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1. September 1924 Unbeständig wie im April, Regen – Sonne, durcheinander, gleichzeitig!

— Erfahren von Frl. Angela, daß der lungenkranke Bauer in Wirl plötzlich gestorben sei; sie erzählt seine Ehetragödie: sein Weib sei schon vor der Ehe Alkoholikerin gewesen u. habe in der letzten Zeit so viel getrunken, daß er sie heuer im Frühjahr hinauswerfen mußte; sie wurde mit 30 Millionen abgefertigt, alles Uebrige, Haus, Boden, sei an eine Schwester gekommen. — An Reygersberg (Br.): Rüdiger 1 kommt ins Vermischte; HindemithSchott, Jahresrente; die Geschichte des Schönberg-Inserat als Hertzkas Racheakt! Entstehung der Vierteljahrschrift; Dank für Zustimmung zur Polemik. — Lie-Liechen an Sophie (Br.): zieht die Sommersumme; wie immer schönes Briefchen. — Angela das Schnittmuster geliehen. — Ordnung in meinen Mappen gemacht. — 4–¾6h glückt der Spaziergang bis gegen Piel, der erste seit Tagen. Gespräch {2716} mit dem 73jährigen Bauer [sic], den wir schon vom Zeinisjoch her kennen; er meint, noch nie seien so viele Menschen in Galtür gewesen – aber das Brot sei deshalb um 200 Kronen teurer geworden – Lie-Liechen klärt ihn auf! Er - erzählt, einen Sommergast gehabt zu haben, u. wie nun Lie-Liechen die Vorteile der Fremden-Industrie auseinandersetzt, kommt der alte Bauer auf den Geldgeschmack: „Ja, für 6 Personen da lohnt es sich!“ Er bietet uns Socken zum Kauf an. — Gespräch mit der Mutter Wolfart; der Eindruck recht günstig; sie schluchzt zweimal heftig auf bei dem Gedanken, daß die Tochter so weit verreist. Wir versprechen das Beste zu tun. — Lie-Liechen pflückt ein kleines Sträußchen. — 2 An Frl. Kahn (Ansichtsk.): empfehlen Frl. Angi den Besuch der Eppzirlalm. — An Hoboken (Br. durch Franz): möchten, durchreisend uns verabschieden. — Fortsetzung der Ordnung. — Von Weisse (Br.= OJ 15/16, [52]): 40 Stück stehen fest; Warburg stoße sich an meinen Bemerkungen gegen Amerika, er selbst „verzichte“ auf die Stunden bei mir, da er mit Arbeit überhäuft sei. — Von Mozio (Ansichtsk. aus Reichraming = OJ 14/5, [20]): bestätigt [illeg]die Briefe, besonders den vom 20.; will sich mit mir nach der Rückkunft beraten. — Von Vrieslander (Br.): der Piper-Verlag grundsätzlich möglich, 3 nur ist von ihm ein Prozeß fern zu halten, also der Nachweis des Kontraktbruches vorher zu erbringen; Hammer sei in München, habe sein Spiel außerordentlich gefunden. — Von Frl. Elias (Ansichtsk. aus Zurs): gehe nach Seefeld. — Von Violin (Br. OJ 14/45, [33]): habe an Tömings [sic] geschrieben; Altmanns Antrag bei Chevalier etwas zu veröffentlichen, sei lächerlich. — Von Hoboken (Br. durch Franz): schickt drei gelungene Bildchen u. ladet uns zu Tisch für Donnerstag. {2717}

© Transcription Marko Deisinger.

September 1, 1924 Changeable, as if in April, rain and sun mixed up, simultaneously!

— We learn from Miss Angela, that the farmer with lung disease in Wirl has suddenly died; she tells [us] about his marriage tragedy: his wife was already an alcoholic before they married and drank so much recently that he had to throw her out early this year; she was paid 30 million, all the rest, the house, the land, went to a sister. — To Reygersberg (letter): Rüdiger 1 will be included in "Miscellanea"; HindemithSchott, annual pension; the story of the Schoenberg advertisement as Hertzka's act of revenge! How the quarterly publication came into being; thanks for consenting to polemic. — Lie-Liechen to Sophie (letter): sums up the summer; a nice little letter, as always. — The pattern is lent to Angela. — My folders are straightened up. — 4:00–5:45 the walk is a success up toward Piel, the first in days. Conversation {2716} with the 73-year-old farmer, whom we already know from Zeinisjoch; he says there were never as many people in Galtür before – but because of that, bread has become 200 Kronen more expensive – Lie-Liechen sets him straight! He tells [us] that he had a summer guest and when Lie-Liechen explains the advantages of the tourist industry, the old farmer develops a taste for money: "Yes, it's worth it for six people!" He offers us socks for sale. — Conversation with Mrs. Wolfart, the mother; quite a positive impression; she gives two loud sobs at the thought of her daughter traveling so far. We promise to do the best we can. — Lie-Liechen picks a small bouquet. — 2 To Miss Kahn (picture postcard): we recommend that Miss Angi visit the Eppzirlalm. — To Hoboken (letter via Franz): would like to bid farewell as we pass through. — Tidying up continued. — From Weisse (letter= OJ 15/16, [52]): forty copies are sure; Warburg is put off by my remarks against America, he himself "forgoes" lessons with me, because he is up to his ears in work. — From Mozio (picture postcard from Reichraming = OJ 14/5, [20]): confirms the letters, especially the one from the 20th; wants to get my advice after my return. — From Vrieslander (letter): the Piper publishing house is in principle possible, 3 but it has to be protected from a lawsuit, that is, proof of a breach of contract must be provided beforehand; Hammer is in Munich, thought [Vrieslander] played exceptionally well. — From Miss Elias (picture postcard from Zurs): is going to Seefeld. — From Violin (letter OJ 14/45, [33]): has written to Tömings [sic] ; Altmann's proposal to publish something with Chevalier is laughable. — From Hoboken (letter via Franz): he sends three good pictures and invites us to lunch for Thursday. {2717}

© Translation Scott Witmer.

1. September 1924 Unbeständig wie im April, Regen – Sonne, durcheinander, gleichzeitig!

— Erfahren von Frl. Angela, daß der lungenkranke Bauer in Wirl plötzlich gestorben sei; sie erzählt seine Ehetragödie: sein Weib sei schon vor der Ehe Alkoholikerin gewesen u. habe in der letzten Zeit so viel getrunken, daß er sie heuer im Frühjahr hinauswerfen mußte; sie wurde mit 30 Millionen abgefertigt, alles Uebrige, Haus, Boden, sei an eine Schwester gekommen. — An Reygersberg (Br.): Rüdiger 1 kommt ins Vermischte; HindemithSchott, Jahresrente; die Geschichte des Schönberg-Inserat als Hertzkas Racheakt! Entstehung der Vierteljahrschrift; Dank für Zustimmung zur Polemik. — Lie-Liechen an Sophie (Br.): zieht die Sommersumme; wie immer schönes Briefchen. — Angela das Schnittmuster geliehen. — Ordnung in meinen Mappen gemacht. — 4–¾6h glückt der Spaziergang bis gegen Piel, der erste seit Tagen. Gespräch {2716} mit dem 73jährigen Bauer [sic], den wir schon vom Zeinisjoch her kennen; er meint, noch nie seien so viele Menschen in Galtür gewesen – aber das Brot sei deshalb um 200 Kronen teurer geworden – Lie-Liechen klärt ihn auf! Er - erzählt, einen Sommergast gehabt zu haben, u. wie nun Lie-Liechen die Vorteile der Fremden-Industrie auseinandersetzt, kommt der alte Bauer auf den Geldgeschmack: „Ja, für 6 Personen da lohnt es sich!“ Er bietet uns Socken zum Kauf an. — Gespräch mit der Mutter Wolfart; der Eindruck recht günstig; sie schluchzt zweimal heftig auf bei dem Gedanken, daß die Tochter so weit verreist. Wir versprechen das Beste zu tun. — Lie-Liechen pflückt ein kleines Sträußchen. — 2 An Frl. Kahn (Ansichtsk.): empfehlen Frl. Angi den Besuch der Eppzirlalm. — An Hoboken (Br. durch Franz): möchten, durchreisend uns verabschieden. — Fortsetzung der Ordnung. — Von Weisse (Br.= OJ 15/16, [52]): 40 Stück stehen fest; Warburg stoße sich an meinen Bemerkungen gegen Amerika, er selbst „verzichte“ auf die Stunden bei mir, da er mit Arbeit überhäuft sei. — Von Mozio (Ansichtsk. aus Reichraming = OJ 14/5, [20]): bestätigt [illeg]die Briefe, besonders den vom 20.; will sich mit mir nach der Rückkunft beraten. — Von Vrieslander (Br.): der Piper-Verlag grundsätzlich möglich, 3 nur ist von ihm ein Prozeß fern zu halten, also der Nachweis des Kontraktbruches vorher zu erbringen; Hammer sei in München, habe sein Spiel außerordentlich gefunden. — Von Frl. Elias (Ansichtsk. aus Zurs): gehe nach Seefeld. — Von Violin (Br. OJ 14/45, [33]): habe an Tömings [sic] geschrieben; Altmanns Antrag bei Chevalier etwas zu veröffentlichen, sei lächerlich. — Von Hoboken (Br. durch Franz): schickt drei gelungene Bildchen u. ladet uns zu Tisch für Donnerstag. {2717}

© Transcription Marko Deisinger.

September 1, 1924 Changeable, as if in April, rain and sun mixed up, simultaneously!

— We learn from Miss Angela, that the farmer with lung disease in Wirl has suddenly died; she tells [us] about his marriage tragedy: his wife was already an alcoholic before they married and drank so much recently that he had to throw her out early this year; she was paid 30 million, all the rest, the house, the land, went to a sister. — To Reygersberg (letter): Rüdiger 1 will be included in "Miscellanea"; HindemithSchott, annual pension; the story of the Schoenberg advertisement as Hertzka's act of revenge! How the quarterly publication came into being; thanks for consenting to polemic. — Lie-Liechen to Sophie (letter): sums up the summer; a nice little letter, as always. — The pattern is lent to Angela. — My folders are straightened up. — 4:00–5:45 the walk is a success up toward Piel, the first in days. Conversation {2716} with the 73-year-old farmer, whom we already know from Zeinisjoch; he says there were never as many people in Galtür before – but because of that, bread has become 200 Kronen more expensive – Lie-Liechen sets him straight! He tells [us] that he had a summer guest and when Lie-Liechen explains the advantages of the tourist industry, the old farmer develops a taste for money: "Yes, it's worth it for six people!" He offers us socks for sale. — Conversation with Mrs. Wolfart, the mother; quite a positive impression; she gives two loud sobs at the thought of her daughter traveling so far. We promise to do the best we can. — Lie-Liechen picks a small bouquet. — 2 To Miss Kahn (picture postcard): we recommend that Miss Angi visit the Eppzirlalm. — To Hoboken (letter via Franz): would like to bid farewell as we pass through. — Tidying up continued. — From Weisse (letter= OJ 15/16, [52]): forty copies are sure; Warburg is put off by my remarks against America, he himself "forgoes" lessons with me, because he is up to his ears in work. — From Mozio (picture postcard from Reichraming = OJ 14/5, [20]): confirms the letters, especially the one from the 20th; wants to get my advice after my return. — From Vrieslander (letter): the Piper publishing house is in principle possible, 3 but it has to be protected from a lawsuit, that is, proof of a breach of contract must be provided beforehand; Hammer is in Munich, thought [Vrieslander] played exceptionally well. — From Miss Elias (picture postcard from Zurs): is going to Seefeld. — From Violin (letter OJ 14/45, [33]): has written to Tömings [sic] ; Altmann's proposal to publish something with Chevalier is laughable. — From Hoboken (letter via Franz): he sends three good pictures and invites us to lunch for Thursday. {2717}

© Translation Scott Witmer.

Footnotes

1 Presumably Gottfried Rüdinger (1886–1946): theory teacher at the Akademie der Tonkunst in Munich.

2 Jeanette inserts emdash, then continues without paragraph-break.

3 i.e., a possibility for taking over Der Tonwille and Schenker's other future publications if Schenker breaks away from UE.