 8 Schenker, Die letzten fünf Sonaten von Beethoven ... op. 101 (Vienna: UE, 1920). 9 Violin did, in fact, write an essay in Schenker's honor: Notebooks containing the twenty-page handwritten text of "Zu Dr. Heinrich Schenker's 50ten Geburtstage" are among Violin's papers in the Oswald Jonas Memorial Library (OJ 70/53) and the "Schenker Scrapbook" in the Oster Collection (OC, File 2), at page 54. 10 "Begreifen u. Verständnis": quoted from OJ 14/45, [10], February 5, 1918, paragraph 5. 11 "Eigenwürde": quoted from OJ 14/45, [10], February 5, 1918, paragraph 2. 12 The item of November 21, 1917 is not known to survive. 13 "Boldrio": perhaps a legal expression. 14 Probably OJ 6/6, [5], December 30, 1917. 15 cf. Psalm 115, vs. 4-6 "Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht, / sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Nasen und riechen nicht, / sie haben Hände und greifen nicht, Füße haben sie und gehen nicht, und kein Laut kommt aus ihrer Kehle." (Luther Bible) 16 An echo of paragraph 3, which itself echoes Violin's previous letter. |
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Commentary
Digital version created: 2009-04-23 |