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25. IV. 17 +3°, schöner Tag, blauer Himmel.

— Von Sophie (K.): zur Begleitung des Packets [sic] mit Rechnung[s]legung; erzählt auch, daß Dr. Moses von Mozio Kr. 10000 entliehen habe. — Von Winternitz , sagt Kohle zu, doch ohne zu garantieren. — Von Vrieslander (Br.): ist über die neueste Wendung erfreut u. teilt den Inhalt des Albums mit. — Zur Musterung angemeldet. —

— Im Caféhaus endlich den „ Kunstwart “ zu Gesicht bekommen; ein kurioser Aufsatz von Artur Liebscher : 1 oberflächlichstes Annaehmen meiner Arbeiten, in grotesker Weise: mit Vorbehalten – vorbehaltlos! Der Verfasser gibt die Kraft der meiner Argumente zu, u. de mnen zufolge z. B. Bülow als Herausgeber der Beethoven-Sonaten preis, kann sich aber offenbar einen entgötterten Bülow nicht denken u. zieht, wie Don Quichote, zu seinem Schutze aus, indem er einen Angriff von meiner Seite annimmt, den ich nie erhoben habe. Er sagt nämlich, daß ich Bülow einen inferioren Instinkt vorgeworfen hätte, wo ich die Distanz dieses Instinktes in Wahrheit doch nur gegenüber dem eines Beethoven abgemessen habe u. im übrigen ausdrücklich die Superiorität Bülows über andere Musiker u. Laien hervorhob. Nicht minder possierlich liest sich die Polemik wider meine – Polemik; offenbar ist es dem Verfasser entgangen, daß er es nur meiner Polemik zu danken hat, wenn er sich heute mit den Beethoven-Ausgaben überhaupt beschäftigt. Alles in allem trägt er den gebotenen Dank an mich zwar warm genug ab, nur scheint er zu glauben, ich hätte dasselbe Ziel, für dessen Erreichung er soeben dankt, wohl auch auf an­ deren Wegen erreichen können. Dieser Mangel an Erkenntnis soll dem Verfasser nicht weiter vorgeworfen werden; er dürfte denn doch zu kurzhirnig sein, um den Zusammenhang Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu verstehen, wie sich das eben aus seiner Haltung zeigt, die zwar das Resultat billigt, aber nicht die Mittel, mit denen es erreicht wurde. — An Hertzka (Br.WSLB 286): Anmerkung zu Liebscher ; {661} ob er geneigt sei Schraders Rezension 2 gelesen? ersuche [sic] an Schlaikjer per Adresse: „T gägliche Rundschau“ (Berlin) op. 111 auf meine Rechnung zu schicken; sondire endlich nach einer eventuellen g Geneigtheit, das Em. Bach-Album Vrieslanders zu drucken. — An Sophie (Br.): über die Begegnung mit Mozio u. das Resultat; ersuche Dr. Moses davon zu verständigen. — An Gärtner (K.): stelle Samstag bezw. Montag abend zur Verfügung. —

— An Fl. (Br.OJ 6/6, [3] nach Wien): mit erbetenem Bericht über die letzten Ereignisse; Lie-Liechen erkundigt sich im selben Brief nach Wallys Mittelohrentzündung. — Breisach erscheint nicht, hat aber auch versäumt sich anzusagen, wie es vereinbart worden. —

© Transcription Marko Deisinger.

April 25, 1917. +3°, a beautiful day, blue sky.

— Postcard from Sophie: to accompany the package, with the account; she also says that Dr. Moses Schenker has borrowed 10,000 Kronen from Mozio. — From Winternitz : he agrees to provide coal, but without guaranteeing to do so. — Letter from Vrieslander : he is delighted with the latest turn of events and communicates the content of the album. — I report for the army physical examination. —

— In the coffee house, I finally see a copy of Der Kunstwart . A strange article by Artur Liebscher ; 1 the most superficial acceptance of my works, in a grotesque way: with reservations – unreservedly! The author admits the strength of my arguments and accordingly dismisses, for example, Bülow as an editor of the Beethoven sonatas; but he apparently cannot conceive of a de-deified Bülow and, like Don Quixote, runs to his aid by assuming an attack upon him that I never made. He says, namely, that I accused Bülow of having an "inferior instinct," whereas in fact I was only measuring the scope of his instinct in comparison with Beethoven's and, moreover, was expressly emphasizing Bülow's superiority to other musicians and laymen. No less ridiculous were his polemics – against my polemics; evidently the author failed to realize that it is only thanks to my polemics that he is today occupied with these Beethoven editions at all. All things considered, he conveys the thanks due to me with sufficient warmth; but he appears to believe that I could have reached the same goal – the achievement of which he has just thanked me – by other means. The author should not be criticized further for this lack of understanding; he is probably too "short-brained" to understand the connections between cause and effect, as shown by his attitude, which approves the results but not the means by which they were achieved. — LetterWSLB 286 to Hertzka : a remark about Liebscher ; {661} has he seen Schrader's review? 2 I ask him to send a copy of Op. 111 to Schlaikjer at the address of the Tägliche Rundschau (Berlin), at my expense; finally I probe him about a possible inclination to publish Vrieslander's album of works by C. P. E. Bach . — Letter to Sophie about my meeting with Mozio, and the outcome; I ask her to inform Dr. Moses Schenker of it. — Postcard to Gärtner : I am available on Saturday or Monday evening. —

LetterOJ 6/6, [3] to Floriz (sent to his address in Vienna), with the requested report of the most recent events; in the same letter, Lie-Liechen enquires about Vally's infection of the middle ear. — Breisach does not appear, but he has forgotten to tell me how things were agreed.

© Translation William Drabkin.

25. IV. 17 +3°, schöner Tag, blauer Himmel.

— Von Sophie (K.): zur Begleitung des Packets [sic] mit Rechnung[s]legung; erzählt auch, daß Dr. Moses von Mozio Kr. 10000 entliehen habe. — Von Winternitz , sagt Kohle zu, doch ohne zu garantieren. — Von Vrieslander (Br.): ist über die neueste Wendung erfreut u. teilt den Inhalt des Albums mit. — Zur Musterung angemeldet. —

— Im Caféhaus endlich den „ Kunstwart “ zu Gesicht bekommen; ein kurioser Aufsatz von Artur Liebscher : 1 oberflächlichstes Annaehmen meiner Arbeiten, in grotesker Weise: mit Vorbehalten – vorbehaltlos! Der Verfasser gibt die Kraft der meiner Argumente zu, u. de mnen zufolge z. B. Bülow als Herausgeber der Beethoven-Sonaten preis, kann sich aber offenbar einen entgötterten Bülow nicht denken u. zieht, wie Don Quichote, zu seinem Schutze aus, indem er einen Angriff von meiner Seite annimmt, den ich nie erhoben habe. Er sagt nämlich, daß ich Bülow einen inferioren Instinkt vorgeworfen hätte, wo ich die Distanz dieses Instinktes in Wahrheit doch nur gegenüber dem eines Beethoven abgemessen habe u. im übrigen ausdrücklich die Superiorität Bülows über andere Musiker u. Laien hervorhob. Nicht minder possierlich liest sich die Polemik wider meine – Polemik; offenbar ist es dem Verfasser entgangen, daß er es nur meiner Polemik zu danken hat, wenn er sich heute mit den Beethoven-Ausgaben überhaupt beschäftigt. Alles in allem trägt er den gebotenen Dank an mich zwar warm genug ab, nur scheint er zu glauben, ich hätte dasselbe Ziel, für dessen Erreichung er soeben dankt, wohl auch auf an­ deren Wegen erreichen können. Dieser Mangel an Erkenntnis soll dem Verfasser nicht weiter vorgeworfen werden; er dürfte denn doch zu kurzhirnig sein, um den Zusammenhang Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu verstehen, wie sich das eben aus seiner Haltung zeigt, die zwar das Resultat billigt, aber nicht die Mittel, mit denen es erreicht wurde. — An Hertzka (Br.WSLB 286): Anmerkung zu Liebscher ; {661} ob er geneigt sei Schraders Rezension 2 gelesen? ersuche [sic] an Schlaikjer per Adresse: „T gägliche Rundschau“ (Berlin) op. 111 auf meine Rechnung zu schicken; sondire endlich nach einer eventuellen g Geneigtheit, das Em. Bach-Album Vrieslanders zu drucken. — An Sophie (Br.): über die Begegnung mit Mozio u. das Resultat; ersuche Dr. Moses davon zu verständigen. — An Gärtner (K.): stelle Samstag bezw. Montag abend zur Verfügung. —

— An Fl. (Br.OJ 6/6, [3] nach Wien): mit erbetenem Bericht über die letzten Ereignisse; Lie-Liechen erkundigt sich im selben Brief nach Wallys Mittelohrentzündung. — Breisach erscheint nicht, hat aber auch versäumt sich anzusagen, wie es vereinbart worden. —

© Transcription Marko Deisinger.

April 25, 1917. +3°, a beautiful day, blue sky.

— Postcard from Sophie: to accompany the package, with the account; she also says that Dr. Moses Schenker has borrowed 10,000 Kronen from Mozio. — From Winternitz : he agrees to provide coal, but without guaranteeing to do so. — Letter from Vrieslander : he is delighted with the latest turn of events and communicates the content of the album. — I report for the army physical examination. —

— In the coffee house, I finally see a copy of Der Kunstwart . A strange article by Artur Liebscher ; 1 the most superficial acceptance of my works, in a grotesque way: with reservations – unreservedly! The author admits the strength of my arguments and accordingly dismisses, for example, Bülow as an editor of the Beethoven sonatas; but he apparently cannot conceive of a de-deified Bülow and, like Don Quixote, runs to his aid by assuming an attack upon him that I never made. He says, namely, that I accused Bülow of having an "inferior instinct," whereas in fact I was only measuring the scope of his instinct in comparison with Beethoven's and, moreover, was expressly emphasizing Bülow's superiority to other musicians and laymen. No less ridiculous were his polemics – against my polemics; evidently the author failed to realize that it is only thanks to my polemics that he is today occupied with these Beethoven editions at all. All things considered, he conveys the thanks due to me with sufficient warmth; but he appears to believe that I could have reached the same goal – the achievement of which he has just thanked me – by other means. The author should not be criticized further for this lack of understanding; he is probably too "short-brained" to understand the connections between cause and effect, as shown by his attitude, which approves the results but not the means by which they were achieved. — LetterWSLB 286 to Hertzka : a remark about Liebscher ; {661} has he seen Schrader's review? 2 I ask him to send a copy of Op. 111 to Schlaikjer at the address of the Tägliche Rundschau (Berlin), at my expense; finally I probe him about a possible inclination to publish Vrieslander's album of works by C. P. E. Bach . — Letter to Sophie about my meeting with Mozio, and the outcome; I ask her to inform Dr. Moses Schenker of it. — Postcard to Gärtner : I am available on Saturday or Monday evening. —

LetterOJ 6/6, [3] to Floriz (sent to his address in Vienna), with the requested report of the most recent events; in the same letter, Lie-Liechen enquires about Vally's infection of the middle ear. — Breisach does not appear, but he has forgotten to tell me how things were agreed.

© Translation William Drabkin.

Footnotes

1 Artur Liebscher, "Musikalische Urtextausgaben," Deutscher Wille des Kunstwarts, No. 14, April 1917, 30th year, pp. 82-84; a clipping is preserved in Schenker's scrapbook, OC 2/p. 52.

2 Probably Bruno Schrader, "Musikbriefe. Aus Berlin," Neue Zeitschrift für Musik, No. 49, December 1, 1916, 83rd year, pp. 386-389 (mentions Beethovens neunte Symphonie and the Erläuterungsausgaben of Op. 109, 110 and 111), and "Musikbrief. Aus Berlin," Neue Zeitschrift für Musik, No. 9, March 1, 1917, 84th year, pp. 74-76 (mentions the edition of Bach's Chromatic Fantasy and Fugue); clippings of these are preserved in Schenker's scrapbook (OC 2/p. 52).