1. Juni 1917
Um ½9h bei Dr. Türkel , von dem wir erfahren, daß noch weitere zwei Testamente gefunden worden sind, daß in Folge dieser möglicherweise die Rente sowie das Legat überhaupt fraglich werden geworden sein könnten u. wie selbst auch das Honorar eine entsprechende Kürzung erfahren müßte könnte; die Zession wäre dann aber freilich ungiltig u. ich der Schuldner Mendls!! Bezüglich der Mark 10000 unterschrieb ich einen endgiltigen Verzicht. Zum so u. so vieltenmal le kommt Dr. T. darauf zurück, Mendls Worte „wir werden es schon machen“ seien für eine rechtsgiltige Erledigung anszugeben zusehen gewesen, was mich aber durchaus nicht gehindert hat , zu sagen, daß in diesem Falle eine Akkreditierung die einzig mögliche Form gewesen wäre, zumal M. selbst den Rat gegeben u. außerdem der Schwester für den Fall, daß sie das Geld zur gegebenen Stunde nicht bezahlen könnten, ausdrücklich zusagte, daß er dann selbst für sie bezahle. Wir erfah- {685} ren auch, daß die Ankerbrotfabrik nicht weniger als 185.000 Kronen zu fordern habe, u. so wird allmälig klar, daß Frau D. nicht so sehr über ihre Verhältnisse gelebt, als vielmehr bestimmt darauf gerechnet hat, daß die Brüder ihren letzten Wunsch selbst noch dann vollinhaltlich erfüllen würden, wenn objektiv der Nachlaß dazu nicht ausreicht. Vieles scheint Dr. Türkel im Interesses Mendls mit Absicht zu verschleiern, was ihn wieder nicht hindert, Dr. Friedmann zu beschuldigen, er suche Händel, blos weil er unter allen Umständen er honoriert werden muß. — Frau Anna 4 Eier gegeben. — — — Von Walter Schuler (Br.): Absage mit Rücksicht auf eingelagertes Militär u. Verpflegungsschwierigkeiten. — Von „ U.-E. “ (K.OC 52/199): Entschuldigung wegen irriger Rechnung. — — — An Wilhelm die restlichen 44 Kr. erlegt. — An Oberleutnant Bednař (K.): Ankündigung des Besuches für Montag. — Von der Steuerbehörde wieder unerlaubterweise exek. Mahnung wegen Erwerbsteuer, trotz Ratenbewilligung. — An Sophie (Br.): Sohlen erbeten; teile auch von drohendem Verlust mit u. der Absage aus St. Anton. —© Transcription Marko Deisinger. |
June 1, 1917.
At 8:30 with Dr. Türkel , from whom we learn that two further testaments were found, and that as a consequence of this my annuity and the legacy may possibly become questionable, and even that the lesson fee could undergo a corresponding curtailment; the forfeiting of rights would then of course be invalid, and I would become Mendl's debtor!! Regarding the 10,000 marks, I signed a definitive waiver. For the umpteenth time, Dr. Türkel repeats that Mendl's words "we'll be able to work it out" were reputable for a legally correct settlement; this did not at all prevent me from saying that, in this case, an accreditation would be the only possible outcome, all the more as Mendl himself advised and moreover expressly promised to pay for the lessons I had given his sister in the event that she was unable to pay for them herself. {685} We also discover that the Ankerbrot factory is demanding no less than 185,000 Kronen; and so it is gradually becoming clear that Mrs. Deutsch did not live so very much above her means, but rather had definitely calculated that her brothers would fulfill her last wish completely if her estate, viewed objectively, were not large enough to cover it. Dr. Türkel seems intentionally to be concealing much, in Mendl's interest, something that does not prevent him from blaming Dr. Friedmann for seeking conflicts, merely because he wishes to be rewarded under all circumstances. — Four eggs given to Anna. — — Letter from Walter Schuler: rejection, in view of an encampment of the military, and catering difficulties. — PostcardOC 52/199 from U. E. : apology with regard to the mistaken invoice. — — To Wilhelm, the remaining 44 Kronen paid. — Postcard to Senior Lieutenant Bednař: announcement of my visit for Monday. — From the tax authorities , once again an unauthorized executive order with regard to income tax, in spite of their agreeing to my paying in installments. — Letter to Sophie: shoe soles requested; I also mention the imminent financial loss, and the rejection from St. Anton. —© Translation William Drabkin. |
1. Juni 1917
Um ½9h bei Dr. Türkel , von dem wir erfahren, daß noch weitere zwei Testamente gefunden worden sind, daß in Folge dieser möglicherweise die Rente sowie das Legat überhaupt fraglich werden geworden sein könnten u. wie selbst auch das Honorar eine entsprechende Kürzung erfahren müßte könnte; die Zession wäre dann aber freilich ungiltig u. ich der Schuldner Mendls!! Bezüglich der Mark 10000 unterschrieb ich einen endgiltigen Verzicht. Zum so u. so vieltenmal le kommt Dr. T. darauf zurück, Mendls Worte „wir werden es schon machen“ seien für eine rechtsgiltige Erledigung anszugeben zusehen gewesen, was mich aber durchaus nicht gehindert hat , zu sagen, daß in diesem Falle eine Akkreditierung die einzig mögliche Form gewesen wäre, zumal M. selbst den Rat gegeben u. außerdem der Schwester für den Fall, daß sie das Geld zur gegebenen Stunde nicht bezahlen könnten, ausdrücklich zusagte, daß er dann selbst für sie bezahle. Wir erfah- {685} ren auch, daß die Ankerbrotfabrik nicht weniger als 185.000 Kronen zu fordern habe, u. so wird allmälig klar, daß Frau D. nicht so sehr über ihre Verhältnisse gelebt, als vielmehr bestimmt darauf gerechnet hat, daß die Brüder ihren letzten Wunsch selbst noch dann vollinhaltlich erfüllen würden, wenn objektiv der Nachlaß dazu nicht ausreicht. Vieles scheint Dr. Türkel im Interesses Mendls mit Absicht zu verschleiern, was ihn wieder nicht hindert, Dr. Friedmann zu beschuldigen, er suche Händel, blos weil er unter allen Umständen er honoriert werden muß. — Frau Anna 4 Eier gegeben. — — — Von Walter Schuler (Br.): Absage mit Rücksicht auf eingelagertes Militär u. Verpflegungsschwierigkeiten. — Von „ U.-E. “ (K.OC 52/199): Entschuldigung wegen irriger Rechnung. — — — An Wilhelm die restlichen 44 Kr. erlegt. — An Oberleutnant Bednař (K.): Ankündigung des Besuches für Montag. — Von der Steuerbehörde wieder unerlaubterweise exek. Mahnung wegen Erwerbsteuer, trotz Ratenbewilligung. — An Sophie (Br.): Sohlen erbeten; teile auch von drohendem Verlust mit u. der Absage aus St. Anton. —© Transcription Marko Deisinger. |
June 1, 1917.
At 8:30 with Dr. Türkel , from whom we learn that two further testaments were found, and that as a consequence of this my annuity and the legacy may possibly become questionable, and even that the lesson fee could undergo a corresponding curtailment; the forfeiting of rights would then of course be invalid, and I would become Mendl's debtor!! Regarding the 10,000 marks, I signed a definitive waiver. For the umpteenth time, Dr. Türkel repeats that Mendl's words "we'll be able to work it out" were reputable for a legally correct settlement; this did not at all prevent me from saying that, in this case, an accreditation would be the only possible outcome, all the more as Mendl himself advised and moreover expressly promised to pay for the lessons I had given his sister in the event that she was unable to pay for them herself. {685} We also discover that the Ankerbrot factory is demanding no less than 185,000 Kronen; and so it is gradually becoming clear that Mrs. Deutsch did not live so very much above her means, but rather had definitely calculated that her brothers would fulfill her last wish completely if her estate, viewed objectively, were not large enough to cover it. Dr. Türkel seems intentionally to be concealing much, in Mendl's interest, something that does not prevent him from blaming Dr. Friedmann for seeking conflicts, merely because he wishes to be rewarded under all circumstances. — Four eggs given to Anna. — — Letter from Walter Schuler: rejection, in view of an encampment of the military, and catering difficulties. — PostcardOC 52/199 from U. E. : apology with regard to the mistaken invoice. — — To Wilhelm, the remaining 44 Kronen paid. — Postcard to Senior Lieutenant Bednař: announcement of my visit for Monday. — From the tax authorities , once again an unauthorized executive order with regard to income tax, in spite of their agreeing to my paying in installments. — Letter to Sophie: shoe soles requested; I also mention the imminent financial loss, and the rejection from St. Anton. —© Translation William Drabkin. |