10. Schön, nachmittags bewölkt.
— Von Sophie (K.): Hans sei erkrankt; Salo u. Mozio hätten vergebliche Wege zu den Gesandtschaften gemacht – sie sei überzeugt, daß wir keine Vorräte haben. — Breisach fehlt ohne Absage. — An Sophie (K.): bitte um Besuch, hätte etwas zu übergeben. — Floriz zu Tisch: er gehe Montag zum Unterstaatssekretär Glöckel in seiner eigenen Angelegenheit u. hoffe endlich auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand; frage mich bei dieser Gelegenheit, wie ich über einen eventuellen Eintritt denke. Ich definiere meine Bedingungen dahin, daß ich sowohl für das unicale Thema, das ja zum erstenmal gelehrt würde, als für die besondere physische Mühe, die der Vortrag erfordert, auch ein besonderes Honorar zu verlangen das Recht habe; wäre es einfach nur Kontrapunkt, so würde ich mich auch mit dem üblichen Professorenhonorar begnügen, so aber wäre es ungerecht, wenn ich mich bescheiden würde mit einem Honorar, das ich viel bequemer zuhause, hier außerdem immerhin verläßlicher wirkend erwerbe, denn schließlich {2053} muß es als ausgemacht gelten, daß meine Wirkung doch nur durch die Bücher, nicht durch Schüler gehe. Alle diese Erörterungen haben, wie dies auch Lie-Liechen zu bemerken glaubte, öfter seinen Neid erregt, aber schließlich bin ich auch davon überzeugt, daß mir in Wien nur Reibungen im engern wie weitern [sic] Kreise erwachsen würden, doch niemals Vorteile. —© Transcription Marko Deisinger. |
10 Nice, cloudy in the afternoon.
— From Sophie (postcard): Hans has fallen ill; Salo and Mozio went to the embassies for naught – she is convinced that we do not have any reserves. — Breisach misses lesson without canceling. — To Sophie (postcard): ask for a visit, have something to give her. — Floriz for lunch: on Monday he is going to see Undersecretary Glöckel to discuss his own situation and hopes to be reinstated in his former position; takes this opportunity to ask me what I think about a possible position. I define my conditions as reserving the right to demand a special fee for the unique topic, which is, after all, being taught for the first time, as well as for the special physical effort that the lecture requires; if it were simply counterpoint, I would also be satisfied with the regular professorial fee, but in this situation it would be unfair to accept a fee that I can earn much more comfortably and, in addition, more reliably working at home. After all, it {2053} must be considered as established that my influence comes only through my books, and not through students. All of these statements, as Lie-Liechen also believes she has noticed, often made him feel envious, but ultimately I am convinced that I would face nothing but friction in closer and more distant circles in Vienna, but would never reap advantages. —© Translation Scott Witmer. |
10. Schön, nachmittags bewölkt.
— Von Sophie (K.): Hans sei erkrankt; Salo u. Mozio hätten vergebliche Wege zu den Gesandtschaften gemacht – sie sei überzeugt, daß wir keine Vorräte haben. — Breisach fehlt ohne Absage. — An Sophie (K.): bitte um Besuch, hätte etwas zu übergeben. — Floriz zu Tisch: er gehe Montag zum Unterstaatssekretär Glöckel in seiner eigenen Angelegenheit u. hoffe endlich auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand; frage mich bei dieser Gelegenheit, wie ich über einen eventuellen Eintritt denke. Ich definiere meine Bedingungen dahin, daß ich sowohl für das unicale Thema, das ja zum erstenmal gelehrt würde, als für die besondere physische Mühe, die der Vortrag erfordert, auch ein besonderes Honorar zu verlangen das Recht habe; wäre es einfach nur Kontrapunkt, so würde ich mich auch mit dem üblichen Professorenhonorar begnügen, so aber wäre es ungerecht, wenn ich mich bescheiden würde mit einem Honorar, das ich viel bequemer zuhause, hier außerdem immerhin verläßlicher wirkend erwerbe, denn schließlich {2053} muß es als ausgemacht gelten, daß meine Wirkung doch nur durch die Bücher, nicht durch Schüler gehe. Alle diese Erörterungen haben, wie dies auch Lie-Liechen zu bemerken glaubte, öfter seinen Neid erregt, aber schließlich bin ich auch davon überzeugt, daß mir in Wien nur Reibungen im engern wie weitern [sic] Kreise erwachsen würden, doch niemals Vorteile. —© Transcription Marko Deisinger. |
10 Nice, cloudy in the afternoon.
— From Sophie (postcard): Hans has fallen ill; Salo and Mozio went to the embassies for naught – she is convinced that we do not have any reserves. — Breisach misses lesson without canceling. — To Sophie (postcard): ask for a visit, have something to give her. — Floriz for lunch: on Monday he is going to see Undersecretary Glöckel to discuss his own situation and hopes to be reinstated in his former position; takes this opportunity to ask me what I think about a possible position. I define my conditions as reserving the right to demand a special fee for the unique topic, which is, after all, being taught for the first time, as well as for the special physical effort that the lecture requires; if it were simply counterpoint, I would also be satisfied with the regular professorial fee, but in this situation it would be unfair to accept a fee that I can earn much more comfortably and, in addition, more reliably working at home. After all, it {2053} must be considered as established that my influence comes only through my books, and not through students. All of these statements, as Lie-Liechen also believes she has noticed, often made him feel envious, but ultimately I am convinced that I would face nothing but friction in closer and more distant circles in Vienna, but would never reap advantages. —© Translation Scott Witmer. |