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19. XII. 16 +1°, nasses Wetter, Schnee-Regen.

— Von Mittelmann (K.): bittet mich im Namen der Fr. Berta Eissler um gute Lektüre. — Fr. Bednař trifft Lie-Liechen auf der Straße u. erzählt unter anderem, Wilhelm habe ihr „ein Trumm Speck“ geschickt (selbstverständlich unentgeltlich). Uns Rezepte, ihr die Mittel selbst, – das macht eben den Unterschied zwischen Geschäfts- u. Blutfreundschaft. Dies bringt mir auch wieder in Erinnerung, daß Wilhelm dem jungen Oberleutnant Bednař zum Zwecke der Erwerbung eines Kinos, wie er dieser es uns selbst erzählte, jeden beliebigen Betrag gegen 1% zur Verfügung zu stellen sich bereit erklärte! — Frau D. ändert ihren ursprünglichen Plan u. erklärt, Freitag wie sonst kommen zu wollen. – Sie berichtet über das Konzert des Frl. Kogan weitaus Günstiges, kann sich aber nicht enthalten zu bemerken, daß sie ihr nach dem Konzert mehrere Bemerkungen gemacht habe, um das kleine Fräulein auf dieses u. jenes zu führen, das {545} ihr entgangen sei. Frl. K. aber entschuldigte sich damit, daß sie sich dem eigenen Studium leider erst am Abend, nach von den vielen Stunden des Tages leider schon abgemüdet u. abgehärmt, sich widmen kann, womit sie der ihrer billigen Gönnerin ganz wohl unzweifelhaft in geschickter Weise zu verstehen geben wollte, daß diese sie besser täte, ihr vorerst das Studium möglich zu machen, ehe bevor sie aus Eitelkeit diese oder jene Bemerkung zu machen wagt. An Fr. D. ging aber diese Erwiderung, die nahm, offenbar spurlos vorüber, denn sie nahm sie für eine wirkliche Entschuldigung u. erzählte mir, um die Entschuldigung zu unterstützen, daß Frl. K. genötigt ist, täglich 4–5 Stunden, die Stunden für 5 Kronen zu geben, nur um davon mit ihrer Familie leben zu können. — Nachhause gekommen finde ich eine Visitenkarte des Frl. Kaff vor u. bald darauf erscheint sie auch schon selbst mit ihrer verheirateten Schwester. Ihr Anliegen war folgendes: Sie möchte monatlicheine Stunde, weil sie ja jetzt unmöglich öfter zureisen könn ete u. doch irgend eines Haltes bedürfe, wenn sie vorwärts kommen soll. Ich machte mit diesem unsinnigen Begehren kurzen Prozess, lehnte es als völlig unausführbar ab u. verwies sie auf eigenen Fleiß bezw. auf eine eventuelle Auseinandersetzung mit den Eltern oder wie sonst immer die Mittel sein heißen mögen, die sie zur Erreichung des Zieles ergreifen mag möchte. —

Hupka erscheint gegen ½6h; wird für morgen bestellt.

© Transcription Marko Deisinger.

December 19, 1916. +1°, wet weather, sleet.

— Postcard from Mittelmann: he asks, on behalf of Mrs. Berta Eissler, for something good to read. — Mrs. Bednař meets Lie-Liechen on the street and reports, among other things, that Wilhelm sent her "a big piece of bacon" (without asking for payment, of course). To us he sends recipes, to her the ingredients – that is the very difference between business friendships and blood relationships. This reminds me again that Wilhelm, in order to help the young First Lieutenant Bednař acquire a movie theater, as the latter himself told us, declared himself prepared to make any sum of money available at an interest rate of 1%! — Mrs. Deutsch changes her original plan and says that she would like to come on Friday, as usual. – She reports thoroughly favorable things about the concert given by Miss Kogan but cannot refrain from noting that, after the concert, she made several observations, in order to guide the young lady here and there, {545} things which had escaped her notice. Miss Kogan, however, excused herself by saying that she can unfortunately devote herself to her studies only in the evening, having already been tired and grieving as a result of the many lessons given the day; by this she wanted to make her parsimonious patroness understand in no uncertain terms that she would do better if she enabled her to prioritize her study before she dared make some comment or other, out of vanity. Evidently this reply went over Mrs. Deutsch's head, without a trace, for she took it as a genuine apology and told me – to underscore the apology – that Miss Kogan is obliged to give four to five lessons a day, at 5 Kronen per lesson, merely to be able to live with her family — Returning home, I find a visiting card from Miss Kaff, and soon afterwards she herself appears, with her married sister. Her concern was as follows: she would like to have one lesson per month, as she is currently unable to make the trip more frequently and yet needs some sort of support if she is to make progress. I made short work of this nonsensical request, rejecting it as completely unworkable and referring her to her own initiative, more specifically, to a possible confrontation with her parents or whatever might enable her to succeed in achieving her goal. —

Hupka appears towards 5:30; it is arranged that he comes tomorrow.

© Translation William Drabkin.

19. XII. 16 +1°, nasses Wetter, Schnee-Regen.

— Von Mittelmann (K.): bittet mich im Namen der Fr. Berta Eissler um gute Lektüre. — Fr. Bednař trifft Lie-Liechen auf der Straße u. erzählt unter anderem, Wilhelm habe ihr „ein Trumm Speck“ geschickt (selbstverständlich unentgeltlich). Uns Rezepte, ihr die Mittel selbst, – das macht eben den Unterschied zwischen Geschäfts- u. Blutfreundschaft. Dies bringt mir auch wieder in Erinnerung, daß Wilhelm dem jungen Oberleutnant Bednař zum Zwecke der Erwerbung eines Kinos, wie er dieser es uns selbst erzählte, jeden beliebigen Betrag gegen 1% zur Verfügung zu stellen sich bereit erklärte! — Frau D. ändert ihren ursprünglichen Plan u. erklärt, Freitag wie sonst kommen zu wollen. – Sie berichtet über das Konzert des Frl. Kogan weitaus Günstiges, kann sich aber nicht enthalten zu bemerken, daß sie ihr nach dem Konzert mehrere Bemerkungen gemacht habe, um das kleine Fräulein auf dieses u. jenes zu führen, das {545} ihr entgangen sei. Frl. K. aber entschuldigte sich damit, daß sie sich dem eigenen Studium leider erst am Abend, nach von den vielen Stunden des Tages leider schon abgemüdet u. abgehärmt, sich widmen kann, womit sie der ihrer billigen Gönnerin ganz wohl unzweifelhaft in geschickter Weise zu verstehen geben wollte, daß diese sie besser täte, ihr vorerst das Studium möglich zu machen, ehe bevor sie aus Eitelkeit diese oder jene Bemerkung zu machen wagt. An Fr. D. ging aber diese Erwiderung, die nahm, offenbar spurlos vorüber, denn sie nahm sie für eine wirkliche Entschuldigung u. erzählte mir, um die Entschuldigung zu unterstützen, daß Frl. K. genötigt ist, täglich 4–5 Stunden, die Stunden für 5 Kronen zu geben, nur um davon mit ihrer Familie leben zu können. — Nachhause gekommen finde ich eine Visitenkarte des Frl. Kaff vor u. bald darauf erscheint sie auch schon selbst mit ihrer verheirateten Schwester. Ihr Anliegen war folgendes: Sie möchte monatlicheine Stunde, weil sie ja jetzt unmöglich öfter zureisen könn ete u. doch irgend eines Haltes bedürfe, wenn sie vorwärts kommen soll. Ich machte mit diesem unsinnigen Begehren kurzen Prozess, lehnte es als völlig unausführbar ab u. verwies sie auf eigenen Fleiß bezw. auf eine eventuelle Auseinandersetzung mit den Eltern oder wie sonst immer die Mittel sein heißen mögen, die sie zur Erreichung des Zieles ergreifen mag möchte. —

Hupka erscheint gegen ½6h; wird für morgen bestellt.

© Transcription Marko Deisinger.

December 19, 1916. +1°, wet weather, sleet.

— Postcard from Mittelmann: he asks, on behalf of Mrs. Berta Eissler, for something good to read. — Mrs. Bednař meets Lie-Liechen on the street and reports, among other things, that Wilhelm sent her "a big piece of bacon" (without asking for payment, of course). To us he sends recipes, to her the ingredients – that is the very difference between business friendships and blood relationships. This reminds me again that Wilhelm, in order to help the young First Lieutenant Bednař acquire a movie theater, as the latter himself told us, declared himself prepared to make any sum of money available at an interest rate of 1%! — Mrs. Deutsch changes her original plan and says that she would like to come on Friday, as usual. – She reports thoroughly favorable things about the concert given by Miss Kogan but cannot refrain from noting that, after the concert, she made several observations, in order to guide the young lady here and there, {545} things which had escaped her notice. Miss Kogan, however, excused herself by saying that she can unfortunately devote herself to her studies only in the evening, having already been tired and grieving as a result of the many lessons given the day; by this she wanted to make her parsimonious patroness understand in no uncertain terms that she would do better if she enabled her to prioritize her study before she dared make some comment or other, out of vanity. Evidently this reply went over Mrs. Deutsch's head, without a trace, for she took it as a genuine apology and told me – to underscore the apology – that Miss Kogan is obliged to give four to five lessons a day, at 5 Kronen per lesson, merely to be able to live with her family — Returning home, I find a visiting card from Miss Kaff, and soon afterwards she herself appears, with her married sister. Her concern was as follows: she would like to have one lesson per month, as she is currently unable to make the trip more frequently and yet needs some sort of support if she is to make progress. I made short work of this nonsensical request, rejecting it as completely unworkable and referring her to her own initiative, more specifically, to a possible confrontation with her parents or whatever might enable her to succeed in achieving her goal. —

Hupka appears towards 5:30; it is arranged that he comes tomorrow.

© Translation William Drabkin.