9. Oktober 1924
Ein Deckchen geputzt: 35000 Kronen. — Von Weisse (K.): war wegen Korrekturen (?) verhindert! Ich vermute die Walter-Probe als Grund der Abhaltung; die Wendung freilich „sobald ich Zeit finde, komme ich“ ist frech, leider aber unschuldig frech, was noch schlimmer ist. — Von Rothberger (Br. 6 Seiten): recht hübsch; macht Propaganda für die Theorien u. den Tonwillen, zitiert eine hübsche Wendung des Kapellmeisters, der beim Anblick des 7. Heftes gesagt habe, es sei gut, daß etwas da sei, was die andern nicht verstehen. B. dankt herzlich für das bei mir Genossene. — An Vrieslander (Br.): danke nachträglich für den Piper-Boten; soll ich den Neumann-Brief im Original schicken? Werde von der U.-E. für op. 106 GM. 4000 fordern, um das Zustandekommen eines neu- {2738} en Vertrages zu verhindern. Zu den Korngold-Anleihen bemerke ich, daß ich sie schon lange beobachte, aber: er grüßt mich nicht unter dem Strich. 1 Zum Schluss erzähle ich die nette Begebenheit bei Saphir mit dem jungen Freund von Dr. Hausenstein. — 2 An Lüdecke (Br.): bekenne mich in Verlegenheit nicht zu wissen, ob ich für die Einsendung des Klenau-Aufsatzes schon gedankt habe. Komme wieder auf die Sabotage zurück u. meine, die Angst der U.-E. sei sehr übertrieben, da alle Wahrheit dem Irrtum den Eintag-Erfolg nicht rauben kann: Eintag-Irrtum muß zumindest einen Tag haben. — An Einschenk (Br.): gebe ein vorläufiges Lebenszeichen, erzähle, daß Mozio selbst die Frieda im Stich gelassen, auch Kux bei dem jungen Gärtner versagt habe. Verspreche, Lola nicht zu vergessen u. bei meinen Schülern Umfragen zu halten. — An Sophie (Br.): habe gegen Friedas Besuch gar nichts; der Diskretion bin ich sicher, Lie-Liechen wird den besten Tisch decken, also liege kein Grund vor, den Besuch nicht zu wünschen, die Entscheidung freilich überlasse ich ihr. — Durch Versehen wird der Brief unfrankirt in den Kasten geworfen; an Sophie eine Karte geschickt: für den Fall, daß der Brief nicht angekommen wäre, bin ich bereit, den Inhalt zu wiederholen. Wir gehen dem Brief nach, zuerst in die Moßgasse, dann zum Postamt Ostbahnhof, müssen ihn schließlich seinem Schicksal überlassen. — Die Marie erscheint in völliger Unkenntnis davon, daß die Tante schon alles abgeholt hat. — Bei Pummer eine Schürtze [sic] für Müller 140000 Kronen, ein Linoleum für den Küchentisch: 80000 Kronen. — Dr. Brünauer kommt wieder auf die 3. Stunde zurück „gelegentlich“ (!). — © Transcription Marko Deisinger. |
October 9, 1924
Small blanket cleaned: 35,000 Kronen. — From Weisse (postcard): was prevented from coming by proofs (?)! I suspect that the Walter rehearsal was what held him back; of course the expression "I will come as soon as I find time" is cheeky, but unfortunately innocently cheeky, which is even worse. — From Rothberger (letter, six pages): very pleasant; is publicizing the [Musical] Theories [and Fantasies] and Tonwille , quotes a nice comment by the music director who said, upon seeing the seventh issue , that it is good that there is something here that the others do not understand. Bamberger thanks [me] very kindly for what he enjoyed with me. — To Vrieslander (letter): I thank him after the fact for the Piperbote; should I send the original Neumann letter? Will demand 4,000 gold Marks from UE for Op. 106, in order to prevent a new {2738} contract from arising. Regarding the Korngold loans, I comment that I have been observing them for a long time already but: he does not give me a nod in the feuilleton. 1 At the end I tell [him] about the pleasant incident at Saphir's with the young friend of Dr. Hausenstein. — 2 To Lüdecke (letter): admit that I am embarrassed not to know whether I thanked him for sending the Klenau article. I return to the sabotage and say that UE's fear is highly exaggerated because all truth cannot rob error of its one-day success: a one-day error has to have at least one day. — To Einschenk (letter): give a preliminary sign of life, tell [him] that Mozio even left Frieda in lurch, Kux also failed with the young Gärtner. Promise not to forget Lola and to ask among my students. — To Sophie (letter): have nothing at all against Frieda's visit; I am sure of discretion, Lie-Liechen will make the finest meal so there is no reason not to desire a visit, of course I will leave the decision up to her. — The letter is accidentally put into the mailbox without postage; a postcard sent to Sophie: should the letter not arrive, I am willing to reiterate its contents. We follow the letter, first to Moßgasse, then to the Post Office at the East Train Station; ultimately we have to leave it to its own fate. — Marie arrives completely unaware that her aunt has already picked up everything. — At Pummer, an apron for Müller 140,000 Kronen, a piece of linoleum for the kitchen table: 80,000 Kronen. — Dr. Brünauer again brings up the third lesson "on occasion" (!). —© Translation Scott Witmer. |
9. Oktober 1924
Ein Deckchen geputzt: 35000 Kronen. — Von Weisse (K.): war wegen Korrekturen (?) verhindert! Ich vermute die Walter-Probe als Grund der Abhaltung; die Wendung freilich „sobald ich Zeit finde, komme ich“ ist frech, leider aber unschuldig frech, was noch schlimmer ist. — Von Rothberger (Br. 6 Seiten): recht hübsch; macht Propaganda für die Theorien u. den Tonwillen, zitiert eine hübsche Wendung des Kapellmeisters, der beim Anblick des 7. Heftes gesagt habe, es sei gut, daß etwas da sei, was die andern nicht verstehen. B. dankt herzlich für das bei mir Genossene. — An Vrieslander (Br.): danke nachträglich für den Piper-Boten; soll ich den Neumann-Brief im Original schicken? Werde von der U.-E. für op. 106 GM. 4000 fordern, um das Zustandekommen eines neu- {2738} en Vertrages zu verhindern. Zu den Korngold-Anleihen bemerke ich, daß ich sie schon lange beobachte, aber: er grüßt mich nicht unter dem Strich. 1 Zum Schluss erzähle ich die nette Begebenheit bei Saphir mit dem jungen Freund von Dr. Hausenstein. — 2 An Lüdecke (Br.): bekenne mich in Verlegenheit nicht zu wissen, ob ich für die Einsendung des Klenau-Aufsatzes schon gedankt habe. Komme wieder auf die Sabotage zurück u. meine, die Angst der U.-E. sei sehr übertrieben, da alle Wahrheit dem Irrtum den Eintag-Erfolg nicht rauben kann: Eintag-Irrtum muß zumindest einen Tag haben. — An Einschenk (Br.): gebe ein vorläufiges Lebenszeichen, erzähle, daß Mozio selbst die Frieda im Stich gelassen, auch Kux bei dem jungen Gärtner versagt habe. Verspreche, Lola nicht zu vergessen u. bei meinen Schülern Umfragen zu halten. — An Sophie (Br.): habe gegen Friedas Besuch gar nichts; der Diskretion bin ich sicher, Lie-Liechen wird den besten Tisch decken, also liege kein Grund vor, den Besuch nicht zu wünschen, die Entscheidung freilich überlasse ich ihr. — Durch Versehen wird der Brief unfrankirt in den Kasten geworfen; an Sophie eine Karte geschickt: für den Fall, daß der Brief nicht angekommen wäre, bin ich bereit, den Inhalt zu wiederholen. Wir gehen dem Brief nach, zuerst in die Moßgasse, dann zum Postamt Ostbahnhof, müssen ihn schließlich seinem Schicksal überlassen. — Die Marie erscheint in völliger Unkenntnis davon, daß die Tante schon alles abgeholt hat. — Bei Pummer eine Schürtze [sic] für Müller 140000 Kronen, ein Linoleum für den Küchentisch: 80000 Kronen. — Dr. Brünauer kommt wieder auf die 3. Stunde zurück „gelegentlich“ (!). — © Transcription Marko Deisinger. |
October 9, 1924
Small blanket cleaned: 35,000 Kronen. — From Weisse (postcard): was prevented from coming by proofs (?)! I suspect that the Walter rehearsal was what held him back; of course the expression "I will come as soon as I find time" is cheeky, but unfortunately innocently cheeky, which is even worse. — From Rothberger (letter, six pages): very pleasant; is publicizing the [Musical] Theories [and Fantasies] and Tonwille , quotes a nice comment by the music director who said, upon seeing the seventh issue , that it is good that there is something here that the others do not understand. Bamberger thanks [me] very kindly for what he enjoyed with me. — To Vrieslander (letter): I thank him after the fact for the Piperbote; should I send the original Neumann letter? Will demand 4,000 gold Marks from UE for Op. 106, in order to prevent a new {2738} contract from arising. Regarding the Korngold loans, I comment that I have been observing them for a long time already but: he does not give me a nod in the feuilleton. 1 At the end I tell [him] about the pleasant incident at Saphir's with the young friend of Dr. Hausenstein. — 2 To Lüdecke (letter): admit that I am embarrassed not to know whether I thanked him for sending the Klenau article. I return to the sabotage and say that UE's fear is highly exaggerated because all truth cannot rob error of its one-day success: a one-day error has to have at least one day. — To Einschenk (letter): give a preliminary sign of life, tell [him] that Mozio even left Frieda in lurch, Kux also failed with the young Gärtner. Promise not to forget Lola and to ask among my students. — To Sophie (letter): have nothing at all against Frieda's visit; I am sure of discretion, Lie-Liechen will make the finest meal so there is no reason not to desire a visit, of course I will leave the decision up to her. — The letter is accidentally put into the mailbox without postage; a postcard sent to Sophie: should the letter not arrive, I am willing to reiterate its contents. We follow the letter, first to Moßgasse, then to the Post Office at the East Train Station; ultimately we have to leave it to its own fate. — Marie arrives completely unaware that her aunt has already picked up everything. — At Pummer, an apron for Müller 140,000 Kronen, a piece of linoleum for the kitchen table: 80,000 Kronen. — Dr. Brünauer again brings up the third lesson "on occasion" (!). —© Translation Scott Witmer. |
Footnotes1 "Unter dem Strich": German-speaking newspapers placed the feuilleton at the bottom of the newspaper, "below the line." 2 Jeanette inserts emdash, then continues without paragraph-break. |