13. I. 17 Sehr schöner Tag.
— Von Fritz Mendl (Br.OJ 12/52, [1]): ladet mich zu einem Besuch für Montag ein, teilt mir aber schon jetzt mit, daß seine Schwester ein Stipendium für mittellose Komponisten errichtet habe, dessen Verleihungsrecht sie mir allein übertragen habe, wie ferner, daß sie mir lebenslänglich eine jährliche Rente von 2000 Kronen in zwei Raten zahlbar nebst 5000 Kronen vermacht habe. Jenes Auftrages an den Bankverein ist in diesem Briefe aber nicht gedacht. Die jährliche Summe von 2000 Kronen ist nun das erste Geld, das ich ohne Federstrich erhalte, ein wohl später Ersatz für gar viel Arbeit an Stunden u. Werken, die ich beinahe unentgeltlich geleistet habe! *{568} Von Franz Mittler Brief von der Front; dankt für opus 109, insbesondere für den Mut, mit dem ich gegen die Presse als das Hauptübel auftrete; erbittet schließlich Aufklärung über eine Stelle T. 15 u. den Tempowechsel im ersten Allegro. — Erwerbsteuer erhöht auf 61 Kronen. ! — Die Note der Alliierten an Wilson 1 eine echt englische Groteske. Der reiche Krämer stampft nur einfach mit dem Fuße auf, als wäre er der alleinige Herr in Europa u. flegelt die Zentralmächte nach Art von Börsenjobbern an, wenn sie zu ihren Kammerdienern sprechen. Für mein Teil halte ich es für eine gute Fügung, daß Deutschland die harte Prüfung einer solchen Demütigung zu bestehen hat; sie wird hoffentlich am raschesten dazu führen, daß sich Deutschland gegenüber einem ungebildetem [recte ungebildeten] englischen, französischen u. italienischen Gesindel endlich auf seine eigene Würde besinnt. Begleitrede von Lloyd-George 2 ebenfalls rohestes englisches Theater: Alles in Allem ein Jargon von Krämern, die ihren Beruf für das einzige hohe Ziel der Schöpfung ansehen u. gemäß dem Tiefstand ihrer Bildung, nur um gute Geschäfte zu erzielen, mit fresserischen Worten um sich werfen. — — An Sophie (Br.): teile ihr nachträglich mit, daß ich das Jahreshonorar fortbeziehen werde. — An Hertzka (Br.WSLB 278): erkundige mich zunächst nach dem Zweck des Packets [sic], nach Mittler u. formulire schließlich in der eigenen Sache meinen Vorschlag dahin, daß zunächst er sich bezüglich der Summe erklären möge, die er auszugeben wünscht, worauf ich dann erst in die Lage versetzt würde, mich zu äußern, ob ich die Arbeit machen kann oder nicht. Drücke bei dieser Gelegenheit die Erwartung aus, daß er, zumal nachdem 3 Jahre verloren gegangen sind, nicht wieder etwa Krieg oder sonstige Umstände der Edition vorschützen werde, daß er ferner auch nicht erst Proben auf Erfolg suchen, u. schließlich sondern nur meinen Arbeiten den singulären Wert einräumen u. darnach seinen Vorschlag bemessen werde. Diesen Tonfall konnte ich umso ruhiger wagen, als Fräulein Elias neuerdings ihre Bereitwilligkeit aussprach, für Fr. Deutsch einzuspringen u. als auch nach Lie-Liechens gutem Rat schließlich auch noch Ba- {569} ron Alphons speziell für den 2. Halbband dürfte herangezogen werden können. — — Der deutsche Kaiser wendet sich an das deutsche Volk, 3 dem er die Note der Alliierten 4 in schärfste Beleuchtung rückt. — © Transcription Marko Deisinger. |
January 13, 1917. Very fine day.
— LetterOJ 12/52, [1] from Fritz Mendl : he invites me to visit him on Monday, but tells me already that his sister has established a stipend for impecunious composers, the awarding of which she has assigned to me alone; that, further, she has bequeathed to me an annuity of 2,000 Kronen for the duration of my life, payable in two installments, together with the sum of 5,000 Kronen. There is, however, no mention in this letter of that application to the Bankverein. The annual sum of 2,000 Kronen is thus the first money which I have received without lifting my pen, a substitute, probably belated, for a great deal of work in lessons and writings which I have produced almost without any compensation! *{568} Letter from Franz Mittler , from the front; he thanks me for Opus 109 , especially for the courage with which I have spoken out against the press as the principal malady; in the end he asks for clarification of a passage in m. 15 and the change of tempo in the first Allegro . — Inheritance tax raised to 61 Kronen! — The Allied Powers' note to Wilson, 1 a typically English grotesquerie. The wealthy shopkeeper merely stamps with his foot, as if he were the only gentleman in Europe and addresses the Central Powers in the manner of stock-market jobbers when they speak to their valets. For my part, I regard it as a good stroke of fate that Germany has to endure the difficult test of such indignity; it will, I hope, lead most quickly to Germany finally thinking about its own dignity compared to the uneducated English, French and Italian riff-raff. The accompanying speech by Lloyd George 2 is likewise the crudest English theater: all things considered, a jargon of merchants, who regard their profession as the only lofty goal of creation and, in accordance with the low state of their education, throw poisonous words about them merely to gain good business deals. — — Letter to Sophie: I inform her belatedly that the annual stipend will continue. — Letter WSLB 278 to Hertzka : at first I ask about the purpose of the package, I tell him what Mittler wrote, and finally I set down my recommendation regarding my own matter, that he first clarifies things with regard to the sum that he wishes to dispense: only then will I be in a position to say whether I am or am not able to produce the work. On this occasion I express my expectation that he, after three years have been lost, should not plead the war, say, or some other circumstances of the publishing house as an excuse, that he should not seek to make tests for success, but should merely concede the unique value of my works and measure his suggestion accordingly. I was able to risk using this tone of voice with all the more self-composure since Miss Elias had recently expressed her willingness to step in for Mrs. Deutsch, and also after Lie-Liechen's sage advice that even Baron {569} Alphons could be prevailed upon specifically for the second half-volume . — — The German emperor addresses the German people, 3 to whom he portrays the Allied diplomatic note 4 in its most intense light. — © Translation William Drabkin. |
13. I. 17 Sehr schöner Tag.
— Von Fritz Mendl (Br.OJ 12/52, [1]): ladet mich zu einem Besuch für Montag ein, teilt mir aber schon jetzt mit, daß seine Schwester ein Stipendium für mittellose Komponisten errichtet habe, dessen Verleihungsrecht sie mir allein übertragen habe, wie ferner, daß sie mir lebenslänglich eine jährliche Rente von 2000 Kronen in zwei Raten zahlbar nebst 5000 Kronen vermacht habe. Jenes Auftrages an den Bankverein ist in diesem Briefe aber nicht gedacht. Die jährliche Summe von 2000 Kronen ist nun das erste Geld, das ich ohne Federstrich erhalte, ein wohl später Ersatz für gar viel Arbeit an Stunden u. Werken, die ich beinahe unentgeltlich geleistet habe! *{568} Von Franz Mittler Brief von der Front; dankt für opus 109, insbesondere für den Mut, mit dem ich gegen die Presse als das Hauptübel auftrete; erbittet schließlich Aufklärung über eine Stelle T. 15 u. den Tempowechsel im ersten Allegro. — Erwerbsteuer erhöht auf 61 Kronen. ! — Die Note der Alliierten an Wilson 1 eine echt englische Groteske. Der reiche Krämer stampft nur einfach mit dem Fuße auf, als wäre er der alleinige Herr in Europa u. flegelt die Zentralmächte nach Art von Börsenjobbern an, wenn sie zu ihren Kammerdienern sprechen. Für mein Teil halte ich es für eine gute Fügung, daß Deutschland die harte Prüfung einer solchen Demütigung zu bestehen hat; sie wird hoffentlich am raschesten dazu führen, daß sich Deutschland gegenüber einem ungebildetem [recte ungebildeten] englischen, französischen u. italienischen Gesindel endlich auf seine eigene Würde besinnt. Begleitrede von Lloyd-George 2 ebenfalls rohestes englisches Theater: Alles in Allem ein Jargon von Krämern, die ihren Beruf für das einzige hohe Ziel der Schöpfung ansehen u. gemäß dem Tiefstand ihrer Bildung, nur um gute Geschäfte zu erzielen, mit fresserischen Worten um sich werfen. — — An Sophie (Br.): teile ihr nachträglich mit, daß ich das Jahreshonorar fortbeziehen werde. — An Hertzka (Br.WSLB 278): erkundige mich zunächst nach dem Zweck des Packets [sic], nach Mittler u. formulire schließlich in der eigenen Sache meinen Vorschlag dahin, daß zunächst er sich bezüglich der Summe erklären möge, die er auszugeben wünscht, worauf ich dann erst in die Lage versetzt würde, mich zu äußern, ob ich die Arbeit machen kann oder nicht. Drücke bei dieser Gelegenheit die Erwartung aus, daß er, zumal nachdem 3 Jahre verloren gegangen sind, nicht wieder etwa Krieg oder sonstige Umstände der Edition vorschützen werde, daß er ferner auch nicht erst Proben auf Erfolg suchen, u. schließlich sondern nur meinen Arbeiten den singulären Wert einräumen u. darnach seinen Vorschlag bemessen werde. Diesen Tonfall konnte ich umso ruhiger wagen, als Fräulein Elias neuerdings ihre Bereitwilligkeit aussprach, für Fr. Deutsch einzuspringen u. als auch nach Lie-Liechens gutem Rat schließlich auch noch Ba- {569} ron Alphons speziell für den 2. Halbband dürfte herangezogen werden können. — — Der deutsche Kaiser wendet sich an das deutsche Volk, 3 dem er die Note der Alliierten 4 in schärfste Beleuchtung rückt. — © Transcription Marko Deisinger. |
January 13, 1917. Very fine day.
— LetterOJ 12/52, [1] from Fritz Mendl : he invites me to visit him on Monday, but tells me already that his sister has established a stipend for impecunious composers, the awarding of which she has assigned to me alone; that, further, she has bequeathed to me an annuity of 2,000 Kronen for the duration of my life, payable in two installments, together with the sum of 5,000 Kronen. There is, however, no mention in this letter of that application to the Bankverein. The annual sum of 2,000 Kronen is thus the first money which I have received without lifting my pen, a substitute, probably belated, for a great deal of work in lessons and writings which I have produced almost without any compensation! *{568} Letter from Franz Mittler , from the front; he thanks me for Opus 109 , especially for the courage with which I have spoken out against the press as the principal malady; in the end he asks for clarification of a passage in m. 15 and the change of tempo in the first Allegro . — Inheritance tax raised to 61 Kronen! — The Allied Powers' note to Wilson, 1 a typically English grotesquerie. The wealthy shopkeeper merely stamps with his foot, as if he were the only gentleman in Europe and addresses the Central Powers in the manner of stock-market jobbers when they speak to their valets. For my part, I regard it as a good stroke of fate that Germany has to endure the difficult test of such indignity; it will, I hope, lead most quickly to Germany finally thinking about its own dignity compared to the uneducated English, French and Italian riff-raff. The accompanying speech by Lloyd George 2 is likewise the crudest English theater: all things considered, a jargon of merchants, who regard their profession as the only lofty goal of creation and, in accordance with the low state of their education, throw poisonous words about them merely to gain good business deals. — — Letter to Sophie: I inform her belatedly that the annual stipend will continue. — Letter WSLB 278 to Hertzka : at first I ask about the purpose of the package, I tell him what Mittler wrote, and finally I set down my recommendation regarding my own matter, that he first clarifies things with regard to the sum that he wishes to dispense: only then will I be in a position to say whether I am or am not able to produce the work. On this occasion I express my expectation that he, after three years have been lost, should not plead the war, say, or some other circumstances of the publishing house as an excuse, that he should not seek to make tests for success, but should merely concede the unique value of my works and measure his suggestion accordingly. I was able to risk using this tone of voice with all the more self-composure since Miss Elias had recently expressed her willingness to step in for Mrs. Deutsch, and also after Lie-Liechen's sage advice that even Baron {569} Alphons could be prevailed upon specifically for the second half-volume . — — The German emperor addresses the German people, 3 to whom he portrays the Allied diplomatic note 4 in its most intense light. — © Translation William Drabkin. |
Footnotes1 "Die Antwort der Entente an Wilson. Der Wortlaut der Note," Neue Freie Presse, No. 18819, January 13, 1917, morning edition, p. 2. On December 21, 1916, the American president, Woodrow Wilson, sent a peace initiative to the combatants in the war. In their reply to Wilson, the Allies stressed the guilt of Germany and her collaborators alone, and enumerated several peace conditions that were hardly acceptable to the Central Powers. 2 "Die Guildhallrede Lloyd-Georges. Ausführlicher Bericht," Neue Freie Presse, No. 18819, January 13, 1917, morning edition, pp. 2-3. 3 "Kaiser Wilhelm an das deutsche Volk," Neue Freie Presse, No. 18819, January 13, 1917, evening edition, p. 1. 4 The Allies' reply to Woodrow Wilson's peace initiative of December 21, 1916; which stressed the guilt of Germany and her collaborators alone, and enumerated several peace conditions that were hardly acceptable to the Central Powers. |