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Fl! 1

Segen dir u. allen deinen in der neuen Wohnung! Unser Beider herzlichste Wünsche der l. Frau Vally zu den überstandenen Türken des Blinddarms! Reichlich habt Ihr nun alle Stoff u. Grund zur Erholung, möge diese nun aber wirklich ausglänzend wirken! Die l. Fanny war kürzlich bei uns zu Abend u. wir erfuhren von ihr noch Manches von dir und den deinen – ich kann nur sagen, Gott muß u. wird lernen, endlich Maß halten in den über dich verhängten Prüfungen, so außer Mass vertrüge Er selbst es nicht mehr.

{2} Ist dir Kunde geworden von einem Aufsatz im Aprilheft der „Musik“ über die „Urlinie“? 2 Geschrieben von einem Jugendfreund Furtwänglers u. ihm auch zugeeignet aus Dankbarkeit dafür, daß er ihn seinerzeit auf mich aufmerksam gemacht. Der Jugendfreund ist heute – – Direktor des Museums“(!) in Stettin u. darnach ist auch sein Aufsatz: Wort um Wort ein Misverständnis, unfreiwillige Unterstellung von falschen Vorstellungen. Furtw. zeigte sich hier sehr betroffen u. wünschte von Weisse eine Entgegnung – inzwischen aber schreib „niemand Geringerer“ als Dr Brünauer eine Entgegnung, für sich zur Übung in der Stunde, u. für mich wirklich so!), u. diese ist so gut ausgefallen, das sie Weisse an F. nach Berlin schicken {3} konnte. (Es geschehen Wunder!) Ob nun Furtw. damit an die „Musik“ herantreten wird (denn das wollte er ja) oder nicht, ist ihm überlassen. Mir liegt gar nichts dran, auch Brün. nicht. 3

In der „Zeitschrift f. Mw.“ findest du jetzt eine kleine Berechtigung aus meiner Feder an die Adresse Dr Beningers, der zur Abwechslung – an unserem naturhistorischen Museum (!) Prähistoriker ist. 4

Diese Museumsleute meinen es ja so gut, aber warum schreiben sie nicht über Bilder oder alte Tiere, nur ausgerechnet über Musik? Furtw. war diesmal auch bei uns.

Infolge Überarbeitung mußte ich gegen Ende Februar dringend die Ruhe pflegen, d.h. zwischen den Stunden ins Bett gehen. Nun {4} ist es ganz behoben. Noch besser wird es mir freilich gehen, wenn ich das neue Buch hinter mir haben werde. Von Mozio habe ich die zweite Hälfte noch immer nicht zurückerhalten können, er windet sich, ich brauch das Geld nun aber wirklich selbst.

Prof Oppel kommt wieder nach Galtür. Kannst du nicht mittun? Ich frage sehr leise, mußte aber so gern stark hoffen dürfen.


Viele, viele herzlichste Grüße u. Wünsche Allen, Allen, Allen. von uns Nur-Beiden
Dein
[signed:] H
19. 5[. 30]

Heute Abend gehen wir zu Toscanini. 5

[in top margin, upside down:] Lass’ doch ein „d“ in deinen Straßennamen einfügen, es wäre „Haydngasse“ zu schreiben doch viel heiterer, nicht?

© Transcription William Drabkin, 2013

Bless you and your entire family in your new apartment! Most affectionate wishes from the two of us to dear Vally, on having survived the ordeal with appendicitis! You now all the material and grounds for recovery; may this turn out splendidly! Your dear sister Fanny recently spent an evening with her and we learned much about you and your family. I can only say that God must, and will, learn finally to keep things in proportion, having put you through the trials you must endure; he himself would no longer be able to bear such a disproportionality.

{2} Are you aware of an article in the April issue of Die Musik about the "Urlinie"? 2 Written by a childhood friend of Furtwängler's and dedicated in gratitude to him is a sign that, for his part, he [Furtwängler] called his attention to me. This childhood friend is, today, director of the "Museum"(!) in Stettin and his article shows it, too: word for word a misunderstanding, unconscious assumptions of false premises. Furtwängler appeared to be very much upset, and hoped that Weisse would make a reply – in the meantime, "no one less" than Dr. Brünauer made a reply, for himself as an exercise in the lesson and for me (very much so!), and this has turned out so well that Weisse can send it to Furtwängler in Berlin. {3} (Miracles do happen!) Whether Furtwängler will now approach Die Musik (as he indeed wanted to) or not is up to him. It does not mater in the least to me, nor to Brünauer. 3

In the Zeitschrift für Musikwissenschaft you will now find a small rectification, from my pen, to the address given by Dr. Beninger who, for a change, works in pre-history at our Natural History Museum (!) 4

These museum people are so well-intended, why do they not write about pictures and ancient animals, instead of specifically about music? This time, Furtwängler was again on our side.

As a consequence of overwork, I urgently needed to get some rest towards the end of February, i.e. by lying in bed between lessons. Now {4} everything is all right. It will, of course, be even better after I have put the new book behind me. I still have not yet received the second half [of my inheritance] from Mozio; he wriggles, but now I need really need the money myself.

Professor Oppel is again coming to Galtür. Can you not come also; I ask very quietly, but must be permitted hope so very fervently.


Many, many most affectionate greetings and wishes to you all, all, all, from only the two of us,
Your
[signed:] Heinrich
May 19[, 1930]

This evening we are going to hear Toscanini. 5

[in top margin, upside down:] Think about inserting a "d" in your street name; writing "Haydngasse" would be much nicer, wouldn't it?

© Translation William Drabkin, 2013



Fl! 1

Segen dir u. allen deinen in der neuen Wohnung! Unser Beider herzlichste Wünsche der l. Frau Vally zu den überstandenen Türken des Blinddarms! Reichlich habt Ihr nun alle Stoff u. Grund zur Erholung, möge diese nun aber wirklich ausglänzend wirken! Die l. Fanny war kürzlich bei uns zu Abend u. wir erfuhren von ihr noch Manches von dir und den deinen – ich kann nur sagen, Gott muß u. wird lernen, endlich Maß halten in den über dich verhängten Prüfungen, so außer Mass vertrüge Er selbst es nicht mehr.

{2} Ist dir Kunde geworden von einem Aufsatz im Aprilheft der „Musik“ über die „Urlinie“? 2 Geschrieben von einem Jugendfreund Furtwänglers u. ihm auch zugeeignet aus Dankbarkeit dafür, daß er ihn seinerzeit auf mich aufmerksam gemacht. Der Jugendfreund ist heute – – Direktor des Museums“(!) in Stettin u. darnach ist auch sein Aufsatz: Wort um Wort ein Misverständnis, unfreiwillige Unterstellung von falschen Vorstellungen. Furtw. zeigte sich hier sehr betroffen u. wünschte von Weisse eine Entgegnung – inzwischen aber schreib „niemand Geringerer“ als Dr Brünauer eine Entgegnung, für sich zur Übung in der Stunde, u. für mich wirklich so!), u. diese ist so gut ausgefallen, das sie Weisse an F. nach Berlin schicken {3} konnte. (Es geschehen Wunder!) Ob nun Furtw. damit an die „Musik“ herantreten wird (denn das wollte er ja) oder nicht, ist ihm überlassen. Mir liegt gar nichts dran, auch Brün. nicht. 3

In der „Zeitschrift f. Mw.“ findest du jetzt eine kleine Berechtigung aus meiner Feder an die Adresse Dr Beningers, der zur Abwechslung – an unserem naturhistorischen Museum (!) Prähistoriker ist. 4

Diese Museumsleute meinen es ja so gut, aber warum schreiben sie nicht über Bilder oder alte Tiere, nur ausgerechnet über Musik? Furtw. war diesmal auch bei uns.

Infolge Überarbeitung mußte ich gegen Ende Februar dringend die Ruhe pflegen, d.h. zwischen den Stunden ins Bett gehen. Nun {4} ist es ganz behoben. Noch besser wird es mir freilich gehen, wenn ich das neue Buch hinter mir haben werde. Von Mozio habe ich die zweite Hälfte noch immer nicht zurückerhalten können, er windet sich, ich brauch das Geld nun aber wirklich selbst.

Prof Oppel kommt wieder nach Galtür. Kannst du nicht mittun? Ich frage sehr leise, mußte aber so gern stark hoffen dürfen.


Viele, viele herzlichste Grüße u. Wünsche Allen, Allen, Allen. von uns Nur-Beiden
Dein
[signed:] H
19. 5[. 30]

Heute Abend gehen wir zu Toscanini. 5

[in top margin, upside down:] Lass’ doch ein „d“ in deinen Straßennamen einfügen, es wäre „Haydngasse“ zu schreiben doch viel heiterer, nicht?

© Transcription William Drabkin, 2013

Bless you and your entire family in your new apartment! Most affectionate wishes from the two of us to dear Vally, on having survived the ordeal with appendicitis! You now all the material and grounds for recovery; may this turn out splendidly! Your dear sister Fanny recently spent an evening with her and we learned much about you and your family. I can only say that God must, and will, learn finally to keep things in proportion, having put you through the trials you must endure; he himself would no longer be able to bear such a disproportionality.

{2} Are you aware of an article in the April issue of Die Musik about the "Urlinie"? 2 Written by a childhood friend of Furtwängler's and dedicated in gratitude to him is a sign that, for his part, he [Furtwängler] called his attention to me. This childhood friend is, today, director of the "Museum"(!) in Stettin and his article shows it, too: word for word a misunderstanding, unconscious assumptions of false premises. Furtwängler appeared to be very much upset, and hoped that Weisse would make a reply – in the meantime, "no one less" than Dr. Brünauer made a reply, for himself as an exercise in the lesson and for me (very much so!), and this has turned out so well that Weisse can send it to Furtwängler in Berlin. {3} (Miracles do happen!) Whether Furtwängler will now approach Die Musik (as he indeed wanted to) or not is up to him. It does not mater in the least to me, nor to Brünauer. 3

In the Zeitschrift für Musikwissenschaft you will now find a small rectification, from my pen, to the address given by Dr. Beninger who, for a change, works in pre-history at our Natural History Museum (!) 4

These museum people are so well-intended, why do they not write about pictures and ancient animals, instead of specifically about music? This time, Furtwängler was again on our side.

As a consequence of overwork, I urgently needed to get some rest towards the end of February, i.e. by lying in bed between lessons. Now {4} everything is all right. It will, of course, be even better after I have put the new book behind me. I still have not yet received the second half [of my inheritance] from Mozio; he wriggles, but now I need really need the money myself.

Professor Oppel is again coming to Galtür. Can you not come also; I ask very quietly, but must be permitted hope so very fervently.


Many, many most affectionate greetings and wishes to you all, all, all, from only the two of us,
Your
[signed:] Heinrich
May 19[, 1930]

This evening we are going to hear Toscanini. 5

[in top margin, upside down:] Think about inserting a "d" in your street name; writing "Haydngasse" would be much nicer, wouldn't it?

© Translation William Drabkin, 2013

Footnotes

1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary at OJ 4/3, p. 3477 (May 19, 1930): "An Floriz (Br.): Wünsche für die Genesung; über Rietzler [sic], Beninger usw." ("(letter): best wishes for [his wife's] recovery; concerning Riezler, Beninger, etc.")

2 "Die Urlinie," by Walter Riezler, Die Musik, 22 (April 1930), pp. 502–10.

3 Brünauer's response to Riezler, entitled "Die Urlinie: eine Entgegnung," survives in typescript (carbon copy) in OJ 21/24.

4 Eduard Beninger, "Pianistische Herausgebertechnik," published in the February 1930 issue of the Zeitschrift für Musikwissenshaft, cited in Schenker Scrapbook (OC 2, page 80); a published reply by Schenker has not been traced.

5 This concert included performances of Beethoven's "Eroica" Symphony, the nocturne and scherzo from Mendelssohn's Midsummer Night's Dream, the "Venusberg" music from Wagner's Tannhäuser and Ravel's Bolero.

Commentary

Format
4p letter, Bogen format, holograph message and signature
Rights Holder
Heirs of Heinrich Schenker, deemed to be in the public domain
License
All reasonable steps have been taken to locate the heirs of Heinrich Schenker. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Documents Online, at schenkercorrespondence [at] mus (dot) cam (dot) ac (dot) uk

Digital version created: 2013-06-30
Last updated: 2013-06-30