2. VII. 16 Wolkenlos!
— Von Sophie (K.); Hans kommt vielleicht nach Mödling! — — Der Umstand, daß die Stationen der Westbahn, zum Unterschied von denen der Südbahn, schon fast selbst im Walde liegen, läßt uns nach langer, langer Zeit wieder den Versuch machen, nach Rekawinkel hinauszufahren. Da aber die Verbindungsbahn eingestellt ist, müssen wir zur Westbahn leider per Tramway. Als wir in die Halle eintraten, wo die Kassenschalter sind, stießen wir auf eine ungeheuere Menge, deren Ausdünstung schon allein eine mindestens viermal so große u. hohe Kuppel erfordert hätte, als dort vorhanden ist. Die allzu dicke Atmospäre [sic] vertrieb uns dann allsogleich u. wir fanden es ratsamer, vom Ausflug abzusehen. Kaum traten wir aber ins Freie, wirkte die Gelegenheit der Kopfstation von Neuem wieder so anreizend, daß wir uns dennoch entschlossen, auf den nächsten Zug zu warten haben. Um uns nun die Zeit bis zum Abgang des Zuges zu vertreiben, gingen wir in einen nahegelegenen Park, wo wir mit Mühe Platz gefunden haben. Wir saßen nicht lange, als eine Schar kleiner u. größerer Knaben u. Mädchen unter Führung von zwei Frauen in den Park einrückte. Nicht einen Augenblick lang konnte man sich darüber täuschen, daß es jüdische Kinder sind, die entweder dauernd einem Institut angehörten, oder nur vorübergehend für [die] Kriegszeit unter dem Schutze einer wohltätigen Aktion stehen. Nun war es überaus seltsam zu beobachten, wie schwer u. schwerfällig, ungeschickt u. unfreudig sich die Kinder zum Spiele stellten u. wie insbesondere zwischen den erwachsenen Mädchen sofort ein Streit entbrannte, der von den Aufsichtspersonen trotz allem Aufwand an Autoritätspathos gar nicht geschlichtet werden konnte. Es ist für mich kein Zweifel, daß in der Spielfremdheit der jüdischen Kinder noch immer die Ghetto-Stimmung nachzittert. Die Judenkinder, vielleicht nur jene ausgenommen, die sich durch große Geldmittel sozusagen außerhalb des Judentums gestellt haben, hatten wirklich keine {318} Möglichkeit, sich je un fbefangenen Kinderspielen hinzugeben. Dazu kommt, daß der obligatorische Bibelunterricht des jüdischen Kindes schon im 5. Lebensjahre einsetzt u. es so schon das Kind dem Ernste mehr als einer unbefangene rn Heiterkeit in die Arme treibt. Im Leben eines jüdischen Kindes spielen ja auch Märchen u. Naturbilder keine Rolle u. man begreift, daß es, lediglich im Banne der Bibel u. sonst allem Spielerischen entfremdet, keinen Zugang zu Stimmungen findet, in denen Jugendspiele sich loslösen. Der Kampf ums Leben, der wie er die Eltern von früh bis abends, von abend bis morgens aufs Aeußerste quält u. peinigt, trägt wieder auch seinerseits sicher mit dazu bei, etwaige Lust zu körperlichen Freuden niederzuhalten. – Bald verließen wir den Park u. kehrten zur Station zurück. Das Schauspiel, das wir da zu sehen bekamen, hat sich leider aber inzwischen gar noch immer nicht zum Bessern gewendet, u. wieder erschien es uns, wie zum erstenmale, völlig unausführbar, zu den Fahr-Karten u. zu einer Fahrgelegenheit zu gelangen. Wir verlassen den Bahnhof nun zum zweitenmal. Kaum waren wir aber ein paar Schritte weg, als mir die plötzlich große Zahl von immer wieder u. wieder heranziehenden Touristen auffiel; ich mußte annehmen, daß alle diese Menschen von irgendwelchen Geheimnissen des eines günstigeren Fahrplanes unterrichtet sind, die mir selbst unbekannt waren. Außerdem mußte ich erwägen, daß die schon von früher angesammelte große Menschenmenge ja endlich befördert wurde, weil werden mußte, u. daß somit der erst um ½11h abgehende Zug nun auch für uns Platz bieten mußte dürfte. Kurz entschlossen wendeten wir uns zum drittenmal dem Bahnhof zu. In der Tat war der größte Teil der Menge bereits in den Waggons untergebracht, die Perrontüren geöffnet u. dem noch übrigen kleinen Rest der Leute standen nunmehr drei Schalter zur Verfügung, während bei dem früheren unendlich größeren Andrang nur zwei Schalter offen waren. Die Beschaffung der Karten machte in der That keine Mühe u. wir kamen alsbald auf den Perron. Aber Nun war aber guter Rat erst recht teuer: der eine Zug war überkomplett, so daß einer der Kondukteure uns in einen andern Zug wies, der blos bis Purkersdorf ging. Auf meine Frage, wie {319} ich von dort nach Rekawinkel weiterkomme, meinte er, vielleicht schafft uns der Stationschef von Purkersdorf weiter. Obgleich uns dies Antwort nicht eigentlich klar war u. wir nur darauf allein eine Karte noch setzten, daß eventuell vor Purkersdorf ein großer Teil der Reisenden aussteigt, nahmen wir doch in dem uns angewiesenen zweiten Zuge Platz, um immerhin nach P. aus zu fahren zufahren. Nun kam es aber zu unserer größten Überraschung plötzlich sogar so, daß unser Zug sich als Vortrain zuerst in Bewegung setzte. In P. erscholl das Kommando: Alles aussteigen! Kaum aber hatten wir den Boden betreten, als schon derselbe Schaffner wider rief: Einsteigen, der Zug geht nach Rekawinkel!! All dies hat sich beinahe im Laufe einer Sekunde abgespielt. Nun fuhren wir bequem nach R. u. gingen dort sofort zu Tisch. Der Miteigentümer des Gasthofes war gerade auf Urlaub zuhause u. erzählte uns von seinem bittern [sic] Schicksal: Er war in den Rokitnosümpfen, hatte sich einen Kiefer-Rheumatismus zugezogen u. alle Zähne verloren, so daß er eigens nach Wien gebracht werden mußte, damit ihm Zähne eingesetzt werden! — — Extraausgaben melden von der englisch-französischen Offensive – keinen Erfolg! 1 — Die Russen dringen bei Tlumacz vor. 2 — *„M. N. N.“ bringen einen langen Aufsatz aus der Feder Mark’s Marks’ gegen Förster. 3 Es gehört nicht viel dazu, gegen letzteren Recht zu behalten u. so in diesem Sinne tut Marks’ Feder ihre Schuldigkeit. Leider ist sie zu fein, als daß seinen Gedankengang auch [illeg]jene Studenten es verstehen könnten, die, im Banne Försters u. vor allem des unseligen Jugendwahnes, der ihnen völlige geistige Parität mit Lehrern u. Erwachsenen vorgaukelt, für Förster in den Kampf für akademische Lehrfreiheit ausgezogen sind. Solchen unreifen Jungen {320} muß man mit anderen Worten, mit einer andern Tonart kommen u. ihnen bedeuten, daß sie, die erst lernen, noch gar nicht wissen können, was Inhalt d einer Lehrfreiheit sein kann u. soll. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
July 2, 1916, cloudless!
— Postcard from Sophie; Hans is probably coming to Mödling! — — Since the Western Railway stations, unlike those of the Southern Railway, lie almost in the forest themselves, this gives us an opportunity, after a very long time, to try again to travel to Rekawinkel. But as the shuttle train has been shut down, we must unfortunately take the tram to the Western Railway Station. When we entered the entrance hall where the ticket booths are found, we came across an immense crowd whose body odor alone would have required a dome at last four times as large and as high. The all-too-dense atmosphere instantly drove us away, and we found it more prudent to abandon the excursion. Hardly had we gone out, however, than the chance of being so near the terminus had such a stimulating effect that we decided nonetheless to wait for the next train. To pass the time before the next train departure, we went into a nearby park, where we found a seat, with difficulty. We had not been sitting long when a throng of younger and older boys and girls, led by two women, advanced into the park. One could not doubt for an instant that these were Jewish children who either belonged permanently to an institute or who were kept only temporarily, for the duration of the war, under the protection of a charitable initiative. It was now thoroughly strange to observe how uneasily, clumsily and unhappily these children went about playing, and how in particular an argument immediately broke out among the older girls, which could not at all be mediated by their chaperones in spite of all efforts to exert their authority. For me, there is no doubt that the Jewish children's aversion to play resonates with the after-effects of spirit of the ghetto. The children of Jews, perhaps with the sole exception of those who were, so to speak, able to lift themselves out of Jewry as a result of wealth, really had no {318} opportunity ever to indulge innocently in children's games. Add to this the obligatory study of the Bible which, for a Jewish child, begins as early as the fifth year of his life: and thus seriousness – more than an innocent playfulness – is driven into their limbs. Even fairy tales and images of nature play no role in the life of a Jewish child; and one can understand that, simply under the spell of the Bible and alienated from everything that is otherwise playful, the child finds no access to temperaments in which youthful games can find an outlet. The struggle for existence, as it torments and pains his parents to the extreme from morning to evening, and from evening to morning, surely has itself a role to play in suppressing any inclination towards physical pleasures. We soon left the park and returned to the station. The spectacle that we had witnessed there had not by any means taken a turn for the better; and again it seemed to us, as it did the first time, completely impossible to obtain a ticket for a train journey. We now left the station for a second time. Hardly had we taken a few steps, however, than I was struck by the sudden influx of tourists who were continually approaching; I had to assume that all these people had been informed of some secrets of a more favorable timetable, which was unknown to myself. In addition, I had to reckon that the great crowd of people who had already assembled earlier would finally be accommodated, because they had to be, and therefore the train that would not be departing until 10:30 would also be able to offer us seats. On the spur of the moment, we made our way to the train station for the third time. In fact, the greater part of the crowd had already been accommodated in the carriages, the platform gates were open, and by now three ticket offices served the remaining small number of people, whereas only two had previously been open for an infinitely greater crowd. Getting tickets was in fact no trouble, and we soon came onto the platform. But now good advice was dearer than ever: one train was overcrowded, so one of the conductors directed us to another train, which was going only as far as Purkersdorf. When I asked him {319} how I could proceed from there to Rekawinkel, he said that the stationmaster at Purkersdorf might take care of that for us. Although this response was not actually clear and we were only playing a card, that a great portion of the travelers would be alighting before Purkersdorf, we still took our places in the second train which we were shown, to get out in any event as far as Purkersdorf. Now, to our greatest surprise, it actually turned out that our train, being linked to the long-distance train, was the first to depart. In Purkersdorf an announcement rang out: "Everyone alight!" Hardly had we touched the ground, however, than the same conductor called again: "All aboard, this train is going to Rekawinkel!" All of this took place almost in the course of a second. Now we travelled comfortably to Rekawinkel, and went immediately to have lunch. The co-owner of the restaurant was just holidaying at home and told us of his bitter fate. He was in the Rokitno Marshes, picked up a rheumatism in his jawbone, and lost all of his teeth, so that he had to be taken specially to Vienna so new teeth could be implanted! — — Extra editions report on the Anglo-French offensive – without success! 1 — The Russians advance to Tlumach. 2 — *The Münchner Neueste Nachrichten publishes a long article by Marcks against Foerster. 3 It does not take much to prove oneself right, in opposition to the latter, and in this sense Marcks's pen has done its duty. But it is unfortunately too fine for his argument to make sense to those students who mounted a protest for academic freedom on behalf of Foerster and, above all, under the illusion of that wretched madness of youth by which they believe they have complete intellectual parity with teachers and grownups. Such immature youths {320} must be addressed in other terms, and in a different key, and explained that they – who are only learning – can in no way understand what the content of academic freedom can and should be. — *
© Translation William Drabkin. |
2. VII. 16 Wolkenlos!
— Von Sophie (K.); Hans kommt vielleicht nach Mödling! — — Der Umstand, daß die Stationen der Westbahn, zum Unterschied von denen der Südbahn, schon fast selbst im Walde liegen, läßt uns nach langer, langer Zeit wieder den Versuch machen, nach Rekawinkel hinauszufahren. Da aber die Verbindungsbahn eingestellt ist, müssen wir zur Westbahn leider per Tramway. Als wir in die Halle eintraten, wo die Kassenschalter sind, stießen wir auf eine ungeheuere Menge, deren Ausdünstung schon allein eine mindestens viermal so große u. hohe Kuppel erfordert hätte, als dort vorhanden ist. Die allzu dicke Atmospäre [sic] vertrieb uns dann allsogleich u. wir fanden es ratsamer, vom Ausflug abzusehen. Kaum traten wir aber ins Freie, wirkte die Gelegenheit der Kopfstation von Neuem wieder so anreizend, daß wir uns dennoch entschlossen, auf den nächsten Zug zu warten haben. Um uns nun die Zeit bis zum Abgang des Zuges zu vertreiben, gingen wir in einen nahegelegenen Park, wo wir mit Mühe Platz gefunden haben. Wir saßen nicht lange, als eine Schar kleiner u. größerer Knaben u. Mädchen unter Führung von zwei Frauen in den Park einrückte. Nicht einen Augenblick lang konnte man sich darüber täuschen, daß es jüdische Kinder sind, die entweder dauernd einem Institut angehörten, oder nur vorübergehend für [die] Kriegszeit unter dem Schutze einer wohltätigen Aktion stehen. Nun war es überaus seltsam zu beobachten, wie schwer u. schwerfällig, ungeschickt u. unfreudig sich die Kinder zum Spiele stellten u. wie insbesondere zwischen den erwachsenen Mädchen sofort ein Streit entbrannte, der von den Aufsichtspersonen trotz allem Aufwand an Autoritätspathos gar nicht geschlichtet werden konnte. Es ist für mich kein Zweifel, daß in der Spielfremdheit der jüdischen Kinder noch immer die Ghetto-Stimmung nachzittert. Die Judenkinder, vielleicht nur jene ausgenommen, die sich durch große Geldmittel sozusagen außerhalb des Judentums gestellt haben, hatten wirklich keine {318} Möglichkeit, sich je un fbefangenen Kinderspielen hinzugeben. Dazu kommt, daß der obligatorische Bibelunterricht des jüdischen Kindes schon im 5. Lebensjahre einsetzt u. es so schon das Kind dem Ernste mehr als einer unbefangene rn Heiterkeit in die Arme treibt. Im Leben eines jüdischen Kindes spielen ja auch Märchen u. Naturbilder keine Rolle u. man begreift, daß es, lediglich im Banne der Bibel u. sonst allem Spielerischen entfremdet, keinen Zugang zu Stimmungen findet, in denen Jugendspiele sich loslösen. Der Kampf ums Leben, der wie er die Eltern von früh bis abends, von abend bis morgens aufs Aeußerste quält u. peinigt, trägt wieder auch seinerseits sicher mit dazu bei, etwaige Lust zu körperlichen Freuden niederzuhalten. – Bald verließen wir den Park u. kehrten zur Station zurück. Das Schauspiel, das wir da zu sehen bekamen, hat sich leider aber inzwischen gar noch immer nicht zum Bessern gewendet, u. wieder erschien es uns, wie zum erstenmale, völlig unausführbar, zu den Fahr-Karten u. zu einer Fahrgelegenheit zu gelangen. Wir verlassen den Bahnhof nun zum zweitenmal. Kaum waren wir aber ein paar Schritte weg, als mir die plötzlich große Zahl von immer wieder u. wieder heranziehenden Touristen auffiel; ich mußte annehmen, daß alle diese Menschen von irgendwelchen Geheimnissen des eines günstigeren Fahrplanes unterrichtet sind, die mir selbst unbekannt waren. Außerdem mußte ich erwägen, daß die schon von früher angesammelte große Menschenmenge ja endlich befördert wurde, weil werden mußte, u. daß somit der erst um ½11h abgehende Zug nun auch für uns Platz bieten mußte dürfte. Kurz entschlossen wendeten wir uns zum drittenmal dem Bahnhof zu. In der Tat war der größte Teil der Menge bereits in den Waggons untergebracht, die Perrontüren geöffnet u. dem noch übrigen kleinen Rest der Leute standen nunmehr drei Schalter zur Verfügung, während bei dem früheren unendlich größeren Andrang nur zwei Schalter offen waren. Die Beschaffung der Karten machte in der That keine Mühe u. wir kamen alsbald auf den Perron. Aber Nun war aber guter Rat erst recht teuer: der eine Zug war überkomplett, so daß einer der Kondukteure uns in einen andern Zug wies, der blos bis Purkersdorf ging. Auf meine Frage, wie {319} ich von dort nach Rekawinkel weiterkomme, meinte er, vielleicht schafft uns der Stationschef von Purkersdorf weiter. Obgleich uns dies Antwort nicht eigentlich klar war u. wir nur darauf allein eine Karte noch setzten, daß eventuell vor Purkersdorf ein großer Teil der Reisenden aussteigt, nahmen wir doch in dem uns angewiesenen zweiten Zuge Platz, um immerhin nach P. aus zu fahren zufahren. Nun kam es aber zu unserer größten Überraschung plötzlich sogar so, daß unser Zug sich als Vortrain zuerst in Bewegung setzte. In P. erscholl das Kommando: Alles aussteigen! Kaum aber hatten wir den Boden betreten, als schon derselbe Schaffner wider rief: Einsteigen, der Zug geht nach Rekawinkel!! All dies hat sich beinahe im Laufe einer Sekunde abgespielt. Nun fuhren wir bequem nach R. u. gingen dort sofort zu Tisch. Der Miteigentümer des Gasthofes war gerade auf Urlaub zuhause u. erzählte uns von seinem bittern [sic] Schicksal: Er war in den Rokitnosümpfen, hatte sich einen Kiefer-Rheumatismus zugezogen u. alle Zähne verloren, so daß er eigens nach Wien gebracht werden mußte, damit ihm Zähne eingesetzt werden! — — Extraausgaben melden von der englisch-französischen Offensive – keinen Erfolg! 1 — Die Russen dringen bei Tlumacz vor. 2 — *„M. N. N.“ bringen einen langen Aufsatz aus der Feder Mark’s Marks’ gegen Förster. 3 Es gehört nicht viel dazu, gegen letzteren Recht zu behalten u. so in diesem Sinne tut Marks’ Feder ihre Schuldigkeit. Leider ist sie zu fein, als daß seinen Gedankengang auch [illeg]jene Studenten es verstehen könnten, die, im Banne Försters u. vor allem des unseligen Jugendwahnes, der ihnen völlige geistige Parität mit Lehrern u. Erwachsenen vorgaukelt, für Förster in den Kampf für akademische Lehrfreiheit ausgezogen sind. Solchen unreifen Jungen {320} muß man mit anderen Worten, mit einer andern Tonart kommen u. ihnen bedeuten, daß sie, die erst lernen, noch gar nicht wissen können, was Inhalt d einer Lehrfreiheit sein kann u. soll. — *
© Transcription Marko Deisinger. |
July 2, 1916, cloudless!
— Postcard from Sophie; Hans is probably coming to Mödling! — — Since the Western Railway stations, unlike those of the Southern Railway, lie almost in the forest themselves, this gives us an opportunity, after a very long time, to try again to travel to Rekawinkel. But as the shuttle train has been shut down, we must unfortunately take the tram to the Western Railway Station. When we entered the entrance hall where the ticket booths are found, we came across an immense crowd whose body odor alone would have required a dome at last four times as large and as high. The all-too-dense atmosphere instantly drove us away, and we found it more prudent to abandon the excursion. Hardly had we gone out, however, than the chance of being so near the terminus had such a stimulating effect that we decided nonetheless to wait for the next train. To pass the time before the next train departure, we went into a nearby park, where we found a seat, with difficulty. We had not been sitting long when a throng of younger and older boys and girls, led by two women, advanced into the park. One could not doubt for an instant that these were Jewish children who either belonged permanently to an institute or who were kept only temporarily, for the duration of the war, under the protection of a charitable initiative. It was now thoroughly strange to observe how uneasily, clumsily and unhappily these children went about playing, and how in particular an argument immediately broke out among the older girls, which could not at all be mediated by their chaperones in spite of all efforts to exert their authority. For me, there is no doubt that the Jewish children's aversion to play resonates with the after-effects of spirit of the ghetto. The children of Jews, perhaps with the sole exception of those who were, so to speak, able to lift themselves out of Jewry as a result of wealth, really had no {318} opportunity ever to indulge innocently in children's games. Add to this the obligatory study of the Bible which, for a Jewish child, begins as early as the fifth year of his life: and thus seriousness – more than an innocent playfulness – is driven into their limbs. Even fairy tales and images of nature play no role in the life of a Jewish child; and one can understand that, simply under the spell of the Bible and alienated from everything that is otherwise playful, the child finds no access to temperaments in which youthful games can find an outlet. The struggle for existence, as it torments and pains his parents to the extreme from morning to evening, and from evening to morning, surely has itself a role to play in suppressing any inclination towards physical pleasures. We soon left the park and returned to the station. The spectacle that we had witnessed there had not by any means taken a turn for the better; and again it seemed to us, as it did the first time, completely impossible to obtain a ticket for a train journey. We now left the station for a second time. Hardly had we taken a few steps, however, than I was struck by the sudden influx of tourists who were continually approaching; I had to assume that all these people had been informed of some secrets of a more favorable timetable, which was unknown to myself. In addition, I had to reckon that the great crowd of people who had already assembled earlier would finally be accommodated, because they had to be, and therefore the train that would not be departing until 10:30 would also be able to offer us seats. On the spur of the moment, we made our way to the train station for the third time. In fact, the greater part of the crowd had already been accommodated in the carriages, the platform gates were open, and by now three ticket offices served the remaining small number of people, whereas only two had previously been open for an infinitely greater crowd. Getting tickets was in fact no trouble, and we soon came onto the platform. But now good advice was dearer than ever: one train was overcrowded, so one of the conductors directed us to another train, which was going only as far as Purkersdorf. When I asked him {319} how I could proceed from there to Rekawinkel, he said that the stationmaster at Purkersdorf might take care of that for us. Although this response was not actually clear and we were only playing a card, that a great portion of the travelers would be alighting before Purkersdorf, we still took our places in the second train which we were shown, to get out in any event as far as Purkersdorf. Now, to our greatest surprise, it actually turned out that our train, being linked to the long-distance train, was the first to depart. In Purkersdorf an announcement rang out: "Everyone alight!" Hardly had we touched the ground, however, than the same conductor called again: "All aboard, this train is going to Rekawinkel!" All of this took place almost in the course of a second. Now we travelled comfortably to Rekawinkel, and went immediately to have lunch. The co-owner of the restaurant was just holidaying at home and told us of his bitter fate. He was in the Rokitno Marshes, picked up a rheumatism in his jawbone, and lost all of his teeth, so that he had to be taken specially to Vienna so new teeth could be implanted! — — Extra editions report on the Anglo-French offensive – without success! 1 — The Russians advance to Tlumach. 2 — *The Münchner Neueste Nachrichten publishes a long article by Marcks against Foerster. 3 It does not take much to prove oneself right, in opposition to the latter, and in this sense Marcks's pen has done its duty. But it is unfortunately too fine for his argument to make sense to those students who mounted a protest for academic freedom on behalf of Foerster and, above all, under the illusion of that wretched madness of youth by which they believe they have complete intellectual parity with teachers and grownups. Such immature youths {320} must be addressed in other terms, and in a different key, and explained that they – who are only learning – can in no way understand what the content of academic freedom can and should be. — *
© Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Beginn des großen englisch-französischen Massenangriffs. Sehr schwere Verluste der Angreifer," Neuigkeits-Welt-Blatt, July 2, 1916, 43rd year, extra edition, p. 1. 2 "Der Bericht des österreichisch-ungarischen Generalstabes," Neue Freie Presse, No. 18628, July 2, 1916, p. 1. 3 Erich Marcks, "Deutsche Geschichte und deutsche Zukunft. Zur Auseinandersetzung mit Professor F. W. Foerster," Münchner Neueste Nachrichten, No. 330, July 1, 1916, 69th year, morning edition, pp. 1-3. |