12.
+8° bedeckt, zuweilen schön.
— Armentiere genommen. — Von Hertzka (Br.): 1 dankt für den Hinweis auf Bekkers Notiz, die er schon kannte, fügt hinzu, daß die Schwierigkeit bei den Urtextausgaben in Hinblick auf den Durchschnitt der Lehrer unüberwindlich sei; legt das Blatt aus Lausanne bei: ein politischer Leitartikel, gezeichnet Maurice Kufferath, der einige Stellen aus op. 111 zum Gegenstand einer symptomatischen Betrachtung macht. Zitiert die Stellen bald in Uebersetzung, bald sogar sowohl im Original als in Uebersetzung, damit man ihn ja nicht einer Fälschung verdächtige u. dennoch begeht er eine, dort wo er statt von einer schallenden Ohrfeige an Amerika von einer „mit Recht verabreichten“ spricht. Schließlich mündet der Artikel in eine nachdrückliche Mahnung, vor dem germanischen Sophism, vor dem deutschen Buch auf der Hut zu bleiben. Von dem rein musikalischen Teil {874} spricht er nur so weit, als er zugibt, die Ausgabe wäre unschätzbar, wenn nicht . . Auf die Erläuterungen geht er nicht weiter sachlich ein. — Kaiser Wilhelm an Kaiser Karl: bestätigt das Telegramm, nimmt die Zusicherung der Bundestreue entgegen u. erklärt, der Feind müsse geschlagen werden, da nur der Sieg den Frieden bringen kann. — An Hans (Br.): 2 danke für die überraschende Reissendung u. melde die gleichzeitige Ueberweisung von 50 Kronen, von denen ich mindestens 5 Kronen dem Boten zu übergeben bitte; frage schließlich, ob er nicht etwas Salami gelegentlich senden könnte. — An Vrieslander (K.): über Kufferath Leistung: so sei es mir gerade Recht; ich habe mich eben schon selbst, lange bevor man in Berlin prinzipiell die Frage der Zuziehung von Künstlern ins Herrenhaus erörtert, aus eigenem ins Herrenhaus berufen u. eine politische Rede gehalten, die Kunst sei ein starkes soziales Agens, berufen, die Gegensätze zwischen Arm u. Reich mehr auszugleichen, als mehr oder minder große Lohnerklärungen; zuerst müßte wohl der Staat zur Kunst erzogen u. sonach auch dazu angehalten werden, die Erziehung besonders an die Reichen weiterzugeben, die dadurch erst erfahren würden, daß es weit höhere Bedürfnisse gibt, als die bisher von ihnen gepflegten angeblich höheren u. daß durch die Erfüllung der wahren Bedürfnisse jeder Wucher überflüssig würde. — An Fl. (K.): 3 ebenfalls über die französische Auslassung; etwas aus dem Inhalt. Lie-Liechen färbt sich selbst ihren Hut. — Abends seit langem erste Reisspeise auf dem Tisch. —© Transcription Marko Deisinger. |
12
+8° cloudy, occasionally clear.
— Armentiere taken. — From Hertzka (letter): 1 thanks for pointing out Bekker's review, which he already knew, adds that the problem of Urtext editions with regard to the average teacher cannot be overcome; attaches the paper from Lausanne : a political leading article signed by Maurice Kufferath, who takes a number of passages from Op. 111 as the subject matter of a symptomatic observation. Cites the passages sometimes in translation, sometimes even in both the original and translation so that no one can suspect him of falsification and yet that is precisely what he does, where instead of referring to a real slap in the face for America he speaks of one "rightly doled out." In the end the article turns into an emphatic admonition to be wary of the Germanic sophism and the German book. Concerning the purely musical part {874} he only goes so far as to admit that the edition would be invaluable if only . . Beyond that he does not go substantively into the commentary. — Emperor Wilhelm to Emperor Karl: confirms the telegram, accepts the reassurance of fidelity to the alliance and declares that the enemy must be defeated, for only victory can bring peace. — To Hans (letter): 1 thanks for the surprise shipment of rice and report the simultaneous transfer of 50 Kronen of which I ask that at least 5 Kronen be given to the courier; finally, I ask if he couldn't ocassionally send some salami. — To Vrieslander (postcard): regarding Kufferath effort: this suits me just fine; long before Berlin explored in principle the question of enlisting artists in the House of Lords, I summoned myself to the House of Lords and held a political speech saying that art is a strong social agent destined to balance out the opposition between poor and rich more than greater or lesser ambitious wage declarations; first the state would certainly have to be indoctrinated in art in order to then be pressured to pass on the learning especially to the rich, who would in this way experience for the first time that there are far higher needs than those supposedly higher things that they have heretofore promulgated and that the fulfillment of true needs renders all profiteering superfluous. — An Fl. (postcard): 3 also regarding the French statement; something from the content. Lie-Liechen colors her hat herself. — In the evening the first rice dish on the table in a long time. —© Translation Morten Solvik. |
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+8° bedeckt, zuweilen schön.
— Armentiere genommen. — Von Hertzka (Br.): 1 dankt für den Hinweis auf Bekkers Notiz, die er schon kannte, fügt hinzu, daß die Schwierigkeit bei den Urtextausgaben in Hinblick auf den Durchschnitt der Lehrer unüberwindlich sei; legt das Blatt aus Lausanne bei: ein politischer Leitartikel, gezeichnet Maurice Kufferath, der einige Stellen aus op. 111 zum Gegenstand einer symptomatischen Betrachtung macht. Zitiert die Stellen bald in Uebersetzung, bald sogar sowohl im Original als in Uebersetzung, damit man ihn ja nicht einer Fälschung verdächtige u. dennoch begeht er eine, dort wo er statt von einer schallenden Ohrfeige an Amerika von einer „mit Recht verabreichten“ spricht. Schließlich mündet der Artikel in eine nachdrückliche Mahnung, vor dem germanischen Sophism, vor dem deutschen Buch auf der Hut zu bleiben. Von dem rein musikalischen Teil {874} spricht er nur so weit, als er zugibt, die Ausgabe wäre unschätzbar, wenn nicht . . Auf die Erläuterungen geht er nicht weiter sachlich ein. — Kaiser Wilhelm an Kaiser Karl: bestätigt das Telegramm, nimmt die Zusicherung der Bundestreue entgegen u. erklärt, der Feind müsse geschlagen werden, da nur der Sieg den Frieden bringen kann. — An Hans (Br.): 2 danke für die überraschende Reissendung u. melde die gleichzeitige Ueberweisung von 50 Kronen, von denen ich mindestens 5 Kronen dem Boten zu übergeben bitte; frage schließlich, ob er nicht etwas Salami gelegentlich senden könnte. — An Vrieslander (K.): über Kufferath Leistung: so sei es mir gerade Recht; ich habe mich eben schon selbst, lange bevor man in Berlin prinzipiell die Frage der Zuziehung von Künstlern ins Herrenhaus erörtert, aus eigenem ins Herrenhaus berufen u. eine politische Rede gehalten, die Kunst sei ein starkes soziales Agens, berufen, die Gegensätze zwischen Arm u. Reich mehr auszugleichen, als mehr oder minder große Lohnerklärungen; zuerst müßte wohl der Staat zur Kunst erzogen u. sonach auch dazu angehalten werden, die Erziehung besonders an die Reichen weiterzugeben, die dadurch erst erfahren würden, daß es weit höhere Bedürfnisse gibt, als die bisher von ihnen gepflegten angeblich höheren u. daß durch die Erfüllung der wahren Bedürfnisse jeder Wucher überflüssig würde. — An Fl. (K.): 3 ebenfalls über die französische Auslassung; etwas aus dem Inhalt. Lie-Liechen färbt sich selbst ihren Hut. — Abends seit langem erste Reisspeise auf dem Tisch. —© Transcription Marko Deisinger. |
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+8° cloudy, occasionally clear.
— Armentiere taken. — From Hertzka (letter): 1 thanks for pointing out Bekker's review, which he already knew, adds that the problem of Urtext editions with regard to the average teacher cannot be overcome; attaches the paper from Lausanne : a political leading article signed by Maurice Kufferath, who takes a number of passages from Op. 111 as the subject matter of a symptomatic observation. Cites the passages sometimes in translation, sometimes even in both the original and translation so that no one can suspect him of falsification and yet that is precisely what he does, where instead of referring to a real slap in the face for America he speaks of one "rightly doled out." In the end the article turns into an emphatic admonition to be wary of the Germanic sophism and the German book. Concerning the purely musical part {874} he only goes so far as to admit that the edition would be invaluable if only . . Beyond that he does not go substantively into the commentary. — Emperor Wilhelm to Emperor Karl: confirms the telegram, accepts the reassurance of fidelity to the alliance and declares that the enemy must be defeated, for only victory can bring peace. — To Hans (letter): 1 thanks for the surprise shipment of rice and report the simultaneous transfer of 50 Kronen of which I ask that at least 5 Kronen be given to the courier; finally, I ask if he couldn't ocassionally send some salami. — To Vrieslander (postcard): regarding Kufferath effort: this suits me just fine; long before Berlin explored in principle the question of enlisting artists in the House of Lords, I summoned myself to the House of Lords and held a political speech saying that art is a strong social agent destined to balance out the opposition between poor and rich more than greater or lesser ambitious wage declarations; first the state would certainly have to be indoctrinated in art in order to then be pressured to pass on the learning especially to the rich, who would in this way experience for the first time that there are far higher needs than those supposedly higher things that they have heretofore promulgated and that the fulfillment of true needs renders all profiteering superfluous. — An Fl. (postcard): 3 also regarding the French statement; something from the content. Lie-Liechen colors her hat herself. — In the evening the first rice dish on the table in a long time. —© Translation Morten Solvik. |
Footnotes1 = OC 52/205, April 10, 1918. 2 No correspondence from Schenker to Hans Guttmann is known to survive. 3 This postcard is probably preserved in OJ 8/3. |