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WSLB 35 - Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), January 8, 1909
[UE stamp:]
⇧ 0159 [UE: date stamp:] Eingegangen ...... Beantwortet ⇧ 11/I. 09 P. ⇧ Sehr geehrter Herr Direktor! 1 Trotz größter Arbeitslast will ich Sie, da Sie nach Leipzig reisen, noch daran erinnern, daß Sie in Leipzig ja Prof. Dr. Max Reger t[reff]en. Das ist der Mann, dem Sie das „ Wohltemp. Klv. ” 2 antragen sollten. Er gilt als „S. Bach’s Nachfolger,“ wird von der gesammten Welt als „Meister der Komposition“ gefeiert, insonderheit „der Fugen Komposition.“ Ich bin überzeugt, daß er mit unendlicher Freude den Auftrag annehmen wird, u. daß dann H. Dir. Bopp seine Arbeit höher einschätzen wird, als die von mir, da ich keinen Weltruhm genieße, steht für mich außer allem Zweifel! Außerdem können Sie von Reger diese Arbeit hsicher binnen kürzester Zeit e[rw]arten, sie wird ihm keine Mühe h machen, – er arbeitet sehr rasch; ( Reger hat bereits Theoretisches bei Kahnt 3 publiziert, u. dem Verlag den größten Erfolg wenigstens nach außen hin eingetragen, u. für Lauterbach & Kuhn ja sogar „ Wolffarrangements [“] besorgt.) Sie sind, als Reger s Verlag, 4 doch auch in der Lage, seine günstige materielle Wirkung abzuschätzen, u. wenn er auch, seiner Weltmarke entsprechend, ein paar 100 Gulden mehr zu kriegen hätte, {2} als ich, so kriegen Sie selbst das höchste Honorar bei der Schätzung, deren sich Reger in der ganzen Musikwelt erfreut, tausendfältig herein, von der Ehre noch abgesehen, seine Arbeit in Ihrem Verlage publizieren zu können. H. Dir. Bopp wird kaum anderer Meinung sein. (Freilich meine Meinung ist eine sehr andere !!) Außer Reger aber sind noch Wolfrum in Heidelberg u. Schweitzer in Paris als „Bachautoritäten“ von der Presse der Welt anerkannt. [Doc]h diese beiden Herren werden mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, ihre Kunst an S. Bach zu erproben. Und dachten Sie nicht an Prof. Dr. Mandyczewsky bei uns? Wie Sie sehen, bin ich neidlos genug, alle diese Quellen Ihnen zu verraten. Ich bin zu dieser Neidlosigkeit, wie gesagt, leider genötigt, da i ich selbst die Arbeit ja nicht übernehmen kann. Außer dem II Band , – wäre es nur schon draußen! – schulde ich Cotta noch einen III. [u.] IV. Band, u. besonders ist es ja der III Band, der „Niedergang der Kompositionskunst“, der alle meine Kräfte fordert, da er die Pointe der Harmonie- u. der Kontrapunktslehre vorstellt. Da ich, wie Sie vielleicht wissen, vom Ertrag der Bänden lebe, u. keinerlei fixen Gagen haben, wie sie zeben z.B. Prof. Reger , oder Prof. Wolfrum , oder Dr. Mandyczewsky , zur Verfügung haben, {3} bin ich genötigt, mir selbst immerhin soviel Geschäftsrücksicht zu widmen, daß ich in erster Linie das große 4-bändige Werk absolviere. Als Kaufmann billigen Sie, hoffe ich, diesen Standpunkt. Nur wäre die Arbeit außer jedem Verhältnis zu dem Honorar; habe ich doch noch die Geld er- u. Zeitverluste in allen Gliedern, die ich erst vor paar Monaten aus Anlaß der unseligen „ Ornamentik “ erlitten habe! U[nd] da fällt es mir ein: Sie haben leicht auch in der Tabellenfrage mit mir „einig“ zu sein, 5 wenn ich für die mühsame Arbeit nicht einmal so viel Gulden Honorar gesehen habe, als auch selbst der Kopist, der Buchbinder, u.s.w. gekostet haben, u. trotzdem wieder 1½ Wochen Arbeit leistete, als es um Vermehrung u. Verbesserung der Sache sich handelte. Ich fürchte fast, Sie haben Vorliebe für meine Art, wie ich als Fabrikant der Waere diese vergebe? Aber, ohne Spaß nun, ich bin [mü]de der Erfahrungen, die ich mit der „ U.E. “ gemacht habe, u. da fügt es sich glücklich, daß Sie nach Leipzig reisen, so ersparen Sie mir eine neuerliche Erfahrung. Die Anderen arbeiten anderes, aber ich tanze nicht für die „ U.E. “ Und daß die Anderen auch einträglicher sind dem Verlag, als ich, haben Sie sicher schon ausgerechnet. Also, prosit Reger ! Glückliche Reise! © Transcription Ian Bent, 2005, 2016 |
Despite the greatest workload, I would still like to remind you, since you are off to Leipzig, that you will meet Professor Max Reger in Leipzig. This is the man to whom you should offer the Well-tempered Clavier . 2 He is regarded as "Bach's successor," and is extolled by the whole world as "master of composition," especially "of fugal composition." I am convinced that he will accept the commission with open arms, and there is not a shadow of doubt in my mind that Director Bopp will then rate his work more highly than mine, since I enjoy no worldly fame! Besides which, you can safely expect the work from Reger in the shortest possible time: it will give him no trouble ‒ he works very fast. (Reger has already published something theoretical with Kahnt, 3 and has brought the greatest success to the publisher at least from the outside world, and has even produced "Wolf arrangements" for Lauterbach & Kuhn.) You, as Reger's publisher, 4 are in a good position to gauge his advantageous financial impact, and even if he, in keeping with his world renown, were to net a few hundred Guilders more {2} than me, then you yourself would recover even the largest honorarium [that he might demand] a thousand times over, given the esteem that Reger enjoys throughout the entire musical world, quite apart from the honor of being able to publish his work with your publishing house. Mr. Bopp is hardly likely to think otherwise. (I, admittedly, take a very different view!!) Other than Reger, however, Wolfrum in Heidelberg, and Schweitzer in Paris are also recognized by the world press as "Bach authorities." These two gentlemen will certainly seize the opportunity with alacrity, so as to prove their skills with J. S. Bach. And have you thought about Prof. Mandyczewski here? As you can see, I am ungrudging enough to divulge all these sources to you. I am, as I have said, sadly driven to this ungrudging state of mind in that I simply cannot take the work on myself. Apart from vol. II ‒ Oh! if only it were already out! ‒ , I still owe Cotta a third and fourth volume, and it is especially vol. III, the Decline of the Art of Composition , that is taking all my energy, since it represents the crux of my harmonic and contrapuntal theory. Since, as you perhaps know, I live by the proceeds from my volumes, and have no fixed salary, such as, e.g., Prof. Reger, or Prof. Wolfrum, or Dr. Mandyczewski have at their disposal, {3} I am obliged constantly to devote myself so much to business considerations that I am giving priority to completing my great four-volume work. As a man of business, you will, I hope, approve of this position. If only the work were [not?] out of all proportion to the honorarium; I can still feel in all my limbs the loss of money and time that I suffered just a few months ago on account of the unhappy Contribution to Ornamentation ! And so it occurs to me: You found it easy to be "of one mind" with me 5 even over the question of the Table , when, for the laborious work [that I undertook], I never even saw as much money in honorarium as the copyist, the bookbinder, etc. cost, and, again, despite the fact that I put in one-and-a-half weeks' work when it was a question of enlarging and improving the content. I almost fear you have a predilection for the way in which I supply these latter as if I were the manufacturer of the goods? But, joking aside, I am tired of my encounters with UE, and it is fortunate that you are just off to Leipzig for you will spare me some new encounter. The others do things differently, but I will not dance to UE's tune. And because the others are more profitable to the publishing house than am I, you will surely have worked it out already. So, cheers to Reger! Have a good journey! © Translation Ian Bent, 2005, 2016 |
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⇧ 0159 [UE: date stamp:] Eingegangen ...... Beantwortet ⇧ 11/I. 09 P. ⇧ Sehr geehrter Herr Direktor! 1 Trotz größter Arbeitslast will ich Sie, da Sie nach Leipzig reisen, noch daran erinnern, daß Sie in Leipzig ja Prof. Dr. Max Reger t[reff]en. Das ist der Mann, dem Sie das „ Wohltemp. Klv. ” 2 antragen sollten. Er gilt als „S. Bach’s Nachfolger,“ wird von der gesammten Welt als „Meister der Komposition“ gefeiert, insonderheit „der Fugen Komposition.“ Ich bin überzeugt, daß er mit unendlicher Freude den Auftrag annehmen wird, u. daß dann H. Dir. Bopp seine Arbeit höher einschätzen wird, als die von mir, da ich keinen Weltruhm genieße, steht für mich außer allem Zweifel! Außerdem können Sie von Reger diese Arbeit hsicher binnen kürzester Zeit e[rw]arten, sie wird ihm keine Mühe h machen, – er arbeitet sehr rasch; ( Reger hat bereits Theoretisches bei Kahnt 3 publiziert, u. dem Verlag den größten Erfolg wenigstens nach außen hin eingetragen, u. für Lauterbach & Kuhn ja sogar „ Wolffarrangements [“] besorgt.) Sie sind, als Reger s Verlag, 4 doch auch in der Lage, seine günstige materielle Wirkung abzuschätzen, u. wenn er auch, seiner Weltmarke entsprechend, ein paar 100 Gulden mehr zu kriegen hätte, {2} als ich, so kriegen Sie selbst das höchste Honorar bei der Schätzung, deren sich Reger in der ganzen Musikwelt erfreut, tausendfältig herein, von der Ehre noch abgesehen, seine Arbeit in Ihrem Verlage publizieren zu können. H. Dir. Bopp wird kaum anderer Meinung sein. (Freilich meine Meinung ist eine sehr andere !!) Außer Reger aber sind noch Wolfrum in Heidelberg u. Schweitzer in Paris als „Bachautoritäten“ von der Presse der Welt anerkannt. [Doc]h diese beiden Herren werden mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, ihre Kunst an S. Bach zu erproben. Und dachten Sie nicht an Prof. Dr. Mandyczewsky bei uns? Wie Sie sehen, bin ich neidlos genug, alle diese Quellen Ihnen zu verraten. Ich bin zu dieser Neidlosigkeit, wie gesagt, leider genötigt, da i ich selbst die Arbeit ja nicht übernehmen kann. Außer dem II Band , – wäre es nur schon draußen! – schulde ich Cotta noch einen III. [u.] IV. Band, u. besonders ist es ja der III Band, der „Niedergang der Kompositionskunst“, der alle meine Kräfte fordert, da er die Pointe der Harmonie- u. der Kontrapunktslehre vorstellt. Da ich, wie Sie vielleicht wissen, vom Ertrag der Bänden lebe, u. keinerlei fixen Gagen haben, wie sie zeben z.B. Prof. Reger , oder Prof. Wolfrum , oder Dr. Mandyczewsky , zur Verfügung haben, {3} bin ich genötigt, mir selbst immerhin soviel Geschäftsrücksicht zu widmen, daß ich in erster Linie das große 4-bändige Werk absolviere. Als Kaufmann billigen Sie, hoffe ich, diesen Standpunkt. Nur wäre die Arbeit außer jedem Verhältnis zu dem Honorar; habe ich doch noch die Geld er- u. Zeitverluste in allen Gliedern, die ich erst vor paar Monaten aus Anlaß der unseligen „ Ornamentik “ erlitten habe! U[nd] da fällt es mir ein: Sie haben leicht auch in der Tabellenfrage mit mir „einig“ zu sein, 5 wenn ich für die mühsame Arbeit nicht einmal so viel Gulden Honorar gesehen habe, als auch selbst der Kopist, der Buchbinder, u.s.w. gekostet haben, u. trotzdem wieder 1½ Wochen Arbeit leistete, als es um Vermehrung u. Verbesserung der Sache sich handelte. Ich fürchte fast, Sie haben Vorliebe für meine Art, wie ich als Fabrikant der Waere diese vergebe? Aber, ohne Spaß nun, ich bin [mü]de der Erfahrungen, die ich mit der „ U.E. “ gemacht habe, u. da fügt es sich glücklich, daß Sie nach Leipzig reisen, so ersparen Sie mir eine neuerliche Erfahrung. Die Anderen arbeiten anderes, aber ich tanze nicht für die „ U.E. “ Und daß die Anderen auch einträglicher sind dem Verlag, als ich, haben Sie sicher schon ausgerechnet. Also, prosit Reger ! Glückliche Reise! © Transcription Ian Bent, 2005, 2016 |
Despite the greatest workload, I would still like to remind you, since you are off to Leipzig, that you will meet Professor Max Reger in Leipzig. This is the man to whom you should offer the Well-tempered Clavier . 2 He is regarded as "Bach's successor," and is extolled by the whole world as "master of composition," especially "of fugal composition." I am convinced that he will accept the commission with open arms, and there is not a shadow of doubt in my mind that Director Bopp will then rate his work more highly than mine, since I enjoy no worldly fame! Besides which, you can safely expect the work from Reger in the shortest possible time: it will give him no trouble ‒ he works very fast. (Reger has already published something theoretical with Kahnt, 3 and has brought the greatest success to the publisher at least from the outside world, and has even produced "Wolf arrangements" for Lauterbach & Kuhn.) You, as Reger's publisher, 4 are in a good position to gauge his advantageous financial impact, and even if he, in keeping with his world renown, were to net a few hundred Guilders more {2} than me, then you yourself would recover even the largest honorarium [that he might demand] a thousand times over, given the esteem that Reger enjoys throughout the entire musical world, quite apart from the honor of being able to publish his work with your publishing house. Mr. Bopp is hardly likely to think otherwise. (I, admittedly, take a very different view!!) Other than Reger, however, Wolfrum in Heidelberg, and Schweitzer in Paris are also recognized by the world press as "Bach authorities." These two gentlemen will certainly seize the opportunity with alacrity, so as to prove their skills with J. S. Bach. And have you thought about Prof. Mandyczewski here? As you can see, I am ungrudging enough to divulge all these sources to you. I am, as I have said, sadly driven to this ungrudging state of mind in that I simply cannot take the work on myself. Apart from vol. II ‒ Oh! if only it were already out! ‒ , I still owe Cotta a third and fourth volume, and it is especially vol. III, the Decline of the Art of Composition , that is taking all my energy, since it represents the crux of my harmonic and contrapuntal theory. Since, as you perhaps know, I live by the proceeds from my volumes, and have no fixed salary, such as, e.g., Prof. Reger, or Prof. Wolfrum, or Dr. Mandyczewski have at their disposal, {3} I am obliged constantly to devote myself so much to business considerations that I am giving priority to completing my great four-volume work. As a man of business, you will, I hope, approve of this position. If only the work were [not?] out of all proportion to the honorarium; I can still feel in all my limbs the loss of money and time that I suffered just a few months ago on account of the unhappy Contribution to Ornamentation ! And so it occurs to me: You found it easy to be "of one mind" with me 5 even over the question of the Table , when, for the laborious work [that I undertook], I never even saw as much money in honorarium as the copyist, the bookbinder, etc. cost, and, again, despite the fact that I put in one-and-a-half weeks' work when it was a question of enlarging and improving the content. I almost fear you have a predilection for the way in which I supply these latter as if I were the manufacturer of the goods? But, joking aside, I am tired of my encounters with UE, and it is fortunate that you are just off to Leipzig for you will spare me some new encounter. The others do things differently, but I will not dance to UE's tune. And because the others are more profitable to the publishing house than am I, you will surely have worked it out already. So, cheers to Reger! Have a good journey! © Translation Ian Bent, 2005, 2016 |
Footnotes1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 1/8, p. 95b, January 9, 1909: "Ablehnung des neuerlichen Antrages der U.E. betreffens des „Wohltemp. Klav.“. Ironisch gehaltener Brief an Dir. Hertzka." ("Rejection of the recent proposition from UE regarding the Well-tempered Clavier. Letter to Director Hertzka, ironic in tone." 2 Hertzka, in a letter of December 18, 1908 (OC 52/399–401) to Schenker, transmitted an invitation from Wilhelm Bopp, Director of the Vienna Conservatory, to edit Book II of the Well-tempered Clavier for student use and publication by UE. The edition was to be modeled on Busoni's edition of Book I. Schenker declined four days later (WSLB 31, December 22), at first recommending (no doubt ironically) Richard Heuberger to perform the task along the lines of Riemann's Katechismus der Fugen-Komposition (Leipzig: Hesse, 1990–94). The remark here is prompted by Hertzka's letter OJ 52/33, January 7, 1909 3 Beiträge zur Modulationslehre (Leipzig: C.F. Kahnt, 1903, 2/1904). 4 UE had acquired many of Reger's compositions from Joseph Aibl Verlag of Munich (piano music, chamber music, songs, organ works, choral works) in 1904, according to H. Heinsheimer and Stefan, P. eds.: 25 Jahre Neue Musik 1901–1906: Jahrbuch 1926 der Universal-Edition (Vienna: UE, 1906), p. 10. 5 i.e. in OC 52/33, January 7, 1909: "On the matter of the Instrumentation Table, we are clearly of one mind." |
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Commentary
Digital version created: 2016-08-22 |