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WSLB 66/67 - Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE) + list of names, dated October 19, 1910
Meine Schülerin hat sich inzwischen für Donnerstag bereits angesagt. 1 So muß ich schreiben, statt, was mir lieber gewesen wäre, mündlich die Sache rasch zu erörtern. Im ersten Absatz des Vertrages 2 möchte ich bitten, den Charakter des Werkes: „Monographie“ in den Text aufzunehmen, nur damit im 2. Absatz das Wörtchen „monographisches” wiederkehren kann, das mich unter allen Umständen davor schützen soll, angegriffen zu werden, sollte ich je in einem anderen Zusammenhange, z.B. in einem großen Werk, ein paar Worte über die IX Symph. verlieren müssen. Ich kann ndoch nicht annehmen, daß Sie mir damit sagen wollen : „Nie u. nirgends dürfen Sie zur IX Symph. etwas mehr sagen“? Der 3. Absatz könnte bestenfalls heißen: „die U.E. ist berechtigt, Vorschläge zu Änderungen zu machen“. Solche Vorschläge habe ich von H. v. Wöss auch zur „ chrom. {2} fantasie “ mit Vergnügen angenommen, habe gestattet, daß der Inhalt einer Klammer, der angeblich gegen das Geschäftsinteresse der U.E. ge verstöß te, ausgemerzt werde. Sprechen Sie doch, sehr geehrter Herr Direktor, allezeit lieber offen mit mir: wir haben uns dann sicher in paar Minuten verständigt. Ich beginne mit der Offenheit: Es ist klar, daß ich nicht im Geringsten darauf ausgehe, das Geschäftsinteresse der U.E. zu brüskieren. Muß mir selbst doch das Ansehen des Verlages ein Ziel meiner Tätigkeit sein! Aber ich frage, wenn ich künstlerisch-technisch darstelle, wie z.B. Wagner u. Liszt in Bezug auf diese oder jene Stelle sich geirrt haben, verstöße dieses schon gegen die U.E. ? Nottebohm hat im Verlage Rieter-Biedermann 3 eine [ric]htige Stelle der III Symph. vor Wagner gerettet, warum dürfte ich ähnliches nicht wagen? Ist Beethoven vogelfrei, wie ein Jud’ nach der Ansicht der Antisemiter? Gegen die „Retouchen“ bei Beeth . habe ich einmal schon in der W. „Abendpost“ geschrieben, u.zw. über Einladung Dr. Hirschfelds. 4 Darf ich nicht sagen, daß man das Original {3} stehen lassen muß? Ich werde an der Aufführung des Direktors Kretschmar ( Berlin ), Prof. Riemann Kritik (nur nebenbei, u. mit kleinen Lettere, etwa unter dem Titel: Literatur) zu üben haben, wäre das auch nicht erlaubt? So wie es eben steht, ist der erste Satz des d3. Absatzes unhaltbar. Kein Vertrag in der Welt hat je einen solchen enthalten, das wissen Sie, ebenso gut, wie ich. Es liegt doch so nahe, daß ich sage, derjenige, der die „sachgemäßen Zusätze, Änderungen u.sw. zu machen berufen sein“ wird, möchte doch lieber gleich selbst die Monographie schreiben. Nein, nein! Der besagte Satz ist desto fataler, je überflüssiger er ist. Bei angenehmen Verkehr ohne Hinterhalt zwischen Ihnen u. mir ist dergleichen, fast nach Wucher schmeckende Worte zu fixieren, ganz, ganz überflüssig. Sie können allezeit auf meine Coulance rechnen, sobald Sie selbst coulant 5 sind, u diese Art führt uns näher zum Ziel. Der 2. Satz des 3. Absatzes enthält die Gefahr für {4} meine Arbeit, daß sie einfach auch bei Seite gelegt werden könnte. Ich kann nicht annehmen, daß Sie schon jetzt, da Sie eben den Vertrag übersenden, gerade an das Beiseitelegen Vdenken, – wozu dann der Vertrag überhaupt? –, u. so glaube ich, daß die Erfahrung mit der „ chrom. fantasie “ Ihnen den Satz diktiert hat. Nicht wahr? Darauf erwiedere ich alles was ich wiederholt sagte : Es ist doch selbstverständlich, daß aktuelle Verlagswerke (aktuelle auch im Sinne des kaufmännischen Verdienens!) den Vorrang haben! Hätten Sie nur im vorigen Jahr gesagt : ich muß Mahler u. Korngold vorausschicken, Niemand wäre Ihnen in dem geschäftlichen Gedanken williger gefolgt, als ich. Vernunftsgründen, der Offenheit u. Coulance bin ich allezeit zugänglich. So erlaube ich mir, statt das soeben hier in Frage kommenden Satzes, vorzuschlagen: „Die Herausgabe hat bis spätestens zwei (wenn Sie wollen, drei) Jahre nach Ablieferung des Manuscripts zu erfolgen[.]“ Ebenso empfiehlt sich, schon im ersten Absatz, {5} sozusagen blos ad honorem, bei den Worten „für alle Auflagen“ noch die Worte „bis zur Höhe von (sagen wir:) 2000 (oder 3000) Exemplaren“ hinzuzufügen. Ihnen schadet es nicht, u. der Vertrag lautet humaner, consilianter. 6 Übrigens, u. nun komme ich auf den Hauptsache, werden Sie s[elb]st Interesse an der Monographie haben. Das Werk ist doch um soviel populärer, als die „ chrom. fantasie “! Und, wie gesagt, es wird Sie nie reuen, eine Monographie von mir über die IX. S. im Verlag zu besitzen, ebensowenig, als Sie je reuen wird, die beste, anschaulichste Darstellung dessen, was eine Fuge ist im besten Sinne des Wortes, in der „ chrom. f. “ zu besitzen. Über kurz oder lang wird es sich herauss[te]llen, daß kein † Lehrbuch der Fuge, mag es das älteste, das frühste sein, damit wertvolle Aufschlüsse über die Fuge bis nun gegeben hat, als meine Ausgabe der „ chrom. fant. “ Ich sprach darüber schon mit Prof. Heuberger , u. Robert . Ähnlich versichere ich Sie, daß es zu den Notwendigkeiten des Kunstlebens gehört, daß meine Ansicht über die IX Symph. , die ja so beleidigt wird, {6} vernommen werde. Wie ich nicht müde werde, auch dieses zu wiederholen, daß die Rettung der letzten Sonaten von Beeth. ein notwendiger Kulturakt ist! 7 so will ich gerne die Frage selbst erörtern. 8 Und mehr als das: ich bin bereit, sobald Sie Ihrerseits mir Offenheit u. Coulance zeigen, aus Liebe zum Autor auch den Herausgabe des mehrfach erwähnten Toccatenbands 9 zu übernehmen, rend="underline", u. nur eventuell eine, oder 2 Seiten „Revisionsbericht“ hinten, sobald es sich herausstellen würde, daß ich, ähnlich wie bei der „ chrom. fantasie “, vom offiziellen Text der Bach ausgabe abzuweichen genötigt wäre! Nun sehen Sie, welche Ziele ich der „ U.E. “ u. mir zu setzen bereit bin! Es ist an Ihnen, zu zeigen, daß Sie das Erreichen solcher hohen Ziele selbst wünschen, nicht etwa dadurch, daß Sie mich auffor- {7} dern würden, die Arbeiten billig zu machen, sondern im Gegenteil dadurch, daß Sie den Kern der gegenwärtigen Situation auf des Kunstlebens richtig erfassen u. Werte sicherstellen, die viel, viel Geld tragen werden! Ich hoffe, bald den Verlag [recte Vertrag] mit den Amendements unterschreiben u. das Mnspt. fertig machen zu können. Beifolgend eine Liste von Namen, für die ich ehrenhalber ein Exemplar der „ chrom. fantasie “ von der „ U.E. “ erbitte! Im Vorhinein meinen besten Dank für die Mühe! [List of recipients of complimentary copies of the Chromatic Fantasy & Fugue : separate sheet]
© Transcription Ian Bent, 2006, 2020 |
My female student has in the meanwhile already said she is coming on Thursday. 1 So I am compelled to write, rather than, as I would have preferred, discussing the matter quickly in person. In the first paragraph of the contract 2 I should like to ask you to recognize the character of the work as a "monograph" in the text. Only with this can the word "monographic" recur in the second paragraph, where it should protect me under all circumstances from being attacked should I ever need to let slip in a few words about the Ninth Symphony in some other context, e.g. in a major book. I absolutely cannot accept your saying to me with this: "Never, and nowhere else, may you say anything further about the Ninth Symphony." The third paragraph could best read: "UE is entitled to make suggestions as to changes." I have actually adopted such suggestions with pleasure from Mr. von Wöß on the Chromatic {2} Fantasy & Fugue : I have allowed that the content of a parenthesis that was allegedly contrary to the business interests of UE be eliminated. So if, my dear Director, you always choose to speak openly with me, we will understand one another in no time at all. Let me start by being completely open: Clearly, I do not remotely set out to disdain the business interests of UE. For me, the reputation of the press must be a goal of my own activities! But I ask you: if I show by artistic-technical means how, for example, Wagner and Liszt have erred in respect of some passage or other, does that in itself militate against UE? Nottebohm, via the publisher Rieter-Biedermann, 3 rescued from Wagner a passage in the Third Symphony that was correct: why should not I be so bold as to do likewise? Is Beethoven proscribed, like a Jew in the eyes of the anti-semites? I once wrote against "revisions" in Beethoven's music in the Wiener Abendpost ‒ at, be it noted, the invitation of Dr. Hirschfeld. 4 Am I not permitted to say that the original {3} must be allowed to stand? I will have to level criticism at the presentations of Director Kretzschmar (Berlin), and Professor Riemann (only as asides, in small type, perhaps under the title "Secondary Literature"): would that also not be permitted? So as things stand, the first sentence of the third paragraph is untenable. No contract in the world has ever contained such a thing, and you know that as well as I do. So patently obvious is it that I am bound to say that whoever is "called upon to make the substantive additions, changes, etc.," might just as well get on and write the monograph himself. No, No! The sentence in question is all the more fatal the more superfluous it is. Given courteous communications between you and me, without ambush, this sort of thing, couching things in words that are almost usurious, is totally, totally superfluous. You can always count on my willingness to oblige, so long as you yourself are obliging, 5 and this path will take us closer to our goal. The second sentence of the third paragraph holds the danger {4} for my work that the latter can even simply be set aside. I cannot accept, when you are on the verge of delivering the contract, you are actually already now thinking in terms of setting it aside ‒ what on earth is the purpose of the contract, in that case? And I can only conclude that your experience with the Chromatic Fantasy & Fugue has dictated this sentence. Isn't that so? To that, I counter with what I have said again and again: it goes without saying that the topical work of the press (topical in the sense of commercial profits!) takes precedence! If last year you had only said: I have to push Mahler and Korngold ahead, nobody would have gone along with you more willingly in your business thinking. I am always amenable to rational arguments, openness, and fair-dealing. So permit me to suggest in place of the sentence in question here: "Publication must occur within at most two (three, if you prefer) years from delivery of the manuscript." Equally well, it would be advisable, {5} so to speak just ad honorem, back in the first paragraph, to insert at "for all editions" the additional words "up to the level of (let's say) 2,000 (or 3,000) copies." It does you no harm, and the contract reads humaner, consilianter. 6 Moreover ‒ and now we come to the nub of the matter ‒ you yourself will have an interest in the monograph. The work is actually far more popular than the Chromatic Fantasy & Fugue ! And, as has already been said, you will never rue the day you took on a monograph by me on the Ninth Symphony for publication, just as you will never regret having taken on the best, most vivid account of what a fugue is in the best sense of that word, in the Chromatic Fantasy & Fugue . Sooner or later, it will turn out that no † textbook on fugue up to now, be it the oldest or the earliest, has given within its pages such valuable information concerning fugue as does my edition of the Chromatic Fantasy & Fugue . I have already spoken about this with Professors Heuberger and Robert. Similarly, I can assure you that it is one of the necessities of artistic life that my views on the Ninth Symphony, which are admittedly so embattled, {6} be heard. As I never tire of reiterating, the rescuing of the last sonatas of Beethoven is a necessary cultural act! 7 Just go and speak with Director Bopp. When I next see him, I will gladly explain the matter myself. 8 I will go further than that: as long as you show yourself open and even-handed toward me, I am prepared, out of love for the composer, even to take on the edition of the toccata volume 9 that has several times been mentioned: with no elucidation, and just possibly one or two pages of "Editorial Commentary" at the back, dependent upon whether or not I am forced, rather as I was with the Chromatic Fantasy & Fugue , to diverge from the official text of the Bach Collected Edition! Now you can see what goals I am prepared to set for UE and myself! It is up to you to demonstrate a desire to achieve such high goals yourself, not so that you can exhort me {7} to do the work on the cheap, but quite the contrary, so that you can appreciate what lies at the heart of the current crisis in artistic life, and can safeguard values that will bring with them untold riches! I hope soon to be able to sign the contract with the amendments, and to prepare my manuscript. Enclosed is a list of names of people to each of whom I ask UE to send a complimentary copy of the Chromatic Fantasy & Fugue ! Thank you in advance for taking the trouble! [List of recipients of complimentary copies of the Chromatic Fantasy & Fugue : separate sheet]
© Translation Ian Bent, 2006, 2020 |
Meine Schülerin hat sich inzwischen für Donnerstag bereits angesagt. 1 So muß ich schreiben, statt, was mir lieber gewesen wäre, mündlich die Sache rasch zu erörtern. Im ersten Absatz des Vertrages 2 möchte ich bitten, den Charakter des Werkes: „Monographie“ in den Text aufzunehmen, nur damit im 2. Absatz das Wörtchen „monographisches” wiederkehren kann, das mich unter allen Umständen davor schützen soll, angegriffen zu werden, sollte ich je in einem anderen Zusammenhange, z.B. in einem großen Werk, ein paar Worte über die IX Symph. verlieren müssen. Ich kann ndoch nicht annehmen, daß Sie mir damit sagen wollen : „Nie u. nirgends dürfen Sie zur IX Symph. etwas mehr sagen“? Der 3. Absatz könnte bestenfalls heißen: „die U.E. ist berechtigt, Vorschläge zu Änderungen zu machen“. Solche Vorschläge habe ich von H. v. Wöss auch zur „ chrom. {2} fantasie “ mit Vergnügen angenommen, habe gestattet, daß der Inhalt einer Klammer, der angeblich gegen das Geschäftsinteresse der U.E. ge verstöß te, ausgemerzt werde. Sprechen Sie doch, sehr geehrter Herr Direktor, allezeit lieber offen mit mir: wir haben uns dann sicher in paar Minuten verständigt. Ich beginne mit der Offenheit: Es ist klar, daß ich nicht im Geringsten darauf ausgehe, das Geschäftsinteresse der U.E. zu brüskieren. Muß mir selbst doch das Ansehen des Verlages ein Ziel meiner Tätigkeit sein! Aber ich frage, wenn ich künstlerisch-technisch darstelle, wie z.B. Wagner u. Liszt in Bezug auf diese oder jene Stelle sich geirrt haben, verstöße dieses schon gegen die U.E. ? Nottebohm hat im Verlage Rieter-Biedermann 3 eine [ric]htige Stelle der III Symph. vor Wagner gerettet, warum dürfte ich ähnliches nicht wagen? Ist Beethoven vogelfrei, wie ein Jud’ nach der Ansicht der Antisemiter? Gegen die „Retouchen“ bei Beeth . habe ich einmal schon in der W. „Abendpost“ geschrieben, u.zw. über Einladung Dr. Hirschfelds. 4 Darf ich nicht sagen, daß man das Original {3} stehen lassen muß? Ich werde an der Aufführung des Direktors Kretschmar ( Berlin ), Prof. Riemann Kritik (nur nebenbei, u. mit kleinen Lettere, etwa unter dem Titel: Literatur) zu üben haben, wäre das auch nicht erlaubt? So wie es eben steht, ist der erste Satz des d3. Absatzes unhaltbar. Kein Vertrag in der Welt hat je einen solchen enthalten, das wissen Sie, ebenso gut, wie ich. Es liegt doch so nahe, daß ich sage, derjenige, der die „sachgemäßen Zusätze, Änderungen u.sw. zu machen berufen sein“ wird, möchte doch lieber gleich selbst die Monographie schreiben. Nein, nein! Der besagte Satz ist desto fataler, je überflüssiger er ist. Bei angenehmen Verkehr ohne Hinterhalt zwischen Ihnen u. mir ist dergleichen, fast nach Wucher schmeckende Worte zu fixieren, ganz, ganz überflüssig. Sie können allezeit auf meine Coulance rechnen, sobald Sie selbst coulant 5 sind, u diese Art führt uns näher zum Ziel. Der 2. Satz des 3. Absatzes enthält die Gefahr für {4} meine Arbeit, daß sie einfach auch bei Seite gelegt werden könnte. Ich kann nicht annehmen, daß Sie schon jetzt, da Sie eben den Vertrag übersenden, gerade an das Beiseitelegen Vdenken, – wozu dann der Vertrag überhaupt? –, u. so glaube ich, daß die Erfahrung mit der „ chrom. fantasie “ Ihnen den Satz diktiert hat. Nicht wahr? Darauf erwiedere ich alles was ich wiederholt sagte : Es ist doch selbstverständlich, daß aktuelle Verlagswerke (aktuelle auch im Sinne des kaufmännischen Verdienens!) den Vorrang haben! Hätten Sie nur im vorigen Jahr gesagt : ich muß Mahler u. Korngold vorausschicken, Niemand wäre Ihnen in dem geschäftlichen Gedanken williger gefolgt, als ich. Vernunftsgründen, der Offenheit u. Coulance bin ich allezeit zugänglich. So erlaube ich mir, statt das soeben hier in Frage kommenden Satzes, vorzuschlagen: „Die Herausgabe hat bis spätestens zwei (wenn Sie wollen, drei) Jahre nach Ablieferung des Manuscripts zu erfolgen[.]“ Ebenso empfiehlt sich, schon im ersten Absatz, {5} sozusagen blos ad honorem, bei den Worten „für alle Auflagen“ noch die Worte „bis zur Höhe von (sagen wir:) 2000 (oder 3000) Exemplaren“ hinzuzufügen. Ihnen schadet es nicht, u. der Vertrag lautet humaner, consilianter. 6 Übrigens, u. nun komme ich auf den Hauptsache, werden Sie s[elb]st Interesse an der Monographie haben. Das Werk ist doch um soviel populärer, als die „ chrom. fantasie “! Und, wie gesagt, es wird Sie nie reuen, eine Monographie von mir über die IX. S. im Verlag zu besitzen, ebensowenig, als Sie je reuen wird, die beste, anschaulichste Darstellung dessen, was eine Fuge ist im besten Sinne des Wortes, in der „ chrom. f. “ zu besitzen. Über kurz oder lang wird es sich herauss[te]llen, daß kein † Lehrbuch der Fuge, mag es das älteste, das frühste sein, damit wertvolle Aufschlüsse über die Fuge bis nun gegeben hat, als meine Ausgabe der „ chrom. fant. “ Ich sprach darüber schon mit Prof. Heuberger , u. Robert . Ähnlich versichere ich Sie, daß es zu den Notwendigkeiten des Kunstlebens gehört, daß meine Ansicht über die IX Symph. , die ja so beleidigt wird, {6} vernommen werde. Wie ich nicht müde werde, auch dieses zu wiederholen, daß die Rettung der letzten Sonaten von Beeth. ein notwendiger Kulturakt ist! 7 so will ich gerne die Frage selbst erörtern. 8 Und mehr als das: ich bin bereit, sobald Sie Ihrerseits mir Offenheit u. Coulance zeigen, aus Liebe zum Autor auch den Herausgabe des mehrfach erwähnten Toccatenbands 9 zu übernehmen, rend="underline", u. nur eventuell eine, oder 2 Seiten „Revisionsbericht“ hinten, sobald es sich herausstellen würde, daß ich, ähnlich wie bei der „ chrom. fantasie “, vom offiziellen Text der Bach ausgabe abzuweichen genötigt wäre! Nun sehen Sie, welche Ziele ich der „ U.E. “ u. mir zu setzen bereit bin! Es ist an Ihnen, zu zeigen, daß Sie das Erreichen solcher hohen Ziele selbst wünschen, nicht etwa dadurch, daß Sie mich auffor- {7} dern würden, die Arbeiten billig zu machen, sondern im Gegenteil dadurch, daß Sie den Kern der gegenwärtigen Situation auf des Kunstlebens richtig erfassen u. Werte sicherstellen, die viel, viel Geld tragen werden! Ich hoffe, bald den Verlag [recte Vertrag] mit den Amendements unterschreiben u. das Mnspt. fertig machen zu können. Beifolgend eine Liste von Namen, für die ich ehrenhalber ein Exemplar der „ chrom. fantasie “ von der „ U.E. “ erbitte! Im Vorhinein meinen besten Dank für die Mühe! [List of recipients of complimentary copies of the Chromatic Fantasy & Fugue : separate sheet]
© Transcription Ian Bent, 2006, 2020 |
My female student has in the meanwhile already said she is coming on Thursday. 1 So I am compelled to write, rather than, as I would have preferred, discussing the matter quickly in person. In the first paragraph of the contract 2 I should like to ask you to recognize the character of the work as a "monograph" in the text. Only with this can the word "monographic" recur in the second paragraph, where it should protect me under all circumstances from being attacked should I ever need to let slip in a few words about the Ninth Symphony in some other context, e.g. in a major book. I absolutely cannot accept your saying to me with this: "Never, and nowhere else, may you say anything further about the Ninth Symphony." The third paragraph could best read: "UE is entitled to make suggestions as to changes." I have actually adopted such suggestions with pleasure from Mr. von Wöß on the Chromatic {2} Fantasy & Fugue : I have allowed that the content of a parenthesis that was allegedly contrary to the business interests of UE be eliminated. So if, my dear Director, you always choose to speak openly with me, we will understand one another in no time at all. Let me start by being completely open: Clearly, I do not remotely set out to disdain the business interests of UE. For me, the reputation of the press must be a goal of my own activities! But I ask you: if I show by artistic-technical means how, for example, Wagner and Liszt have erred in respect of some passage or other, does that in itself militate against UE? Nottebohm, via the publisher Rieter-Biedermann, 3 rescued from Wagner a passage in the Third Symphony that was correct: why should not I be so bold as to do likewise? Is Beethoven proscribed, like a Jew in the eyes of the anti-semites? I once wrote against "revisions" in Beethoven's music in the Wiener Abendpost ‒ at, be it noted, the invitation of Dr. Hirschfeld. 4 Am I not permitted to say that the original {3} must be allowed to stand? I will have to level criticism at the presentations of Director Kretzschmar (Berlin), and Professor Riemann (only as asides, in small type, perhaps under the title "Secondary Literature"): would that also not be permitted? So as things stand, the first sentence of the third paragraph is untenable. No contract in the world has ever contained such a thing, and you know that as well as I do. So patently obvious is it that I am bound to say that whoever is "called upon to make the substantive additions, changes, etc.," might just as well get on and write the monograph himself. No, No! The sentence in question is all the more fatal the more superfluous it is. Given courteous communications between you and me, without ambush, this sort of thing, couching things in words that are almost usurious, is totally, totally superfluous. You can always count on my willingness to oblige, so long as you yourself are obliging, 5 and this path will take us closer to our goal. The second sentence of the third paragraph holds the danger {4} for my work that the latter can even simply be set aside. I cannot accept, when you are on the verge of delivering the contract, you are actually already now thinking in terms of setting it aside ‒ what on earth is the purpose of the contract, in that case? And I can only conclude that your experience with the Chromatic Fantasy & Fugue has dictated this sentence. Isn't that so? To that, I counter with what I have said again and again: it goes without saying that the topical work of the press (topical in the sense of commercial profits!) takes precedence! If last year you had only said: I have to push Mahler and Korngold ahead, nobody would have gone along with you more willingly in your business thinking. I am always amenable to rational arguments, openness, and fair-dealing. So permit me to suggest in place of the sentence in question here: "Publication must occur within at most two (three, if you prefer) years from delivery of the manuscript." Equally well, it would be advisable, {5} so to speak just ad honorem, back in the first paragraph, to insert at "for all editions" the additional words "up to the level of (let's say) 2,000 (or 3,000) copies." It does you no harm, and the contract reads humaner, consilianter. 6 Moreover ‒ and now we come to the nub of the matter ‒ you yourself will have an interest in the monograph. The work is actually far more popular than the Chromatic Fantasy & Fugue ! And, as has already been said, you will never rue the day you took on a monograph by me on the Ninth Symphony for publication, just as you will never regret having taken on the best, most vivid account of what a fugue is in the best sense of that word, in the Chromatic Fantasy & Fugue . Sooner or later, it will turn out that no † textbook on fugue up to now, be it the oldest or the earliest, has given within its pages such valuable information concerning fugue as does my edition of the Chromatic Fantasy & Fugue . I have already spoken about this with Professors Heuberger and Robert. Similarly, I can assure you that it is one of the necessities of artistic life that my views on the Ninth Symphony, which are admittedly so embattled, {6} be heard. As I never tire of reiterating, the rescuing of the last sonatas of Beethoven is a necessary cultural act! 7 Just go and speak with Director Bopp. When I next see him, I will gladly explain the matter myself. 8 I will go further than that: as long as you show yourself open and even-handed toward me, I am prepared, out of love for the composer, even to take on the edition of the toccata volume 9 that has several times been mentioned: with no elucidation, and just possibly one or two pages of "Editorial Commentary" at the back, dependent upon whether or not I am forced, rather as I was with the Chromatic Fantasy & Fugue , to diverge from the official text of the Bach Collected Edition! Now you can see what goals I am prepared to set for UE and myself! It is up to you to demonstrate a desire to achieve such high goals yourself, not so that you can exhort me {7} to do the work on the cheap, but quite the contrary, so that you can appreciate what lies at the heart of the current crisis in artistic life, and can safeguard values that will bring with them untold riches! I hope soon to be able to sign the contract with the amendments, and to prepare my manuscript. Enclosed is a list of names of people to each of whom I ask UE to send a complimentary copy of the Chromatic Fantasy & Fugue ! Thank you in advance for taking the trouble! [List of recipients of complimentary copies of the Chromatic Fantasy & Fugue : separate sheet]
© Translation Ian Bent, 2006, 2020 |
Footnotes1 See WSLB 65, Monday October 17, in which Schenker says that the female student has canceled and asks for a meeting with Hertzka at 10a.m. 2 Schenker is commenting on a draft copy of the contract for Beethovens Neunte Sinfonie (1912), of which OC 52/431, November 6, 1910 is the revised version. 3 Jakob Melchior Rieter-Biedermann (1811–76), Swiss music publisher who published works by Berlioz, Schumann, Brahms, among others. Rieter-Biedermann set up a branch in Leipzig in 1862, and founded the Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung in 1866: Brahms recommended to them for publication articles by Nottebohm that were later republished in book form. (NGDM) 4 "Beethoven-‚Retouche'," Wiener Abendpost, No.7 (January 19, 1901), pp. 6–7; Hellmut Federhofer, ed., Heinrich Schenker als Essayist und Kritiker (Hildesheim: Olms, 1990), pp. 259–68. 5 "Coulance [...] coulant": note Schenker’s use of French, placing the two words in Lateinschrift. For a discussion of his use of this word and the tactics of writing in this letter, see Ian Bent,"'That Bright New Light': Schenker, Universal Edition, and the Origins of the Erläuterung Series, 1901–1910," Journal of the American Musicological Society 58/1 (Spring 2005), esp. pp. 104–05, 115. 6 "humaner, consilianter": "more humanely, more conciliatorily": note Schenker's liking for Latin words, no doubt as a result in part of his legal training at the University of Vienna. 7 This is a crucial remark in the pre-publication history of Die letzten fünf Sonaten Beethovens (1913–20). 8 A meeting takes place between Schenker and Bopp the next day, October 20, 1910, as reported in WSLB 68, October 21, 1910, concerning the last five Beethoven sonatas and Part II of the Well-tempered Clavier. 9 Toccata volume: for the history of this, see OC 52/402, March 21, 1909, WSLB 37, March 28, 1909; a meeting on April 1: OC 52/920, April 1, 1909, and OC 52/424, February 7, 1910. 10 "mir selbst" double-sidelined and double-underlined in crayon, probably by recipient. |
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Format† Double underlined |
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Commentary
Digital version created: 2020-07-07 |