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OJ 13/25, [10] - Typewritten letter from Rinn to Schenker, dated May 15, 1930
⇧ Der Kunstwart ⇧ ____________________ Schriftleitung: Dr. Hermann Rinn / Verlag Georg D. W. Callwey München NW 12, Finkenstr. 2 ⇧ 15. Mai 1930. Dr. R/A Herrn Dr. Heinrich Schenker Wien, III. Keilgasse 8. Sehr verehrter Herr Dr. Schenker: 1 Es freut mich, dass Ihnen der Vrieslander-Aufsatz gefallen hat. Von seinem Vorbehalt will er offenbar nicht abgehen. Ich kann das als Dilettant nicht würdigen. Schönen Dank für das übersandte Heft 5. 2 Das wäre allerdings ein schönes Thema: "Deutsche Dichter und Musik". 3 Sie würden mir eine grosse Freude machen, wenn Sie es für mich in absehbarer Zeit essayistisch ausarbeiten würden. Ich ziehe sehr gern Musik für den Kunstwart heran. Es ist nur ein so entsetzlicher Mangel an wirklich guten Mitarbeitern für dieses Gebiet, dass ich immer wieder den Mut sinken lasse. Berrsche, der fabelhaft lebendig, unmittelbar und hinreissend schreibt, ist entsetzlich schreibfaul. Es ist fast unmöglich, einen einzigen Aufsatz im Jahr von ihm herauszuquetschen. Die andern ⇧ Autoren ⇧ sind entweder überlastet oder schreiben zu fachlich. Auch Vrieslander macht davon keine Ausnahme, ich finde ihn für meine Zwecke NB! zu umständlich, zu feierlich – er müsste mehr "écrivain" sein, und man erreichte das Ziel viel leichter. Ich wiederhole es daher, dass ich mich freuen würde, wenn Sie wieder einmal für mich zur Feder greifen würden. Auch wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den einen oder andern Mitarbeiter nachweisen könnten, der Ihnen aus Ihrer reichen Erfahrung bekannt ist; ich bin wirklich verlegen darum. Was denken Sie übrigens dazu, dass Sie mir nach Laune und Gelegenheit Glossenhaftes aus dem Gebiet der Musik geben würden? 4 Es muss ja nicht immer ein Aufsatz sein, und man kann auch {2} in der Glossenform sehr vieles sagen. Dank für den Hinweis auf Professor Deutsch, 5 der mir allerdings nur dem Namen nach bekannt ist. Ich werde ihn einladen. Dabei darf ich mich doch auf Sie berufen? Berrsche wird nichts dagegen haben. Der Vrieslander-Aufsatz erscheint nun doch erst – leider, es ergaben sich unvorhergesehene, unüberwindbare Schwierigkeiten – im Juni. 6 Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich das Bild 7 diesmal nicht bringe. Ich muss zurzeit derart haushalten, dass ich schliesslich davon absah. Uebrigens reise ich eben auf einige Wochen weg. Hoffentlich glückt es mir, den Kunstwart besser wirtschaftlich zu fundieren – es arbeitet sich unter den bestehenden Beschränkungen sehr schwer. © Transcription William Drabkin, 2017 |
⇧ Der Kunstwart ⇧ ____________________ Editorship: Dr. Hermann Rinn / Publisher Georg D. W. Callwey Munich NW 12, Finkenstraße 2 ⇧ May 15, 1930 Dr. R/A Dr. Heinrich Schenker Vienna III Keilgasse 8 Highly revered Dr. Schenker: 1 I am delighted to hear that you liked Vrieslander's essay. He apparently refuses to abandon his reservation. As a dilettante, I am unable to pronounce judgment on that. Many thanks for sending me issue No. 5. 2 That would, at any rate, be a lovely topic: "German Poets and Music." 3 You would bring great joy to me if you were to develop it into an essay in the near future. I am very glad to enlist the subject of music for Der Kunstwart . There is just such a dreadful shortage of truly good collaborators in this field, that my spirits sink time and again. Berrsche who writes extremely vividly, directly, and captivatingly, is a dreadfully lazy writer. It is almost impossible to squeeze out of him a single essay per year. The other ⇧ authors ⇧ are either overburdened or they write too subject-specifically. Even Vrieslander is no exception in this respect: I find him, for my purposes (!), too laborious, too solemn – were he more an écrivain, the goal would be reached much more easily. For this reason I repeat that it would please me if you were to take up the pen for me once again. I would also be grateful to you for pointing me in the direction of one or another collaborator who is known to you from your rich experience; I am really at a loss in this respect. What do you think, moreover, of the prospect of providing, when the opportunity arises and the spirit takes you, something in the way of a commentary from the field of music? 4 It does not always have to be an essay; and a great deal can also be said {2} in the form of a commentary. Thank you for pointing me towards Professor Deutsch, 5 who is at any rate known to me only by name. I shall invite him. And may I say that the suggestion came from you? Berrsche will have nothing against it. The article by Vrieslander will now not appear – unfortunately: there were unanticipated, insurmountable difficulties – until June. 6 Please do not be angry with me if I do not publish your portrait. 7 I must at present make economies, so that in the end I had to do without it. Moreover, I am going away for a few weeks. I hope that I shall be successful in putting Der Kunstwart on a better commercial footing – it is very difficult to work under the existing constraints. © Translation William Drabkin, 2017 |
⇧ Der Kunstwart ⇧ ____________________ Schriftleitung: Dr. Hermann Rinn / Verlag Georg D. W. Callwey München NW 12, Finkenstr. 2 ⇧ 15. Mai 1930. Dr. R/A Herrn Dr. Heinrich Schenker Wien, III. Keilgasse 8. Sehr verehrter Herr Dr. Schenker: 1 Es freut mich, dass Ihnen der Vrieslander-Aufsatz gefallen hat. Von seinem Vorbehalt will er offenbar nicht abgehen. Ich kann das als Dilettant nicht würdigen. Schönen Dank für das übersandte Heft 5. 2 Das wäre allerdings ein schönes Thema: "Deutsche Dichter und Musik". 3 Sie würden mir eine grosse Freude machen, wenn Sie es für mich in absehbarer Zeit essayistisch ausarbeiten würden. Ich ziehe sehr gern Musik für den Kunstwart heran. Es ist nur ein so entsetzlicher Mangel an wirklich guten Mitarbeitern für dieses Gebiet, dass ich immer wieder den Mut sinken lasse. Berrsche, der fabelhaft lebendig, unmittelbar und hinreissend schreibt, ist entsetzlich schreibfaul. Es ist fast unmöglich, einen einzigen Aufsatz im Jahr von ihm herauszuquetschen. Die andern ⇧ Autoren ⇧ sind entweder überlastet oder schreiben zu fachlich. Auch Vrieslander macht davon keine Ausnahme, ich finde ihn für meine Zwecke NB! zu umständlich, zu feierlich – er müsste mehr "écrivain" sein, und man erreichte das Ziel viel leichter. Ich wiederhole es daher, dass ich mich freuen würde, wenn Sie wieder einmal für mich zur Feder greifen würden. Auch wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den einen oder andern Mitarbeiter nachweisen könnten, der Ihnen aus Ihrer reichen Erfahrung bekannt ist; ich bin wirklich verlegen darum. Was denken Sie übrigens dazu, dass Sie mir nach Laune und Gelegenheit Glossenhaftes aus dem Gebiet der Musik geben würden? 4 Es muss ja nicht immer ein Aufsatz sein, und man kann auch {2} in der Glossenform sehr vieles sagen. Dank für den Hinweis auf Professor Deutsch, 5 der mir allerdings nur dem Namen nach bekannt ist. Ich werde ihn einladen. Dabei darf ich mich doch auf Sie berufen? Berrsche wird nichts dagegen haben. Der Vrieslander-Aufsatz erscheint nun doch erst – leider, es ergaben sich unvorhergesehene, unüberwindbare Schwierigkeiten – im Juni. 6 Sie werden mir nicht böse sein, wenn ich das Bild 7 diesmal nicht bringe. Ich muss zurzeit derart haushalten, dass ich schliesslich davon absah. Uebrigens reise ich eben auf einige Wochen weg. Hoffentlich glückt es mir, den Kunstwart besser wirtschaftlich zu fundieren – es arbeitet sich unter den bestehenden Beschränkungen sehr schwer. © Transcription William Drabkin, 2017 |
⇧ Der Kunstwart ⇧ ____________________ Editorship: Dr. Hermann Rinn / Publisher Georg D. W. Callwey Munich NW 12, Finkenstraße 2 ⇧ May 15, 1930 Dr. R/A Dr. Heinrich Schenker Vienna III Keilgasse 8 Highly revered Dr. Schenker: 1 I am delighted to hear that you liked Vrieslander's essay. He apparently refuses to abandon his reservation. As a dilettante, I am unable to pronounce judgment on that. Many thanks for sending me issue No. 5. 2 That would, at any rate, be a lovely topic: "German Poets and Music." 3 You would bring great joy to me if you were to develop it into an essay in the near future. I am very glad to enlist the subject of music for Der Kunstwart . There is just such a dreadful shortage of truly good collaborators in this field, that my spirits sink time and again. Berrsche who writes extremely vividly, directly, and captivatingly, is a dreadfully lazy writer. It is almost impossible to squeeze out of him a single essay per year. The other ⇧ authors ⇧ are either overburdened or they write too subject-specifically. Even Vrieslander is no exception in this respect: I find him, for my purposes (!), too laborious, too solemn – were he more an écrivain, the goal would be reached much more easily. For this reason I repeat that it would please me if you were to take up the pen for me once again. I would also be grateful to you for pointing me in the direction of one or another collaborator who is known to you from your rich experience; I am really at a loss in this respect. What do you think, moreover, of the prospect of providing, when the opportunity arises and the spirit takes you, something in the way of a commentary from the field of music? 4 It does not always have to be an essay; and a great deal can also be said {2} in the form of a commentary. Thank you for pointing me towards Professor Deutsch, 5 who is at any rate known to me only by name. I shall invite him. And may I say that the suggestion came from you? Berrsche will have nothing against it. The article by Vrieslander will now not appear – unfortunately: there were unanticipated, insurmountable difficulties – until June. 6 Please do not be angry with me if I do not publish your portrait. 7 I must at present make economies, so that in the end I had to do without it. Moreover, I am going away for a few weeks. I hope that I shall be successful in putting Der Kunstwart on a better commercial footing – it is very difficult to work under the existing constraints. © Translation William Drabkin, 2017 |
Footnotes1 Receipt of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/3, p. 3477, May 17, 1930: "Von Dr. Rinn (Br.): habe auf Vrieslander wegen seiner Urlinie-Vorbehalte einzuwirken versucht, Vriesl. blieb starr! (Er selbst fordert von Jedermann zuerst ein unbedingtes „Ja“, bevor er zu einer negativen Kritik eines Gedankens von mir ausholt). Rinn wiederholt die Bitte um einen Aufsatz über Dichter u. Musiker, auch Glossen, mit einem Wort: er bittet um meine Mitarbeit; werde an Deutsch schreiben." ("Dr. Rinn (letter): he has tried to appeal to Vrieslander on account of his reservations about the Urlinie; Vrieslander would not budge! (He himself demands of everyone an unconditional "Yes" before allowing them to make a negative criticism of one of my ideas.) Rinn repeats his request of an article concerning poets and musicians, also glosses, in other words he is asking for my collaboration; I shall write to Deutsch."). 2 Sending of Tonwille 5 is recorded in Schenker's diary at OJ 4/3, p. 3464, April 8, 1930: "Bestelle bei Kern Tw. Heft 5 für Dr. Rinn." ("At Kern's I order Der Tonwille, issue 5, for Dr. Rinn"). 3 From an earlier letter of Rinn's (March 8, 1930), one can infer that Schenker had suggested writing for Der Kunstwart on the subject of German poets and music. To this end Schenker has evidently just sent him the fifth issue of Der Tonwille, the "Miscellanea" of which contains substantial discussions of Goethe and several quotations from his poetry and prose writings. 4 Rinn is perhaps thinking again about guides to the works of composers and the literature on them, which he had suggested in OJ 13/25, [9]. 5 Schenker mentions this to Deutsch in his letter OJ 5/9, [3], May 15, 1930. 6 Vrieslander's "Heinrich Schenker" was published in the June 1930 issue of Der Kunstwart. 7 Viktor Hammer's 1925 mezzotint portrait of Schenker, which was published together with an article by Vrieslander in Die Musik. |
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Commentary
Digital version created: 2018-02-20 |