Browse by
OC 54/111 - Typed letter from Otto Erich Deutsch to Schenker, dated January 8, 1927
Ihre Begleitbriefe samt der Abschrift des Vertrages (der merkwürdiger Weise undatiert ist) habe ich zugleich mit Ihrem Briefe erhalten und danke für alles. 2 Ihre Mitteilungen über Dr. Einstein sind mir zur Instruktion von Wert, obzwar ich in diesem Falle nach wie vor Ihren Pessimismus nicht teilen kann. Item: der Dreimaskenverlag hat gestern noch unseren Antrag angenommen. Wenn es für Ihre Frau Gemahlin nicht all zu viel Mühe macht, so wäre ich für Exzerpte aus den Briefen des DMV, soweit sie nach dem Vertrag geschrieben sind, sehr verbunden. Es handelte sich um Abschriften der wesentlichen Stellen nur. Ich habe heute mit Dr. Haas über das Projekt eines Photogramm-Archives für musikalische Meistermanuskripte gesprochen. Er ist dafür begeistert und glaubt mit mir, dass das Archiv wird leicht {2} in der Nationalbibliothek untergebracht werden können. Ich möchte es als Stiftung Hoboken dort bezeichnet wissen und denke mir, dass intern Sie und Haas mit Herrn van Hoboken, der das Geschäftliche führen müsste, die sachliche Verwaltung übernehmen sollten. Haas ist damit sehr einverstanden. Ich erfuhr zufällig, dass das Beethoven-Haus (die Bonner Patrizier, die dem Wiener Schubert-Museum durch Schuld der Gemeinde fehlen) eine Sammlung aller Handschriften Bs. in Photographie vorbereitet, was auf dem Kongress – hoffentlich zugleich mit unserem Plane – verlautbart werden dürfte. In England soll ein Musikgelehrter die Handschriften Bachs so sammeln. Vielleicht ist dort auch für Händel schon der Boden bereitet. Dann beliebe uns vor allem Mozart, Haydn und Schubert. Es ist aber in keinem Falle als Konkurrenz anzusehen, wenn andere Faktioren nun endlich in derselben Richtung tätig sind. Das erleichtert nur unsere Arbeit, und wir werden hier natürlich mindesstens die Positive jener Stücke haben, die schon anderswo im Negativ ge{3}sammelt werden. Unser Plan, bei dem ich natürlich nur eine anregende Rolle spiele, soll vorläufig geheim bleiben. Herr van Hoboken, dem für den ich daraus eine wertvolle Bereicherung seines Tun verspreche erwarte , wird mit Ihnen wohl noch beim Hubermann-Konzert darüber sprechen. 3 Nach meiner Rückkehr werde ich Ihnen, sehr durch Vorträge bedrängt, wenigstens einen kurzen Bescheid über den Verlauf der Münchener Verhandlungen geben. Bitte, machen Sie sich darauf gefasst, schon in den nächsten Wochen Korrekturen von Waldheim zu bekommen. Ich nehme an, dass Ihr Manuskript so vollkommen ist, dass es wenig nur zu ändern geben wird. Sollten Sie wegen der Urlinien noch Bedenken habe, so wird es sich empfehlen, selbst in die Setzerei zu gehen, um einmal nach dem Rechten zu schauen. Ich bin glücklich, Ihrer guten Sache praktisch nützlich sein zu können. © Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
I received your covering letter together with the copy of the contract (which, remarkably, is undated) at the same time as your letter, and I thank you for everything. 2 Your communications about Dr. Einstein are usefully informative for me, even though in this case I can share your pessimism no more now than before. In addition, Drei Masken Verlag accepted our proposal yesterday. If it does not create too much work for your wife, I would be most grateful for excerpts from the letters from DMV, insofar as they were written after the contract. It is a question merely of copies of the important passages. I spoke today with Dr. Haas about the project of a Photogram Archive for Musical Manuscripts of Master Composers. He is enthusiastic about it and believes, with me, that the Archive can easily {2} be housed in the National Library. I should like it to be identified there as the Hoboken Endowment, and I suppose that you and Haas, together with Mr Hoboken (who will have to take care of the financial side), ought to assume the internal functional administration. Haas very much agrees with this. I discovered by chance that the Beethoven House (the patricians of Bonn, the likes of which are missing from the Schubert Museum in Vienna through the fault of the community) is preparing a collection of all of Beethoven’s manuscripts in photographic reproduction; something that could be announced – together with our plans, I hope – at the [Beethoven] Congress. In England, a musical scholar is apparently collecting the autograph manuscripts of Bach in this way. Perhaps the ground has already been prepared for Handel, too. Then there remains for us Mozart, Haydn, and Schubert above all. It is, however, in no way to be regarded as competition if other parties are, finally, active in the same direction. That will only make our work easier, and we shall naturally have here the positive prints of those pieces that elsewhere have been collected in negative format. {3} Our plan, in which I shall of course play only an encouraging role, should for the moment be kept secret. Mr. Hoboken, from whom I expect a valuable increase in activity as a result of this, will probably speak to you about it at the Huberman concert. 3 After my return, though I am hard pressed for time on account of lectures, I shall at least give you a short account of the progress of the Munich dealings. Please be prepared to receive proofs from Waldheim in the coming weeks. I gather that your manuscript is so complete that there will be little to change. If you still harbor doubts about the Urlinie [pages], then you would be well advised to go to the printing house yourself, to see that everything is in order. I am happy to be able to be of practical use to your worthy cause. © Translation William Drabkin, 2013 |
Ihre Begleitbriefe samt der Abschrift des Vertrages (der merkwürdiger Weise undatiert ist) habe ich zugleich mit Ihrem Briefe erhalten und danke für alles. 2 Ihre Mitteilungen über Dr. Einstein sind mir zur Instruktion von Wert, obzwar ich in diesem Falle nach wie vor Ihren Pessimismus nicht teilen kann. Item: der Dreimaskenverlag hat gestern noch unseren Antrag angenommen. Wenn es für Ihre Frau Gemahlin nicht all zu viel Mühe macht, so wäre ich für Exzerpte aus den Briefen des DMV, soweit sie nach dem Vertrag geschrieben sind, sehr verbunden. Es handelte sich um Abschriften der wesentlichen Stellen nur. Ich habe heute mit Dr. Haas über das Projekt eines Photogramm-Archives für musikalische Meistermanuskripte gesprochen. Er ist dafür begeistert und glaubt mit mir, dass das Archiv wird leicht {2} in der Nationalbibliothek untergebracht werden können. Ich möchte es als Stiftung Hoboken dort bezeichnet wissen und denke mir, dass intern Sie und Haas mit Herrn van Hoboken, der das Geschäftliche führen müsste, die sachliche Verwaltung übernehmen sollten. Haas ist damit sehr einverstanden. Ich erfuhr zufällig, dass das Beethoven-Haus (die Bonner Patrizier, die dem Wiener Schubert-Museum durch Schuld der Gemeinde fehlen) eine Sammlung aller Handschriften Bs. in Photographie vorbereitet, was auf dem Kongress – hoffentlich zugleich mit unserem Plane – verlautbart werden dürfte. In England soll ein Musikgelehrter die Handschriften Bachs so sammeln. Vielleicht ist dort auch für Händel schon der Boden bereitet. Dann beliebe uns vor allem Mozart, Haydn und Schubert. Es ist aber in keinem Falle als Konkurrenz anzusehen, wenn andere Faktioren nun endlich in derselben Richtung tätig sind. Das erleichtert nur unsere Arbeit, und wir werden hier natürlich mindesstens die Positive jener Stücke haben, die schon anderswo im Negativ ge{3}sammelt werden. Unser Plan, bei dem ich natürlich nur eine anregende Rolle spiele, soll vorläufig geheim bleiben. Herr van Hoboken, dem für den ich daraus eine wertvolle Bereicherung seines Tun verspreche erwarte , wird mit Ihnen wohl noch beim Hubermann-Konzert darüber sprechen. 3 Nach meiner Rückkehr werde ich Ihnen, sehr durch Vorträge bedrängt, wenigstens einen kurzen Bescheid über den Verlauf der Münchener Verhandlungen geben. Bitte, machen Sie sich darauf gefasst, schon in den nächsten Wochen Korrekturen von Waldheim zu bekommen. Ich nehme an, dass Ihr Manuskript so vollkommen ist, dass es wenig nur zu ändern geben wird. Sollten Sie wegen der Urlinien noch Bedenken habe, so wird es sich empfehlen, selbst in die Setzerei zu gehen, um einmal nach dem Rechten zu schauen. Ich bin glücklich, Ihrer guten Sache praktisch nützlich sein zu können. © Transcription Kirstie Hewlett, 2013 |
I received your covering letter together with the copy of the contract (which, remarkably, is undated) at the same time as your letter, and I thank you for everything. 2 Your communications about Dr. Einstein are usefully informative for me, even though in this case I can share your pessimism no more now than before. In addition, Drei Masken Verlag accepted our proposal yesterday. If it does not create too much work for your wife, I would be most grateful for excerpts from the letters from DMV, insofar as they were written after the contract. It is a question merely of copies of the important passages. I spoke today with Dr. Haas about the project of a Photogram Archive for Musical Manuscripts of Master Composers. He is enthusiastic about it and believes, with me, that the Archive can easily {2} be housed in the National Library. I should like it to be identified there as the Hoboken Endowment, and I suppose that you and Haas, together with Mr Hoboken (who will have to take care of the financial side), ought to assume the internal functional administration. Haas very much agrees with this. I discovered by chance that the Beethoven House (the patricians of Bonn, the likes of which are missing from the Schubert Museum in Vienna through the fault of the community) is preparing a collection of all of Beethoven’s manuscripts in photographic reproduction; something that could be announced – together with our plans, I hope – at the [Beethoven] Congress. In England, a musical scholar is apparently collecting the autograph manuscripts of Bach in this way. Perhaps the ground has already been prepared for Handel, too. Then there remains for us Mozart, Haydn, and Schubert above all. It is, however, in no way to be regarded as competition if other parties are, finally, active in the same direction. That will only make our work easier, and we shall naturally have here the positive prints of those pieces that elsewhere have been collected in negative format. {3} Our plan, in which I shall of course play only an encouraging role, should for the moment be kept secret. Mr. Hoboken, from whom I expect a valuable increase in activity as a result of this, will probably speak to you about it at the Huberman concert. 3 After my return, though I am hard pressed for time on account of lectures, I shall at least give you a short account of the progress of the Munich dealings. Please be prepared to receive proofs from Waldheim in the coming weeks. I gather that your manuscript is so complete that there will be little to change. If you still harbor doubts about the Urlinie [pages], then you would be well advised to go to the printing house yourself, to see that everything is in order. I am happy to be able to be of practical use to your worthy cause. © Translation William Drabkin, 2013 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/9, p. 3022, January 9, 1927: "Von Deutsch (Br. expr.): erbittet weitere Exzerpte aus Briefen des Verlages, spricht von der Stiftung Hoboken! Namentlich werden Handschriften von Haydn, Mozart, Schubert in Frage kommen, da sich in England u. Frankreich Gelehrte rühren, um Handschriften zu sammeln." ("From Deutsch (express letter): asks for further excerpts of letters from the publisher, speaks about Hoboken's donation! Specifically, autograph manuscripts of Haydn, Mozart, Schubert come into question, since in England and France scholars are keen to collect manuscripts."). 2 Neither letter is known to survive. 3 See diary entry for January 10, 1927. |
|
Commentary
Digital version created: 2014-03-20 |