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WSLB 310 - Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), dated December 17, 1919
Gestern 1 ist endlich eine allerdings schon vom 10. d.M. datierte freundliche Zusage des H. Koch aus Frankf. 2 eingelaufen; [sie] 3 hat sich blos nach der Größe des Formates ankündigt, worauf ich, um nicht Zeit vu verlieren, telegraphisch auf meine Beilage hinwies. Es schien mir zu umständlich, Sie erst zu fragen, ob Sie die gegebene Gelegenheit nicht schon dazu benützen wollten, sich ein Facsimile für Ihre Zwecke anzuschaffen,- ehemals in den schönere[n] Zeiten hätte ich einen Sprung ins Bureau gemacht, heute aber . . . Ich nehme an, daß die Photogr. nicht fertig werden eher, als bis Sie selbst in FrKf. landen. Nun dann, wollen Sie die Freundlichkeit haben, die Bilder mit sich zu nehmen. Für jeden Fall fragen Sie H. Koch diesbezüglich an. Auch wegen op. 106 holen Sie ihn aus, vielleicht weiß er heute mehr als früher. Es wird ohnehin bald nötig sein, daß Sie in den Blättern wegen des Autogr. eine Frage an das Publikum richten. 4 Meine Weisheit ist hierin zu Ende. Wegen der Skizzen zu op. 101 u. 106 frage ich schon {2} heute bei Altmann , 5 Kinsky (Köln), in Bonn 6 etc. an. Bezüglich der „Kl. Bibl.“ muß ich zunächst meiner Freude Ausdruck geben, daß Sie mit mir in der Erkenntnis der Wichtigkeit eines Sinnes sind. Ehe ich aber drangehe, muß ich mir irgend eine Zeitbasis dafür schaffen. Denn so nur ganz nebenher, sozusagen in den von den 4 Stunden des Tags erübrigten „Mußestunden“, läßt sich das gar nicht angehen, wenn man nicht plötzlich davon niederbrechen soll. Schon jetzt mache ich zur op. 101 z.B. folgende Erfahrung: In unserem Archiv liegt eine bedeutsame Original Ausg. Das Archiv ist aber von 10-12½ geöffnet, u. ich selbst kann also, da ich um dieselbe Zeit zu Hause festgehalten werde, in das Stück nicht Einsicht nehmen. Könnte ich meinetwegen auch einen Schüler einmal auf Sonntag verlegen, so darf ich aber keineswegs Dr. Mandyczewsky kommandieren, der allein die Schlüsselgewalt hat u. möglicherweise selbst um dieselben Zeit tätig ist, in der Schule oder sonstwie. Und nun gar für die fortströmende „Kl. Bibl“ muß ich den Verkehr mit dem Archiv irgendwie möglich haben (so z.B. für die V., III. Sinf. von Beeth. , für die Erstausgaben von Chopin etc.), ohne daß ich aus der „Kl. Bibl.“ ein Forschungsblatt machen könnte wollte . Es soll sich an {3} Alle wenden, Spieler, Sänger, Komponisten belehren, zum Vortrag führen, u. dennoch reiche ich nicht meiner eigenen 7 allerdings reich ausgestatteten Bibliothek für die Zwecke, die wir vorhaben, nicht aus. Wie ich mir die Zeitbasis beschaffen soll, darüber denken wir nun unausgesetzt nach, u. lassen uns auch von [illeg] daran beraten, denn das eigene Leben gefährden geht nicht, am allerwenigsten, wenn man schließlich darüber auch die Arbeiten verliert. Nun mache ich „op. 101“. Bis ich damit fertig bin, hoffe ich schon bestimmt zu wissen, ob ich nach München gehe, in welcher Eigenschaft, ob ich Vorlesungen dort halte in oder außerhalb der Akademie, dann werde ich auch wissen, inwiefern ich die technische Möglichkeit haben kann, mit den Bibliotheken mich ins Einvernehmen zu setzen. Ich hoffe, daß alles zum besten der „Kl. Bibl.“ wird gelöst werden können. Es muß sich bald alles klären. Von mir u. meiner Frau beste Wünsche für Weihnachten, für die Reihe Ihr herzlich ergebener [signed:] Dr H Schenker 17. XII. © Transcription Ian Bent, 2009 |
Yesterday 1 at long last, a friendly letter, albeit dating from as long ago as the 10th, arrived from Mr. Koch in Frankfurt. 2 [It] 3 gave information only on the measurements of the format, whereupon, so as to save time, I telegraphed [him] drawing attention to my enclosure. It seemed to me too cumbersome to ask you first whether you wanted to snap up the opportunity of purchasing a facsimile for your own purposes – in older, happier days, I would have dropped round to your office, but nowadays . . . I assume that the photographs will not be ready before you yourself arrive in Frankfurt. So would you be kind enough to bring the pictures back with you? At all events, please ask Mr. Koch about this. Do also raise the matter of Op. 106 with him; perhaps he now knows more than he did before. It will in any case soon be necessary for you to put a notice in the journals asking publicly for any information on the autograph manuscript. 4 I have come to the end of the road at this point. I am making inquiries {2} today of Altmann, 5 Kinsky (Cologne), [and] in Bonn 6 etc., regarding the sketches for Op. 101 and Op. 106. As to the Little Library , I must first express how delighted I am that you are of one mind with me in recognizing its importance. But before I set to work, I must establish some kind of time allocation for myself. For, so to speak in the "leisure hours" that I wrest from the four lessons [I give] each day, it simply will not work if at any moment I may have suddenly to break off from it. For example, this is my experience already with Op. 101 : There is an important original edition in our Archive; however, the Archive is open 10:00-12:30, and I myself thus cannot get to examine the item, since I am tied up at home at that time. Even if for my own purposes I could transfer one pupil just once to a Sunday, there is still no way that I could make demands on Dr. Mandyczewski, who has sole control of the keys and is likely to be busy himself at that time teaching or doing other things. And likewise now for the Little Library itself, as it proceeds apace, I must somehow or other have regular access to the Archive (for example, for Beethoven's Fifth and Third Symphonies, for the first editions of Chopin, etc.) without my being able wanting to turn the Little Library into a research journal. It must reach out {3} to everyone, to instruct players, singers, and composers, to guide people on performance, and yet I just cannot make do only with my own 7 personal library, rich though its holdings are, for the purposes that we have in mind. Let us continually ponder how best to allocate my time, and let us also confer about this, for it is no good jeopardizing one's own life, least of all if in the end one actually loses the works as a result. For now, I shall get on with Op. 101 . By the time I am finished with that I hope to know for certain whether I am going to Munich, in what capacity, whether I shall be giving lectures there at the Akademie or elsewhere, and then I shall also know in what respect it will be technically possible for me to reach an understanding with the libraries. I hope that all this can be resolved in the best interests of the Little Library . It needs to be cleared up soon. Best wishes from my wife and myself, for Christmas, and for the series, Ihr herzlich ergebener [signed:] Dr. H Schenker 17. XII. © Translation Ian Bent, 2009 |
Gestern 1 ist endlich eine allerdings schon vom 10. d.M. datierte freundliche Zusage des H. Koch aus Frankf. 2 eingelaufen; [sie] 3 hat sich blos nach der Größe des Formates ankündigt, worauf ich, um nicht Zeit vu verlieren, telegraphisch auf meine Beilage hinwies. Es schien mir zu umständlich, Sie erst zu fragen, ob Sie die gegebene Gelegenheit nicht schon dazu benützen wollten, sich ein Facsimile für Ihre Zwecke anzuschaffen,- ehemals in den schönere[n] Zeiten hätte ich einen Sprung ins Bureau gemacht, heute aber . . . Ich nehme an, daß die Photogr. nicht fertig werden eher, als bis Sie selbst in FrKf. landen. Nun dann, wollen Sie die Freundlichkeit haben, die Bilder mit sich zu nehmen. Für jeden Fall fragen Sie H. Koch diesbezüglich an. Auch wegen op. 106 holen Sie ihn aus, vielleicht weiß er heute mehr als früher. Es wird ohnehin bald nötig sein, daß Sie in den Blättern wegen des Autogr. eine Frage an das Publikum richten. 4 Meine Weisheit ist hierin zu Ende. Wegen der Skizzen zu op. 101 u. 106 frage ich schon {2} heute bei Altmann , 5 Kinsky (Köln), in Bonn 6 etc. an. Bezüglich der „Kl. Bibl.“ muß ich zunächst meiner Freude Ausdruck geben, daß Sie mit mir in der Erkenntnis der Wichtigkeit eines Sinnes sind. Ehe ich aber drangehe, muß ich mir irgend eine Zeitbasis dafür schaffen. Denn so nur ganz nebenher, sozusagen in den von den 4 Stunden des Tags erübrigten „Mußestunden“, läßt sich das gar nicht angehen, wenn man nicht plötzlich davon niederbrechen soll. Schon jetzt mache ich zur op. 101 z.B. folgende Erfahrung: In unserem Archiv liegt eine bedeutsame Original Ausg. Das Archiv ist aber von 10-12½ geöffnet, u. ich selbst kann also, da ich um dieselbe Zeit zu Hause festgehalten werde, in das Stück nicht Einsicht nehmen. Könnte ich meinetwegen auch einen Schüler einmal auf Sonntag verlegen, so darf ich aber keineswegs Dr. Mandyczewsky kommandieren, der allein die Schlüsselgewalt hat u. möglicherweise selbst um dieselben Zeit tätig ist, in der Schule oder sonstwie. Und nun gar für die fortströmende „Kl. Bibl“ muß ich den Verkehr mit dem Archiv irgendwie möglich haben (so z.B. für die V., III. Sinf. von Beeth. , für die Erstausgaben von Chopin etc.), ohne daß ich aus der „Kl. Bibl.“ ein Forschungsblatt machen könnte wollte . Es soll sich an {3} Alle wenden, Spieler, Sänger, Komponisten belehren, zum Vortrag führen, u. dennoch reiche ich nicht meiner eigenen 7 allerdings reich ausgestatteten Bibliothek für die Zwecke, die wir vorhaben, nicht aus. Wie ich mir die Zeitbasis beschaffen soll, darüber denken wir nun unausgesetzt nach, u. lassen uns auch von [illeg] daran beraten, denn das eigene Leben gefährden geht nicht, am allerwenigsten, wenn man schließlich darüber auch die Arbeiten verliert. Nun mache ich „op. 101“. Bis ich damit fertig bin, hoffe ich schon bestimmt zu wissen, ob ich nach München gehe, in welcher Eigenschaft, ob ich Vorlesungen dort halte in oder außerhalb der Akademie, dann werde ich auch wissen, inwiefern ich die technische Möglichkeit haben kann, mit den Bibliotheken mich ins Einvernehmen zu setzen. Ich hoffe, daß alles zum besten der „Kl. Bibl.“ wird gelöst werden können. Es muß sich bald alles klären. Von mir u. meiner Frau beste Wünsche für Weihnachten, für die Reihe Ihr herzlich ergebener [signed:] Dr H Schenker 17. XII. © Transcription Ian Bent, 2009 |
Yesterday 1 at long last, a friendly letter, albeit dating from as long ago as the 10th, arrived from Mr. Koch in Frankfurt. 2 [It] 3 gave information only on the measurements of the format, whereupon, so as to save time, I telegraphed [him] drawing attention to my enclosure. It seemed to me too cumbersome to ask you first whether you wanted to snap up the opportunity of purchasing a facsimile for your own purposes – in older, happier days, I would have dropped round to your office, but nowadays . . . I assume that the photographs will not be ready before you yourself arrive in Frankfurt. So would you be kind enough to bring the pictures back with you? At all events, please ask Mr. Koch about this. Do also raise the matter of Op. 106 with him; perhaps he now knows more than he did before. It will in any case soon be necessary for you to put a notice in the journals asking publicly for any information on the autograph manuscript. 4 I have come to the end of the road at this point. I am making inquiries {2} today of Altmann, 5 Kinsky (Cologne), [and] in Bonn 6 etc., regarding the sketches for Op. 101 and Op. 106. As to the Little Library , I must first express how delighted I am that you are of one mind with me in recognizing its importance. But before I set to work, I must establish some kind of time allocation for myself. For, so to speak in the "leisure hours" that I wrest from the four lessons [I give] each day, it simply will not work if at any moment I may have suddenly to break off from it. For example, this is my experience already with Op. 101 : There is an important original edition in our Archive; however, the Archive is open 10:00-12:30, and I myself thus cannot get to examine the item, since I am tied up at home at that time. Even if for my own purposes I could transfer one pupil just once to a Sunday, there is still no way that I could make demands on Dr. Mandyczewski, who has sole control of the keys and is likely to be busy himself at that time teaching or doing other things. And likewise now for the Little Library itself, as it proceeds apace, I must somehow or other have regular access to the Archive (for example, for Beethoven's Fifth and Third Symphonies, for the first editions of Chopin, etc.) without my being able wanting to turn the Little Library into a research journal. It must reach out {3} to everyone, to instruct players, singers, and composers, to guide people on performance, and yet I just cannot make do only with my own 7 personal library, rich though its holdings are, for the purposes that we have in mind. Let us continually ponder how best to allocate my time, and let us also confer about this, for it is no good jeopardizing one's own life, least of all if in the end one actually loses the works as a result. For now, I shall get on with Op. 101 . By the time I am finished with that I hope to know for certain whether I am going to Munich, in what capacity, whether I shall be giving lectures there at the Akademie or elsewhere, and then I shall also know in what respect it will be technically possible for me to reach an understanding with the libraries. I hope that all this can be resolved in the best interests of the Little Library . It needs to be cleared up soon. Best wishes from my wife and myself, for Christmas, and for the series, Ihr herzlich ergebener [signed:] Dr. H Schenker 17. XII. © Translation Ian Bent, 2009 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2193, December 18 [sic], 1919: "An Hertzka (Br.): von Koch Zusage eingelaufen - wegen „Kl. Bibl.“ müßte ich noch über eine Zeitbasis nachdenken." (To Hertzka (letter): consent received from Koch. As to the Little Library, I must think over the time allocation.") 2 Receipt of this letter from Koch (which is not known to survive) is recorded in Schenker's diary at OJ 3/1, p. 2193, December 17, 1919: "Von Koch (Br.): erklärt sich bereit, erkundigt sich zunächst nach dem Format." ("From Koch (letter): declares himself willing, then gives information on the format.") To this Schenker replies: "An Koch Telegramm (2.50 Kronen): die Beilage könne als Muster dienen." ("To Koch, telegram (2.50 Kronen): the enclosure could serve as a model."). Then at OJ 3/1, p. 2194, December 19, 1919: "An Koch Telegramm (10.04 Kronen): erbitte Skizzenbuch aus 1815 u. 1816 sowie Egmont-Ouvertüre." ("To Koch, telegram (10.04 Kronen): I request sketchbook from 1815 and 1816 as well as "Egmont" Overture.") The "enclosure" referred to was a photograph (unidentified) sent by Schenker to Koch on November 3, 1919 (diary, OJ 3/1, p. 2168); the 1815-16 sketchbook is now know as the "Scheide Sketchbook" and is part of the Scheide Collection at Princeton University [communication from Nicholas Marston]. 3 file-punch hole obscures word. 4 An advertisement was placed in the Neues Wiener Tagblatt at Schenker's expense (diary: OJ 3/1, p. 2214, February 13, 1920), and UE placed one in the Zeitschrift für Musikwissenschaft III/2 (November 1920); moreover, Schenker inserted into the "Vorbemerkung zur Einführung" (dated August 30, 1920) of Die letzten fünf Sonaten ... op. 101 an appeal for assistance in locating the autograph of Op. 106. [communication from Nicholas Marston] 5 Schenker records in his diary at OJ 3/1, p. 2193, December 18, 1919: "An Altmann, Berlin (Br.): wegen Skizzen zu op. 101." ("To Altmann, Berlin (letter): concerning sketches for Op. 101.") Then at OJ 3/1, p. 2194, December 20, 1919: "An Altmann, Berlin (Br): Skizzenbuch 1817 bestellt." ("To Altmann, Berlin (letter): 1817 sketchbook ordered.") 6 Bonn, Beethoven-Haus and Beethoven-Archiv, containing a valuable collection of manuscripts and early editions of Beethoven's music. 7 "eigenen": block-moved from the line below, before "Bibliothek". |
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Commentary
Digital version created: 2010-07-29 |