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[envelope]
{recto}
[An:] H Prof. M. Violin
Hamburg
Haynstr. 13

[postmark:] || 3 WIEN 60 | -9.1.31.17 | * 4d * ||

[letter]

Fl! 1

Wie ich deiner Fanny sagte, die vorvorgestern bei uns war, so muß es sein: ich kann mich nicht an einem Brief zu dir hinsetzen, bevor ich nicht Alles sonstige aus dem Felde geräumt habe, Sammlung, Andacht sollen mich zu dir führen . . .

Der wirtschaftliche Jammer ist ohnegleichen, meine Verluste sind nicht kleiner als die deinen! Alle Briefschreiber von draußen klagen! Brünauer war – im 28.ten Jahr! 2 – der Allererste, der nur aus gewohntem Übermut seines Schmutzes schon im Sommer von den 2 Stunden per Woche eine zurückgelegt hat! Das gab mir einen Stich, dessen Folgen ich noch trage. Schüler sind kaum mehr zu erwarten: die 4 Jahrgänge junger Menschenkinder, die heute zwischen 16–20 Jahre alt wären, fehlen ja! 3 Und wer wollte heute Musik studieren, wenn er keine Aussichten hat!

{2}Ein teuflischer Zug: zur angeborenen musikalischen Unzulänglichkeit der Welt gesellt sich die wirtschaftliche ... der Mensch will sich auf einen Esel reduzieren, ohne zu ahnen, daß dieser Verwandlung ihn schließlich mit Hunger u. Tod bedroht, so verlockend sie sonst mag, als Entlastung von geistiger oder körperlicher Mühe.

Weisse – daß du so lieb warst, nach Berlin zu gehen, 4 mir zu schreiben, das Alles bewahre ich in meinem Herzen als Zeichen unvertilgbarer Seelen- u. Schick[s]alsgemeinschaft – hat bei mir gesprochen, ganz ausgezeichnet. Ich habe schon zu Hause den Eindruck gewonnen, daß er jede „Fortschritts“hysterie entgültig abgelegt hat u. – zu seinem eigenen besten – streng bei seinem „Väterchen“ 5 bleibt. Er hat von mir dsogar den Rat angenommen, nicht, wie er jahrelang es tat, auf unbedingte Sicherheit zu pochen, sondern seine Weisheit {3} so vorzutragen, wie er sie eben vorrätig hat. Jene Sucht nach „Sicherheit“ (Angst vor einer nachträglichen Blamage) nannte er sehr ungeschickt seine „Hemmung“ u. da er davon immer in Verbindung mit mir, vor mir u. auch vor Anderen sprach, hatten wir Alle den Eindruck, als tyrannisierte ich ihn als beschuldigte er mich, ihn zu [tyrannisier]en . Der Sinn seiner „Hemmung“ definiert er heute fast cynisch: „Ich hatte früher so viel Hemmungen, jetzt sehe ich, daß man den Menschen Alles auf den Kopf zu sagen kann; wie sie reden, rede unbedenklich auch ich.“ In der Linie meines Rates lag es denn auch, ihm (wie ich es bisher hielt) zu verschweigen, daß ausnahmslos sämtliche Beweisführungen unrichtig sind. Ich lobte ihn mit echtester Überzeugung, denn, worauf es heute uns Allen anzukommen hat, ist die Einsicht bekanntzugeben u. über alle Dächer zu verbreiten, daß die Musik einen eigenen Zusammenhang hat, {4} sei u. heiße er wie er will, (nur der ist es nicht, den die Schulen lehren!) Und diese Schuldigkeit hat Hans auf das Allerglänzendste gelöst: seine Formulierungen, (die natürlich auch die meinen sind) waren u. sind glänzend, die Sprache, der Vortrag hinreißend, begeisternd, begeistert.

Nur die Invention Esd hat er mir vorgelegt, hier erbat er Hilfe, u. da traf es sich, daß er den Fehler, den er dem H. Prof. Lorenz vorhielt, doch auch selbst begangen hat. Er hatte irrtümlich eine Ą, die ich in Ć verbesserte. Leider begriff er in seiner Zeitbedrängnis meine kleines Bildchen nicht:
[MUSIC EXAMPLE HERE]
den Ausbau der Nbn c3, die die Handlung retardiert, bis endlich die ąĂ kommen. Er nahm die Ć an, verstand aber den Baß nicht, u. richtete einen ordentlichen Mischmasch an. 6

{5} Bis heute verschwieg ich ihn Weisse meine Meinung. Hatte ich nicht Recht? u. heute auch? Niemand hat die Fehler bemerkt, wohl aber hatten die Zuhörer etwas zu hören gekriegt, was sie sonst nicht gehört haben. O! Käme wieder die Zeit, wo ich dir z. B. auf einem Kafeehaustischchen, bei dir oder bei mir, die in Frage kommende Besserungen mit Stift zeigen könnte, wie ehedem!

Mit meiner Vermutung hatte ich Recht. Kein Zweifel ist für mich, daß W. an Furtw. appelliert hat, nun geht W. Anfang des nächsten Jahres wirklich nach Berlin (in Wien hat er leider nichts mehr zu suchen!!); Furtw. schrieb ihm aus St. Moriz, daß er eine Konferenz mit Kestenberg, Schünemann u. Schreker Anfang Jänner habe, wo W’s Berufung auf dem Programm stehen wird. W. ihm ist um ein fixum zu tun (wegen der Kinder, auch wegen {6} seiner vorgeschrittenen Jahre); sollte er die offizielle Stelle nicht erhalten, will er nach Amerika u. dort mit Hilfe Warburgs u.s.w. 7 Ich denke aber, daß er in Berlin seinen Weg machen wird; bei Stelle oder ohne sie wird er sehr bald ein Seminar 8 errichten, wo er Treffliches leisten wird. (Die Seminarpreise sind niedrig u. ermöglichen eine große Zahl von Teilnehmern.) Er denkt an eine Schenker-Institut, das Alle derzeit Heimatlose (wie z. B. auch Dr. Salzer) beschäftigen würde.

Nun wäre Zeit, daß ich dir noch ein Geheimnis verriete, aber meine Augen versagen bereits . . Ich vergesse gewiß nicht, darauf im nächsten Brief zurückzukommen . .

Hier nur noch: der Schriftleiter des „Kunstwart{7} in München (begründet von Avenarius) hat solchen Gefallen an meinem „Vermischten“ gefunden, daß er 9 Seiten mit Auszügen füllte. In Kiel drucken die „Hochschulblätter“ TW 1 (1920) ab. . 9

Soeben 9½ Vm. läuft dein Bf ein mit der sensationeller Wendung, welche Überraschung!! Prof. v. Cube (Duisburg) käme vor Oppel in Betracht, ganz vorzüglich wäre Vrieslander für Kp u. Gb., [cued from lower margin:]Selbstverständlich wäre auch die „Url“ bei ihm gut aufgehoben, so daß er eigentlich als der Einzige mit Wirkung in Frage kommt![end cue] nur ist eine Schule gar nicht eingerrichtet [sic] darauf, diesen Disziplinen Aufmerksamkeit, geschweige Zeit u. Geld zu widmen. Vielleicht greift Weisse zu, das wäre ein – Haupttreffer! Ich fürchte, er will sich hinaus, namentlich Geld verdienen, um sich u. seine Kinder zu schützen. Wärst du hier, würde ich selbst, um unserer Sicher- {8} stellung willen, die Theorie[-]Stelle übernehmen. Denn – gleichzeitig lief der Brief meines Anwaltes ein, der Mozio wegen 14.000 S. klagt, da ich ihm baar [sic] übergeben habe. Auf dieses Geld habe ich in meinem Augen - u. Zeit not gerechnet, als ich das Jb. III – mit 7.000 S. ganz auf meine Rechnung stellte! Ein Verrat an meinem LieLiechen, die aber nicht eine Mi[e]ne verzieht, eine Selbstmord!

Hätte ich mich um die Augen bringen sollen (sieh nur die Eroica-Bilder an!)?! Hertzka betrog mich um ein ganzes Jahr. 10 Furtw. erfuhr davon durch mich selbst, tat alles Mögliche, erreichte, daß sich Br & Härtel sie zur Verfügung stellten, ich war aber aus Augen-Verzweiflung schon mit den {9} 3 Masken verbunden u. befürchtete sicher mit Recht, daß Br & H. gemäß der heutigen Lage die Drucklegung auf Jahre hinaus verschieben u. mir dadurch einen großen Schaden bereiten würden, sofern ich den „Fr. Satz“ nicht ausarbeiten könnte. Ich habe erwartet, daß Furtw. irgendeiner Berliner [?Dreckjüdin] die 3.000 Mk abenehmen wird, aber er kann nicht so. Ich muß es erlegen, noch ehe Mozio mir mein Geld zurückzahlt!

Eine wahre Kreuzigung! Ich bin darüber krank geworden . . Behalte das Geheimnis bei dir. Zumindest habe ich erreicht, daß ich weiter arbeiten kann. Denn die ewigen Reibungen mit den Verlagen rauben das Leben u. die Arbeit. In den letzten 10 Jahren {10} habe ich die Urlinie aufgestellt, 10 Hefte Tonwille, 3 Jahrb. u. die Gesamtausgab. Beeth. herausgegeben u. den „Freien Satz“ vorbereitet – wessen Leistung kann sich mit dieser vergleichen?! – , u. zuletzt mußte ich außer der Arbeit auch noch meinen Spargroschen an die Welt schenken. Daher würde ich noch heute eine Stelle annehmen – ich weiß aber, daß es nicht geht.

Vriesl . käme vor allem in Frage. Aber 11 mein ernster Rat geht dahin: Rette dich u. die deinen, kümmere dich nicht um der Theorie, überlasse {11} die Klasse einem beliebigen Menschen, der die Jungen so oder so unterrichtet, nach Thuille , Riemann , Richter , ganz egal, 12 –– denk an dich!!

Und sollst du Glück haben, was ich dir aus tausend Herzen wünschen, wirst du mir beim „Freien Satz“ wieder einmal so glücklich helfen, wie du es öfter schon früher getan.

Was wäre ich heute ohne die „Jahrbücher[“] I–III? was wäre Weisse ? Die Loslösung von Hertzka aber, die erst die Arbeit ermöglichte, verdanke ich dir u. dem Hamburger Herrn. 13

Vriesl .’s Adresse ist für alle Fälle:
{12} Locarno-Solduno
Villa Olga
Schweiz, Tessin

Viel, viel Glück!!! Ende blaut der Himmel auch über uns Allen!


Beste Wünsche, Grüße dir u. den l. deinigen
von mir u. Lie-Liechen
Dein
[signed:] H

9. 1. 31

© Transcription William Drabkin, 2015

[envelope]
{recto}
[An:] Prof. M. Violin
Hamburg
Haynstr. 13

[postmark:] || 3 VIENNA 60 | -9.1.31.17 | * 4d * ||

[letter]

Floriz, 1

As I told your sister Fanny, who was at our place the day before yesterday, it must be thus: I cannot sit down to write you a letter until I have cleared everything else from my mind; collectedness and devotion are conditions that should lead me to you … .

The economic troubles are unparalleled; my losses are no smaller than yours. Everyone who writes to me from afar complains! Brünauer – in his twenty-eighth year [with me]! 2 – was the very first who merely from the usual flaunting of his niggardliness had withdrawn from one of his two weekly lessons even last summer! That gave me a sharp pain, whose consequences I still feel. New pupils can hardly be expected: the [last] four years’ worth of youth, who today would be between sixteen and twenty years old, simply do not exist! 3 And who would want to study music, without any prospects!

{2} It is a devilish trait: the innate musical inadequacy of the world is joined by an economic one: man would like to lower himself to the level of beast, without realizing that this transformation will in the end threaten him with starvation and death, enticing though it may be as relief from intellectual or physical effort.

With regard to Weisse: that you were so kind as to go to Berlin, 4 and to write to me, are things that I shall treasure in my heart as signs of an ineradicable bonding of our souls and fates. He gave a talk at my place, a thoroughly excellent one. Already at home I have gained the impression that he has set aside all his hysteria about “progress” and is doing his best to remain faithful to his “Papa.” 5 He has even taken my advice not to look for absolute certainty, as he had been doing for years, but rather to express his wisdom {3} in just the way that he possesses it. That addiction to “certainty” (fear of subsequent disgrace) he referred to, very clumsily, as his “inhibition”; and since he spoke about it in connection with me – in front of me and also in front of others – we all had the impression that I was tyrannizing him he was blaming me for tyrannizing him . Today he defines the meaning of his “inhibition” almost cynically: “I used to have so many inhibitions; now I see that one can say anything and everything to people to their faces: as they speak, so too do I, without fear. Following the lines of my advice, it was therefore also a question of concealing from him (as I had hitherto done) the fact that, without exception each and every presentation of evidence is false. I praised him with the most genuine conviction since – and this is what it amounts to these days, for us all – the insight must be publicized, and proclaimed from every rooftop: that music has its own coherence, {4} whatever it may be and whatever it may be called – except that it is not what is taught in schools! And Hans has fulfilled this responsibility in the most excellent possible way: his formulations (which are, of course, also my own) were and are splendid; his language and its delivery are captivating, inspiring, inspired.

It was only the Invention in Eę major that he set in front of me, asking for help with it; and it turns out that he himself committed the very mistake that he accused Prof. Lorenz of having made. He erroneously had [identified the primary tone as] a Ą, which I corrected to Ć. Unfortunately, he was pressed for time and did not understand my little sketch,
[MUSIC EXAMPLE HERE]
[and] the expansion by the neighbor note c3, which holds back the course of events until finally the progression ąĂ arrives. He accepted the Ć but did not understand the bass, and created a real mishmash. 6

{5} Until now I had withheld my interpretation from Weisse. Was I not right to have done so? And now, too? No one observed the mistake; but the audience would have had something to listen out for, which they have as a result not heard. Oh, if only the time would return when I could, for example, at a table in a coffee-house, or at your place or mine, show you the relevant improvements in writing, as in the past!

My suspicions turned out to be correct. I am in no doubt that Weisse appealed to Furtwängler; now he will surely go to Berlin next year (in Vienna he has, unfortunately, no further prospects!). Furtwängler wrote to him from St. Moritz, to say that he had a meeting with Kestenberg, Schünemann, and Schreker at the beginning of January, where the offer of an appointment for Weisse would be on the agenda. Weisse is looking to him to find a permanent job (on account of his children, and also on account of {6} his advancing years); if he does not obtain an official position, he will go to America and there, with Warburg’s help, … . 7 I believe, however, that he will carve a path for himself in Berlin; with or without a position, he will establish a seminar. 8 (The cost of [enrolling in] a seminar is low, enabling a great number to take part.) He is thinking about a Schenker Institute, which would give employment to all who are currently homeless (as is, for example, also Dr. Salzer).

Now would be the time for me to let you in on another secret, but my eyesight is beginning to fail: I shall certainly not forget to return to it in my next letter … .

Let me add merely that the editor of Der Kunstwart {7} in Munich ([the journal] founded by Avenarius) enjoyed my “Miscellanea” so much that he filled nine pages with extracts from it. In Kiel, the Conservatory newsletter reprinted Tonwille 1 (1920). 9

Just now, at 9:30 in the morning, your letter arrived with the sensational news: what a surprise! Professor von Cube (Duisburg) should be considered ahead of Oppel; Vrieslander would be quite excellent for counterpoint and thoroughbass. [cued from lower margin:]It goes without saying that the “Urlinie” would be well covered by him; thus he is in fact the only one under consideration who will have an impact!![end cue] But you cannot found a school on the basis of giving due notice to these disciplines, to say nothing of devoting time and money to them. Perhaps Weisse will pitch in; that would be – hitting the bull’s eye! I fear that he will want to leave [Austria and Germany], specifically to earn money to provide for himself and his children. If you were here, I myself {8} would take the theory position, for the sake of our own secure footing. For – in the same post – a letter arrived from my solicitor, who is taking action against Mozio on account of 14,000 shillings, which I handed over to him in cash. I had been counting on this money when, amid difficulties with my eyes and under severe time pressure, I paid 7,000 shillings out of my own pocket for the printing of the third Yearbook! This was a betrayal of my Lie-Liechen who, however, did not bat an eyelid over it; an act of suicide!

Should I have killed myself on account of my eyes (just take a look at the music illustrations for the “Eroica” [article]!)?! Hertzka deceived me for a whole year. 10 Furtwängler learned of this directly from me, did all that he could, managed to get Breitkopf & Härtel at my disposal; but, owing to despair about my eyes I was already {9} committed to Drei Masken Verlag and feared – correctly, I am sure – that Breitkopf & Härtel would have held up the publication for years, on account of the current situation, and would cause me a great financial loss, in so far as I would not have been able to work on Free Composition . I expected that Furtwängler would have relieved some [?filthy rich] Berlin [?Jewess] of 3,000 marks, but he cannot do so. I must take care of it, until Mozio gives me back my money!

A veritable crucifixion, which has made me ill … . Keep the secret to yourself. I have at least managed to be able to continue work. For the eternal frictions with the publishing houses rob me of my life and work. In the last ten years {10} I have established the concept of “Urlinie,” published ten issues of Der Tonwille , three Yearbooks, and the Beethoven [piano sonata] collected edition, and prepared Free Composition . Who can compare his accomplishments with these? And finally, in addition to my work, I also had to give the world my life savings. For this reason, I would even today accept a position; I know, however, that this is not possible.

Vrieslander should be considered first of all. But 11 my most serious piece of advice is this: save yourself and your family, do not concern yourself with theory; leave {11} the class to some person who would teach the children in any old way – according to Thuille, or Riemann, or Richter: it makes no difference which one of these 12 – think only of yourself!

And if you are fortunate, which is something I wish from the bottom of my heart, then you may be so kind as to help me once more, with Free Composition , as you have so often done in the past.

What would I be today without the Yearbooks I–III? What would Weisse be? But to be freed from Hertzka, which in fact made it possible for me to work, is something for which I have you and the Hamburg gentleman to thank. 13

Vrieslander’s address, in any event, is:
{12} Locarno-Solduno
Villa Olga,
Ticino, Switzerland.

The best, the very best of luck!!! In the end, the skies will also brighten over all of us.


Best wishes and greetings to you and your lovely family
from Lie-Liechen and myself
Your
[signed:] H.

January 9, 1931

© Translation William Drabkin, 2015

[envelope]
{recto}
[An:] H Prof. M. Violin
Hamburg
Haynstr. 13

[postmark:] || 3 WIEN 60 | -9.1.31.17 | * 4d * ||

[letter]

Fl! 1

Wie ich deiner Fanny sagte, die vorvorgestern bei uns war, so muß es sein: ich kann mich nicht an einem Brief zu dir hinsetzen, bevor ich nicht Alles sonstige aus dem Felde geräumt habe, Sammlung, Andacht sollen mich zu dir führen . . .

Der wirtschaftliche Jammer ist ohnegleichen, meine Verluste sind nicht kleiner als die deinen! Alle Briefschreiber von draußen klagen! Brünauer war – im 28.ten Jahr! 2 – der Allererste, der nur aus gewohntem Übermut seines Schmutzes schon im Sommer von den 2 Stunden per Woche eine zurückgelegt hat! Das gab mir einen Stich, dessen Folgen ich noch trage. Schüler sind kaum mehr zu erwarten: die 4 Jahrgänge junger Menschenkinder, die heute zwischen 16–20 Jahre alt wären, fehlen ja! 3 Und wer wollte heute Musik studieren, wenn er keine Aussichten hat!

{2}Ein teuflischer Zug: zur angeborenen musikalischen Unzulänglichkeit der Welt gesellt sich die wirtschaftliche ... der Mensch will sich auf einen Esel reduzieren, ohne zu ahnen, daß dieser Verwandlung ihn schließlich mit Hunger u. Tod bedroht, so verlockend sie sonst mag, als Entlastung von geistiger oder körperlicher Mühe.

Weisse – daß du so lieb warst, nach Berlin zu gehen, 4 mir zu schreiben, das Alles bewahre ich in meinem Herzen als Zeichen unvertilgbarer Seelen- u. Schick[s]alsgemeinschaft – hat bei mir gesprochen, ganz ausgezeichnet. Ich habe schon zu Hause den Eindruck gewonnen, daß er jede „Fortschritts“hysterie entgültig abgelegt hat u. – zu seinem eigenen besten – streng bei seinem „Väterchen“ 5 bleibt. Er hat von mir dsogar den Rat angenommen, nicht, wie er jahrelang es tat, auf unbedingte Sicherheit zu pochen, sondern seine Weisheit {3} so vorzutragen, wie er sie eben vorrätig hat. Jene Sucht nach „Sicherheit“ (Angst vor einer nachträglichen Blamage) nannte er sehr ungeschickt seine „Hemmung“ u. da er davon immer in Verbindung mit mir, vor mir u. auch vor Anderen sprach, hatten wir Alle den Eindruck, als tyrannisierte ich ihn als beschuldigte er mich, ihn zu [tyrannisier]en . Der Sinn seiner „Hemmung“ definiert er heute fast cynisch: „Ich hatte früher so viel Hemmungen, jetzt sehe ich, daß man den Menschen Alles auf den Kopf zu sagen kann; wie sie reden, rede unbedenklich auch ich.“ In der Linie meines Rates lag es denn auch, ihm (wie ich es bisher hielt) zu verschweigen, daß ausnahmslos sämtliche Beweisführungen unrichtig sind. Ich lobte ihn mit echtester Überzeugung, denn, worauf es heute uns Allen anzukommen hat, ist die Einsicht bekanntzugeben u. über alle Dächer zu verbreiten, daß die Musik einen eigenen Zusammenhang hat, {4} sei u. heiße er wie er will, (nur der ist es nicht, den die Schulen lehren!) Und diese Schuldigkeit hat Hans auf das Allerglänzendste gelöst: seine Formulierungen, (die natürlich auch die meinen sind) waren u. sind glänzend, die Sprache, der Vortrag hinreißend, begeisternd, begeistert.

Nur die Invention Esd hat er mir vorgelegt, hier erbat er Hilfe, u. da traf es sich, daß er den Fehler, den er dem H. Prof. Lorenz vorhielt, doch auch selbst begangen hat. Er hatte irrtümlich eine Ą, die ich in Ć verbesserte. Leider begriff er in seiner Zeitbedrängnis meine kleines Bildchen nicht:
[MUSIC EXAMPLE HERE]
den Ausbau der Nbn c3, die die Handlung retardiert, bis endlich die ąĂ kommen. Er nahm die Ć an, verstand aber den Baß nicht, u. richtete einen ordentlichen Mischmasch an. 6

{5} Bis heute verschwieg ich ihn Weisse meine Meinung. Hatte ich nicht Recht? u. heute auch? Niemand hat die Fehler bemerkt, wohl aber hatten die Zuhörer etwas zu hören gekriegt, was sie sonst nicht gehört haben. O! Käme wieder die Zeit, wo ich dir z. B. auf einem Kafeehaustischchen, bei dir oder bei mir, die in Frage kommende Besserungen mit Stift zeigen könnte, wie ehedem!

Mit meiner Vermutung hatte ich Recht. Kein Zweifel ist für mich, daß W. an Furtw. appelliert hat, nun geht W. Anfang des nächsten Jahres wirklich nach Berlin (in Wien hat er leider nichts mehr zu suchen!!); Furtw. schrieb ihm aus St. Moriz, daß er eine Konferenz mit Kestenberg, Schünemann u. Schreker Anfang Jänner habe, wo W’s Berufung auf dem Programm stehen wird. W. ihm ist um ein fixum zu tun (wegen der Kinder, auch wegen {6} seiner vorgeschrittenen Jahre); sollte er die offizielle Stelle nicht erhalten, will er nach Amerika u. dort mit Hilfe Warburgs u.s.w. 7 Ich denke aber, daß er in Berlin seinen Weg machen wird; bei Stelle oder ohne sie wird er sehr bald ein Seminar 8 errichten, wo er Treffliches leisten wird. (Die Seminarpreise sind niedrig u. ermöglichen eine große Zahl von Teilnehmern.) Er denkt an eine Schenker-Institut, das Alle derzeit Heimatlose (wie z. B. auch Dr. Salzer) beschäftigen würde.

Nun wäre Zeit, daß ich dir noch ein Geheimnis verriete, aber meine Augen versagen bereits . . Ich vergesse gewiß nicht, darauf im nächsten Brief zurückzukommen . .

Hier nur noch: der Schriftleiter des „Kunstwart{7} in München (begründet von Avenarius) hat solchen Gefallen an meinem „Vermischten“ gefunden, daß er 9 Seiten mit Auszügen füllte. In Kiel drucken die „Hochschulblätter“ TW 1 (1920) ab. . 9

Soeben 9½ Vm. läuft dein Bf ein mit der sensationeller Wendung, welche Überraschung!! Prof. v. Cube (Duisburg) käme vor Oppel in Betracht, ganz vorzüglich wäre Vrieslander für Kp u. Gb., [cued from lower margin:]Selbstverständlich wäre auch die „Url“ bei ihm gut aufgehoben, so daß er eigentlich als der Einzige mit Wirkung in Frage kommt![end cue] nur ist eine Schule gar nicht eingerrichtet [sic] darauf, diesen Disziplinen Aufmerksamkeit, geschweige Zeit u. Geld zu widmen. Vielleicht greift Weisse zu, das wäre ein – Haupttreffer! Ich fürchte, er will sich hinaus, namentlich Geld verdienen, um sich u. seine Kinder zu schützen. Wärst du hier, würde ich selbst, um unserer Sicher- {8} stellung willen, die Theorie[-]Stelle übernehmen. Denn – gleichzeitig lief der Brief meines Anwaltes ein, der Mozio wegen 14.000 S. klagt, da ich ihm baar [sic] übergeben habe. Auf dieses Geld habe ich in meinem Augen - u. Zeit not gerechnet, als ich das Jb. III – mit 7.000 S. ganz auf meine Rechnung stellte! Ein Verrat an meinem LieLiechen, die aber nicht eine Mi[e]ne verzieht, eine Selbstmord!

Hätte ich mich um die Augen bringen sollen (sieh nur die Eroica-Bilder an!)?! Hertzka betrog mich um ein ganzes Jahr. 10 Furtw. erfuhr davon durch mich selbst, tat alles Mögliche, erreichte, daß sich Br & Härtel sie zur Verfügung stellten, ich war aber aus Augen-Verzweiflung schon mit den {9} 3 Masken verbunden u. befürchtete sicher mit Recht, daß Br & H. gemäß der heutigen Lage die Drucklegung auf Jahre hinaus verschieben u. mir dadurch einen großen Schaden bereiten würden, sofern ich den „Fr. Satz“ nicht ausarbeiten könnte. Ich habe erwartet, daß Furtw. irgendeiner Berliner [?Dreckjüdin] die 3.000 Mk abenehmen wird, aber er kann nicht so. Ich muß es erlegen, noch ehe Mozio mir mein Geld zurückzahlt!

Eine wahre Kreuzigung! Ich bin darüber krank geworden . . Behalte das Geheimnis bei dir. Zumindest habe ich erreicht, daß ich weiter arbeiten kann. Denn die ewigen Reibungen mit den Verlagen rauben das Leben u. die Arbeit. In den letzten 10 Jahren {10} habe ich die Urlinie aufgestellt, 10 Hefte Tonwille, 3 Jahrb. u. die Gesamtausgab. Beeth. herausgegeben u. den „Freien Satz“ vorbereitet – wessen Leistung kann sich mit dieser vergleichen?! – , u. zuletzt mußte ich außer der Arbeit auch noch meinen Spargroschen an die Welt schenken. Daher würde ich noch heute eine Stelle annehmen – ich weiß aber, daß es nicht geht.

Vriesl . käme vor allem in Frage. Aber 11 mein ernster Rat geht dahin: Rette dich u. die deinen, kümmere dich nicht um der Theorie, überlasse {11} die Klasse einem beliebigen Menschen, der die Jungen so oder so unterrichtet, nach Thuille , Riemann , Richter , ganz egal, 12 –– denk an dich!!

Und sollst du Glück haben, was ich dir aus tausend Herzen wünschen, wirst du mir beim „Freien Satz“ wieder einmal so glücklich helfen, wie du es öfter schon früher getan.

Was wäre ich heute ohne die „Jahrbücher[“] I–III? was wäre Weisse ? Die Loslösung von Hertzka aber, die erst die Arbeit ermöglichte, verdanke ich dir u. dem Hamburger Herrn. 13

Vriesl .’s Adresse ist für alle Fälle:
{12} Locarno-Solduno
Villa Olga
Schweiz, Tessin

Viel, viel Glück!!! Ende blaut der Himmel auch über uns Allen!


Beste Wünsche, Grüße dir u. den l. deinigen
von mir u. Lie-Liechen
Dein
[signed:] H

9. 1. 31

© Transcription William Drabkin, 2015

[envelope]
{recto}
[An:] Prof. M. Violin
Hamburg
Haynstr. 13

[postmark:] || 3 VIENNA 60 | -9.1.31.17 | * 4d * ||

[letter]

Floriz, 1

As I told your sister Fanny, who was at our place the day before yesterday, it must be thus: I cannot sit down to write you a letter until I have cleared everything else from my mind; collectedness and devotion are conditions that should lead me to you … .

The economic troubles are unparalleled; my losses are no smaller than yours. Everyone who writes to me from afar complains! Brünauer – in his twenty-eighth year [with me]! 2 – was the very first who merely from the usual flaunting of his niggardliness had withdrawn from one of his two weekly lessons even last summer! That gave me a sharp pain, whose consequences I still feel. New pupils can hardly be expected: the [last] four years’ worth of youth, who today would be between sixteen and twenty years old, simply do not exist! 3 And who would want to study music, without any prospects!

{2} It is a devilish trait: the innate musical inadequacy of the world is joined by an economic one: man would like to lower himself to the level of beast, without realizing that this transformation will in the end threaten him with starvation and death, enticing though it may be as relief from intellectual or physical effort.

With regard to Weisse: that you were so kind as to go to Berlin, 4 and to write to me, are things that I shall treasure in my heart as signs of an ineradicable bonding of our souls and fates. He gave a talk at my place, a thoroughly excellent one. Already at home I have gained the impression that he has set aside all his hysteria about “progress” and is doing his best to remain faithful to his “Papa.” 5 He has even taken my advice not to look for absolute certainty, as he had been doing for years, but rather to express his wisdom {3} in just the way that he possesses it. That addiction to “certainty” (fear of subsequent disgrace) he referred to, very clumsily, as his “inhibition”; and since he spoke about it in connection with me – in front of me and also in front of others – we all had the impression that I was tyrannizing him he was blaming me for tyrannizing him . Today he defines the meaning of his “inhibition” almost cynically: “I used to have so many inhibitions; now I see that one can say anything and everything to people to their faces: as they speak, so too do I, without fear. Following the lines of my advice, it was therefore also a question of concealing from him (as I had hitherto done) the fact that, without exception each and every presentation of evidence is false. I praised him with the most genuine conviction since – and this is what it amounts to these days, for us all – the insight must be publicized, and proclaimed from every rooftop: that music has its own coherence, {4} whatever it may be and whatever it may be called – except that it is not what is taught in schools! And Hans has fulfilled this responsibility in the most excellent possible way: his formulations (which are, of course, also my own) were and are splendid; his language and its delivery are captivating, inspiring, inspired.

It was only the Invention in Eę major that he set in front of me, asking for help with it; and it turns out that he himself committed the very mistake that he accused Prof. Lorenz of having made. He erroneously had [identified the primary tone as] a Ą, which I corrected to Ć. Unfortunately, he was pressed for time and did not understand my little sketch,
[MUSIC EXAMPLE HERE]
[and] the expansion by the neighbor note c3, which holds back the course of events until finally the progression ąĂ arrives. He accepted the Ć but did not understand the bass, and created a real mishmash. 6

{5} Until now I had withheld my interpretation from Weisse. Was I not right to have done so? And now, too? No one observed the mistake; but the audience would have had something to listen out for, which they have as a result not heard. Oh, if only the time would return when I could, for example, at a table in a coffee-house, or at your place or mine, show you the relevant improvements in writing, as in the past!

My suspicions turned out to be correct. I am in no doubt that Weisse appealed to Furtwängler; now he will surely go to Berlin next year (in Vienna he has, unfortunately, no further prospects!). Furtwängler wrote to him from St. Moritz, to say that he had a meeting with Kestenberg, Schünemann, and Schreker at the beginning of January, where the offer of an appointment for Weisse would be on the agenda. Weisse is looking to him to find a permanent job (on account of his children, and also on account of {6} his advancing years); if he does not obtain an official position, he will go to America and there, with Warburg’s help, … . 7 I believe, however, that he will carve a path for himself in Berlin; with or without a position, he will establish a seminar. 8 (The cost of [enrolling in] a seminar is low, enabling a great number to take part.) He is thinking about a Schenker Institute, which would give employment to all who are currently homeless (as is, for example, also Dr. Salzer).

Now would be the time for me to let you in on another secret, but my eyesight is beginning to fail: I shall certainly not forget to return to it in my next letter … .

Let me add merely that the editor of Der Kunstwart {7} in Munich ([the journal] founded by Avenarius) enjoyed my “Miscellanea” so much that he filled nine pages with extracts from it. In Kiel, the Conservatory newsletter reprinted Tonwille 1 (1920). 9

Just now, at 9:30 in the morning, your letter arrived with the sensational news: what a surprise! Professor von Cube (Duisburg) should be considered ahead of Oppel; Vrieslander would be quite excellent for counterpoint and thoroughbass. [cued from lower margin:]It goes without saying that the “Urlinie” would be well covered by him; thus he is in fact the only one under consideration who will have an impact!![end cue] But you cannot found a school on the basis of giving due notice to these disciplines, to say nothing of devoting time and money to them. Perhaps Weisse will pitch in; that would be – hitting the bull’s eye! I fear that he will want to leave [Austria and Germany], specifically to earn money to provide for himself and his children. If you were here, I myself {8} would take the theory position, for the sake of our own secure footing. For – in the same post – a letter arrived from my solicitor, who is taking action against Mozio on account of 14,000 shillings, which I handed over to him in cash. I had been counting on this money when, amid difficulties with my eyes and under severe time pressure, I paid 7,000 shillings out of my own pocket for the printing of the third Yearbook! This was a betrayal of my Lie-Liechen who, however, did not bat an eyelid over it; an act of suicide!

Should I have killed myself on account of my eyes (just take a look at the music illustrations for the “Eroica” [article]!)?! Hertzka deceived me for a whole year. 10 Furtwängler learned of this directly from me, did all that he could, managed to get Breitkopf & Härtel at my disposal; but, owing to despair about my eyes I was already {9} committed to Drei Masken Verlag and feared – correctly, I am sure – that Breitkopf & Härtel would have held up the publication for years, on account of the current situation, and would cause me a great financial loss, in so far as I would not have been able to work on Free Composition . I expected that Furtwängler would have relieved some [?filthy rich] Berlin [?Jewess] of 3,000 marks, but he cannot do so. I must take care of it, until Mozio gives me back my money!

A veritable crucifixion, which has made me ill … . Keep the secret to yourself. I have at least managed to be able to continue work. For the eternal frictions with the publishing houses rob me of my life and work. In the last ten years {10} I have established the concept of “Urlinie,” published ten issues of Der Tonwille , three Yearbooks, and the Beethoven [piano sonata] collected edition, and prepared Free Composition . Who can compare his accomplishments with these? And finally, in addition to my work, I also had to give the world my life savings. For this reason, I would even today accept a position; I know, however, that this is not possible.

Vrieslander should be considered first of all. But 11 my most serious piece of advice is this: save yourself and your family, do not concern yourself with theory; leave {11} the class to some person who would teach the children in any old way – according to Thuille, or Riemann, or Richter: it makes no difference which one of these 12 – think only of yourself!

And if you are fortunate, which is something I wish from the bottom of my heart, then you may be so kind as to help me once more, with Free Composition , as you have so often done in the past.

What would I be today without the Yearbooks I–III? What would Weisse be? But to be freed from Hertzka, which in fact made it possible for me to work, is something for which I have you and the Hamburg gentleman to thank. 13

Vrieslander’s address, in any event, is:
{12} Locarno-Solduno
Villa Olga,
Ticino, Switzerland.

The best, the very best of luck!!! In the end, the skies will also brighten over all of us.


Best wishes and greetings to you and your lovely family
from Lie-Liechen and myself
Your
[signed:] H.

January 9, 1931

© Translation William Drabkin, 2015

Footnotes

1 Writing of this letter is recorded in Schenker's diary for January 9, 1931: “An Floriz (Br., 12 Seiten): über Weisses Vortrag; über mein wirklich heldenhaftes Eintreten für das Jahrbuch mit S. 7000 u. die Gründe, die mich dazu bestimmten: die Augen u. die Aussichtslosigkeit bei Br. u. H.” (“To Floriz (letter, 12 pages): concerning Weisse’s lecture; concerning my truly heroic intercession on behalf of the Yearbook with 7,000 shillings, and the reasons that made me do so: my eyes, and the hopeless prospect [of publication] by Breitkopf & Härtel”).

2 If, by this reckoning, Schenker means that Brünauer had been his pupil for 28 years until the summer of 1930, then his lessons would have commenced in the 1902/03 season. However, in his diary for December 1, 1927, Schenker uses the same figure to imply that Brünauer‘s pupillage with him went back to about 1899: “der Konflikt, den er nun ungefähr 28 Jahre mit seinem Geiz zu bestehen hat, spiegelt ihm das Mäzenatentum vor.” (“the conflict that he has had to survive with his vanity for about twenty-eight years deludes him into thinking that he is my patron.”).

3 Schenker is apparently writing off the four wartime years (1914–18) as a time when very few children were conceived, 1915 marking the first year in which few children were born on Austria. But he seems to have counted in the wrong direction from 1914: children who were born during the war would be between twelve and sixteen, not between sixteen and twenty.

4 Weisse gave two lectures at the Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin in December 1930, for which a trial run had taken place at Schenker’s apartment on December 5: see OJ 15/15, [50], November 30, 1930, from Weisse to Schenker, and OJ 14/45, [116], December 10, 1930, Violin to Schenker; see also Timothy L. Jackson, "Punctus contra punctus …," Journal of Schenkerian Studies iv (2010), pp. 87–186, esp. 115–17.

5 From the early 1920s, after completing his formal studies in composition, theory, and piano with Schenker, Weisse looked upon his teacher as his “spiritual father.”

6 Weisse used J. S. Bach’s Invention No. 5 in E-flat major, BWV 776, as the focal point of his Berlin lecture: see Timothy L. Jackson, "Punctus contra punctus …," Journal of Schenkerian Studies iv (2010), pp. 87–186, esp. 115–16.

7 The ellipsis suggests that Schenker believed Warburg to be enthusiastic about bringing Weisse to New York. Weisse was, in fact, to emigrate to the USA and take up a teaching post at the Leopold Mannes Music School in the autumn of 1931.

8 By “seminar” Schenker is probably thinking of a regular course of lectures, not a small group of active participants or an actual department of theory at some music school. But Schenker later talks about the prospect of a “Schenker Institute” under Weisse’s leadership.

9 Munich: The editor of Der Kunstwart at this time was Hermann Rinn. See Rinn’s correspondence with Schenker, e.g. OJ 13/25, [12], November 17, 1930.— Kiel: The Schleswig-Holsteinsche Hochschulblätter reprinted the lead article from Tonwille 1, "Von der Sendung des deutschen Genies." See Schenker’s scrapbook (OC, file 2), p. 80.

10 Schenker is referring to the article "Beethovens Dritte Sinfonie zum erstenmal in ihrem wahren Inhalt dargestellt," in Das Meisterwerk, iii (1930), 25–101, and specifically to the graphs that follow p. 121 (Eng. transl., pp. 10–68, where the graphs are incorporated into the text). — Read in context, this sentence suggests that, in spite of Schenker having broken with Hertzka over Der Tonwille, Universal Edition had been approached as a possible publisher of the study of the “Eroica” in monograph form, complementing Universal’s publication of Schenker’s monographs on the Ninth and Fifth Symphonies (1912, 1925).

11 Schenker has placed a large bracket around the last three lines on p. 10 and around the first four on p. 11 (“Aber … an dich!!” – “But … of yourself!!”), for emphasis.

12 That is, a quite ordinary teacher could be brought in to teach from one of the standard sets of theory books in use in the early 20th century.

13 Schenker is thinking of the generosity of Max Temming and of Violin’s untiring efforts to help with the sale and distribution of Der Tonwille in 1924, as a means of putting pressure on Hertzka at Universal Edition.

Commentary

Format
12p letter, Bogen format, holograph salutation, message, valediction, and signature + holograph envelope
Provenance
Violin, Moriz (document date-1956)--Heirs of Moriz Violin (1956-197?)--University of California, Riverside (197?--)
Rights Holder
Heirs of Heinrich Schenker, deemed to be in the public domain
License
All reasonable steps have been taken to identify the heirs of Heinrich Schenker. Any claim to intellectual rights on this document should be addressed to the Schenker Documents Online, at schenkercorrespondence(at)mus[dot]cam[dot]ac[dot]uk

Digital version created: 2022-02-24
Last updated: 2013-07-01