21.
Wir führen die Mama nach Kautzen! Wer weiß es zu sagen, was dieser Tag in sich birgt? ob er der Mutter Gutes bringt, uns Gewissensbisse erspart, ob wir mehr Ruhe gewinnen dadurch, daß wir die Unruhe, wie sie uns all’ die Wochen her quälte, preisgaben? Für alle Fälle aber hatte die Nemesis alle Hände voll zu tun dabei! Eine arme Jüdin, die ihr Leben bei [illeg]Gelegenheit der Mutter fristet, wird aus Gier u. Dummheit immer zudringlicher u. böswilliger – sie ereilt nun die Strafe, die in der Gier selbst liegt: sie wollte zu viel, nun hat sie nichts mehr! – Mein Bruder Wilhelm, der all’ die Jahre her sich der Mutter gegenüber mit zwei Besuchen abgefunden, das erstemal {863} citierte ich ihn selbst, als sie in Todesgefahr schwebte u. das zweitemal kam er freiwillig aus Anlaß seiner Trauung –, der sich auch in pekuniärer Hinsicht im Verhältnis zu seinem Wohlstand die Sache gar zu leicht machte u., was ruhig ausgesprochen werden darf, auch sonst vollste Gleichgiltigkeit an den Tag legte, erhält zu seiner Ueberraschung die schwere Last plötzlich aufgebürdet, über deren Schwere er sich eben selbst keine Gedanken machte, so lange sie auf anderen Schultern ruhte. Die Bauernschlauheit des Bruders wurde zuschanden an dem höheren in der Situation steckenden Gebot der Moral, so daß diese in vollem Ausmaße auch über ihn triumphiert! Mir selbst schlug endlich die Stunde der Befreiung aus einer Situation, die ich als Scham auch für mich selbst empfand, weil ich sie in erster Linie schamvoll für die Mutter fühlte! Denn ohne Zweifel trugen die Verhältnisse das latente Indiz in sich, da sß Mama in ihren den ältesten Tagen ihres Lebens nicht unter fremden Menschen zu weilen habe, sondern bei einem ihrer Kinder, wenn es das Schicksal so glücklich gefügt hat, daß sie alle wohlbehalten bei Beruf u. Wohlstand angelangt sind. Gerade nur ich allein war derjenige, der vo ln allen am unsichersten dastand; u. wenn auch die Mutter sich all’ die Jahre her nur an mich hielt – wie sie sagt aus Liebe, die ich auch mit vollster Zärtlichkeit erwiderte – so eiterte dennoch diese seltsame Ironie in der Situation so lange, bis diese in derselben der selben Art nicht mehr haltbar war u. endlich das innere wahre Gesetz der Situation zum Durchbruch kam. Niemand bedauert es so schmerzlich wie ich, daß es mir nicht vergönnt war, der Mutter ihre letzten Lebenstage so zu beschließen, wie sie sie nach Vaters Tode die ersten in der Fremde bei mir begonnen zubrachte. Aber gerade der Umstand, daß ich vor so u. so viel Jahren der Mutter u. den Geschwistern über meine Kraft hergab, ist ja die Ursache, weshalb ich heute nicht mehr in der Lage bin, ein ähnliches Wunder zu verrichten. Hätte der ältere Bruder mir in jenen ersten Tagen die Sorgen abgenommen, so hätte ich heute für die Mutter das tun können, wozu nun er berufen wurde! Alles zu vollbringen ging über meine Macht!! Noch hätte ich dieses Problem schließlich bewältigen können, wenn ich noch jenen letzten Rest ganz hätte lösen können, {864} den die Mutter in sich barg, indem sie starr an rituellen Gebräuchen festhalten wollte , u. dadurch ein Milieu beanspruchen mußte, das von vornherein mit dem meinigen collidierte. Die Unbildung der Mutter u. alle Folgen, die damit zusammenhängen, waren in meinen Verhältnissen nicht weiter auflösbar u. kein Mittel der Welt hätte den tragischen Konflikt so ordnen können, daß sie das ihrige behalte, daneben aber auch ich selbst das meinige ! erhielte! Ob die Mutter selbst von diesem tragischen Konflikt etwas empfunden [hatte,] weiß ich wirklich nicht; ich selbst litt darunter unsäglich u. nur der Gedanke bot mir einigen Trost, daß auch niemand anderer den Konflikt lösen könnte, da er von Haus aus unlösbar! — Im Augenblick der Abreise aber überwog alles der Gedanke, daß die Mutter mindestens in sichere Verhältnisse kommt, wobei als weiteres beruhigendes Moment empfunden werden durfte, daß sie zum ältesten Bruder mit viel Geld ausgerüstet hinkommt; denn sofort stand es fest, daß ihm sowohl des jüngeren Bruders großer, als auch mein eigener kleiner Betrag von nun ab vollständig zukommen soll. Es war ein schöner Augenblick, da die Mutter die Treppe hinabging, um endlich aus einer unwürdigen Situation herauszutreten u. uns alle, die sie bis dahin durch ihre Laune kränkte[,] in eine würdigere zu versetzen u. uns damit gleichsam Abbitte zu leisten. Die Reise gestaltete sich überraschend gut, ja auch überraschend schön! (Als Wienerisches Kuriosum sei vermerkt, daß der Kutscher für die Fahrt über die Brigitta-Brücke, die etwa 5 Min. in Anspruch nahm, nicht weniger als 4 Kr. forderte!) Von dem Augenblick an, da wir die Mama ins Coupé brachten, kam Zuversicht in die Situation, deren Spenderin Lie-Liechen selbst war. Auf der ganzen Reise, wie überhaupt in den letzten Tagen, waltete sie ihres schweren Amtes mit einer zärtlichen Gelassenheit u. Liebenswürdigkeit, die die schwersten Wolken um ihr Düster gebracht hätten. Unausgesetzt gab die glückliche Quelle Liebes um Liebes, so daß der Goldstrom der Zärtlichkeit mir u. der Mutter alles vergoldete, was noch so schwer sich darbot. Sie brachte die Mutter zum Liegen, sie richtete sie auf, sie gab ihr zu essen in der ihr eigentümlich schönen Weise, begleitete sie sogar ins Closet [sic], um alle Mühe von der Mutter zu nehmen, sie stützte sie, plauderte mit ihr – kurz jeder Augenblick der Stunde {865} war durchwebt von der süßen Mühe. Kein Wunder war es, daß von solchen Sonnenstrahlen durchwebt belebt Mama die sonst langwierige Reise nicht einmal zu bemerken schien. Außerdem trat auch die wirkliche Sonne auf den Plan, um auch ihrerseits die besten Wünsche für die Reise herabzusenden. Der Vorrat an angenehmen Gefühlen war so stark, daß wir den 2. Teil der Reise, der bereits in Nebel u. Schnee führte, genau so zuversichtlich bewältigten, wie den ersten. – In Dobersberg harrte unser der Wagen des Bruders, ein geschlossener Wagen mit zwei schönen weißen Pferden bespannt. Im Inneren des Wagens fanden nur Mama u. Lie-Liechen Platz, ich stieg auf den Kutscherbock u. nach wenigen Minuten fuhren wir davon. Draußen tobte ein echtes Februar-Winterwetter u. die ganze weite Landschaft, Felder, Hügel, Häuser u. Dörfer hatten gleichsam nur einen Athem – den Sturm. Mit Mühe hielt ich den Schirm in den Händen, die mir froren, u. dennoch grollte ich dem Sturme nicht, der nur eine neuerliche Peripetie zur endgiltigen Lösung bilden sollte. Die Erinnerung an die Gegend, die ich vor sehr vielen Jahren zum letztenmale sah, stieg deutlich in mir auf u. das Gefühl, um so viel reicher u. fruchtbehangener den Bruder wieder zu sehen, bot mir eine stille Genugtuung. Der Bruder erwartete uns schon draußen, begrüßte uns herzlich, ließ den Wagen vor das Hotel fahren, wo wir zuerst das Mittagessen einnehmen sollten. Zuerst gab es eine Phase der Gereiztheit, weil der Bruder in seinem Eigensinn am liebsten die Befolgung der in seinem letzten Schreiben an mich gerichteten Vorschläge gesehen hätte. Ich erkannte in ihm leider dieselbe Geistesverfassung, Entscheidungen sozusagen nur mit kurzer Währung zu treffen, nur um sich irgend eine Unbequemlichkeit vom Halse zu schaffen. Ich begriff, daß es wie ehemals so auch jetzt unmöglich wäre ihm begreiflich zu machen, wie wenig Sinn es hätte, die Mutter für 2 Monate einer fremden Person anzuvertrauen, wenn sie nach so kurzer Zeit wieder aufs Land gehen müßte – u. so fing ich es schlauer an, indem ich dem Bruder zunächst den hohen Monatsbeitrag Mošio’s nannte, wodurch er den Eindruck eines sozusagen gut fundierten Geschäftes empfing! In der Tat ließ er dann auch mit sich gemütlicher reden u. er erklärte wiederholt, daß die Mama, wenn sie nun einmal {866} schon da ist, auch ruhig hier bleiben könne! Ich aber gab ihm noch immer eine Möglichkeit an die Hand, für den Sommer die ihm wohlbekannte Frau nach Kautzen zu laden, um ihr dann für den Herbst die Mutter nach Wien zu übergeben. Peinlich empfand ich es nur, daß Wilhelm die Gereiztheit nicht fallen ließ, obgleich er die Mutter bei Tisch sitzen sah; welche Gefühle mögen denn in ihr aufgetaucht sein, da sie den bittern [sic] Handel anzuhören genötigt war. Die Gegenwart Lie-Liechens scheint das ihrige zur Berührung beigetragen zu haben u. so brachten wir gleich nach Tisch die Mama in das eigentliche Wohnhaus des Bruders, wo für die das Zimmer reserviert war. Dort treffen wir des Bruders Frau u. nun kam eine angenehm wohlige Stimmung über alle Teile. Das Wohnhaus wurde gezeigt, das Zimmer der Mutter, die aufgestapelten Vorräte u. s. w. – kurz, alle Eindrücke rundeten sich zu einer harmonischen Einheit. Ueber der ganzen Stimmung schwebte die unerschöpfliche Liebenswürdigkeit Lie-Liechens, die nach wie vor die Mutter nicht einen Augenblick aus den Augen ließ u. sie auf allen Wegen begleitete, als wollte sie ihrer Nachfolgerin im Amte zeigen, wie man es zu machen habe, wenn man der Mutter Liebes erweisen will. Ein prachtvoller Café wurde sodann eingenommen, der auch der Mutter vorzüglich schmeckte u. so wurde allmälig Abend u. wir mußten heimwärts. Die Mutter wollte es sich nicht nehmen lassen nicht früher zu Bett zu gehen, bevor wir abgereist sind u. so haben wir denn auch ein wenig unsere Abreise beschleunigt, um sie früher zu Bett bringen zu lassen. Wir versprachen der Mutter bald wiederzukommen, begleiteten sie in ihr Zimmer u., gingen ins Gasthaus zu Tisch u. fuhren dann rasch ab. – In D. hatten wir bis zur Ankunft des Zuges noch eine Weile zu warten. Inzwischen betrachteten wir die vielen Menschen, die sich im Warteraum gesammelt hatten, sei es um selbst irgend eine Fahrt zu machen, oder – wie es auf dem Lande üblich ist – auch nur aus Neugier die Reisenden zu betrachten. Ein Schwerenöter in Uniform amüsierte die Mädchen u. verleitete noch andere Burschen zur Nachahmung seiner Eitelkeitsfarçen. Auch fiel uns ein Mädchen auf, dessen Erscheinung u. Haltung bis zur Stimme deutlich ein unbändig mißbrauchtes Leben verrieten, das selbst den {867} Jungen offenbar zum Aergernis geworden. Wir waren glücklich endlich im Coupé zu sitzen u. nachdem wir in Schwartzenau umgestiegen, gelang es uns auch ein eigenes Coupé zu erhalten, so daß wir auch eine Weile die Augen schließen konnten. Um ½5h früh waren wir erst an Ort u. Stelle in Wien! *
© Transcription Marko Deisinger. |
21.
We take Mama to Kautzen! Who can say what this day will bring? Will it bring my mother good, spare us pangs of conscience? Will we gain more peace by giving up all the unrest that troubled us all these past weeks? In any event, the goddess of retribution had her work cut out here! A poor Jewess, who carved out her life thanks to my mother, is becoming ever more intrusive and malevolent, out of greed and stupidity – she will now get the punishment that lies in greed itself: she wished for too much, now she has nothing more! – My brother Wilhelm who, during all the years gone by, had graced our mother with two visits, the first time {863} when I summoned him myself as she was lying in mortal danger, the second on the occasion of his wedding – and, from a pecuniary perspective in relation to his prosperity, made the matter all too easy and, I could happily add, also displayed the greatest indifference on the day. Now to his surprise he is suddenly weighed down by the heavy burden, of whose gravity he himself in fact took no notice so long as it rested on the shoulders of others. My brother's peasant cunning has been thwarted by the higher duty of morality to which the situation is tied, and the full measure of this morality is also triumphing over him! The hour of liberation removed me, too, from a situation for which I felt shame for myself, since in first place I felt shameful for my mother! For without doubt the conditions bore the latent evidence that Mama should not have to live among strange people in the last days of her life, but rather with her children if fate has kindly decreed that they have reached a point of wellbeing in their profession and standing. In fact I alone was the one who stood in the least secure position; and even if our mother held fast to me during all those years – out of love, as she says, which I returned also with the fullest tenderness – nonetheless this irony festered in the situation up to the point that this could no longer be maintained in the same way and, finally, the inner, true law of the situation came to the surface. No one regretted more painfully than I the fact that it did not fall to me to determine the last days of my mother's life, as she had spent the first after Father's death with me when she was on her own. But the very condition that, so many years ago, I devoted myself to my mother and siblings beyond my strength is indeed the reason why today I am no longer in the position of being able to perform a similar miracle. If my elder brother had taken over my concerns in those first days, then I would today have been able to do for my mother what he is now called upon to do! To achieve everything went beyond my powers!! I still would have been able to overcome this problem in the end if I were still able to completely release that last residue {864} which my mother bore within her, in that she wanted to adhere rigidly to ritual customs and thus had to demand a milieu which collided with mine from the outset. My mother's lack of education and all the consequences connected with this could not be further resolved in my circumstances; and no means in the world would have been able to arrange the tragic conflict in such a way that she would be able to keep what was hers while I myself was able to keep what was mine, alongside hers! Whether my mother perceived anything of this tragic conflict herself is something I really do not know; I suffered terribly from it, and I was to some extent comforted only by the thought that no one else would have been able to resolve the conflict either, as it was in itself unresolvable! — At the moment of departure, however, my overriding thought was that Mother would at least be coming into safe custody, to which one could associate a further reassuring thought: that in coming to my eldest brother she is provided with a lot of money; for it was immediately clear that he was entitled to the full amount not only of my younger brother's greater contribution but also of my own smaller sum. It was a beautiful moment when my mother walked down the stairs, finally stepping away from an undignified situation, and put all of us whom she had hitherto aggrieved by her mood into a more dignified one, and thereby making her apologies to us. The trip proved surprisingly good, indeed surprisingly beautiful. (A Viennese curiosity is worth noting: for the crossing of the Brigitta-Brücke, which takes about five minutes, the coachman demanded no less than 4 Kronen!) From the moment that we got Mama into the train compartment, care came into the situation, the benefactor being Lie-Liechen. On the entire journey, as in general in the last few days, she fulfilled her difficult office with a tender serenity and kindness, which the heaviest clouds would have brought darkness to her. The happy resource unceasingly offered kindness upon kindness, so that the golden stream of tenderness gilded everything for me and Mother, no matter how difficult things presented themselves. She helped Mother to lie down, she raised her up, she fed her in her characteristically beautiful way, even accompanied her to the lavatory, in order to relieve Mother of all effort; she supported her, chatted with her – in short, every moment of the hour {865} was interweaved with the sweetest effort. It was no wonder that Mama, invigorated by such rays of sunshine, seemed not even to have noticed the otherwise tiring journey. In addition, the real sun entered into the picture, in order to pass down its best wishes for the trip on its part. The supply of agreeable feelings was so great that we were able to manage the second part of the trip – which actually brought mist and snow – as confidently as the first. – In Dobersberg my brother's wagon was waiting for us: a covered wagon with two beautiful white horses harnessed to it. Inside the wagon there was space only for Mama and Lie-Liechen; I climbed onto the coachman's box and we were off after a few minutes. Outside, a real February winter's weather was raging, and the entire broad landscape – fields, hills, houses and villages – had, as it were, only one breath: the storm. I held the umbrella in my hands with difficulty; although my hands froze, I did not resent the storm, which merely represented a sudden change in circumstances on the way to the definitive solution. My recollection of the area, which I last saw many years ago, rose significantly within me; and the feeling of being richer and more mature, on seeing my brother again gave me a quiet sense of satisfaction. My brother was already waiting for us outside; he greeted us cordially, gave instructions for the wagon to be driven in front of the hotel, where we were meant to have our lunch. At first there was a phase of tension because my brother, in his obstinacy, would have preferred to have seen me obeying the instructions he had given me in his last letter. Unfortunately, I recognized in him the same state of mind, taking decisions only with cheap currency, so to speak, only to clear some unpleasantness from his throat. I realized that even now, as in the past, it would be impossible to make him understand how little sense it made to entrust our mother to a stranger for two months, if she had to return to the country after such a short period of time. And so I began more prudently, by first telling my brother about the high monthly contribution from Mošio, which gave him the impression of having made a good business deal, so to speak! In fact, he then began to speak more agreeably and repeatedly declared that Mama, now that she had finally arrived, {866} could just stay here! I still, however, offered him the possibility that he could bring a lady who was well known to him to Kautzen, so that she could bring Mother back to Vienna for the fall. I found it painful only that Wilhelm did not drop his irritability, although he saw Mother sitting at lunch; what feelings may have arisen in her when she was obliged to listen to the acrimonious bargaining? The presence of Lie-Liechen seems to have helped put her at ease; and so immediately after lunch we brought Mama to the actual residence of my brother's where her room had been reserved. There we met my brother's wife and now there was a pleasant, agreeable feeling everywhere. We were shown the residence, my mother's bedroom, the provisions that had been piled up, and so on – in short, all impressions taken together formed a harmonic unity. Above the general atmosphere reigned the inexhaustible kindness of Lie-Liechen who, now as before, did not for a moment let my mother out of her sight and accompanied everywhere, as if she wished to show her successor, while [still] on duty, how one should behave if one wants to show kindness to my mother. A magnificent coffee was then served, which tasted delicious even to Mother; and so it gradually became evening and we had to head homewards. Mother did not want to go to bed until we had left; and so we accelerated our departure a bit so that she could get to bed earlier. We promised mother that we would come back soon, accompanied her to her room, went to the guest house for supper and then departed quickly. – In Dobersberg we still had to wait a while for the train to arrive. In the meantime, we observed the many people who had gathered in the waiting room, whether they themselves had to make a trip or – as is customary in the country – just came to observe the travelers. A philanderer in uniform was amusing the young ladies and enticing other lads to imitate his farcical vanities. We were also struck by one young lady's appearance and behavior – and her voice – which clearly betrayed a wildly misspent life and was an annoyance even to the lads. {867} We were happy when, finally, we were able to sit in a train compartment; and after we changed trains in Schwartzenau we were able to get a compartment to ourselves, so that we could even close our eyes for a while. It was not until 4:30 in the morning that we arrived back in Vienna! *
© Translation William Drabkin. |
21.
Wir führen die Mama nach Kautzen! Wer weiß es zu sagen, was dieser Tag in sich birgt? ob er der Mutter Gutes bringt, uns Gewissensbisse erspart, ob wir mehr Ruhe gewinnen dadurch, daß wir die Unruhe, wie sie uns all’ die Wochen her quälte, preisgaben? Für alle Fälle aber hatte die Nemesis alle Hände voll zu tun dabei! Eine arme Jüdin, die ihr Leben bei [illeg]Gelegenheit der Mutter fristet, wird aus Gier u. Dummheit immer zudringlicher u. böswilliger – sie ereilt nun die Strafe, die in der Gier selbst liegt: sie wollte zu viel, nun hat sie nichts mehr! – Mein Bruder Wilhelm, der all’ die Jahre her sich der Mutter gegenüber mit zwei Besuchen abgefunden, das erstemal {863} citierte ich ihn selbst, als sie in Todesgefahr schwebte u. das zweitemal kam er freiwillig aus Anlaß seiner Trauung –, der sich auch in pekuniärer Hinsicht im Verhältnis zu seinem Wohlstand die Sache gar zu leicht machte u., was ruhig ausgesprochen werden darf, auch sonst vollste Gleichgiltigkeit an den Tag legte, erhält zu seiner Ueberraschung die schwere Last plötzlich aufgebürdet, über deren Schwere er sich eben selbst keine Gedanken machte, so lange sie auf anderen Schultern ruhte. Die Bauernschlauheit des Bruders wurde zuschanden an dem höheren in der Situation steckenden Gebot der Moral, so daß diese in vollem Ausmaße auch über ihn triumphiert! Mir selbst schlug endlich die Stunde der Befreiung aus einer Situation, die ich als Scham auch für mich selbst empfand, weil ich sie in erster Linie schamvoll für die Mutter fühlte! Denn ohne Zweifel trugen die Verhältnisse das latente Indiz in sich, da sß Mama in ihren den ältesten Tagen ihres Lebens nicht unter fremden Menschen zu weilen habe, sondern bei einem ihrer Kinder, wenn es das Schicksal so glücklich gefügt hat, daß sie alle wohlbehalten bei Beruf u. Wohlstand angelangt sind. Gerade nur ich allein war derjenige, der vo ln allen am unsichersten dastand; u. wenn auch die Mutter sich all’ die Jahre her nur an mich hielt – wie sie sagt aus Liebe, die ich auch mit vollster Zärtlichkeit erwiderte – so eiterte dennoch diese seltsame Ironie in der Situation so lange, bis diese in derselben der selben Art nicht mehr haltbar war u. endlich das innere wahre Gesetz der Situation zum Durchbruch kam. Niemand bedauert es so schmerzlich wie ich, daß es mir nicht vergönnt war, der Mutter ihre letzten Lebenstage so zu beschließen, wie sie sie nach Vaters Tode die ersten in der Fremde bei mir begonnen zubrachte. Aber gerade der Umstand, daß ich vor so u. so viel Jahren der Mutter u. den Geschwistern über meine Kraft hergab, ist ja die Ursache, weshalb ich heute nicht mehr in der Lage bin, ein ähnliches Wunder zu verrichten. Hätte der ältere Bruder mir in jenen ersten Tagen die Sorgen abgenommen, so hätte ich heute für die Mutter das tun können, wozu nun er berufen wurde! Alles zu vollbringen ging über meine Macht!! Noch hätte ich dieses Problem schließlich bewältigen können, wenn ich noch jenen letzten Rest ganz hätte lösen können, {864} den die Mutter in sich barg, indem sie starr an rituellen Gebräuchen festhalten wollte , u. dadurch ein Milieu beanspruchen mußte, das von vornherein mit dem meinigen collidierte. Die Unbildung der Mutter u. alle Folgen, die damit zusammenhängen, waren in meinen Verhältnissen nicht weiter auflösbar u. kein Mittel der Welt hätte den tragischen Konflikt so ordnen können, daß sie das ihrige behalte, daneben aber auch ich selbst das meinige ! erhielte! Ob die Mutter selbst von diesem tragischen Konflikt etwas empfunden [hatte,] weiß ich wirklich nicht; ich selbst litt darunter unsäglich u. nur der Gedanke bot mir einigen Trost, daß auch niemand anderer den Konflikt lösen könnte, da er von Haus aus unlösbar! — Im Augenblick der Abreise aber überwog alles der Gedanke, daß die Mutter mindestens in sichere Verhältnisse kommt, wobei als weiteres beruhigendes Moment empfunden werden durfte, daß sie zum ältesten Bruder mit viel Geld ausgerüstet hinkommt; denn sofort stand es fest, daß ihm sowohl des jüngeren Bruders großer, als auch mein eigener kleiner Betrag von nun ab vollständig zukommen soll. Es war ein schöner Augenblick, da die Mutter die Treppe hinabging, um endlich aus einer unwürdigen Situation herauszutreten u. uns alle, die sie bis dahin durch ihre Laune kränkte[,] in eine würdigere zu versetzen u. uns damit gleichsam Abbitte zu leisten. Die Reise gestaltete sich überraschend gut, ja auch überraschend schön! (Als Wienerisches Kuriosum sei vermerkt, daß der Kutscher für die Fahrt über die Brigitta-Brücke, die etwa 5 Min. in Anspruch nahm, nicht weniger als 4 Kr. forderte!) Von dem Augenblick an, da wir die Mama ins Coupé brachten, kam Zuversicht in die Situation, deren Spenderin Lie-Liechen selbst war. Auf der ganzen Reise, wie überhaupt in den letzten Tagen, waltete sie ihres schweren Amtes mit einer zärtlichen Gelassenheit u. Liebenswürdigkeit, die die schwersten Wolken um ihr Düster gebracht hätten. Unausgesetzt gab die glückliche Quelle Liebes um Liebes, so daß der Goldstrom der Zärtlichkeit mir u. der Mutter alles vergoldete, was noch so schwer sich darbot. Sie brachte die Mutter zum Liegen, sie richtete sie auf, sie gab ihr zu essen in der ihr eigentümlich schönen Weise, begleitete sie sogar ins Closet [sic], um alle Mühe von der Mutter zu nehmen, sie stützte sie, plauderte mit ihr – kurz jeder Augenblick der Stunde {865} war durchwebt von der süßen Mühe. Kein Wunder war es, daß von solchen Sonnenstrahlen durchwebt belebt Mama die sonst langwierige Reise nicht einmal zu bemerken schien. Außerdem trat auch die wirkliche Sonne auf den Plan, um auch ihrerseits die besten Wünsche für die Reise herabzusenden. Der Vorrat an angenehmen Gefühlen war so stark, daß wir den 2. Teil der Reise, der bereits in Nebel u. Schnee führte, genau so zuversichtlich bewältigten, wie den ersten. – In Dobersberg harrte unser der Wagen des Bruders, ein geschlossener Wagen mit zwei schönen weißen Pferden bespannt. Im Inneren des Wagens fanden nur Mama u. Lie-Liechen Platz, ich stieg auf den Kutscherbock u. nach wenigen Minuten fuhren wir davon. Draußen tobte ein echtes Februar-Winterwetter u. die ganze weite Landschaft, Felder, Hügel, Häuser u. Dörfer hatten gleichsam nur einen Athem – den Sturm. Mit Mühe hielt ich den Schirm in den Händen, die mir froren, u. dennoch grollte ich dem Sturme nicht, der nur eine neuerliche Peripetie zur endgiltigen Lösung bilden sollte. Die Erinnerung an die Gegend, die ich vor sehr vielen Jahren zum letztenmale sah, stieg deutlich in mir auf u. das Gefühl, um so viel reicher u. fruchtbehangener den Bruder wieder zu sehen, bot mir eine stille Genugtuung. Der Bruder erwartete uns schon draußen, begrüßte uns herzlich, ließ den Wagen vor das Hotel fahren, wo wir zuerst das Mittagessen einnehmen sollten. Zuerst gab es eine Phase der Gereiztheit, weil der Bruder in seinem Eigensinn am liebsten die Befolgung der in seinem letzten Schreiben an mich gerichteten Vorschläge gesehen hätte. Ich erkannte in ihm leider dieselbe Geistesverfassung, Entscheidungen sozusagen nur mit kurzer Währung zu treffen, nur um sich irgend eine Unbequemlichkeit vom Halse zu schaffen. Ich begriff, daß es wie ehemals so auch jetzt unmöglich wäre ihm begreiflich zu machen, wie wenig Sinn es hätte, die Mutter für 2 Monate einer fremden Person anzuvertrauen, wenn sie nach so kurzer Zeit wieder aufs Land gehen müßte – u. so fing ich es schlauer an, indem ich dem Bruder zunächst den hohen Monatsbeitrag Mošio’s nannte, wodurch er den Eindruck eines sozusagen gut fundierten Geschäftes empfing! In der Tat ließ er dann auch mit sich gemütlicher reden u. er erklärte wiederholt, daß die Mama, wenn sie nun einmal {866} schon da ist, auch ruhig hier bleiben könne! Ich aber gab ihm noch immer eine Möglichkeit an die Hand, für den Sommer die ihm wohlbekannte Frau nach Kautzen zu laden, um ihr dann für den Herbst die Mutter nach Wien zu übergeben. Peinlich empfand ich es nur, daß Wilhelm die Gereiztheit nicht fallen ließ, obgleich er die Mutter bei Tisch sitzen sah; welche Gefühle mögen denn in ihr aufgetaucht sein, da sie den bittern [sic] Handel anzuhören genötigt war. Die Gegenwart Lie-Liechens scheint das ihrige zur Berührung beigetragen zu haben u. so brachten wir gleich nach Tisch die Mama in das eigentliche Wohnhaus des Bruders, wo für die das Zimmer reserviert war. Dort treffen wir des Bruders Frau u. nun kam eine angenehm wohlige Stimmung über alle Teile. Das Wohnhaus wurde gezeigt, das Zimmer der Mutter, die aufgestapelten Vorräte u. s. w. – kurz, alle Eindrücke rundeten sich zu einer harmonischen Einheit. Ueber der ganzen Stimmung schwebte die unerschöpfliche Liebenswürdigkeit Lie-Liechens, die nach wie vor die Mutter nicht einen Augenblick aus den Augen ließ u. sie auf allen Wegen begleitete, als wollte sie ihrer Nachfolgerin im Amte zeigen, wie man es zu machen habe, wenn man der Mutter Liebes erweisen will. Ein prachtvoller Café wurde sodann eingenommen, der auch der Mutter vorzüglich schmeckte u. so wurde allmälig Abend u. wir mußten heimwärts. Die Mutter wollte es sich nicht nehmen lassen nicht früher zu Bett zu gehen, bevor wir abgereist sind u. so haben wir denn auch ein wenig unsere Abreise beschleunigt, um sie früher zu Bett bringen zu lassen. Wir versprachen der Mutter bald wiederzukommen, begleiteten sie in ihr Zimmer u., gingen ins Gasthaus zu Tisch u. fuhren dann rasch ab. – In D. hatten wir bis zur Ankunft des Zuges noch eine Weile zu warten. Inzwischen betrachteten wir die vielen Menschen, die sich im Warteraum gesammelt hatten, sei es um selbst irgend eine Fahrt zu machen, oder – wie es auf dem Lande üblich ist – auch nur aus Neugier die Reisenden zu betrachten. Ein Schwerenöter in Uniform amüsierte die Mädchen u. verleitete noch andere Burschen zur Nachahmung seiner Eitelkeitsfarçen. Auch fiel uns ein Mädchen auf, dessen Erscheinung u. Haltung bis zur Stimme deutlich ein unbändig mißbrauchtes Leben verrieten, das selbst den {867} Jungen offenbar zum Aergernis geworden. Wir waren glücklich endlich im Coupé zu sitzen u. nachdem wir in Schwartzenau umgestiegen, gelang es uns auch ein eigenes Coupé zu erhalten, so daß wir auch eine Weile die Augen schließen konnten. Um ½5h früh waren wir erst an Ort u. Stelle in Wien! *
© Transcription Marko Deisinger. |
21.
We take Mama to Kautzen! Who can say what this day will bring? Will it bring my mother good, spare us pangs of conscience? Will we gain more peace by giving up all the unrest that troubled us all these past weeks? In any event, the goddess of retribution had her work cut out here! A poor Jewess, who carved out her life thanks to my mother, is becoming ever more intrusive and malevolent, out of greed and stupidity – she will now get the punishment that lies in greed itself: she wished for too much, now she has nothing more! – My brother Wilhelm who, during all the years gone by, had graced our mother with two visits, the first time {863} when I summoned him myself as she was lying in mortal danger, the second on the occasion of his wedding – and, from a pecuniary perspective in relation to his prosperity, made the matter all too easy and, I could happily add, also displayed the greatest indifference on the day. Now to his surprise he is suddenly weighed down by the heavy burden, of whose gravity he himself in fact took no notice so long as it rested on the shoulders of others. My brother's peasant cunning has been thwarted by the higher duty of morality to which the situation is tied, and the full measure of this morality is also triumphing over him! The hour of liberation removed me, too, from a situation for which I felt shame for myself, since in first place I felt shameful for my mother! For without doubt the conditions bore the latent evidence that Mama should not have to live among strange people in the last days of her life, but rather with her children if fate has kindly decreed that they have reached a point of wellbeing in their profession and standing. In fact I alone was the one who stood in the least secure position; and even if our mother held fast to me during all those years – out of love, as she says, which I returned also with the fullest tenderness – nonetheless this irony festered in the situation up to the point that this could no longer be maintained in the same way and, finally, the inner, true law of the situation came to the surface. No one regretted more painfully than I the fact that it did not fall to me to determine the last days of my mother's life, as she had spent the first after Father's death with me when she was on her own. But the very condition that, so many years ago, I devoted myself to my mother and siblings beyond my strength is indeed the reason why today I am no longer in the position of being able to perform a similar miracle. If my elder brother had taken over my concerns in those first days, then I would today have been able to do for my mother what he is now called upon to do! To achieve everything went beyond my powers!! I still would have been able to overcome this problem in the end if I were still able to completely release that last residue {864} which my mother bore within her, in that she wanted to adhere rigidly to ritual customs and thus had to demand a milieu which collided with mine from the outset. My mother's lack of education and all the consequences connected with this could not be further resolved in my circumstances; and no means in the world would have been able to arrange the tragic conflict in such a way that she would be able to keep what was hers while I myself was able to keep what was mine, alongside hers! Whether my mother perceived anything of this tragic conflict herself is something I really do not know; I suffered terribly from it, and I was to some extent comforted only by the thought that no one else would have been able to resolve the conflict either, as it was in itself unresolvable! — At the moment of departure, however, my overriding thought was that Mother would at least be coming into safe custody, to which one could associate a further reassuring thought: that in coming to my eldest brother she is provided with a lot of money; for it was immediately clear that he was entitled to the full amount not only of my younger brother's greater contribution but also of my own smaller sum. It was a beautiful moment when my mother walked down the stairs, finally stepping away from an undignified situation, and put all of us whom she had hitherto aggrieved by her mood into a more dignified one, and thereby making her apologies to us. The trip proved surprisingly good, indeed surprisingly beautiful. (A Viennese curiosity is worth noting: for the crossing of the Brigitta-Brücke, which takes about five minutes, the coachman demanded no less than 4 Kronen!) From the moment that we got Mama into the train compartment, care came into the situation, the benefactor being Lie-Liechen. On the entire journey, as in general in the last few days, she fulfilled her difficult office with a tender serenity and kindness, which the heaviest clouds would have brought darkness to her. The happy resource unceasingly offered kindness upon kindness, so that the golden stream of tenderness gilded everything for me and Mother, no matter how difficult things presented themselves. She helped Mother to lie down, she raised her up, she fed her in her characteristically beautiful way, even accompanied her to the lavatory, in order to relieve Mother of all effort; she supported her, chatted with her – in short, every moment of the hour {865} was interweaved with the sweetest effort. It was no wonder that Mama, invigorated by such rays of sunshine, seemed not even to have noticed the otherwise tiring journey. In addition, the real sun entered into the picture, in order to pass down its best wishes for the trip on its part. The supply of agreeable feelings was so great that we were able to manage the second part of the trip – which actually brought mist and snow – as confidently as the first. – In Dobersberg my brother's wagon was waiting for us: a covered wagon with two beautiful white horses harnessed to it. Inside the wagon there was space only for Mama and Lie-Liechen; I climbed onto the coachman's box and we were off after a few minutes. Outside, a real February winter's weather was raging, and the entire broad landscape – fields, hills, houses and villages – had, as it were, only one breath: the storm. I held the umbrella in my hands with difficulty; although my hands froze, I did not resent the storm, which merely represented a sudden change in circumstances on the way to the definitive solution. My recollection of the area, which I last saw many years ago, rose significantly within me; and the feeling of being richer and more mature, on seeing my brother again gave me a quiet sense of satisfaction. My brother was already waiting for us outside; he greeted us cordially, gave instructions for the wagon to be driven in front of the hotel, where we were meant to have our lunch. At first there was a phase of tension because my brother, in his obstinacy, would have preferred to have seen me obeying the instructions he had given me in his last letter. Unfortunately, I recognized in him the same state of mind, taking decisions only with cheap currency, so to speak, only to clear some unpleasantness from his throat. I realized that even now, as in the past, it would be impossible to make him understand how little sense it made to entrust our mother to a stranger for two months, if she had to return to the country after such a short period of time. And so I began more prudently, by first telling my brother about the high monthly contribution from Mošio, which gave him the impression of having made a good business deal, so to speak! In fact, he then began to speak more agreeably and repeatedly declared that Mama, now that she had finally arrived, {866} could just stay here! I still, however, offered him the possibility that he could bring a lady who was well known to him to Kautzen, so that she could bring Mother back to Vienna for the fall. I found it painful only that Wilhelm did not drop his irritability, although he saw Mother sitting at lunch; what feelings may have arisen in her when she was obliged to listen to the acrimonious bargaining? The presence of Lie-Liechen seems to have helped put her at ease; and so immediately after lunch we brought Mama to the actual residence of my brother's where her room had been reserved. There we met my brother's wife and now there was a pleasant, agreeable feeling everywhere. We were shown the residence, my mother's bedroom, the provisions that had been piled up, and so on – in short, all impressions taken together formed a harmonic unity. Above the general atmosphere reigned the inexhaustible kindness of Lie-Liechen who, now as before, did not for a moment let my mother out of her sight and accompanied everywhere, as if she wished to show her successor, while [still] on duty, how one should behave if one wants to show kindness to my mother. A magnificent coffee was then served, which tasted delicious even to Mother; and so it gradually became evening and we had to head homewards. Mother did not want to go to bed until we had left; and so we accelerated our departure a bit so that she could get to bed earlier. We promised mother that we would come back soon, accompanied her to her room, went to the guest house for supper and then departed quickly. – In Dobersberg we still had to wait a while for the train to arrive. In the meantime, we observed the many people who had gathered in the waiting room, whether they themselves had to make a trip or – as is customary in the country – just came to observe the travelers. A philanderer in uniform was amusing the young ladies and enticing other lads to imitate his farcical vanities. We were also struck by one young lady's appearance and behavior – and her voice – which clearly betrayed a wildly misspent life and was an annoyance even to the lads. {867} We were happy when, finally, we were able to sit in a train compartment; and after we changed trains in Schwartzenau we were able to get a compartment to ourselves, so that we could even close our eyes for a while. It was not until 4:30 in the morning that we arrived back in Vienna! *
© Translation William Drabkin. |