Sehr geehrter Herr Direktor!

Um ¾ 10h. habe ich Hr. Prof. Godowsky im Grand Hotel bezüglich der Organisation u. Ihrer Cooperation gesprochen. Mit großer Freude hat er Dr. Harpner telephoniert, u. ich erlaube mir Sie davon zu verständigen, daß einer Conferenz zwischen Ihnen u. Dr.. Harp. nichts mehr im Wege steht. Ich denke mir nun den Fortgang so, daß Dr.. H. u. Sie uns, Godowsky (der in zwei Wochen wieder in Wien eintrifft), Rosenthal , mich, Gärtner , Violin fürs Erste zu einer Vorbesprechung einladen, u. dann die Unterschriften, die bereits zugesagten u. noch weitere, selbst einfordern u. zw. von Allen, die in der Konferenz vorgeschlagen werden. Vielleicht ist eine solche Konferenz überflüssig u. Dr.. H. bittet im Verein mit {2} Ihnen[,] Leschetitzky , Grünfeld , u.s.w. um die Beitrittserklärung, u. Berufung auf die von Godowsky ausgehende Einladung. Der von mir verfaßte Aufruf steht Dr.. Harpner u. Ihnen zur Verfügung. Zugesagt haben: Leschetitzky , Rosenthal , Walter , u.s.w. Wollen Sie, da ich an Godowsky nach Karlsbad Bericht geben möchte, mir mitteilen, welchen Weg Sie mit Harp. einschlagen wollen. Ich glaube, sagen zu können, daß sich alles zum besten wenden wird. Auch Ihre Zeitung, 1 freilich stark verändert, wird eine große Rolle zu spielen haben.

Nun zu meinen eigenen Sachen:

1) Ich will hoffen, daß der Passus von Ihnen: „Ich hoffe, . . . Ihren Wünschen entgegenzukommen“ keine bloße Phrase ist. Sind das doch so kleine Beträge, daß ich mich im Grunde geschämt habe, die 400 Kr. zu erbitten. 2 Wir wollen nicht mehr Worte darüber verlieren, der Apparat ist bereits zu groß für den Effekt, womit ich beileibe keinen Verzicht aus- {3} gesprochen haben möchte.

2). Was die Sonaten 3 anbelangt, so muß ich vor Allem erklären, daß auf [?hie] die Erfahrungen, die Sie mit der „ chrom. Fant “ machen, nicht passen. Letztere wird weniger gespielt u. überdies hat Ihr Verlag meiner Ausgabe eine „conzertmäßige“ von Busoni gegenübergestellt, an die sich die klavierspielende Jugend aus dem Grunde mehrfacher Illusionen hält. Bei Busoni vermutet sich Effekt, folglich auch Gelderfolg, u. daher – ein sehr falscher Schluß – bei mir nur „Einführung“ in das Werk. Bei den Sonaten aber giebt es keine derartige „conzertmäßige“ Bearbeitung u. dgl. u. die Rivalität spielt sich, wie gesagt, rechtschaffen nur zwischen Bülow u. mir ab, und daß ich den ersteren aus dem Felde schlage, halte ich für ausgemacht. Doch muß, wie das ja Cotta auch getan hat, die Untergrabung jener Bülow -Ausgabe systematisch betrieben werden durch die „ U.E.“ Mit einer Sonate ist ja hier nicht gedient, wohl aber mit einer Ausgabe der 5 letzten. Um wieder den Beweis des Entgegenkommens zu bieten, schlage ich vor:

{4} a) binnen Jahresfrist – Sonaten op. 109 u. 110 (E-dur u. As dur), die gespieltesten, um den Preis von zusammen 2400 Kr, die aber im Vorhinein die „ U.E.“ zu entrichten hätte;

b) die weiteren 3 Sonaten, die schwierig[s]ten, darunter der Koloß der „Hammerklaviersonate[,] zum Preise von je 1600 Kr., ungefähr zu liefern in je einem Jahre, zahlbar nach Manuscriptablieferung.

Einen Vorschlag bezüglich einer neuen Form, in der diese Ausgabe erscheinen könnte, hat mein Schüler H. Otto Vrieslander gemacht, der mir sehr akzeptabel erscheint, (Perforierung der Textblätter!), u. den Sie von ihm erfahren können.

Die obigen Punkte bedeuten das letzte, das ich zu sagen habe, u. daher erbitte ich mir von Ihnen auch Ihren letzten Bescheid. 4 (Tantièmen sind mir zu beschwerlich.)

Weisse dürfte vielleicht schon morgen bei Ihnen erscheinen.

Hoffentlich auf baldiges Wiedersehen


[?Ihr zu bestens grüßen]
[signed:] H Schenker


4. Juni 1912

© Transcription Ian Bent, 2006, 2023



Dear Director,

I spoke with Professor Godowsky in the Grand Hotel at 9:45 regarding the Organization and your cooperation. He was delighted to telephone Dr. Harpner, and I take the liberty of notifying you that there is no longer anything to prevent a meeting between you and Dr. Harpner. I envision the way forward now is for Dr. Harpner and you to invite us ‒ Godowsky (who gets back to Vienna in two weeks' time), Rosenthal, myself, Gärtner, and Violinfirst of all for a preliminary discussion, and then themselves to call for the signatures ‒ those already promised and additional ones, too in fact of all who are proposed at the meeting. Perhaps such a meeting is unnecessary, and Dr. Harpner, in conjunction with {2} you, Leschetitzky, Grünfeld, etc., should call for the declaration of membership, making reference to the invitation that is going out from Godowsky. The appeal that I worded is at your disposal and Dr. Harpner's. Those who have promised are: Leschetitzky, Rosenthal, Walter, etc. Since I should like to send a report to Godowsky in Karlsbad, please let me know which approach you want to adopt with Harpner. I think I can safely say that all will turn out for the best. Your newspaper, 1 too, admittedly substantially altered, will have a major role to play.

Now to my own affairs:

1) I hope that the statement by you "I hope, ... to accommodate your wishes" is not just empty talk. The payments have really been so small that I have groveled to ask for 400 Kronen. 2 Let us not waste any more words on this; this is using a sledgehammer to crack a nut, whereby I might by no means {3} have issued any renunciation.

2) As concerns the Sonatas, 3 I must make clear right away that the experiences that you put me through with the Chromatic Fantasy from now on simply will not do. The latter work is less frequently played; what is more, your press has juxtaposed my edition with a "performing edition" by Busoni, to which the younger generation of pianists adhere under all sorts of illusions. Busoni is associated with making an impact, hence also with financial success, and consequently I am ‒ a totally false assumption ‒ associated with giving merely an "introduction" to the work. But where the Sonatas are concerned, there is no such "performing" version or the like, and the rivalry, as I have said, is straightforwardly only between Bülow and myself, and that I am the more preeminent in the field I consider well established. So, just as indeed Cotta, too, has done, the undermining of that Bülow edition must be carried out systematically by UE. We are dealing not with one sonata here, but with an edition of the last five. In order once again to offer proof of my readiness to accommodate, I propose:

{4} a) within one year ‒ Sonatas Op. 109 and Op. 110 (E major and Aę major), the most frequently played ones, for a price of 2,400 Kronen the two, but which UE would have to pay out in advance;

b) the remaining three sonatas, the most difficult ones, among them the colossus of the "Hammerklavier" Sonata, at a price of 1,600 Kronen each, to be produced approximately one a year, counting from delivery of the manuscript.

My pupil, Mr. Otto Vrieslander, has made one suggestion regarding a new form in which this edition could appear that seems very acceptable to me (perforation of the pages of text!), and you can hear about it direct from him.

The points made above constitute the last that I have to say. I therefore beg you to let me have your final decision. 4 (Royalties are too much of a bother for me.)

Weisse should perhaps put in an appearance at your office tomorrow.

Hoping to see you soon


[?and to greet you]
[signed:] H. Schenker


June 4, 1912

© Translation Ian Bent, 2006, 2023



Sehr geehrter Herr Direktor!

Um ¾ 10h. habe ich Hr. Prof. Godowsky im Grand Hotel bezüglich der Organisation u. Ihrer Cooperation gesprochen. Mit großer Freude hat er Dr. Harpner telephoniert, u. ich erlaube mir Sie davon zu verständigen, daß einer Conferenz zwischen Ihnen u. Dr.. Harp. nichts mehr im Wege steht. Ich denke mir nun den Fortgang so, daß Dr.. H. u. Sie uns, Godowsky (der in zwei Wochen wieder in Wien eintrifft), Rosenthal , mich, Gärtner , Violin fürs Erste zu einer Vorbesprechung einladen, u. dann die Unterschriften, die bereits zugesagten u. noch weitere, selbst einfordern u. zw. von Allen, die in der Konferenz vorgeschlagen werden. Vielleicht ist eine solche Konferenz überflüssig u. Dr.. H. bittet im Verein mit {2} Ihnen[,] Leschetitzky , Grünfeld , u.s.w. um die Beitrittserklärung, u. Berufung auf die von Godowsky ausgehende Einladung. Der von mir verfaßte Aufruf steht Dr.. Harpner u. Ihnen zur Verfügung. Zugesagt haben: Leschetitzky , Rosenthal , Walter , u.s.w. Wollen Sie, da ich an Godowsky nach Karlsbad Bericht geben möchte, mir mitteilen, welchen Weg Sie mit Harp. einschlagen wollen. Ich glaube, sagen zu können, daß sich alles zum besten wenden wird. Auch Ihre Zeitung, 1 freilich stark verändert, wird eine große Rolle zu spielen haben.

Nun zu meinen eigenen Sachen:

1) Ich will hoffen, daß der Passus von Ihnen: „Ich hoffe, . . . Ihren Wünschen entgegenzukommen“ keine bloße Phrase ist. Sind das doch so kleine Beträge, daß ich mich im Grunde geschämt habe, die 400 Kr. zu erbitten. 2 Wir wollen nicht mehr Worte darüber verlieren, der Apparat ist bereits zu groß für den Effekt, womit ich beileibe keinen Verzicht aus- {3} gesprochen haben möchte.

2). Was die Sonaten 3 anbelangt, so muß ich vor Allem erklären, daß auf [?hie] die Erfahrungen, die Sie mit der „ chrom. Fant “ machen, nicht passen. Letztere wird weniger gespielt u. überdies hat Ihr Verlag meiner Ausgabe eine „conzertmäßige“ von Busoni gegenübergestellt, an die sich die klavierspielende Jugend aus dem Grunde mehrfacher Illusionen hält. Bei Busoni vermutet sich Effekt, folglich auch Gelderfolg, u. daher – ein sehr falscher Schluß – bei mir nur „Einführung“ in das Werk. Bei den Sonaten aber giebt es keine derartige „conzertmäßige“ Bearbeitung u. dgl. u. die Rivalität spielt sich, wie gesagt, rechtschaffen nur zwischen Bülow u. mir ab, und daß ich den ersteren aus dem Felde schlage, halte ich für ausgemacht. Doch muß, wie das ja Cotta auch getan hat, die Untergrabung jener Bülow -Ausgabe systematisch betrieben werden durch die „ U.E.“ Mit einer Sonate ist ja hier nicht gedient, wohl aber mit einer Ausgabe der 5 letzten. Um wieder den Beweis des Entgegenkommens zu bieten, schlage ich vor:

{4} a) binnen Jahresfrist – Sonaten op. 109 u. 110 (E-dur u. As dur), die gespieltesten, um den Preis von zusammen 2400 Kr, die aber im Vorhinein die „ U.E.“ zu entrichten hätte;

b) die weiteren 3 Sonaten, die schwierig[s]ten, darunter der Koloß der „Hammerklaviersonate[,] zum Preise von je 1600 Kr., ungefähr zu liefern in je einem Jahre, zahlbar nach Manuscriptablieferung.

Einen Vorschlag bezüglich einer neuen Form, in der diese Ausgabe erscheinen könnte, hat mein Schüler H. Otto Vrieslander gemacht, der mir sehr akzeptabel erscheint, (Perforierung der Textblätter!), u. den Sie von ihm erfahren können.

Die obigen Punkte bedeuten das letzte, das ich zu sagen habe, u. daher erbitte ich mir von Ihnen auch Ihren letzten Bescheid. 4 (Tantièmen sind mir zu beschwerlich.)

Weisse dürfte vielleicht schon morgen bei Ihnen erscheinen.

Hoffentlich auf baldiges Wiedersehen


[?Ihr zu bestens grüßen]
[signed:] H Schenker


4. Juni 1912

© Transcription Ian Bent, 2006, 2023



Dear Director,

I spoke with Professor Godowsky in the Grand Hotel at 9:45 regarding the Organization and your cooperation. He was delighted to telephone Dr. Harpner, and I take the liberty of notifying you that there is no longer anything to prevent a meeting between you and Dr. Harpner. I envision the way forward now is for Dr. Harpner and you to invite us ‒ Godowsky (who gets back to Vienna in two weeks' time), Rosenthal, myself, Gärtner, and Violinfirst of all for a preliminary discussion, and then themselves to call for the signatures ‒ those already promised and additional ones, too in fact of all who are proposed at the meeting. Perhaps such a meeting is unnecessary, and Dr. Harpner, in conjunction with {2} you, Leschetitzky, Grünfeld, etc., should call for the declaration of membership, making reference to the invitation that is going out from Godowsky. The appeal that I worded is at your disposal and Dr. Harpner's. Those who have promised are: Leschetitzky, Rosenthal, Walter, etc. Since I should like to send a report to Godowsky in Karlsbad, please let me know which approach you want to adopt with Harpner. I think I can safely say that all will turn out for the best. Your newspaper, 1 too, admittedly substantially altered, will have a major role to play.

Now to my own affairs:

1) I hope that the statement by you "I hope, ... to accommodate your wishes" is not just empty talk. The payments have really been so small that I have groveled to ask for 400 Kronen. 2 Let us not waste any more words on this; this is using a sledgehammer to crack a nut, whereby I might by no means {3} have issued any renunciation.

2) As concerns the Sonatas, 3 I must make clear right away that the experiences that you put me through with the Chromatic Fantasy from now on simply will not do. The latter work is less frequently played; what is more, your press has juxtaposed my edition with a "performing edition" by Busoni, to which the younger generation of pianists adhere under all sorts of illusions. Busoni is associated with making an impact, hence also with financial success, and consequently I am ‒ a totally false assumption ‒ associated with giving merely an "introduction" to the work. But where the Sonatas are concerned, there is no such "performing" version or the like, and the rivalry, as I have said, is straightforwardly only between Bülow and myself, and that I am the more preeminent in the field I consider well established. So, just as indeed Cotta, too, has done, the undermining of that Bülow edition must be carried out systematically by UE. We are dealing not with one sonata here, but with an edition of the last five. In order once again to offer proof of my readiness to accommodate, I propose:

{4} a) within one year ‒ Sonatas Op. 109 and Op. 110 (E major and Aę major), the most frequently played ones, for a price of 2,400 Kronen the two, but which UE would have to pay out in advance;

b) the remaining three sonatas, the most difficult ones, among them the colossus of the "Hammerklavier" Sonata, at a price of 1,600 Kronen each, to be produced approximately one a year, counting from delivery of the manuscript.

My pupil, Mr. Otto Vrieslander, has made one suggestion regarding a new form in which this edition could appear that seems very acceptable to me (perforation of the pages of text!), and you can hear about it direct from him.

The points made above constitute the last that I have to say. I therefore beg you to let me have your final decision. 4 (Royalties are too much of a bother for me.)

Weisse should perhaps put in an appearance at your office tomorrow.

Hoping to see you soon


[?and to greet you]
[signed:] H. Schenker


June 4, 1912

© Translation Ian Bent, 2006, 2023

Footnotes

1 Unclear which is intended. UE's publications were not founded until later: Musica Divina (1913), Musikblätter des Anbruch (1919), Pult und Taktstock (1924).

2 Schenker's request for a fee for correcting the proofs of his monograph Beethovens neunte Sinfonie was made in WSLB 116, June 2, 1912, and Hertzka's response in OC 52/427, June 3, 1912, from which Schenker quotes here.

3 The last five Beethoven piano sonatas, the first hint of which appeared in WSLB 66/67, October 19, 1910, p. 6, and which was regularly discussed from OC 52/492, September 19, 1911 on, the contract for Schenker's Erläuterungsausgabe of them, OC 52/494, being issued on August 25, 1912.

4 "Die obigen ... Bescheid" left sidelined by Schenker.