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OJ 12/52, [1] - Typewritten letter from Fritz Mendl to Schenker, dated January 12, 1917
⇧ [device] FUTTERMITTEL-ZENTRALE DER PRÄSIDENT ⇧ Wien, 12. Januar 1917. Sehr geehrter Herr Doktor! 1 In Vollstreckung des Testamentes meiner am 5. ds. Mts. verstorbenen Schwester Sofie Deutsch beehre ich mich, Sie zu verständigen, dass meine Schwester in diesem ihrem Testamente Stipendien an mittellose tüchtige Komponisten und ebensolche Kompositionsschüler vorgesehen und angeordnet hat, dass die jeweilige jährliche Entscheidung über diese Stipendien Ihnen zustehen soll. 2 In dieser Angelegenheit erachte ich zwecks glatter und einheitlicher Durchführung des Willens der Verstorbenen eine Besprechung für zweckmässig und ersuche Sie, mich am Montag, den 15. ds. Mts., um 12 Uhr Vormittag in der Futtermittel-Zentrale, I., Trattnerhof 1, IV. Stock, mit Ihrem Besuche beehren zu wollen. 3 Da es leider häufig vorkommt, dass ich plötzlich abberufen werde, bitte ich, sich auf jeden Fall {2} gegen 11 Uhr telefonisch – No.16546, 12166, 17375 – zu vergewissern, dass ich in der Futtermittel-Zentrale anwesend bin. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, Sie auch zu verständigen, dass meine Schwester letztwillig verfügt hat, dass Ihnen jährlich K 2000.-- in zwei Jahresraten à K 1000.-- am 1. Januar und 1. Juli jedes Jahres auszuzahlen sind und Ihnen ausserdem ein Legat von K 5000.-- vermacht hat. 4 © Transcription Ian Bent, 2006, 2021 |
In the execution of the will of my sister Sofie Deutsch, deceased the 5th of this month, I have the honor of notifying you that my sister in this her will has designated and ordered stipends for impecunious skilled composers and similarly qualified composition pupils, [and] that the annual determination as to these stipends on each occasion should be in your gift. 2 In this matter, I deem it advisable in the interests of a smooth and consistent implementation of the wishes of the deceased to hold a discussion, and I request you to do me the honor of calling on me on Monday the 15th of this month at 12 noon in the Feeding Stuff Center, [Vienna] I, Trattnerhof 1, 4th floor. 3 Since it unfortunately often happens that I am called away suddenly, I ask you in any case {2} to ascertain by telephone at 11 a.m. — No. 16546, 12166, 17375 — that I am on the premises in the Feeding Stuff Center. I take this opportunity also to notify you that my sister decreed in her will that 2,000 Kronen are to be paid to you each year in two installments of 1,000 Kronen on January 1 and July 1 of each year, and has in addition left you a legacy of 5,000 Kronen. 4 © Translation Ian Bent, 2006, 2021 |
⇧ [device] FUTTERMITTEL-ZENTRALE DER PRÄSIDENT ⇧ Wien, 12. Januar 1917. Sehr geehrter Herr Doktor! 1 In Vollstreckung des Testamentes meiner am 5. ds. Mts. verstorbenen Schwester Sofie Deutsch beehre ich mich, Sie zu verständigen, dass meine Schwester in diesem ihrem Testamente Stipendien an mittellose tüchtige Komponisten und ebensolche Kompositionsschüler vorgesehen und angeordnet hat, dass die jeweilige jährliche Entscheidung über diese Stipendien Ihnen zustehen soll. 2 In dieser Angelegenheit erachte ich zwecks glatter und einheitlicher Durchführung des Willens der Verstorbenen eine Besprechung für zweckmässig und ersuche Sie, mich am Montag, den 15. ds. Mts., um 12 Uhr Vormittag in der Futtermittel-Zentrale, I., Trattnerhof 1, IV. Stock, mit Ihrem Besuche beehren zu wollen. 3 Da es leider häufig vorkommt, dass ich plötzlich abberufen werde, bitte ich, sich auf jeden Fall {2} gegen 11 Uhr telefonisch – No.16546, 12166, 17375 – zu vergewissern, dass ich in der Futtermittel-Zentrale anwesend bin. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, Sie auch zu verständigen, dass meine Schwester letztwillig verfügt hat, dass Ihnen jährlich K 2000.-- in zwei Jahresraten à K 1000.-- am 1. Januar und 1. Juli jedes Jahres auszuzahlen sind und Ihnen ausserdem ein Legat von K 5000.-- vermacht hat. 4 © Transcription Ian Bent, 2006, 2021 |
In the execution of the will of my sister Sofie Deutsch, deceased the 5th of this month, I have the honor of notifying you that my sister in this her will has designated and ordered stipends for impecunious skilled composers and similarly qualified composition pupils, [and] that the annual determination as to these stipends on each occasion should be in your gift. 2 In this matter, I deem it advisable in the interests of a smooth and consistent implementation of the wishes of the deceased to hold a discussion, and I request you to do me the honor of calling on me on Monday the 15th of this month at 12 noon in the Feeding Stuff Center, [Vienna] I, Trattnerhof 1, 4th floor. 3 Since it unfortunately often happens that I am called away suddenly, I ask you in any case {2} to ascertain by telephone at 11 a.m. — No. 16546, 12166, 17375 — that I am on the premises in the Feeding Stuff Center. I take this opportunity also to notify you that my sister decreed in her will that 2,000 Kronen are to be paid to you each year in two installments of 1,000 Kronen on January 1 and July 1 of each year, and has in addition left you a legacy of 5,000 Kronen. 4 © Translation Ian Bent, 2006, 2021 |
Footnotes
1 Receipt of
this letter is recorded in Schenker’s diary at January 13, 1917: “Von Fritz Mendl (Br.):
ladet mich zu einen Besuch für Montag ein, teilt mir aber schon jetzt mit, daß seine
Schwester ein Stipendium für mittellose Komponisten errichtet habe, dessen
Verleihungsrecht sie nur mir allein übertragen habe, wie ferner, daß sie mir
lebenslänglich eine jährliche Rente von 2000 Kronen in zwei Raten zahlbar nebst 5000
Kronen vermacht habe. Jenes Auftrages an den Bankverein ist in diesem Briefe aber nicht
gedacht. Die jährliche Summe von 2000 Kronen ist nur das erste Geld, das ich ohne
Federstrich erhalte, ein wohl später Ersatz für gar viel Arbeit an Stunden u. Werken die
ich beinahe unentgeltlich geleistet habe!” 2 Cf. correspondence with August Halm: DLA 69.930/4, December 9, 1918, which describes the bequest and states that it is still held up in the courts, and offers Heinrich 1,600 Kronen; OJ 11/35, 10, December 14; DLA 69.930/6, December 28; OJ 11/35, [10a], December 31; OJ 11/35, 9d, January 12, 1919; DLA 69.930/13, October 6, 1924, indicating that disposition of the money has been ceded to the Vienna Conservatory.
3 Schenker’s diary for January 15, 1917 gives a report of this meeting: “ Um 12h bei Fritz Mendl: wiederholt, was er schon schriftlich
mitgeteilt hat, bekennt sich aber auch als Mitwisser jenes Auftrages, den Fr. D. an den
Bankverein gegeben hat. Er meinte, ich sollte mich an Dr. Türkel wenden u. es
würde sich die Sache unter dem Titel einer Interpretation wohl schon noch machen lassen.
Mit Absicht erwähnte ich der Schwierigkeit, in die Wallmodengasse hinauszukommen, doch
ließ sich M. nicht zu dem Einfall noch immer bequemen, uns das Automobil zur Rückreise zur
Verfügung zu stellen ‒ desto besser für uns. Eingermaßen kleinlich war ja auch, daß er den
Auftrag dessen Form er eingegeben, nicht sofort zu dem seinigen gemacht hat, wie wir denn
auch sonst überrascht waren darüber, daß er daß uns zukommende Geld nicht gleich selbst
zur Auszahlung brachte. Er erzählte uns wie er tags zuvor, Sonntag, sich dem Jagdvergnügen
hingegeben, was speziell mir zur Lehre diente, den Trauerfall uns daher nicht näher gehen
zu lassen, als er dem eigenen Bruder der Verstorbenen nahegieng.” 4 These provisions should be seen in conjunction with those awarded to Schenker by Sofie Deutsch on January 26, 1916 OJ 10/4, [1]. |
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Commentary
Digital version created: 2021-09-22 |