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OC 1B/10-11 - Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), dated February 22‒23, 1922
1) Zurück für „TW.3“ die V. Sinf. samt Klischees, wo aber ist Fig.18, das Eselsparadestück von unserem Weingartner ? 2 Seinerzeit habe ich diese Fig. schon gesehen, nur ist sie nicht mitgekommen; sie braucht mir nicht noch einmal geschickt zu werden, sobald sie gefunden wird. Wie mühsam ist dieses Waldheim-Otto Maaß -System!?! 3 2) Wegen Kohlenmangels ist der Handschriftenraum der Hofbibl. geschlossen. Vielleicht kann ich Ihnen aber schon nächster Woche sagen, ob wie viele Blätter die Handschr. von B 's „ Frühlingssonate “ hat. Diese Sonate ist gewiß Zugstück, für Klavieristen wie Violinisten, u. bietet aller Wahrscheinlichkeit nach, den Vorteil, daß der Herausgeber etwas zurücktreten kann[.] 4 Doch muß ich die Son. genauer sehen, als es beim Vitrine-Garden möglich ist. 5 3) Bei op. 109 ist mir ein großes Leid widerfahren. Warum sagten Sie es nur nicht so ganz bestimmt, als es im Briefe 6 steht? Sie hätten mir Unsägliches erspart. Bei einer Arbeitsfülle ohne- {2} ohnegleichen habe ich einen Aufwand von Liebe u. Verbesserung getrieben, der mir alle Kräfte raubte: am Montag Nchm. hatte ich vor Überarbeitung die Empfindung gehabt, nicht bald wieder überhaupt arbeitsfähig zu werden. Ich mußte das Handwerkzeug augenblicklich niederlegen ... Wollen Sie nur denn aber zumindest das Exemplar schicken, worin ich so viel willkommenen Ausdrücke für ähnliche Zwecke bereitgestellt habe? 7 Und nun zur Hauptsache: 4) „Url. Ausg.“ In unserem „TW.“ Vertrag 8 ist eine solche Ausgabe von Ihnen klugerweise im Grunde schon vorgesehen, sogar eine vollständige „Erl. Ausg;“ beide stehen einfach in Ihrem Belieben. Ich habe mich daher nicht wenig gewundert, als die „Url.“ zur ersten Son. op. 2/I, die in Bg. 2 erscheinen wird, lediglich dem Format des T.W. angepaßt wurde. Freilich ist auch dieses in der Ausgabe verwendbar, würden Sie es so aber beibehalten wollen? a) Bis jetzt habe ich Ihnen 17 Son. übergeben. Wie sollen die Url. Tafeln den schon gedruckten zurechnen? Wie insbesondere dem Bd. I? 9 Das Tempo der Url.-Ablieferung verträgt keinen Zwang, / s. unter b): wollen Sie solange die schon gedruckten Stücke zurückbehalten? Daß sie ich zu jeder neu in Angriff zunehmender Son. auch die Url. von vornherein beistelle, läßt sich denken u. machen, ‒ welche Sensation wäre gleich z.B. die {3} appass. in solcher Aufmachung, nach der Handschrift (o! Herr (monsieur) Spitzer !) u. mit einer Urlinie, die die Menschen aus ihrem Schnarchen rütteln muß ‒, aber eben darum frage ich: wie u. wann sollen die schon gedruckten Stücke zu ihren Linien kommen? Können wir ‒ anders gefragt ‒ verlegertechnisch u.musikalienhändlerisch eine „Url. Ausg.“ in die Welt setzen, bei der etwa die Hälfte noch keine Url. Tf. hat? Bis zu einem gewissen Grade könnte ich Ihnen über diese unzweifelhaft gegebene Verlegenheit damit heraus hinaus helfen, daß ich in der Ankündigung der Ausgabe im TW. 2 diese, gewissermaßen auf Rechnung der Zukunft, als Verfasser das Wort „Url.-Ausg.“ zurecht in den Mundnahme u. den Taufakt vollziehe, wo dann auch die noch nicht mit „Url. Tf.“ versehenen, aber schon gedruckten (11 Stück) mitlaufen könnten. Ist es aber nicht so, daß Sie der Ausg. offiziell den Titel geben wollen? Wie kann das also bei den schon fertigen Stücken ‒ mit Fug ‒ geschehen? Daß der „T.W.“ seine Url. Tf. bei jeder Besprechung wird dennoch zu führen haben, ist klar: denn eine Erläuterung ohne Tf. ist nicht durchführbar. b) Die Url. ist die höchste Begebenheit in den Köpfen der Musik-Genies. Haupttonart, Nebentonarten, Diatonie u. alle Chro- {4} matik ‒ verzeihen Sie, daß ich kompositorisch komme, aber Sie müssen es wissen ‒, alle Motive, Melodien, Passagen, alles, was sich noch so toll gebärdet, kommt von dem diatonischen Besitz der „Url.“, der aber nur die Genies auszeichnet. Man wird es in der Folge mit Schauer u. Entsetzten wahrnehmen, u. ich werde den Leutchen das In-die-Knie- Rutschen Fallen schon beibringen! Unter solchen Umständen verarge ich es meinen Schülern nicht, wenn sie bei Anfertigung der Linien sich selbst noch unverläßlich sind. Für ihren eigenen Gebrauch skizzieren sie schon etwas, aber davon als einer Vorlage zu sprechen, wäre durchaus nicht am Platze. Ich selbst muß dieses Geheimnis wochenlang tragen, unzähligemal entwerfen u. bosseln, bis ich die für jede neue Url. neu zuständigen Zeichen gefunden haben. Die Gesundheit wird ganz ordentlich dabei erschüttert, u. ich muß mich hüten, einen Zwang auf mich zu nehmen, der etwa zum Inhalt hätte: so u. so viel Linien bis zu diesem Termin. Unausführbar, ja undenkbar! Beeth, Moz., Haydn, Bach sind nicht Notare, Präsidenten, Bankdirektoren, Großindustrielle u. dgl., ‒ diesen aufzuhitzen halte ich für eine Schande, aber den Genies selbst aufzuhitzen, ist noch keine Schande, wie ruhmvoll u. schwierig aber, mit ihnen mitzukommen! Mit alldem will ich sagen, daß die Schwierigkeit eine so {5} gewaltige ist ‒ freilich keine für den Leser, der das in den Mund so schmackhaft bekommt, wie die geniale Komposition selbst ‒, daß ich nicht weiß, wie sie in Übereinstimmung zu bringen wäre mit der Forderung des Verlags, wenn er eine „Url. Ausg.“ ankündigen soll. Ich möchte auf den Titel nicht verzichten, es ist ausgezeichnet erfunden u. wird ja zur Wahrheit werden, aber wie hilft man sich bis zu jenem Zeitpunkt? Vielleicht wissen Sie einen verlagstechnischen Weg? Übrigens: ich gehe daran, die Ankündigung der Ausgabe im 2. Heft zu verfertigen. Haben Sie welche Wünsche? Was ich zu sagen habe, weiß ich ja, aber was in Ihrem Namen zu sagen möglich oder nötig wäre, ist mir vielleicht nicht gar so bewußt. 10 Im 3. Heft will ich auch über nähere Handschriften-Ausg. sprechen. Wie denn allmählich, nach Erledigung von etwa 5‒6 Nummern, die Musik-Welt zum ersten Mal die Einsicht in eine wirkliche Musik-Zeitschrift (die aber mehr als das ist) gewonnen wird, wie sie auch Schumann nicht machen könnte. Aber freilich mir schwebt noch viel, viel mehr vor. Mit besten Grüßen Ihr [signed:] H Schenker Mittw. den 22. Febr. 1922 © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2011 |
1) The "Fifth Symphony" returned [herewith] complete with music examples, for Tonwille 3. But where is Figure 18, the parade of asininities of our Weingartner ? 2 I saw this figure some time ago, but it is not here with the others. You do not need to send it to me again, so long as it is found. How wearisome is this Waldheim‒Otto Maaß system!?! 3 2) The manuscript room of the Court Library is closed through lack of coal. However, perhaps I may be able to tell you next week how many pages the manuscript of Beethoven's "Spring" Sonata has. This sonata is certainly a crowd-puller, for pianists as well as violinists, and offers in all likelihood the advantage that the editor can take a back seat. 4 But I must see the manuscript more closely than is possible with the man guarding the glass case. 5 3) With regard to Op. 109 , a great affliction has come over me. Why did you not say it as categorically as in your letter? 6 You would have spared me unspeakable [suffering]. With a workload {2} of unparalleled size, I have lavished a huge amount of love and editorial attention, which has robbed me of all my strength. On Monday afternoon, through overwork the feeling came over me that I would soon be incapable of any more work at all. I had to lay down my pen immediately. ... Please will you at least do me the kindness of sending me the copy in which I have assembled so many welcome expressions for similar purposes? 7 And now to the principal matter in hand: 4) "Urlinie Edition": In our Tonwille contract 8 such an edition is in essence already wisely envisioned by you, even a complete "elucidatory edition." Both are left simply to your discretion. Accordingly, I was not a little surprised when the Urlinie to the first sonata, Op. 2, No. 1, which will appear in issue 2, was nevertheless fitted to the format of Der Tonwille . Admittedly, this is usable too in the edition, but would you want to retain it in this form? a) To date, I have submitted seventeen sonatas to you. How are the Urlinie graphs to be added to those already printed? How, in particular, to volume I? 9 The rate of production of Urlinie graphs cannot be subjected to any pressure (see b) below): Do you want to hold back the pieces already printed for as long as that? That they I [should] in addition to providing the Urlinie for each newly undertaken sonata [have to start] back at the beginning as well ‒ that can be considered, and achieved ‒ what a sensation it would be, for example, to do the {3} "Appassionata" in such a presentation, following the manuscript (Oh Mister ‒ Monsieur ‒ Spitzer!), and with an Urlinie, which would surely awaken people from their slumbers ‒ but for that very reason I have to ask: how and when are the pieces already printed to come by their [Ur]linie graphs? To put it another way, can we, in terms of the technicalities of publishing and of retail marketing, issue an Urlinie Edition of which half has no Urlinie graphs? To a certain extent I could, as editor, help you out of this undoubtedly embarrassing situation by announcing the edition in Tonwille 2 in a certain sense with reference to the future, by introducing, as its originator, the term "Urlinie Edition" and completing the baptismal act, so that even those sonatas that have already been printed but not yet provided with "Urlinie graphs" could fit in with the others. But is it not the case that you want to give the title officially to the edition? If so, then how can that justifiably be achieved in the light of the pieces already in print? It is clear that Der Tonwille will still have to have its [own] Urlinie graphs for every discussion: an elucidation without graph is unworkable. b) The Urlinie is the most important event in the heads of musical geniuses. Principal key, neighboring keys, diatony and the whole of {4} chromaticism ‒ forgive me if I speak in terms of composition, but you must understand this ‒ all motives, melodies, passages, everything that behaves in such wild profusion, emanates from the diatonic preserve of the Urlinie, which however marks out only the geniuses. In consequence, people will perceive it with a thrill of horror, and I will already be teaching the good folk to sink fall to their knees! Under such circumstances, I do not hold it against my pupils if they themselves are still unreliable in the preparation of [Ur]linien. For their own use, they already do some sketching, but to speak of that as a basis [for me to complete] would be utterly inappropriate. I myself have to carry this secret for weeks at a time, sketch and play about [with it] over and over again, until I have hit upon newly appropriate signs for each new Urlinie. My health is quite regularly shattered by this process, and I have to guard against succumbing to any pressure that would, say, have the following consequence: so and so many [Ur]linie graphs by such and such deadline. Unworkable, nay unthinkable! Beethoven, Mozart, Haydn, Bach were not notaries, presidents, bank directors, big industry bosses and the like ‒ to lend support to the latter I consider a matter of shame, but to support the genius himself is not at all shaming — but how glorious yet how difficult, to follow where they are going! For all of that, I want to say that the difficulty is so {5} enormous ‒ admittedly not for the reader, who finds it [my explanation] so tasty a morsel, like the genius-imbued composition itself ‒ that I do not know how one would bring it into concordance with the demands of the publishing house when it is supposed to announce an Urlinie Edition. I should not like to forego the title: it is excellently devised and will serve the truth; but how does one get to that juncture? Perhaps you know some way in terms of the technicalities of publishing. So now, I will set to work to compose the announcement of the edition in the second issue. Have you any wishes [in that regard]? I know full well what I have to say, but what it is possible or necessary to say in your name is perhaps not quite so obvious. 10 In the third issue I will also speak in greater detail about the manuscript edition. Then gradually, after finishing maybe five-to-six numbers, the world of music will for the first time discern what can be achieved in a real music periodical (though it is much more than that), such as not even Schumann could do. Admittedly, though, I have much, more in my mind. With best greetings, Yours, [signed:] H. Schenker Wednesday February 22, 1922 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2011 |
1) Zurück für „TW.3“ die V. Sinf. samt Klischees, wo aber ist Fig.18, das Eselsparadestück von unserem Weingartner ? 2 Seinerzeit habe ich diese Fig. schon gesehen, nur ist sie nicht mitgekommen; sie braucht mir nicht noch einmal geschickt zu werden, sobald sie gefunden wird. Wie mühsam ist dieses Waldheim-Otto Maaß -System!?! 3 2) Wegen Kohlenmangels ist der Handschriftenraum der Hofbibl. geschlossen. Vielleicht kann ich Ihnen aber schon nächster Woche sagen, ob wie viele Blätter die Handschr. von B 's „ Frühlingssonate “ hat. Diese Sonate ist gewiß Zugstück, für Klavieristen wie Violinisten, u. bietet aller Wahrscheinlichkeit nach, den Vorteil, daß der Herausgeber etwas zurücktreten kann[.] 4 Doch muß ich die Son. genauer sehen, als es beim Vitrine-Garden möglich ist. 5 3) Bei op. 109 ist mir ein großes Leid widerfahren. Warum sagten Sie es nur nicht so ganz bestimmt, als es im Briefe 6 steht? Sie hätten mir Unsägliches erspart. Bei einer Arbeitsfülle ohne- {2} ohnegleichen habe ich einen Aufwand von Liebe u. Verbesserung getrieben, der mir alle Kräfte raubte: am Montag Nchm. hatte ich vor Überarbeitung die Empfindung gehabt, nicht bald wieder überhaupt arbeitsfähig zu werden. Ich mußte das Handwerkzeug augenblicklich niederlegen ... Wollen Sie nur denn aber zumindest das Exemplar schicken, worin ich so viel willkommenen Ausdrücke für ähnliche Zwecke bereitgestellt habe? 7 Und nun zur Hauptsache: 4) „Url. Ausg.“ In unserem „TW.“ Vertrag 8 ist eine solche Ausgabe von Ihnen klugerweise im Grunde schon vorgesehen, sogar eine vollständige „Erl. Ausg;“ beide stehen einfach in Ihrem Belieben. Ich habe mich daher nicht wenig gewundert, als die „Url.“ zur ersten Son. op. 2/I, die in Bg. 2 erscheinen wird, lediglich dem Format des T.W. angepaßt wurde. Freilich ist auch dieses in der Ausgabe verwendbar, würden Sie es so aber beibehalten wollen? a) Bis jetzt habe ich Ihnen 17 Son. übergeben. Wie sollen die Url. Tafeln den schon gedruckten zurechnen? Wie insbesondere dem Bd. I? 9 Das Tempo der Url.-Ablieferung verträgt keinen Zwang, / s. unter b): wollen Sie solange die schon gedruckten Stücke zurückbehalten? Daß sie ich zu jeder neu in Angriff zunehmender Son. auch die Url. von vornherein beistelle, läßt sich denken u. machen, ‒ welche Sensation wäre gleich z.B. die {3} appass. in solcher Aufmachung, nach der Handschrift (o! Herr (monsieur) Spitzer !) u. mit einer Urlinie, die die Menschen aus ihrem Schnarchen rütteln muß ‒, aber eben darum frage ich: wie u. wann sollen die schon gedruckten Stücke zu ihren Linien kommen? Können wir ‒ anders gefragt ‒ verlegertechnisch u.musikalienhändlerisch eine „Url. Ausg.“ in die Welt setzen, bei der etwa die Hälfte noch keine Url. Tf. hat? Bis zu einem gewissen Grade könnte ich Ihnen über diese unzweifelhaft gegebene Verlegenheit damit heraus hinaus helfen, daß ich in der Ankündigung der Ausgabe im TW. 2 diese, gewissermaßen auf Rechnung der Zukunft, als Verfasser das Wort „Url.-Ausg.“ zurecht in den Mundnahme u. den Taufakt vollziehe, wo dann auch die noch nicht mit „Url. Tf.“ versehenen, aber schon gedruckten (11 Stück) mitlaufen könnten. Ist es aber nicht so, daß Sie der Ausg. offiziell den Titel geben wollen? Wie kann das also bei den schon fertigen Stücken ‒ mit Fug ‒ geschehen? Daß der „T.W.“ seine Url. Tf. bei jeder Besprechung wird dennoch zu führen haben, ist klar: denn eine Erläuterung ohne Tf. ist nicht durchführbar. b) Die Url. ist die höchste Begebenheit in den Köpfen der Musik-Genies. Haupttonart, Nebentonarten, Diatonie u. alle Chro- {4} matik ‒ verzeihen Sie, daß ich kompositorisch komme, aber Sie müssen es wissen ‒, alle Motive, Melodien, Passagen, alles, was sich noch so toll gebärdet, kommt von dem diatonischen Besitz der „Url.“, der aber nur die Genies auszeichnet. Man wird es in der Folge mit Schauer u. Entsetzten wahrnehmen, u. ich werde den Leutchen das In-die-Knie- Rutschen Fallen schon beibringen! Unter solchen Umständen verarge ich es meinen Schülern nicht, wenn sie bei Anfertigung der Linien sich selbst noch unverläßlich sind. Für ihren eigenen Gebrauch skizzieren sie schon etwas, aber davon als einer Vorlage zu sprechen, wäre durchaus nicht am Platze. Ich selbst muß dieses Geheimnis wochenlang tragen, unzähligemal entwerfen u. bosseln, bis ich die für jede neue Url. neu zuständigen Zeichen gefunden haben. Die Gesundheit wird ganz ordentlich dabei erschüttert, u. ich muß mich hüten, einen Zwang auf mich zu nehmen, der etwa zum Inhalt hätte: so u. so viel Linien bis zu diesem Termin. Unausführbar, ja undenkbar! Beeth, Moz., Haydn, Bach sind nicht Notare, Präsidenten, Bankdirektoren, Großindustrielle u. dgl., ‒ diesen aufzuhitzen halte ich für eine Schande, aber den Genies selbst aufzuhitzen, ist noch keine Schande, wie ruhmvoll u. schwierig aber, mit ihnen mitzukommen! Mit alldem will ich sagen, daß die Schwierigkeit eine so {5} gewaltige ist ‒ freilich keine für den Leser, der das in den Mund so schmackhaft bekommt, wie die geniale Komposition selbst ‒, daß ich nicht weiß, wie sie in Übereinstimmung zu bringen wäre mit der Forderung des Verlags, wenn er eine „Url. Ausg.“ ankündigen soll. Ich möchte auf den Titel nicht verzichten, es ist ausgezeichnet erfunden u. wird ja zur Wahrheit werden, aber wie hilft man sich bis zu jenem Zeitpunkt? Vielleicht wissen Sie einen verlagstechnischen Weg? Übrigens: ich gehe daran, die Ankündigung der Ausgabe im 2. Heft zu verfertigen. Haben Sie welche Wünsche? Was ich zu sagen habe, weiß ich ja, aber was in Ihrem Namen zu sagen möglich oder nötig wäre, ist mir vielleicht nicht gar so bewußt. 10 Im 3. Heft will ich auch über nähere Handschriften-Ausg. sprechen. Wie denn allmählich, nach Erledigung von etwa 5‒6 Nummern, die Musik-Welt zum ersten Mal die Einsicht in eine wirkliche Musik-Zeitschrift (die aber mehr als das ist) gewonnen wird, wie sie auch Schumann nicht machen könnte. Aber freilich mir schwebt noch viel, viel mehr vor. Mit besten Grüßen Ihr [signed:] H Schenker Mittw. den 22. Febr. 1922 © Transcription Ian Bent and William Drabkin, 2011 |
1) The "Fifth Symphony" returned [herewith] complete with music examples, for Tonwille 3. But where is Figure 18, the parade of asininities of our Weingartner ? 2 I saw this figure some time ago, but it is not here with the others. You do not need to send it to me again, so long as it is found. How wearisome is this Waldheim‒Otto Maaß system!?! 3 2) The manuscript room of the Court Library is closed through lack of coal. However, perhaps I may be able to tell you next week how many pages the manuscript of Beethoven's "Spring" Sonata has. This sonata is certainly a crowd-puller, for pianists as well as violinists, and offers in all likelihood the advantage that the editor can take a back seat. 4 But I must see the manuscript more closely than is possible with the man guarding the glass case. 5 3) With regard to Op. 109 , a great affliction has come over me. Why did you not say it as categorically as in your letter? 6 You would have spared me unspeakable [suffering]. With a workload {2} of unparalleled size, I have lavished a huge amount of love and editorial attention, which has robbed me of all my strength. On Monday afternoon, through overwork the feeling came over me that I would soon be incapable of any more work at all. I had to lay down my pen immediately. ... Please will you at least do me the kindness of sending me the copy in which I have assembled so many welcome expressions for similar purposes? 7 And now to the principal matter in hand: 4) "Urlinie Edition": In our Tonwille contract 8 such an edition is in essence already wisely envisioned by you, even a complete "elucidatory edition." Both are left simply to your discretion. Accordingly, I was not a little surprised when the Urlinie to the first sonata, Op. 2, No. 1, which will appear in issue 2, was nevertheless fitted to the format of Der Tonwille . Admittedly, this is usable too in the edition, but would you want to retain it in this form? a) To date, I have submitted seventeen sonatas to you. How are the Urlinie graphs to be added to those already printed? How, in particular, to volume I? 9 The rate of production of Urlinie graphs cannot be subjected to any pressure (see b) below): Do you want to hold back the pieces already printed for as long as that? That they I [should] in addition to providing the Urlinie for each newly undertaken sonata [have to start] back at the beginning as well ‒ that can be considered, and achieved ‒ what a sensation it would be, for example, to do the {3} "Appassionata" in such a presentation, following the manuscript (Oh Mister ‒ Monsieur ‒ Spitzer!), and with an Urlinie, which would surely awaken people from their slumbers ‒ but for that very reason I have to ask: how and when are the pieces already printed to come by their [Ur]linie graphs? To put it another way, can we, in terms of the technicalities of publishing and of retail marketing, issue an Urlinie Edition of which half has no Urlinie graphs? To a certain extent I could, as editor, help you out of this undoubtedly embarrassing situation by announcing the edition in Tonwille 2 in a certain sense with reference to the future, by introducing, as its originator, the term "Urlinie Edition" and completing the baptismal act, so that even those sonatas that have already been printed but not yet provided with "Urlinie graphs" could fit in with the others. But is it not the case that you want to give the title officially to the edition? If so, then how can that justifiably be achieved in the light of the pieces already in print? It is clear that Der Tonwille will still have to have its [own] Urlinie graphs for every discussion: an elucidation without graph is unworkable. b) The Urlinie is the most important event in the heads of musical geniuses. Principal key, neighboring keys, diatony and the whole of {4} chromaticism ‒ forgive me if I speak in terms of composition, but you must understand this ‒ all motives, melodies, passages, everything that behaves in such wild profusion, emanates from the diatonic preserve of the Urlinie, which however marks out only the geniuses. In consequence, people will perceive it with a thrill of horror, and I will already be teaching the good folk to sink fall to their knees! Under such circumstances, I do not hold it against my pupils if they themselves are still unreliable in the preparation of [Ur]linien. For their own use, they already do some sketching, but to speak of that as a basis [for me to complete] would be utterly inappropriate. I myself have to carry this secret for weeks at a time, sketch and play about [with it] over and over again, until I have hit upon newly appropriate signs for each new Urlinie. My health is quite regularly shattered by this process, and I have to guard against succumbing to any pressure that would, say, have the following consequence: so and so many [Ur]linie graphs by such and such deadline. Unworkable, nay unthinkable! Beethoven, Mozart, Haydn, Bach were not notaries, presidents, bank directors, big industry bosses and the like ‒ to lend support to the latter I consider a matter of shame, but to support the genius himself is not at all shaming — but how glorious yet how difficult, to follow where they are going! For all of that, I want to say that the difficulty is so {5} enormous ‒ admittedly not for the reader, who finds it [my explanation] so tasty a morsel, like the genius-imbued composition itself ‒ that I do not know how one would bring it into concordance with the demands of the publishing house when it is supposed to announce an Urlinie Edition. I should not like to forego the title: it is excellently devised and will serve the truth; but how does one get to that juncture? Perhaps you know some way in terms of the technicalities of publishing. So now, I will set to work to compose the announcement of the edition in the second issue. Have you any wishes [in that regard]? I know full well what I have to say, but what it is possible or necessary to say in your name is perhaps not quite so obvious. 10 In the third issue I will also speak in greater detail about the manuscript edition. Then gradually, after finishing maybe five-to-six numbers, the world of music will for the first time discern what can be achieved in a real music periodical (though it is much more than that), such as not even Schumann could do. Admittedly, though, I have much, more in my mind. With best greetings, Yours, [signed:] H. Schenker Wednesday February 22, 1922 © Translation Ian Bent and William Drabkin, 2011 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/3, pp. 2416-2417, February 22, 1922: "An Hertzka (Br.): Brief geschrieben, wegen unvorsichtiger Wendung aber liegen gelassen, dann Lie-Liechen einen andern diktiert, der aber nicht fertig wird, da Jetty u. Heini um ¾8^h^ kommen u. bis ¾10^h^ bleiben." ("To Hertzka: letter written but set aside due to careless wording, then dictated another to Lie-Liechen, but it does not get finished because Jetty and Heini come at 7:45 and stay until 9:45."); and OJ 3/3, p. 2417, February 23, 1922: "Nach dem Abendessen Brief an Hertzka zuende u. aufgegeben – Entwurf aufbewahrt; befaßt sich auch mit der Urlinie-Ausgabe." ("After dinner, letter to Hertzka finished and posted – draft saved; it also deals with the Urlinie Edition."). This document is the file copy that Schenker retained, hence the two dates: February 22 below the signature, and February 23 the annotation in pencil at the top. The final copy sent to UE is not known to survive. 2 Fig. 18: Der Tonwille, issue 5 (1923), 28; Eng. transl., vol. II, p. 298, is a composite of the music examples presented by Felix Weingartner in his book on the Beethoven symphonies in support of his ‒ in Schenker's view erroneous ‒ arguments about the first movement. 3 Otto Maas was a publishing company, acquired ‒ like Josef Aibl and A. J. Gutmann ‒ by UE in the 1900s. The issues of Der Tonwille state at the foot of p. 2 "Druck von Otto Maaß' Söhne, G.m.b.H., Wien I. Wallfischgasse 10." Maaß typeset the letterpress, Waldheim-Eberle engraved the music examples and Urlinie graphs. 4 Schenker may have been thinking about the "Moonlight" Sonata autograph by contrast: a manuscript whose first and last leaves are missing; in the commentary to his facsimile edition for UE, he printed the missing music. 5 A facsimile edition of Beethoven's Violin Sonata in F major, Op. 24 ("Spring") was at the time under discussion for the series Musikalische Seltenheiten, ed. Otto Erich Deutsch (OC 53/563). 6 = OC 52/512. 7 "willkommene Ausdrücke": i.e. the intensive Germanification that Schenker carried out on Op. 109 (e.g. "Abänderungen" to replace "Modifikationen", "Stoff" for "Material," "Ernst" for "Pathos,"etc.) in preparation for the second edition, which was ultimately produced on January 13, 1923 in 500 copies without those changes. See in particular the revised copy at OC Scores/26 and 27. Clearly, when Hertzka announced to Schenker that he planned to republish Op. 109, he had no intention of allowing the letterpress to be radically revised. 8 = OC 52/517, July 10,1920. 9 Schenker's contract for the complete Beethoven sonatas (OC 52/448, July 10, 1920) allowed not only for separately published sonatas and publication in a single large volume, but also for a possible "edition in several volumes." Evidently, Hertzka and Schenker were planning to publish the earliest sonatas together, in the first of four volumes. Schenker's concern now was that he would have to go back over all the pieces that he had already edited, analysing each one in detail, if Hertzka were to market the edition as an "Urlinie-Ausgabe," and he feared that he would not have time to do this. 10 Tonwille 2 was published on June 10, 1922. |
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Commentary
Digital version created: 2011-07-04 |