Downloads temporarily removed for testing purposes

12. I. 17 -1°, Schneefall.

— Von Halm Studie über Aufgaben des Klavierunterrichts; seltsamerweise von Wien recomm. zugekommen, also offenbar von der Edition. Ich vermute, daß Hertzka nicht auf Papier setzen wollte die Bitte, meine Meinung darüber auszudrücken, da er sich für diesen solchen Fall hätte verpflichtet fühlen müssen, das Gutachten zu bezahlen. — Von Frl. Freund das Honorar nachträglich per Post erhalten. — An Rothberger (Br.): schlage Donnerstag bezw. Samstag vor. — An Gärtner (K.): erkundige mich in Lie-Liechens Namen nach dem Verlauf der Operation seiner Frau. — An Sophie (Br.): Dank für die Sendung; teile das Ableben der Frau D. mit u. verwahre mich endlich gegen jede Hilfeleistung Mozios wie auch dagegen, daß mein Name überhaupt in solchem Zusammenhang mißbraucht werde. — Bäder neuerdings erhöht. —

— Noten der Zentralmächte an die Neutralen in Erwiderung der Ablehnung des Friedensanbotes. 1 Ernst gehalten, das Recht sachlich betonend, machen die Noten einen ganz vorzüglichen Eindruck, was aber durchaus nicht einschließt, daß sie auch die kaufmännische Welt der Neutralen überzeugen müßten, denn dazu würde in erster Linie wohl gehören, daß die neutralen Kaufleute Veranlagung zur Logik überhaupt hätten, zu jener Fähigkeit, {567} des Gehirnes also, deren erste Wurzel Ehrlichkeit ist. Logik soviel wie Ehrlichkeit, unehrliche Logik ein Unsinn, desgleichen unlogische Ehrlichkeit ein Unsinn. — Die Statthalterei in Niederoesterreich Nieder-Oesterreich verordnet, daß die Namen der Preistreiber öffentlich an den Pranger gestellt werden. 2 So war denn also all die lange Zeit her, dadurch 30 Kriegsmonate, das Moralgefühl der Nicht-Kaufleute gut sehr wohl unterrichtet, als da es die Praktiken der Kaufleute mit kriminellem Betrug u. Wucher bezeichnete, der sofern sie nämlich die Pflichten des Kaufmannes wider sich selbst, auch im egoistischesten Sinn des Wortes verstanden, doch noch weitaus überschritten. Uebrigens bekundeten d erie Regierung die in zahlreichen Verordnungen schon seit langem, daß auch sie das Moralgefühl der Nicht-Kaufleute teile u. so war es nur possierlich zu sehen, wie die mit Macht ausgerüsteten Behörden die ohnmächtigen Verbraucher um ihre Mitwirkung ersuchten, um schließlich, wenn es dazu kam, zur allgemeinen Ueberraschung der Mitwirkenden dennoch die Mitwirkung nun ihrerseits zu versagen. Vermutlich lief das frevelhafte Spiel der Behörden darauf hinaus, die Kaufleute zunächst gewähren zu lassen, nur damit sie desto ausgiebiger sich an den Kriegsanleihen beteiligen. Die Härte nun aber, mit der die Statthalterei gegenwärtig vorgeht oder mindestens vorzugehen sich anschickt, scheint somit darauf hinzudeuten, daß die Kaufleute vorzogen, das Geld anders als in Kriegsanleihe zu verwerten. Nun sollen denn mindestens die Strafen das nötige Geld dem Staat hereinbringen. —

© Transcription Marko Deisinger.

January 12, 1917. -1°, snowfall.

— From Halm , a study about assignments in piano tuition; strangely, sent by registered mail from Vienna, i.e. evidently from the publishers. I suspect that Hertzka did not want to put in writing a request to express my opinion about it, as in such a case he would have felt obliged to pay me for the evaluation. — From Miss Freund, the lesson fee belatedly sent by post. — Letter to Rothberger: I suggest Thursday, otherwise Saturday. — Postcard to Gärtner: I ask him, [also] on Lie-Liechen's behalf, how his wife's operation went. — Letter to Sophie: thanks for the package; I inform her of Mrs. Deutsch's death and finally protest against any offer of help from Mozio, and also having my name misused in any way in such a connection. — The cost of baths recently raised. —

— Diplomatic notes from the Central Powers to the neutral countries, in reply to the rejection of the peace initiative. 1 Seriously worded, emphasizing justice objectively, the notes make a thoroughly excellent impression, which does not at all imply, however, that they will also convince the commercial world of the neutrals; for that would, in the first instance, necessitate that the neutral business people had any some predisposition to logic, to that faculty {567} of the brain, that is, whose principal root is sincerity. Logic is tantamount to sincerity; insincere logic is nonsense, illogical sincerity is equally nonsense. — The prefecture in Lower Austria decrees that profiteers be publicly named and shamed. 2 So, then, all that time previously, thirty months of war, the moral feelings of the non-business people were very well taught, since they marked the practices of the business people with criminal deceit insofar as they far exceeded their duties against themselves, understood even in the most egoistical terms. Moreover, the government has proclaimed in numerous ordinances for a long time now that they, too, share the moral feelings of the non-business people; and so it was only ludicrous to see how the authorities, outfitted with power, could seek the cooperation of the powerless consumers, only in the end, when it came to it, to nonetheless refuse their own cooperation – to everyone's surprise. Presumably the wicked behavior of the authorities amounted to giving way to the business people at first, only so that they would be more generous in the purchase of war bonds. But the severity with which the prefecture is now proceeding, or at least now pretends to proceed, seems thus to suggest that the business people preferred to spend their money on things other than war bonds. Now, the punishments ought at least to recover the money that the state needs. —

© Translation William Drabkin.

12. I. 17 -1°, Schneefall.

— Von Halm Studie über Aufgaben des Klavierunterrichts; seltsamerweise von Wien recomm. zugekommen, also offenbar von der Edition. Ich vermute, daß Hertzka nicht auf Papier setzen wollte die Bitte, meine Meinung darüber auszudrücken, da er sich für diesen solchen Fall hätte verpflichtet fühlen müssen, das Gutachten zu bezahlen. — Von Frl. Freund das Honorar nachträglich per Post erhalten. — An Rothberger (Br.): schlage Donnerstag bezw. Samstag vor. — An Gärtner (K.): erkundige mich in Lie-Liechens Namen nach dem Verlauf der Operation seiner Frau. — An Sophie (Br.): Dank für die Sendung; teile das Ableben der Frau D. mit u. verwahre mich endlich gegen jede Hilfeleistung Mozios wie auch dagegen, daß mein Name überhaupt in solchem Zusammenhang mißbraucht werde. — Bäder neuerdings erhöht. —

— Noten der Zentralmächte an die Neutralen in Erwiderung der Ablehnung des Friedensanbotes. 1 Ernst gehalten, das Recht sachlich betonend, machen die Noten einen ganz vorzüglichen Eindruck, was aber durchaus nicht einschließt, daß sie auch die kaufmännische Welt der Neutralen überzeugen müßten, denn dazu würde in erster Linie wohl gehören, daß die neutralen Kaufleute Veranlagung zur Logik überhaupt hätten, zu jener Fähigkeit, {567} des Gehirnes also, deren erste Wurzel Ehrlichkeit ist. Logik soviel wie Ehrlichkeit, unehrliche Logik ein Unsinn, desgleichen unlogische Ehrlichkeit ein Unsinn. — Die Statthalterei in Niederoesterreich Nieder-Oesterreich verordnet, daß die Namen der Preistreiber öffentlich an den Pranger gestellt werden. 2 So war denn also all die lange Zeit her, dadurch 30 Kriegsmonate, das Moralgefühl der Nicht-Kaufleute gut sehr wohl unterrichtet, als da es die Praktiken der Kaufleute mit kriminellem Betrug u. Wucher bezeichnete, der sofern sie nämlich die Pflichten des Kaufmannes wider sich selbst, auch im egoistischesten Sinn des Wortes verstanden, doch noch weitaus überschritten. Uebrigens bekundeten d erie Regierung die in zahlreichen Verordnungen schon seit langem, daß auch sie das Moralgefühl der Nicht-Kaufleute teile u. so war es nur possierlich zu sehen, wie die mit Macht ausgerüsteten Behörden die ohnmächtigen Verbraucher um ihre Mitwirkung ersuchten, um schließlich, wenn es dazu kam, zur allgemeinen Ueberraschung der Mitwirkenden dennoch die Mitwirkung nun ihrerseits zu versagen. Vermutlich lief das frevelhafte Spiel der Behörden darauf hinaus, die Kaufleute zunächst gewähren zu lassen, nur damit sie desto ausgiebiger sich an den Kriegsanleihen beteiligen. Die Härte nun aber, mit der die Statthalterei gegenwärtig vorgeht oder mindestens vorzugehen sich anschickt, scheint somit darauf hinzudeuten, daß die Kaufleute vorzogen, das Geld anders als in Kriegsanleihe zu verwerten. Nun sollen denn mindestens die Strafen das nötige Geld dem Staat hereinbringen. —

© Transcription Marko Deisinger.

January 12, 1917. -1°, snowfall.

— From Halm , a study about assignments in piano tuition; strangely, sent by registered mail from Vienna, i.e. evidently from the publishers. I suspect that Hertzka did not want to put in writing a request to express my opinion about it, as in such a case he would have felt obliged to pay me for the evaluation. — From Miss Freund, the lesson fee belatedly sent by post. — Letter to Rothberger: I suggest Thursday, otherwise Saturday. — Postcard to Gärtner: I ask him, [also] on Lie-Liechen's behalf, how his wife's operation went. — Letter to Sophie: thanks for the package; I inform her of Mrs. Deutsch's death and finally protest against any offer of help from Mozio, and also having my name misused in any way in such a connection. — The cost of baths recently raised. —

— Diplomatic notes from the Central Powers to the neutral countries, in reply to the rejection of the peace initiative. 1 Seriously worded, emphasizing justice objectively, the notes make a thoroughly excellent impression, which does not at all imply, however, that they will also convince the commercial world of the neutrals; for that would, in the first instance, necessitate that the neutral business people had any some predisposition to logic, to that faculty {567} of the brain, that is, whose principal root is sincerity. Logic is tantamount to sincerity; insincere logic is nonsense, illogical sincerity is equally nonsense. — The prefecture in Lower Austria decrees that profiteers be publicly named and shamed. 2 So, then, all that time previously, thirty months of war, the moral feelings of the non-business people were very well taught, since they marked the practices of the business people with criminal deceit insofar as they far exceeded their duties against themselves, understood even in the most egoistical terms. Moreover, the government has proclaimed in numerous ordinances for a long time now that they, too, share the moral feelings of the non-business people; and so it was only ludicrous to see how the authorities, outfitted with power, could seek the cooperation of the powerless consumers, only in the end, when it came to it, to nonetheless refuse their own cooperation – to everyone's surprise. Presumably the wicked behavior of the authorities amounted to giving way to the business people at first, only so that they would be more generous in the purchase of war bonds. But the severity with which the prefecture is now proceeding, or at least now pretends to proceed, seems thus to suggest that the business people preferred to spend their money on things other than war bonds. Now, the punishments ought at least to recover the money that the state needs. —

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 "Die Note des Grafen Czernin. Der Krieg der Mittelmächte ein Verteidigungskrieg," Neue Freie Presse, No. 18818, January 12, 1917, morning edition, p. 2. "Die deutsche Note an die Neutralen," Neue Freie Presse, No. 18818, January 12, 1917, evening edition, p. 2. On December 12, 1916, the Central Powers published a peace offering, which the Entente rejected.

2 "Veröffentlichung der Strafurteile wegen Uebertretung der Lebensmittelvorschriften. Im Wege des Maueranschlages," Neue Freie Presse, No. 18818, January 12, 1917, morning edition, pp. 11-12.