3. III. 30.

Lieber, verehrter Meister! 1

verzeihen Sie, wenn ich erst heute für Ihren so lieben, und mich so sehr auszeichnenden Brief 2 danke, aber ich kam vorige Woche nicht zum Schreiben, weil ich die Kopien des Klarinettenquintetts und Oktetts zu korrigieren hatte, um sie für den Preis der Stadt Wien einreichen zu können.

Ihre Einwände gegen das Oktett bitte ich aber doch sehr zu äussern und vor mir doch nicht das Ideal {2} beiseite zu stellen. Ich hoffe[,] Sie werden mir sagen[,] was Sie zu sagen haben, wenn Sie uns demnächst besuchen, denn dass Sie es nicht schreiben verstehe ich nur zu gut, schon aus Rücksicht auf Ihre Zeit.

Das Konzert, Uraufführung des Oktetts[,] findet am 13. März im Kl. Musikvereinssaal statt und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wollten Sie in Ihrem Kreise ein wenig Reklame dafür machen. Hauptsächlich wäre ich froh, könnten Sie Dir. Halberstam dafür interessieren, schon aus andern Gründen, (meine Frau wird doch wieder im Sanatorium Löw entbinden!) 3 Darf ich Sie um die Adresse von Frl. {3} Elias und Frl. Kaan bitten[,] denen sende ich eine Einladung zur Aufführung gerne persönlich.

Auf Ihren Besuch bei uns freuen wir uns schon alle sehr und überlassen es völlig Ihnen[,] den Tag zu bestimmen.


Mit den besten Grüssen an Sie beide und nochmaliger herzlichen Dank für Ihre lieben Worte
Ihr getreuer stets dankbarer
[signed:] Hans.

© Transcription William Drabkin, 2013


March 3, 1930

Dear, revered Master, 1

Forgive me if it is only today that I thank you for your lovely letter, 2 which singles me out so favorably; but I could not get round to writing last week because I had to correct the copies of the Clarinet Quintet and the Octet, so that they could be submitted for the City of Vienna Prize.

I beg very much that you would express your misgivings about the Octet, and not put your ideal {2} to one side. I hope that you will tell me what you intend to say to me when you next visit us; for your unwillingness to write this is something I understand only to well, already in consideration of your time.

The concert at which the Octet will be first performed take places on March 13, in the small auditorium of the Musikverein ; and I would be very grateful if you could give me a little publicity for it in your circle. In the first place, I would be glad if you could interest Director Halberstam in it, already for other reasons. (My wife will be giving birth again, in the Löw Clinic!) 3 Might I ask you for the address of Miss {3} Elias and Miss Kahn, to whom I would like to send a personal invitation to the performance.

We are all greatly looking forward to your visit and leave the choice of day entirely to you.


With best greetings to the two of you, and thanks once again for you kind words,
Your faithful and ever grateful
[signed:] Hans

© Translation William Drabkin, 2013


3. III. 30.

Lieber, verehrter Meister! 1

verzeihen Sie, wenn ich erst heute für Ihren so lieben, und mich so sehr auszeichnenden Brief 2 danke, aber ich kam vorige Woche nicht zum Schreiben, weil ich die Kopien des Klarinettenquintetts und Oktetts zu korrigieren hatte, um sie für den Preis der Stadt Wien einreichen zu können.

Ihre Einwände gegen das Oktett bitte ich aber doch sehr zu äussern und vor mir doch nicht das Ideal {2} beiseite zu stellen. Ich hoffe[,] Sie werden mir sagen[,] was Sie zu sagen haben, wenn Sie uns demnächst besuchen, denn dass Sie es nicht schreiben verstehe ich nur zu gut, schon aus Rücksicht auf Ihre Zeit.

Das Konzert, Uraufführung des Oktetts[,] findet am 13. März im Kl. Musikvereinssaal statt und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wollten Sie in Ihrem Kreise ein wenig Reklame dafür machen. Hauptsächlich wäre ich froh, könnten Sie Dir. Halberstam dafür interessieren, schon aus andern Gründen, (meine Frau wird doch wieder im Sanatorium Löw entbinden!) 3 Darf ich Sie um die Adresse von Frl. {3} Elias und Frl. Kaan bitten[,] denen sende ich eine Einladung zur Aufführung gerne persönlich.

Auf Ihren Besuch bei uns freuen wir uns schon alle sehr und überlassen es völlig Ihnen[,] den Tag zu bestimmen.


Mit den besten Grüssen an Sie beide und nochmaliger herzlichen Dank für Ihre lieben Worte
Ihr getreuer stets dankbarer
[signed:] Hans.

© Transcription William Drabkin, 2013


March 3, 1930

Dear, revered Master, 1

Forgive me if it is only today that I thank you for your lovely letter, 2 which singles me out so favorably; but I could not get round to writing last week because I had to correct the copies of the Clarinet Quintet and the Octet, so that they could be submitted for the City of Vienna Prize.

I beg very much that you would express your misgivings about the Octet, and not put your ideal {2} to one side. I hope that you will tell me what you intend to say to me when you next visit us; for your unwillingness to write this is something I understand only to well, already in consideration of your time.

The concert at which the Octet will be first performed take places on March 13, in the small auditorium of the Musikverein ; and I would be very grateful if you could give me a little publicity for it in your circle. In the first place, I would be glad if you could interest Director Halberstam in it, already for other reasons. (My wife will be giving birth again, in the Löw Clinic!) 3 Might I ask you for the address of Miss {3} Elias and Miss Kahn, to whom I would like to send a personal invitation to the performance.

We are all greatly looking forward to your visit and leave the choice of day entirely to you.


With best greetings to the two of you, and thanks once again for you kind words,
Your faithful and ever grateful
[signed:] Hans

© Translation William Drabkin, 2013

Footnotes

1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/3, p. 3448 (March 3, 1930): "Von Weisse (expreß Br.): würde Dr. Halberstam am 13. gern beim Konzert sehen, erbittet Adressen von Frl. Elias u. Frl. Kahn." ("From Weisse (express letter): he would gladly like to see Dr. Halberstam at the concert on the 13th, requests addreses of Miss Elias and Miss Kahn.")

2 Not known to survive; see Schenker's diary at OJ 4/3, p. 3438 (February 5, 1930): "An Weisse (Br.): die Antwort an Lyttle [sic], die den Dank für seine Mitteilung enthält." ("To Weisse (letter): the reply to Lytle, which includes thanks for his communication.")

3 The Weisses named their second child Monika.