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OJ 9/30, [3] - Handwritten letter from Tony Colbert to Schenker, undated [September 16, 1912]
Mein Mann dankt Ihnen vielmals für Ihr freundlich ausführliches Schreiben. 2 Er bittet Sie um Entschuldigung dass er nicht selbst antwortet aber gerade in diesen Tagen ist er mehr denn je beschäftigt 1. durch den Austritt seines engsten Collegen u [2.] durch die Abwesenheit des anderen Verwaltungsrathes u so bin ich so frei Ihr wertes Schreiben zu beantworten. Ich wusste gar nicht, hatte keine Ahnung, dass mein Mann Prof. Violin ersuchen werde bei Ihnen {2} zu intevenieren, da ich ja auch nicht wusste dass derselbe meinen Mann besuchen würde. Ich war allerdings sehr niedrig erschlagen durch Ihre Absage 3 u die Vorschläge die mir mein Mann andere Lehrer betreffend machte wies ich selbstverständlich zurück. Da mein Mann weiss dass ich in gar keiner anderen Weise als in der Musik meine Befriedigung finde so that ich ihm leid um ganz naiv die Wahrheit zu sagen. Ich bin im ganzen Leben (leider) keine Egoistin gewesen, möchte es aber jetzt sein weil mein Drang ernst zu ar- {3} beiten zu mächtig ist, als das[s] ich die Aussicht, auch wenn sie nur schwer gemacht wird aufgehen könnte zu Ihnen kommen zu dürfen. Da es mir aber peinlich ist eigentlich nicht gern aufgenommen zu werden so wandte ich mich an Frau Deutsch [,] die 2 Stunden in der Woche hat, ob sie die Freundlichkeit hätte mir die eine Stunde zu überlassen. Sie thut es nicht, erinnerte sich aber dass eine Ihrer Schülerinnen Frau Stirling statt bisher 2 Stunden wöchentlich nur eine nehmen möchte. Sollte sich diese Vermuthung bestätigen so wäre uns vielleicht allen geholfen. 4 {4} Auf jeden Fall bitte ich Sie aber verehrter Herr Dr. mich wieder als Schülerin aufzunehmen u es mich nicht allzuhart entgelten zu lassen[,] dass statt der Jugend das Alter zu Ihnen kommt jedoch nur äusserlich[,] innerlich nicht[.] © Transcription Ian Bent, 2007, 2019 |
My husband thanks you profusely for your kind and detailed letter. 2 He apologizes for not answering in person, but is busier than usual at the moment because 1. his closest colleague has left and [2.] his other board member is away. And so I take the liberty of answering your esteemed letter. I was totally unaware, I had no inkling, that my husband would ask Professor Violin {2} to intercede with you, nor did I for one moment think the latter would pay a visit to my husband. I was, though, utterly distraught at your refusal, 3 and needless to say rejected the suggestions that my husband made to me as regards other teachers. Since my husband knows there is no way in which I find contentment other than in music, I was cross with him, to tell you the truth quite frankly. In my whole life, I have (more's the pity!) never been an egotist; but I wish I were one now because my urge to do serious work {3} is too great for me to be able to give up the prospect, however forcibly presented, of being allowed to come to you. However, since it is actually painful for me not to be accepted willingly, I turned to Mrs. Deutsch, who has two lessons a week, to see whether she would be kind enough to make over one lesson to me. She would not do that, but recalled that one of your lady pupils, Mrs. Stirling, wanted to take just one lesson a week rather than two. Should this surmise prove to be the case, then we could perhaps all benefit from it. 4 {4} In any case, I beg you, revered Doctor, to accept me back as your pupil, and not to make me suffer too severely because it is age that comes to you rather than youth ‒ outwardly, though, not inwardly. © Translation Ian Bent, 2007, 2019 |
Mein Mann dankt Ihnen vielmals für Ihr freundlich ausführliches Schreiben. 2 Er bittet Sie um Entschuldigung dass er nicht selbst antwortet aber gerade in diesen Tagen ist er mehr denn je beschäftigt 1. durch den Austritt seines engsten Collegen u [2.] durch die Abwesenheit des anderen Verwaltungsrathes u so bin ich so frei Ihr wertes Schreiben zu beantworten. Ich wusste gar nicht, hatte keine Ahnung, dass mein Mann Prof. Violin ersuchen werde bei Ihnen {2} zu intevenieren, da ich ja auch nicht wusste dass derselbe meinen Mann besuchen würde. Ich war allerdings sehr niedrig erschlagen durch Ihre Absage 3 u die Vorschläge die mir mein Mann andere Lehrer betreffend machte wies ich selbstverständlich zurück. Da mein Mann weiss dass ich in gar keiner anderen Weise als in der Musik meine Befriedigung finde so that ich ihm leid um ganz naiv die Wahrheit zu sagen. Ich bin im ganzen Leben (leider) keine Egoistin gewesen, möchte es aber jetzt sein weil mein Drang ernst zu ar- {3} beiten zu mächtig ist, als das[s] ich die Aussicht, auch wenn sie nur schwer gemacht wird aufgehen könnte zu Ihnen kommen zu dürfen. Da es mir aber peinlich ist eigentlich nicht gern aufgenommen zu werden so wandte ich mich an Frau Deutsch [,] die 2 Stunden in der Woche hat, ob sie die Freundlichkeit hätte mir die eine Stunde zu überlassen. Sie thut es nicht, erinnerte sich aber dass eine Ihrer Schülerinnen Frau Stirling statt bisher 2 Stunden wöchentlich nur eine nehmen möchte. Sollte sich diese Vermuthung bestätigen so wäre uns vielleicht allen geholfen. 4 {4} Auf jeden Fall bitte ich Sie aber verehrter Herr Dr. mich wieder als Schülerin aufzunehmen u es mich nicht allzuhart entgelten zu lassen[,] dass statt der Jugend das Alter zu Ihnen kommt jedoch nur äusserlich[,] innerlich nicht[.] © Transcription Ian Bent, 2007, 2019 |
My husband thanks you profusely for your kind and detailed letter. 2 He apologizes for not answering in person, but is busier than usual at the moment because 1. his closest colleague has left and [2.] his other board member is away. And so I take the liberty of answering your esteemed letter. I was totally unaware, I had no inkling, that my husband would ask Professor Violin {2} to intercede with you, nor did I for one moment think the latter would pay a visit to my husband. I was, though, utterly distraught at your refusal, 3 and needless to say rejected the suggestions that my husband made to me as regards other teachers. Since my husband knows there is no way in which I find contentment other than in music, I was cross with him, to tell you the truth quite frankly. In my whole life, I have (more's the pity!) never been an egotist; but I wish I were one now because my urge to do serious work {3} is too great for me to be able to give up the prospect, however forcibly presented, of being allowed to come to you. However, since it is actually painful for me not to be accepted willingly, I turned to Mrs. Deutsch, who has two lessons a week, to see whether she would be kind enough to make over one lesson to me. She would not do that, but recalled that one of your lady pupils, Mrs. Stirling, wanted to take just one lesson a week rather than two. Should this surmise prove to be the case, then we could perhaps all benefit from it. 4 {4} In any case, I beg you, revered Doctor, to accept me back as your pupil, and not to make me suffer too severely because it is age that comes to you rather than youth ‒ outwardly, though, not inwardly. © Translation Ian Bent, 2007, 2019 |
Footnotes1 This letter acknowledges OC 1B/15 of September 15, 1912, and September 16 was a Monday, hence the editorially supplied dating. Moreover, Schenker's receipt of the letter is recorded at OJ 1/11, p. 228, September 17, 1912: "Frau Colbert akzeptiert alle Bedingungen u. ein letzter Briefwechsel bestätigt es nachdrücklich." ("Mrs. Colbert accepts all conditions, and a final exchange of letters emphatically confirms it."). 2 = OC 1B/15.
3 She may be
referring to Schenker's refusal as recorded in his diary at OJ 1/10, p. 126, May 30, 1911:
"Definitive Absage an Frau Colbert. Alle meine Humanität
reichte nicht hin, ihr das schmutzige Betteln um lumpige paar Gulden auszutreiben : ich dachte
ihr ein Programm zu, sorgte für Vermehrung ihrer Kenntnissen
schon des herannahenden Alters halber, — sie aber starrte unablässig in das Geld, u. lieber,
als Alles, was ich ihr klug u. human zugedacht, lieber, als alles Interesse für die Kunst, war
ihr, eine Stunde zu umgehen, nur um sie nicht bezahlen zu müssen! Anders aber freilich lauten
(nach Frauenart) ihre Briefe an mich : diese glühen von Liebe zur Musik, von Dankbarkeit für
meine Führung! Volenti non fit injuria!" 4 During the 1912/13 season, Sofie Deutsch took lessons on Mondays and Thursdays, Mrs. Stirling on Tuesdays and Fridays, and Toni Colbert only on Thursdays (after an initial lesson on a Friday). Thus, Schenker must have acquiesced to her plea for one lesson a week; he gave no lessons to Vrieslander that year. |
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Commentary
Digital version created: 2019-01-27 |